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tude ist in beiden Reihen dieselbe. Um den Grund dieser Abweichungen aufzuklären, habe ich, da das Rüppel'sche Reisewerk keine Angabe über die gebrauchten Barometer und die Reductionselemente enthält, das in der Frankfurter Stadtbibliothek befindliche handschriftliche meteorologische Tagebuch des Reisenden eingesehen. Daraus entnahm ich, dass das angewandte Barometer Nr. 1 ein Rohr von 2,3 Par. Lin. lichter Weite hatte und seine beiden Barometer solche,,mit schwimmendem Niveau und einer mit Nonius versehenen Scale" waren, mit einer Angabe von 0,1 Par. Lin. Eine anfänglich bemerkte kleine Differenz zwischen den Ständen beider Instrumente giebt zu folgender Bemerkung Veranlassung: ,,Später bemerkte ich, dass der vermuthete Fehler am Index des schwimmenden Niveau's bei Nr. 1 von der Reibung desselben veranlasst war und man mit gehöriger Vorsicht findet, dass beide Instrumente vollkommen übereinstimmen, wenn man nur Acht giebt, dass diese Reibung keine Einwirkung auf das Schwimmen des Niveau's hat". Es scheint mir hieraus hervorzugehen, dass die beiden Instrumente Gefässbarometer nach der Einrichtung von Suckow waren (Suckow, die barometrische Hypsometrie, Darmstadt 1843; s. auch Marbach-Cornelius, Physikalisches Lexikon, Bd. I, S. 683). Die von Mädler ausgeführte Reduction bezieht sich auf die Temperatur des Quecksilbers und der Scale, sowie auf die Capillarität. Die Die im Reisewerk Capillaritäts-Correction beträgt 1,3 mm.

abgedruckten Zahlen sind, soweit ich sie nachgerechnet habe, völlig correct. Der Beobachtungspunkt lag nur 5 Fuss über der Meeresfläche. Bei den englischen Beobachtungen ist das mittlere monatliche Maximum und Minimum (91⁄2 und 3h), in englischen Zoll auf 3 Decimalstellen angegeben, und zwar mit der Bemerkung,,corrected and reduced to 32° Fahrenheit". Wenn sich das ,,corrected" auf die Capillar-Correction und die Reduction auf die Meeresfläche bezieht, die in Zulla sehr unbedeutend ist, dann bleibt die Differenz der Barometerstände zwischen diesen und den Rüppel'schen Beobachtungen unaufgeklärt; ist dagegen die Capillar-Correction bei ersteren verabsäumt, so wird die Differenz auf weniger als 1 mm herabgedrückt.

Ich habe für die Berechnung der nachfolgenden Beobachtungen das Mittel aus den Rüppel'schen und den englischen Angaben genommen, und für die verschiedenen Tagesstunden je nach Erforderniss die Luftdruckwerthe durch Interpolation gebildet.

Die Resultate, die ich auf Grundlage von Massaua aus Dr. Junker's Aneroïdablesungen während seiner Reise längs des Barka von Suakin über Dunguaz nach Kassala und zum Atbara abgeleitet habe, sind weniger zuverlässig als die aus seinen übrigen Beobachtungen früher erhaltenen. Der Gründe sind mehrere. Ausser dem Mangel wirklich gleichzeitiger Beobachtungen an der Küste ist es vor Allem die bedauerliche Gewohnheit des Reisenden, an bekannten Orten seine Instrumente niemals abzulesen, sondern damit erst unterwegs zu beginnen, so dass der Stand der Instrumente selbst der oberflächlichsten Controle entbehrt. Im Ganzen scheint sich der Stand des abgelesenen Aneroïds, der bei der Verification in Alexandria im Januar 1876 fast = 0 war (s. Jahrg. 1880, S. 184), bis zum Antritt der Reise von Suakin aus im Anfang März desselben Jahres nur wenig geändert zu haben. Ein zweiter Grund ist der Mangel an

ausreichenden Bestimmungen der Lufttemperatur; ein dritter die bedeutende, ihrem Betrage nach aber ganz unbekannte Temperatur-Correction des Instrumentes. Das Aneroïd, das am 22. März um 1 Uhr 20 Min. bei 38° Lufttemperatur 707 mm zeigte, gab am folgenden Morgen 7 Uhr bei 19° einen um 7 mm höheren Druck. Die entsprechende Höhenschwankung beträgt 84 m! In Fällen so starker Schwankungen der Ablesung vom Nachmittag bis zum nächsten Morgen habe ich der Morgenbeobachtung das dreifache Gewicht gegenüber der vom Nachmittag gegeben. Leider ist nur an 6 Orten das Aneroïd Abends und Morgens abgelesen worden.

Die gleichzeitig bearbeiteten hypsometrischen Beobachtungen W. Munzinger's stammen aus dem Jahre 1864 und sind schon in Peterm. Mitth. 1864, S. 393, erwähnt. Das zugehörige Itinerar hat leider nicht mehr aufgefunden werden können und auch von den hypsometrischen Beobachtungen ist nur ein Abklatsch auf Copirpapier vorhanden, worauf einige Namen und Zahlen unleserlich waren. Eine Beobachtung in Ain habe ich weggelassen, weil sie Ende Juli angestellt ist, für welche Zeit es an der Kenntniss des Luftdrucks in Massaua fehlt. Die Beobachtungen sind angestellt mit einem Thermobarometer von Fastré in Paris von willkürlicher Theilung.

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Der Scalentheil 394,4 entspricht 100,05° C. nach Angabe des 367,0 "7 98,53 1 Manuscripts. Lufttemperaturen fehlen grösstentheils, wegen Verlustes des Thermometers bald nach Anfang der Reise. Mit Ausnahme der beiden letzten Beobachtungen sind alle im Februar und März angestellt und mit dem Mittel aus den Monatsmitteln dieser beiden Monate in Massaua berechnet. Bei Keren habe ich mir eine Änderung erlaubt. Die Ablesungen am 15. und 21. Februar heissen im Manuscript 303 und 305, deren Mittel 304 eine Höhe von 1586 m ergebe. Unter Annahme eines Lesungsfehlers von 10 Theilstrichen erhält man die Zahl 1407 m, die mit den aus späteren Aneroïdmessungen Munzinger's abgeleiteten (Peterm. Mitth. 1872, 205) 1424 und 1414 m, sowie auch mit der aus Kinzelbach's Beobachtungen sich ergebenden besser übereinstimmt. Die Resultate der Munzinger'schen Beobachtungen giebt nachfolgende Tabelle:

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Was nun die Übereinstimmung der von mir berechneten Zahlen unter sich und mit anderen Messungen betrifft, so kommen überhaupt nur noch die Kinzelbach'schen Barometerbeobachtungen in Betracht, welche Kreil berechnet und im Ergänzungsheft 13 zu Peterm. Mitth., S. 32 ff., bekannt gemacht hat. Dieselben sind auf Keren und Kassala als Grundstationen bezogen worden; die Höhen dieser beiden Punkte wurden aber durch directen Vergleich mit Kairo ermittelt, da dem Berechner die Rüppel'schen Beobachtungen, wie es scheint, unbekannt waren. Ich habe nun Keren von Neuem mit Zugrundelegung von Rüppel's Zahlen für Massaua berechnet und finde 1461 m (gegen 1452 Kreil's). In Kassala hat Kinzelbach zufällig in denselben Wochen beobachtet, auf welche sich auch Cook's Beobachtungen in Zulla beziehen. Ich habe deshalb das Mittel seiner LuftdruckBeobachtungen im Januar und Februar 1862 (710,8 mm) einmal verglichen mit dem Januar-Februarmittel für Massaua, wie es sich als Mittel aus Rüppel's, Cook's und den Schiffsbeobachtungen in der Annesley-Bai ergiebt; das zweite Mal mit dem Januar - Februarmittel für Chartum nach Hann (Peterm. Mitth. 1875, 346). Die erhaltenen Zahlen 612 m und 571 m deuten an, was schon bekannt ist, dass der Gang des Barometers in dem continentalen Chartum ein anderer ist als an der Küste; ob nun Kassala mehr an dem Continentalklima oder mehr an dem Küstenklima theilnimmt, bleibt vorläufig unentschieden. Da es ziemlich in der Mitte beider Orte liegt, ist es am rationellsten das Mittel beider Zahlen als der Wahrheit am nächsten kommend anzuneh

men, also 592 m 1822 Par. Fuss, nur wenig grösser als Kreil's Zahl (1803 P. F.). Wie nun die viel kleinere Munzinger'sche Zahl 515 m (mit Massaua berechnet 518, mit Chartum 511) zu erklären ist, bin ich leider ausser Stand zu sagen. Nach Junker's Aneroïd läge die dortige Gegend höher, Chaschm el girba 636 gegen 465 m bei Munzinger; Junker's erstes Lager westlich unweit Kassala 657 gegen Munzinger's Höhe von Kassala 515 m. Für Sabderat fand Junker dieselbe Höhe wie Munzinger für den viel weiter oberhalb am Gebel Fetahadj gelegenen Beobachtungspunkt. Junker's Beled Gandoschi mit 882 m ist Munzinger's Kanroshi mit 784. Junker's Daga ist Munzinger's Damer Saga (eigentlich Dsaga), die Höhen sind 718, beziehungsweise 646 m. Nahezu dieselbe Differenz (584, bez. 503 m) haben die Höhen für Dunguas. Man muss daraus schliessen, dass Junker's

Aneroïd eine im Verlauf der Reise wachsende Standänderung im Sinne zu niedriger Druckablesung erlitten hat; denn ein Thermobarometer bietet viel mehr Garantie der Unveränderlichkeit als ein Aneroïd, und dass sich Junker's Instrumente im Laufe seiner Reisen stark verändert haben, habe ich schon früher ausgesprochen (s. Jahrgang 1880, S. 90). Munzinger's Höhe von Doqa stimmt sehr gut mit der von mir aus Pruyssenaere's Messung abgeleiteten (632 m; s. Peterm. Mitth., Ergänzungsheft 51, S. 34), auch die Zahl für Suq Wold Abu Sin verträgt sich gut mit des letzteren Messung des südwestlich und tiefer gelegenen Qomr Meskinal (552 m). Unter diesen Umständen gewinnt die Annahme an Wahrscheinlichkeit, dass auch Munzinger's Zahl für Kassala richtiger ist, als die Kinzelbach'sche, obwohl diese auf mehrwöchentlicher Beobachtung basirt. Kinzelbach theilt nämlich selbst mit (Erg.-Heft 13, S. 35), dass sein Barometer Quecksilber verlor, in Kassala zwar wieder brauchbar gemacht, aber erst in Chartum vollständig hergestellt und luftleer gemacht wurde. Es gehört nur ein geringer Luftgehalt des Vacuums dazu, um die um 80 m grössere aus Kinzelbach's Beobachtungen sich ergebende Meereshöhe zu erklären. Ich bin deshalb geneigt, die Munzinger'schen Resultate durchweg für die zuverlässigsten zu halten. Aus allem geht aber hervor, dass die Hypsometrie des ganzen Gebietes noch sehr ungenügend ist und längere Beobachtungsreihen, namentlich in Kassala dringend wünschenswerth sind.

Um nun definitive, in die Karte einzutragende Zahlen zu erhalten, habe ich angenommen, dass Junker's Aneroïd vom Anfang März an gleichmässig täglich um 1/4 mm zurückgegangen ist. Man erhält dann für die 3 gemeinsamen Punkte:

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Europa.

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Geographischer Monatsbericht.

Professor Dr. O. Delitsch's Wandkarte des Königreichs Sachsen" hat in einer dritten Auflage (Leipzig, bei J. C. Hinrichs, 1880. Preis 16 M.) ein so wesentlich anderes Aussehen bekommen, dass sie mit einigem Recht als ganz neue Karte auftreten könnte. Während früher die Ortsnamen nur durch die Anfangsbuchstaben angedeutet waren, sind sie jetzt für sämmtliche, auch die kleinsten Orte voll ausgeschrieben, so dass die Karte vollkommen die Dienste einer topographischen leistet, dabei aber aus einiger Entfernung betrachtet, immer noch den Charakter der Wandkarte bewahrt, besonders durch die grosse Schrift der Haupt

namen und die kräftige Haltung der Situationszeichnung. Ausserdem ist die Terrain-Darstellung eine andere geworden. Die Höhenschichten sind mit neuen Platten in der Weise gedruckt, dass sie bis zu 400 m die Höhen von 100 zu 100, später von 200 zu 200 m durch mit der Höhe dunkler werdende Schattirungen eines braunen Tones unterscheiden, auch findet man daneben eine Menge Höhenzahlen eingetragen. In der That gewährt jetzt die Karte ein plastisches Bild, zumal sie nicht mit den politischen Grenzen des Kö nigreichs abschliesst, sondern in voller Ausführung südwärts bis zum Eger-Thal, westwärts bis zur Saale &c. ausgedehnt ist. Bei dem beträchtlichen Maassstab von 1:144 000 ge

winnt die Karte dadurch dei stattliche Grösse von 1,92 m Breite und 1,43 m Höhe. Nebenkarten enthalten die Pläne von Dresden und Leipzig, sowie eine Übersicht des Flussgebietes der Elbe.

Durch ein sehr freundliches Äussere spricht die „Kaart van Breda en omstreken" an, die von M. van Meurs in 1:50 000 gezeichnet, bei P. B. Nieuwenhuys in Breda erschienen ist (Preis 2,10 M.). Sie reicht bis Geertruidenberg, Gilze, Chaam, Etten &c. und geht derart ins Detail, dass jedes Haus, jeder Graben, das vollständige Wegenetz angegeben sind. Gewässer blau, Wald und Viehweiden grün, Heiden rosa, Strassen und Häuser karmin.

Asien.

Ch. M. Doughty veröffentlicht im „Globus" (XXXIX, 1881, No. 1 und 2) die Karte und kurze Beschreibung von der Pilgerstrasse, welche von Damaskus nach Medina führt und die er Ende 1876 bereiste, und knüpft daran einige vorläufige Notizen über seine ferneren ausgedehnten Reisen in Arabien, die ihn u. A. nach Teima, Schammar, Cheibar, Bereida und Aneisi in Nedschd und von da nach Dschidda führten.

Ein Prachtwerk ersten Ranges nannten wir Emil Schlagintweit's ,,Indien in Wort und Bild" schon Angesichts der ersten Lieferungen. Jetzt, wo der erste Band vollendet und noch einige Lieferungen des zweiten vorliegen (Leipzig bei H. Schmidt & C. Günther), finden wir unsere Erwartungen, was die künstlerische Seite anbetrifft, in vollstem Maasse erfüllt, und hinsichtlich des Textes übertroffen. Die 228 Illustrationen des ersten Bandes, worunter 56 die ganze hohe Quartseite einnehmen, sind nicht nur gute, grossentheils vortreffliche Holzschnitte, sondern nach Gegenstand und Auffassung gut ausgewählt und meistens neu. Jeder Beschauer wird sich durch sie gefesselt fühlen, mag er nun mehr der tropischen Natur, oder den Physiognomien, Costümen, Geräthen, Behausungen der verschiedenen Völkerschaften, oder den eigenartigen, bald barocken, bald märchenhaft schönen Bauten Interesse entgegen bringen. Und wenn er, angeregt durch die überaus mannigfaltigen Formen jener fremden Culturwelt, Aufklärung im Texte sucht, wird ihn der Reichthum des Gebotenen, die aus eingehender Literaturkenntniss hervorgegangene vollkommene Beherrschung des Gegenstandes überraschen, da man bei einem Bilderwerke in der Regel keinen gelehrten Text erwartet.

Die Gelehrsamkeit zeigt sich allerdings hier nicht in dem Anhäufen von Thatsachen und dem Prunken mit Citaten; der Verfasser ist weit über den Standpunkt der blossen Compilation hinaus zur freien Gestaltung seiner aus ernsten Studien gewonnenen Anschauungen vorgeschritten. Wir kennen kein anderes Werk, welches sich in ähnlicher Weise dazu eignete, als angenehmer und zuverlässiger Führer für die Wunderwelt Indiens zu dienen. Hoch steht es über den vielgepriesenen Bilderbüchern, die heutzutage als Reisewerke von grosser Bedeutung auf den Markt gebracht werden, aber weder inhaltlich noch künstlerisch einem einigermaassen geläuterten Geschmack behagen können. Der erste Band behandelt Bombay, Völker und Kasten, die Felsentempel, das Dekhan, Haidarabad, Madras, die Nilgiris, das Christenthum in Indien, die Religion der Hindus, Orissa, Bengalen und Behar, für den zweiten Band bleiben daher

noch Hindostan, das Pandschab, die Vasallenstaaten von Central-Indien und Radschputana, sowie die Grenzgebiete im Himalaya und gegen Afghanistan.

Gelegentlich eines Vortrags über die Ostgrenze von Tibet, den Abbé Desgodins am 1. December 1880 in der Asiatic Society of Bengal zu Calcutta hielt, sprach er seine aus Erkundigungen gewonnene Überzeugung von dem Zusammenhang des Sanpo mit dem Brahmaputra aus. Dabei erwähnte General Walker, Chef der indischen Landesvermessung, er beabsichtige, diesen Zusammenhang dadurch zu prüfen, dass er gezeichnete Holzblöcke den Sanpo hinab flössen lassen wolle.

Als eine Frucht seiner Pamir-Expedition von 1877-79 hat Dr. Sewertzow eine Karte der Flugbahnen, welche die Zugvögel in Central-Asien, namentlich in Fergana und dem Pamir innehalten, nebst ausführlichem, die physische Geographie des Gebietes vielfach beleuchtendem Text ausgearbeitet (Bulletin de la Société imp. des Naturalistes de Moscou, 1880, No. 2).

In Bezug auf das sogenannte neutrale Gebiet zwischen China und Korea schreibt uns Herr Prof. Ratzel in München Folgendes: In Ihrer neuesten ,,Bevölkerung der Erde" (Jahrg. VI, 1880) schlagen Sie den früher neutralen Grenzstrich zwischen China und Korea zu letzterem und stützen sich bei dieser Neuerung auf die Thatsache, dass Bischof Ridel, als er 1878 aus seiner koreanischen Gefangenschaft nach China zurück transportirt wurde, erst in der chinesischen Stadt Fu-hoang-schang von seinen koreanischen Begleitern den chinesischen Behörden übergeben worden sei; ferner darauf, dass Ridel berichtet, es besitze die koreanische Regierung auf diesem Striche mehrere Häuser. Dieser Zuweisung widerspricht aber nicht nur im Allgemeinen die selbstbewusste und egoistische Politik, welche China immer gegen seine schwächeren Nachbarn befolgte, sondern auch die praktische Nothwendigkeit, welche die Chinesen mit Begierde nach jeder Quadratmeile unbesiedelten Bodens greifen lässt. Erlauben Sie mir, eine amtliche Mittheilung hier zu reproduciren, welche geeignet ist, das eben Gesagte zu bestätigen. Am 18. Sept. 1877 brachte die Pekinger Staatszeitung einen Bericht aus dem fraglichen Gebiet, welcher in anglo-chinesische Blätter überging und speciell aus dem ,,North China Herald" mir zur Kenntniss kam. Darin hiess es, dass die (chinesische) Regierung Jahre hindurch vergebliche Versuche gemacht habe, diesen vertragsmässig unbevölkert zu haltenden neutralen Strich zu „klären", dann aber, als diess sich unmöglich erwies, ihn zu organisiren und vor Allem das Räuberwesen zu unterdrücken, welches in demselben unter dem Schutze der Neutralität, wie anderwärts, sich festgesetzt und üppig entwickelt hatte. Nun, sagt der Bericht weiter, wendet sich die eingewanderte Bevölkerung von selbst der Richtung zu, von wo die Verbesserung ausstrahlt. Land wurde ausgetheilt (nach Ridel verkaufte es die chinesische Regierung, was ebenfalls gegen die koreanische Souveränetät spricht), Bezirke abgegrenzt, Beamte ernannt, ummauerte Städte angelegt, und einige Kasernen und Gerichtsgebäude sollten in Angriff genommen werden. Soweit die Mittheilungen dieses Berichtes, welche offenbar dieses Gebiet ganz wie irgend einen anderen Theil des chinesischen Reiches behandeln. Mit Sicherheit lassen dieselben erkennen, dass China diesen Grenzstrich als sein

betrachtet und ganz in chinesische Verwaltung genommen hat. Die Thatsache, das Ridel erst in einer weiter zurückliegenden Stadt den Chinesen übergeben wurde, erklärt sich daraus, dass die Koreaner den Auftrag gehabt haben werden, denselben nur einer höheren Behörde auszuliefern. Das ist bei dem formalen Charakter der Koreaner und ihrem ausserordentlich strengen Instanzenzug, wie ihn alle Berührungen der Europäer mit ihren Behörden auch in den letzten Jahren wieder kennen gelernt haben, nur natürlich. Die Häuser aber, welche Korea dort noch besitzen soll, können recht gut als Enclaven auf chinesischem Boden verstanden werden". Wir hätten hiernach das vormals neutrale Grenzgebiet, nach unserer Berechnung 13882 qkm gross, nicht zu Korea, sondern zu China zu rechnen.

Auf der Insel Sachalin wird Poliakow im Auftrag der Kaiserl. Russischen Geogr. Gesellschaft eine Forschungsreise unternehmen.

Das Generalstabsbureau des japanischen Kriegsministeriums hat die Herstellung einer neuen Karte von Japan begonnen. Der unter Verwaltung des Tokio fu stehende District ist bereits beendet, Beamte zur Einziehung der erforderlichen Nachrichten sind nach dem Kanagawa-, Tschiba-, Saitama- und Ibaraki-ken gesendet worden, und je 15 Beamte sollen nach allen anderen Ken zu gleichem Zwecke geschickt werden.

Krankenhäuser gab es in Japan vor Beginn seines Verkehrs mit dem Ausland nicht, wenn man das in Nagasaki von holländischen Ärzten errichtete und von japanischen Studenten besuchte ausnimmt. Wie aber in vielen anderen Beziehungen, so hat Japan auch in dieser Hinsicht rasch die Einrichtungen des Auslandes angenommen, so dass es Ende 1878 bereits 159 Spitäler zählte. Davon werden 12, meist für Armee und Marine bestimmt, von der Centralregierung, 112 von Localbehörden und 35 aus Privatmitteln erhalten. Tokio hat 6, der Kanagawa-ken 7, der Hiogo-ken 12, der Shidsuoka-ken 6, der Nagano-ken 6, der Fukushima-ken 8, der Iwata-ken ebenfalls 8 Krankenhäuser, dagegen besitzen manche grosse und wichtige Districte nur ein oder zwei. In fast allen waren fremde Ärzte angestellt, doch werden sie mehr und mehr durch einheimische ersetzt. Ausschliesslich für Geisteskranke bestimmte Anstalten giebt es in Japan noch nicht.

Eine Karte der Provinz Zambales auf der Insel Luzon von M. Ferreiro in 1:1 000 000, mit einer Beschreibung dieser Provinz von D. Fr. Cañamaque enthält das „Boletin de la Soc. geogr. de Madrid", 1880, No. 4 und 5. Beides ist dem kleinen Buch von Fr. Cañamaque,,Las Islas Filipinas" (Madrid 1880) entnommen und bildet entschieden den werthvollsten Theil desselben, das mit Recht das Motto ,,de todo un poco" gewählt hat.

,,In Ihrer Bevölkerung der Erde" (Jahrg. VI)", so schreibt uns Herr Prof. Blumentritt in Leitmeritz,,,erwähnen Sie, dass Ihnen die Lage der Provinz Nueva Guipúzcoa auf den Philippinen nicht bekannt sei, weshalb ich mir die Freiheit nehme, Ihnen Folgendes mitzutheilen: Durch zwei Decrete (27. Februar 1847 und 29. Januar 1848) formirte der Generalcapitän der Philippinen Clavería aus den südlichen Theilen der Provinz Caraga auf Mindanao den District Nueva Guipúzcoa, dessen Hauptort Davao wurde. Die alte Provinz Caraga verlor damals auch andere Theile ihres

Gebietes und der Rest wurde in die zwei Districte Bislig und Caraga zerlegt. Im Jahr 1850 wurde Nueva Guipúzcoa Provinz und später gebrauchte man diesen Namen nicht blos für die heutige Provinz Davao, sondern auch für den District Caraga. Sie halten die ,,dem Civilgouvernement nicht unterworfenen und keinen Tribut zahlenden" Eingeborenen der Philippinen für unabhängige Leute. Gestatten Sie mir diess zu berichtigen. Nicht unterworfene Landschaften oder Districte, welche an das Gebiet unabhängiger Stämme grenzen, werden unter militärische Verwaltung gestellt (gobiernos politico y militar) und deren neu unterworfene Bewohner von der Zahlung der Kopfsteuer (,,tributo") befreit, um sie an die spanische Herrschaft zu gewöhnen. Die unabhängigen Eingeborenen werden in den Censuslisten nie geführt, sie werden Indios Infideles oder Cimarrones oder Remontados (letztere sind Flüchtlinge) genannt".

Afrika.

Die Anstrengungen der Franzosen, vom Senegal aus den Zugang zum Niger zu gewinnen, haben ein ConcurrenzUnternehmen Englands hervorgerufen. Am 25. Dec. 1880 schifften sich Lieutenant Dumbleton und Militärarzt Browning in Liverpool nach der afrikanischen Westküste ein, um von der Gambra-Mündung in das Niger-Thal, womöglich bis Timbuktu zu gehen und Handelsverbindungen desselben mit den englischen Niederlassungen, an der Küste anzuknüpfen. Die Expedition wird von den englischen Behörden unterstützt.

Gessi-Pascha hat nach Vernichtung Siber's und seiner Banden begonnen, die Production des Bahr-el-Ghasal-Gebietes zu entwickeln. Er schreibt an Dr. Schweinfurth (Österr. Monatsschrift für den Orient, 15. Dec. 1880): „Dieses Jahr habe ich über tausend Centner Kautschuk und gegen tausend Centner Tamarinde sammeln lassen. Im nächsten Jahre hoffe ich mehr als 4000 Centner Tamarinde auftreiben zu können. Ausgezeichnete Versuche habe ich mit dem Anbau von Baumwolle gemacht. Die Chartumer Compagnien unterhielten früher im Bahr-el-Ghasal-Gebiete 8000 bewaffnete Araber resp. Nubier, und der gesammte Elfenbeinertrag, den sie vermittelst Pulver und Blei zu erzielen wussten, belief sich im Jahr auf 1600 bis 1700 Centner. Ich besitze nur 280 Araber, welche am Bahr-el-Ghasal und bei den Niamniam in den Dörfern vertheilt sind, so dass manchmal nur drei Araber auf ein Dorf kommen. Dennoch erhielt ich in diesem Jahre an die 4000 Centner Elfenbein, ohne dabei irgend welche Pression auf die Leute ausgeübt zu haben".

Die Karte von General Purdy Pascha's Expedition von Dara nach den Kupferminen Hofrah-en-Nahass in Dar Fertit ist in grossem Maassstab veröffentlicht im ,,Bulletin de la Soc. khédiviale de géographie" (No. 8, Mai 1880). Hofrah oder Höfrah (Heufrah auf der französischen Karte) liegt nach Purdy mile südlich vom Bahr-el-Fertit in 9° 48' 23" N. Br. und 24° 5' 38" Östl. L. v. Gr. Einen Kilometer südwestlich von dem Dorf befinden sich die berühmten Kupferminen. Der Erzgang erstreckt sich von Nordwest nach Südost und ist auf eine weite Strecke sichtbar, da er ca 2 Fuss über die Oberfläche des Bodens emporragt. Die Arbeiter haben einen Graben von ca 500 Fuss

Länge, 50 F. Breite und 8 bis 10 F. Tiefe gezogen und beuten nur die reichsten Theile des Erzganges aus.

Hofrath G. Rohlfs, der bekanntlich auf einer Mission zum Negus von Abessinien begriffen ist, schreibt uns aus Massaua: Massaua hat sich sehr verändert. Ich war das letzte Mal zwar nur auf einige Stunden hier, aber damals gab es nur zwei Gebäude, welche man Häuser nennen konnte das des Pascha und das Munzinger's. Jetzt giebt es eine Menge grosser steinerner Häuser, von denen das beste das ist, welches M. Raffray, der bekannte Reisende und Naturforscher, jetzt französischer Consul hier, bewohnt. Das Gouvernements-Gebäude befindet sich auf Tul-el-Hut, und dort, wo auf der Karte in Petermann's Mittheilungen, Jahrgang 1867, Tafel 14, Hemprich's Grab angegeben wird, erhebt sich ein ägyptisches Fort. Ich habe noch nicht ausfindig machen können, ob man unseres Landsmannes Grab respectirt hat oder ob es verschwunden ist. Das Letztere ist wohl das wahrscheinliche. Massaua dürfte kaum mehr als 2000 Einwohner haben 1), mit Arkiko, Mukullu, Huttumlu, Tul-el-Hut aber ca 5000. Ausserdem liegen hier und in der Umgegend jetzt einige tausend Soldaten. Suez, wo ich längere Zeit auf einen nach Massaua fahrenden Dampfer warten musste, hat bedeutend verloren. Es zählt jetzt kaum noch 5000 Einwohner, und bei der eigenthümlichen Ausmündung des Kanals dürfte es sich auch nie wieder erholen. Im Gegentheil, in der Nähe der Ausmündung wird wohl mit der Zeit eine neue Stadt entstehen. In Abessinien ist Alles ruhig. Dem Negus ist es seit Kurzem gelungen, das äthiopische Reich wirklich zu einen, und thatkräftig wie er ist, geht sein Bemühen jetzt dahin, das Land von den Wunden des dreissigjährigen Krieges zu heilen. Den protestantischen und katholischen Priestern verwehrt er absolut den Eingang in Abessinien, weil er behauptet, sein Volk sei christlich und er habe selbst genug Priester. Todfeind der Mohammedaner, kann er nicht begreifen, dass Christen in mohammedanischen Diensten stehen".

Bei Assab am afrikanischen Ufer des Rothen Meeres haben die Italiener vor Jahren eine Strecke Landes erworben und neuerdings thatsächlich in Besitz genommen; das Haus Rubattino hat dort eine Factorei,,Buja" errichtet, Magazine angelegt, Hafenbauten in Angriff genommen, auch durchstreiften die Naturforscher Beccari, Doria und Professor Sapeto auf einigen Landexcursionen die Umgegend. Über alles diess finden wir ausführliche und reichhaltige Nachrichten in dem October-Heft des ,,Bolletino della Società geogragrafica italiana" mit einer Anzahl Abbildungen und drei vortrefflichen Specialkarten: die Bai von Assab mit ihren Inseln in 1:60 000, Plan der italienischen Station Buja in 1:2000, Karte der Umgegend von Assab in 1:174000 mit den Routen der genannten Reisenden und mit der Grenze des italienischen Gebietes.

Eine Kartenskizze der Route, welche Cadenhead, Burdo und Roger 1880 von Bagamoyo nach Unjanjembe bereist haben und die in einigen Theilen, besonders in Ugogo, von Cambier's Route etwas abweicht, ist mit Burdo's Aufzeichnungen darüber, sowie mit Popelin's meteorologischen Beobachtungen zu Karema vom Januar und Februar 1880 im

1) Nach dem officiellen,,Essai de statistique générale de l'Egypte, 1879" zählte Massaua im Jahr 1877: 2744 Bewohner. E. B. Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1881, Heft II.

,,Bulletin de la Soc. belge de géographie" (1880, No. 5) publicirt.

Aus den Briefen, die in letzter Zeit bei der Afrikanischen Gesellschaft eingelaufen sind, theilte Dr. Nachtigal in der Sitzung der Gesellschaft für Erdkunde am 8. Januar mit, dass die deutsche ostafrikanische Expedition unter Hauptmann v. Schoeler, zusammen mit der belgischen Expedition, am 17. October 1880 zu Tabora in Unjanjembe angelangt ist und über den Ort, an welchem die deutsche Station errichtet werden soll, sich mit den Belgiern berathen wollte. Es sei dabei erwähnt, dass die aus englischen Blättern auch in unseren Monatsbericht übergegangene Nachricht, der Sultan von Zanzibar habe eine militärische Expedition unter Mathews gegen den König Mirambo ausgeschickt, eine voreilige war. R. W. Felkin, der bekannte Arzt der englischen Uganda-Mission, welcher im Sommer vorigen Jahres die Uganda-Häuptlinge von England nach Zanzibar zurückbegleitete und im December wieder in England anlangte, schrieb uns am 22. Decbr.: „Ich war überrascht, in Ihrem Monatsbericht zu lesen, dass der Sultan eine Expedition abgeschickt habe, um Tabora zu schützen und Mirambo zu beugen. Die kleine Expedition unter Mathews war lange vor dem Eintreffen der Nachricht von Carter's Tod zum Abmarsch bereit und ging nur 200 miles landeinwärts bis Momboia, zur Übung der Soldaten; vielleicht wird später noch eine Abtheilung folgen, um weiter landeinwärts eine Station zu errichten. Wollte der Sultan auch seine gesammten Streitkräfte aussenden, so zweifle ich doch, dass er etwas gegen Mirambo ausrichten könnte. Capt. Mathews hat zwar mit sehr schlechtem Material Grosses geleistet, aber eine viel zahlreichere Truppe an harte Arbeit gewöhnter Soldaten würde erforderlich sein, um einen so starken Feind zu bekriegen. Es wird nie ein sicherer Weg in's Innere gewonnen werden, bevor eine ordentliche Strasse mit gutarmirten Stationen von 60 zu 60 miles angelegt ist. Bis dahin werden Geldmittel und Menschenleben umsonst vergeudet. Warum unterzieht sich Niemand dieser grossen Aufgabe?" Erst in einem Briefe vom 10. Januar d. J. schrieb er: „Ich höre soeben von Zanzibar, dass der Sultan jetzt gegen Mirambo zu Felde zieht und zu diesem Zwecke alle Volksstämme der Küste aufgeboten hat. Ich wusste, dass er allein nicht stark genug sei. Da der Krieg nach einheimischer Art geführt wird, müssen wir erwarten, dass das ganze Land bald ein weites Schlachthaus sein wird, aber ich zweifle, ob bei alledem Mirambo geschlagen wird. Vor dem Bau einer guten und sicheren Strasse nach den Seen ist etwas Erspriessliches zu thun unmöglich".

Von Dr. Buchner sind Briefe vom 20. Mai und 1. Juni 1880 in Berlin eingetroffen. Das Gerücht, er sei über Musumba, die Residenz des Matiamvo, hinaus nach NordOsten vorgegangen, bestätigt sich nicht. Er hat sich vielmehr ein halbes Jahr beim Matiamvo aufgehalten und dann westlich nach einem Nebenfluss des Kasai zurückbegeben. Von diesem Punkte aus schickte er die Hälfte seiner Leute mit Sammlungen und Briefen nach Angola, während er mit den übrigen fünfzig nach Norden vorzudringen versuchen wollte.

Zu der seit lange geplanten Eisenbahnverbindung zwischen Transvaal und Lourenço Marques wurden 1878-79 Vorarbeiten gemacht, welche die Feststellung des Tracé, die

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