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giebt, wofür er als Compensation das Lehnrecht an dieser Stelle einschiebt. Et licet magna ex parte possessionum harum usus iure novissimo Justinianeo multoque magis hodierno sublatus sit, tamen quia absque harum intellectu leges plurimae tum in Pandectis tum in Codice explicari nequeunt, operae pretium erit secundum titulorum in hoc et sequenti libro occurrentium seriem hanc veluti per indicem tractare materiam. Quodsi sterilius quam par est operam huic antiquo iuri hac in parte a nobis navatam quis existimaverit, condonabit quodammodo, si id ipsum a nobis feudorum decimarum similiumque utili ac quotidiana tractatione ad calcem libri trigesimi octavi adiecta compensatum viderit. (1. c. p. 543.).

Noch weiter geht in dieser Richtung Leyser, bei dem in seinen Meditationes ad Pandectas die der eigentlichen bonorum possessio gewidmeten Titel einfach ohne eine Bemerkung übersprungen sind, und sich nur die Titel von der Collation (37, 6. und 7.), de obsequiis parentibus dandis (37, 15.) und ad 38, 1. statt der operae libertorum über die Dienste und Frohnden der deutschen Bauern (de operis rusticorum p. 1065-1097.) Erörterungen finden, worauf dann ad 38, 10. und 16. zur Intestaterblehre übergegangen wird 13).

13) Hiebei sagt dann Leyser rücksichtlich eines Falles, den

man aus dem Gebiete der b. p. unde liberi damals gewöhnlich noch für anwendbar hielt (p. 1105.): Permittit hoc nepoti 1. 3. c. unde liberi, non quidem de iure civili sed tamen praetorio. At nostra parum interest, quo iure id nepoti liceat, dummodo liVgl. ferner p. 1125: necesse itaque erit,

ceat.

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So findet sich denn auch bei Kreittmayr, auf Grund des Standpunkts des Codex Max. Bav., die ganze Lehre bis auf wenige Ueberreste bei Seite gelegt. G. 481. 482.:,,Ob aber auch solche (bonorum possessio) noch in usu seie, wird unter den Rechtsge lehrten stark controvertiert. Die Authores, welche so: wohl pro als contra usum huius materiae schreiben, siehe bei allegierten Stryk c. 4. §. 1. 2. Hertel §. 204. Unser Coder fällt mehr der lezteren als der ersteren Meinung bei, denn wenn man die einzige zwei Casus ausnimmt, welche unten §. 12. 13. vorkommen (ventris nomine und Carboniana), so bleibt von dem ganz zen iure praetorio entweder nichts mehr übrig, oder steckt wenigist schon unter der andern Successions-Ordnung, als welche iure moderno bereits dergestalt reguliert ist, daß man ermeldte bonorum Possessiones heut zu Tag leicht entbähren fan.“ Und Stupp sagt in seiner Dissertation: de fatis bonorum possessionum sub Imperatoribus post ICtos in Pand. excerptos. Bonn. 1793. „,quos de hac re consultos novi viros in ipsis rebus agendis exercitatissimos, hi ingenue fassi sunt, sibi huius rei exemplum datum non esse. Quod cum intolerabili iudicum ignorantiae adscribunt alii, ego de felicissimo hoc ignorantiae genere iuri, quo utimur, etiam atque etiam gratulari malo" 14).

obsoletum bonorum possessoris nomen revocari, quod et a quibusdam fieri animadverto. Dabei erkennt Leyser die practische Anwendbarkeit des Int. quor. bon. vollkommen an, p. 1111: „allerdings einen großen und zwar diesen Nußen daraus ziehen, daß sie ex Interdicto quorum bonorum in die Possession der Kohlhansischen Güter geseßet" u. f. w.

14) Vgl. meine Bon. Poss. I. Einleit. S. VIII.

7. Gegenüber dieser energischen Vertretung eines das römische Recht modificirenden modernen Gewohnheitsrechts 15) konnte es nicht fehlen, daß eine Reihe

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von Schriftstellern auf dem älteren bequemen Standpunkte verharrend, daß das römische Recht nun einmal in complexu in Deutschland recipirt sei, die vollständige Geltung des Instituts der bonorum possessio, so wie es nach Justinian's Bestimmungen im Corpus Juris vorliege, unverändert für Deutschland in Anspruch nahmen 16). Es wird genügen, die vom Hauptwortführer dieser Rechtslehrer, Stryk, in seinem Usus modernus Pandectarum zusammengestellten Gründe, über welche auch die anderen Schriftsteller nicht hinauskommen, namhaft zu machen (1. c. p. 1075-1081.):

Justinian hat in Nov. 118 den ordo succedendi in so weit geändert und erneuert, daß er die meisten Fälle, in denen olim die bonorum possessio necessaria war, seiner neuen Disposition einfügte und zu ius civile erhob. In Folge dessen sei der Zweifel erhoben worden, ob adhuc hodie aliquis bonorum possessionis usus supersit? Die Gegner betonten, daß durch die Nov. 118 das ius civile und praetorium in unam consonantiam redigirt und damit jenen Personen, welchen olim die bonorum possessio ge geben worden, genug geholfen sei. Weiter aber schreite

15) Wie troßdem Schirmer Erbr. S. 104. sagen kann: „Giphanius dürfte allerdings ziemlich der Einzige sein, der unter den deutschen Rechtslehrern der früheren Jahrhunderte in dieser entschiedenen Weise die b. p. für antiquiert erklärte," ist mir nicht verständlich. 16) Vgl. die Aufzählung der einzelnen Autoren bei Pet. Müller ad Struvium 1. c. p. 979. Nr. IV not. p. s. auch Müller Promtuarium 1. c. p. 699 nr. 24.

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Schilter, indem er sich (in der eben dargestellten Weise) auf ein deutsches Gewohnheitsrecht berufe. Dazu schiene noch zu kommen, daß in der Praxis der Name „,bonorum possessor" ganz unbekannt sei, und man sich für alle Succedirenden des gemeinsamen Namens „Erben“ bediene. Und daran schließe sich noch der Umstand, daß in den meisten Gegenden Deutschlands der ordo succedendi durch Statuten festgestellt worden, aus denen heutzutage die Succession allein zu beurtheilen sei.

Aber diese Gründe seien nicht hinreichend, um omnem usum bonorum possessionis zu negiren und von unseren Gerichten fern zu halten. Freilich sei die bonorum possessio wegen der Neugestaltungen der Nov. 115. und 118. jegt minus necessaria, aber in manchen Fällen sei das ius antiquum nicht immutirt, so daß man in diesen auf keine andere Weise zur Succession gelangen könne als iure praetorio. Es lasse sich nun allerdings einräumen, daß der Name bonorum possessio in der Praxis nicht gerade häufig sei, und man müsse namentlich zugeben (was behauptet wor den war), daß in den bei uns gebräuchlichen Ausdrücken „Erben und Erbnehmen“ nicht der Gegensaß von hereditas und bonorum possessio gemeint sei, — doch aber laffe sich sagen „ipsum nomen bonorum possessionis inusitatum non esse." Ferner solle nun nach Schilter unterschieden werden zwischen der bonorum possessio und dem remedium illam persequendi ex iure Praetorio, und jene sei von der hereditas nicht mehr unterschieden. Es ist merkwürdig, was Stryk hierauf antwortet: es gebe ja doch Fälle, wo man nicht anders als ex iure Praetorio succediren könne und fiele dies weg, so würde auch die Succession wegfallen; unde necessario usum peculiarem seorsim habere debet, qui

ipsam distinguat a civili successione tum ratione acquisitionis tum praescriptionis. Obgleich nun auch in Sachsen fast jede Provinz und Stadt ihr eigenes Erbstatut habe, so bedürften doch auch diese bisweilen der bonorum possessio, insbesondere der b. p. unde vir et uxor.

Aber auch sonst seien noch manche casus in singulis titulis demonstrandi, quibus adhuc hodie bonorum possessio est absolute necessaria. In dieser Hinsicht ist im Gegensaße zu der Zeit des Schneidewinus zu bemerken, daß man jezt auch Fälle herausgefunden zu haben glaubte, in denen noch die bonorum possessio unde liberi und unde legitimi necessaria sei (Stryk p. 1149, 1150, 1152.). Außer diesen Fällen der bonorum possessio fei aber, meint Stryf, überhaupt noch die bonorum possessio utilis: interdum consultius esse bonorum possessionem petere quam hereditatem. Citius haec conceditur, cum summarie hic procedatur, et faciliores probationes quam in hereditatis petitione admittantur, exceptiones vero, quae ultioris indaginis sunt, ad petitorium iudicium remittuntur. Zur Agnition der bonorum possessio genüge jeßt qualiscunque declaratio animi, also auch jeder in iudicio coram quocunque magistratu vorgenommene Act, der diesen animus kund thue, insbesondere auch Belangung eines Erbschaftsschuldners oder Anstellung der her. pet. possessoria. Nur müsse dieser Act nothwendig innerhalb der vorgeschriebenen 100 Tage geschehen. Eine causae cognitio sei bei der edictalis b. possessionis agnitio nicht nöthig, und daß sie zu Protokoll genommen werde, dafür müsse der Nachsuchende sørgen 17).

17) Schacher I. c. p. 330. 339. entwirft auch gleich ein

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