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Sammlung der ,,Vega"-Expedition, hier diese Pflanzen von den Küsten des Sibirischen Eismeeres, dort das Boot und die Geräthe von den Tschuktschen, dieser Quarzstein von Cap Tscheljuskin, der nördlichsten Spitze der Alten Welt, dieser bescheidene Raum war in der That ein kleines geographisches Heiligthum. In dem anstossenden Zimmer nahm das Modell des vor Kurzem in Norwegen aufgefundenen Wikinger-Schiffes aus dem 9. Jahrhundert die Aufmerksamkeit in Anspruch, aber hier und in einem dritten kleinen Raum befanden sich auch Karten und Bücher, die ihrem Heimathland alle Ehre machen. Der Generalstab hatte Proben seiner topographischen Karten verschiedener Maassstäbe ausgestellt, die geologische Landesaufnahme ihre fein gestochenen und äusserst geschmackvoll colorirten Karten, das hydrographische Amt, die meteorologische Anstalt ihre verschiedenen Publicationen, auch historische Karten, ökonomische, ethnographische, statistische Arbeiten fehlten nicht, und während diess Alles auf Schweden allein Bezug nahm, hatten einige Verleger auch Werke über andere Länder geliefert. So fanden wir u. A. hier den 1. Band eines Buches über die Bischari-Sprache Tu-bedawie in NordostAfrika, von Herm. Almkvist (Upsala, 1881), Atlanten, geogr.

Lehrbücher, Wandkarten von den Firmen Norstedt, Flodin, Linnstroem, Fritze. Norstedt hatte eine ganze Serie von Wandkarten ausgestellt, Asien, Palästina, Afrika, Nordund Süd-Amerika, Flodin Wandkarten von Europa und Hemisphären, Letztere machten bei schwarzer Farbe für die Gebirge, grell-gelber für die Ebenen, weisser für das Hochland einen bunten und nicht eben feinen Eindruck, wogegen eine physikalische Karte der Skandinavischen Halbinsel aus demselben Verlag ein gutes Bild gab.

Somit ist der Rundgang durch die Ausstellung zu Ende. Zeigte sie auch einige empfindliche Lücken, so bot sie doch ausserordentlich viel Lehrreiches und Anregendes, und allgemein dürfte der Wunsch nach Wiederholung sein. Denen aber, die mit Opfern aller Art die Ausstellung beschickten, wie den Commissären, die sie arrangirten, endlich nicht am wenigsten dem italienischen Organisations-Comité, das unter der aufopfernden Leitung des Fürsten Teano und des Professor Dalla-Vedova den Congress in's Leben rief und mit unendlicher Mühe durchführte, gebührt der wärmste Dank aller Theilnehmer, die mit hoher Befriedigung auf die genussreichen Tage in Venedig zurückblicken.

Europa.

Geographischer Monatsbericht.

Von dem Annuario statistico per la provincia di Udine, von der Akademie der Wissenschaften zu Udine herausgegeben, ist 1881 der dritte Band erschienen, redigirt vom Secretär der Akademie, G. Occioni - Bonaffons. Die Orographie finden wir hier wiederum durch eine grosse Anzahl Höhenmessungen vervollständigt, denen sich Nachweise über die Schnee- und Gletschergrenzen, sowie über die Höhengrenzen verschiedener Pflanzen anschliessen. Es folgen dann Abhandlungen von Prof. Marinelli über die Strassenbauten und Eisenbahnprojecte im Friaul und von Prof. M. Camillo über die Mineralien des Landes. Der letzteren Arbeit, die den grössten Theil des Bandes füllt, ist eine geologische Übersichtskarte von Friaul beigegeben. Den Schluss bilden statistische Nachweise über WohlthätigkeitsAnstalten und über die Bewegung der Bevölkerung in den Jahren 1876 und 1877.

Aus einem autographirten Mémoire über die geodätischen Arbeiten, welche die russischen Officiere 1877-79 in Bulgarien, Rumelien und einem Theil der eigentlichen Türkei ausgeführt haben, erfahren wir interessante Details über die Ergebnisse in Bezug auf das Bodenrelief. Es wurden durch jene Arbeiten über tausend Höhen mit solcher Genauigkeit bestimmt, dass der Fehler für die vom Schwarzen Meer entferntesten Punkte weniger als 2 m beträgt. Nach diesen Messungen erreicht die Balkan-Kette auf der ganzen Strecke vom Schwarzen Meer bis zur Stadt Kotel nirgends die Höhe von 3500 Fuss. Die durchschnittliche

Höhe des Gebirges zwischen Kotel und dem Berg Kurudscha schwankt zwischen 3500 und 4500 Fuss, und zwar sind die bedeutendsten Gipfel in diesem Theil der Kette der Tschimerna 5036 F., der Bedek 4880 F., der Kurudscha 4997 F. und der St. Nikolas 4362 F. Die höchste Partie des Balkan liegt westlich vom Kurudscha, seine Fortsetzung bis Slatitza erreicht eine mittlere Höhe von 6500 Fuss und er senkt sich hier nirgends, nicht einmal in seinen Schluchten, unter 4500 Fuss. Hier befinden sich auch die höchsten Gipfel: der Yumruktschal (die höchste Spitze des ganzen Gebirges) 7826 F., der Kademlia 7455 F., der Ambaritza 7106 F. Von Slatitza bis zur serbischen Grenze variirt die mittlere Höhe zwischen 5000 und 6000 F., und in diesem Theil des Gebirges erheben sich der Babagora 5867 F., der Schandornik 5430 F. und der Kom 6433 F. über den Spiegel des Schwarzen Meeres.

Die wichtigsten Pässe über den Balkan und ihre annähernden Höhen sind die von Petrokhan 5000 F., ArabKonak 3000 F., Trojan 5500 F., Rosalit 6000 F., Ymetli 4000 F., Schipka 4000 F., Travna 3000 F., Hankiöy 2000 F., Tvanditza 3500 F. und Kotel 2000 F.

Das Rhodope-Gebirge erreicht eine Höhe von 5000 bis 7000 F., und seine dominirenden Gipfel sind der KarlykMulla und der Sutka 7177 Fuss. Der Bos-dagh im Despoto-dagh bei der Stadt Drama hat eine Höhe von 7305 F. Im Rylo-dagh befinden sich die Gipfel Segmentsky-verkh 8750 F., Popova-Schapka 8855 F. und Oleniy-verkh 8960 F. Die höchste Spitze der ganzen Halbinsel, der Muss-alla,

9590 F. hoch, erhebt sich aus der Verbindung zwischen dem Rhodope-Gebirge und dem Rylo-dagh.

Der isolirte Berg Witosch, an dessen Fuss Sofia liegt, hat eine Höhe von 7500 Fuss. Die Istrandscha-Kette, die zwischen dem Tundscha-Fluss und der Stadt Midia gegen Südost hinzieht, erhebt sich durchschnittlich nur bis 2000 F., ihr dominirender Gipfel, der Maghiada-Berg, erreicht 3382 F. Die Höhen zwischen Adrianopel und Constantinopel sind. unbedeutend, sie gehen meistens nicht über 500 F. hinaus, und die hauptsächlichste Erhebung ist hier der Kuschkaja mit 1232 Fuss. Der Tekir-dagh zwischen Gallipoli und Rodosto ist durchschnittlich 800 F. hoch, sein Culminationspunkt, der Pirgo-Berg, 3038 Fuss. Die an der türkischserbischen Grenze gelegenen Berge erreichen eine Höhe von 4000 bis 5000 F., indem sie gegen Westen allmählich höher werden; der höchste Pik, der Suvorudischte bei Novibazar, hat 6608 Fuss.

Über das Gefälle der Flüsse geben folgende Zahlen Aufschluss, welche die absolute Höhe des Wasserspiegels anzeigen :

Die Donau bei Widdin 119 F., Gefälle von da bis zum Schwarzen Meer 2 Zoll per km.

Der Isker bei Samakow 3056, bei Sofia 1807, bei Wratza 653 F., sein Gefälle im Ganzen 15 Fuss per km, und zwar von der Quelle bis Samakow 150 F., von da bis Sofia 30, von da bis Wratza 16, von da bis zur Mündung 6 F. per km; der Isker bewahrt also auf seinem ganzen Laufe den Charakter eines Gebirgsstromes.

Der Wid und die Tutschenitza haben von Plewna bis zur Mündung ein Gefälle von 61⁄2 F. per km.

Die Osma, bei Trojan 1252, bei Lowatz 552 F., hat im Ganzen ein Gefälle von 10 F. per km und im Besonderen zwischen dem Kloster Trojan und der Stadt Trojan 43 F., zwischen letzterer und Lowatz 28, von da bis zur Mündung 4 F. per km.

Der Jantra bei Gabrowa 1280, die Ruschitza bei Selwi 640 F.; das Gefälle beider Flüsse 51⁄2 F. per km, und zwar von Selwi bis Biela 7, von Biela bis zur Mündung 2 Fuss per km.

Die Maritza bei Philippopel 541, bei Adrianopel 107 F. Gefälle im Durchschnitt 51⁄2 F., zwischen Banja und TatarBazardschik 27, von da bis Trnowa-Semenli 31⁄2, von da bis zur Mündung 1 F. per km.

Die Gjopsa bei Karlowa 1460 F., Gefälle 10 F. per km. Die Tundscha bei Kalofer 2065, bei Jamboly 404 F., Gefälle 7 F., und zwar von Kalofer bis Jamboly 11, von da bis zur Mündung 2 F. per km.

Auf der Grundlage einer russischen Schrift des berühmten kaukasischen Sprachforschers L. Sagorskij giebt N. v. Seidlitz in Röttger's Russ. Revue, 1881, Heft 8, einen Überblick über,,die Völker des Kaukasus nach ihrer Sprache und topographischen Verbreitung", anknüpfend an seine in „Petermann's Mittheilungen" (1880, Heft IX) erschienene ethnographische Karte des Kaukasus. Auch über die Verbreitung des endemischen Kropfes im Kaukasus hat N. v. Seidlitz Nachforschungen angestellt und mit einer kleinen Übersichtskarte in Virchow's Archiv für patholog. Anatomie und Physiologie, 1881, veröffentlicht. Während die Krankheit sonst nur an einzelnen zerstreuten Lokalitäten beobachtet wird, kommt sie auffallend häufig in Swanethien vor, und

v. Seidlitz knüpft daran die Bemerkung: „,Wohl dürfte das 12 000 Köpfe zählende und der Erneuerung seines Blutes durch Mischung mit den benachbarten Völkerschaften bedürftige Völkchen der Swanethen schon seit langer Zeit im Zustande des langsamen Dahinschwindens sich befinden. Keinem Zweifel unterliegt es, dass die Bevölkerung an Punkten langwährenden Herrschens des endemischen Kropfes (und in Swanethien besteht dieses Übel vielleicht seit Jahrhunderten) der allmählichen, Anfangs sich im allgemeinen kachektischen Aussehen der Leute, ihrer kleinen Statur, der grossen Anzahl von Tauben, Taubstummen, Schwachköpfigen, endlich in völliger Entwickelung des Cretinismus äussernden Entartung unterworfen sei".

Asien.

In der Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft", Bd. XXXV, S. 237 ff., beschreibt A. Socin eine Reise durch den Tur 'Abdin, die er 1870 von Gezire am Tigris über Midjat nach Mardin unternahm, den Tur somit auf einer nördlicheren Route durchschneidend als die von Černik 1873 aufgenommene und von Gezire über Nisibin nach Mardin führende. Prof. H. Kiepert hat eine Karte des Gebietes in 1:500 000 beigefügt, die ausser Socin's topographischen Angaben auch alle anderen in das Gebiet fallenden Reiserouten und Erkundigungen berücksichtigt.

Die „Proceedings of the R. Geogr. Soc.", Septbr. 1881, enthalten auf einem sehr grossen Kartenblatt (1:1 500 000) die Reise des Oberstlieut. Stewart durch Khorassan im J.1880. Er ging von Ispahan über Ardakan nach Meschhed, machte von dort einen Abstecher nördlich nach Daragez und reiste alsdann von Meschhed nach Teheran. Seine Aufnahmen, mit denen auch Höhenmessungen verbunden waren, liegen der Karte hauptsächlich zu Grunde, doch wurde auch anderes Material mit verarbeitet, und der Text enthält ausser dem Reisebericht besonders auch die Erkundigungen Stewart's über die Turkmenen und ihr Gebiet, das mit in den Rahmen der Karte eingeschlossen ist.

Hofrath A. Regel, über dessen Reise nach Turfan diese Zeitschrift vor Kurzem eine Karte veröffentlichte und dessen Reisen in Asien überhaupt wenig anderen an Ausdehnung nachstehen dürften, befindet sich seit dem Sommer 1881 wiederum unterwegs, und zwar nach dem Quellgebiet des Amu-darja. Bereits ist es ihm gelungen, das von wenigen Europäern vor ihm besuchte Karategin zu erreichen, und er schrieb uns von dem dortigen Orte Harm am 6. Sept.: ,,Ich melde Ihnen nur kurz meine Ankunft in Karategin, von wo ich heute nach Darwas aufbreche. Meine Hauptaufgabe bewahre ich auf das folgende Jahr, nachdem ich den Winter in Samarkand zugebracht. Es erweist sich be reits, dass die Gebiete am Amu-darja keineswegs so unzugänglich sind, wie man behauptete. Die russischen Karten fand ich bis jetzt ziemlich zuverlässig, doch verzeichnete ich vom Passe Pakschif an eine genaue Marschroute; man wollte mir von Taschkent aus einen Topographen mitgeben, es unterblieb aber wegen der späten Jahreszeit".

Wie aus dem diessjährigen Bericht über die Indische Landesvermessung (Major General J. T. Walker, General Report on the operations of the survey of India during 1879-80. Calcutta, 1881) zu ersehen, hat Lieut. Harman im October 1879 eine regelmässige Aufnahme von Sikkim

begonnen. Er theilte die Arbeit in der Weise ein, dass er Mr. Robert das westliche Sikkim übertrug, während er selbst das östliche übernahm und als Grenze zwischen beiden Gebieten die vom Kantschinjinga gegen Südost streichende Bergkette wählte. In der Hoffnung, die Schneeberge an der tibetanischen Grenze in der kurzen Zeit zwischen dem Ende der Regen und dem Beginn des winterlichen Schneefalles aufnehmen zu können, ging er zunächst am Latschung hinauf zum Donkia - Pass und alsdann dem anderen Hauptquellfluss der Tiesta, dem Lasing oder Latschen hinauf zum Kangra-Lama-Pass '), bestieg ferner die Gipfel des Kinyong, Notschego und andere Berge und drang in Theile des Landes vor, die nie von Europäern besucht worden waren. In dem Zeitraum von 3 Monaten

an

nahm er über 1000 engl. Q.-Meilen im Maassstabe von 1:250 000 durch Winkelmessungen auf und bestimmte dabei die Höhe von ca 300 Punkten mittelst Barometer und KochThermometer. Gleichzeitig nahm Mr. Robert ein Areal von 600 engl. Q.-Meilen in 1:125 000 auf, einschliesslich der Grenzlinie gegen Nipal. Von den zahlreichen dominirenden Gipfeln auf diesem Grenzgebirge konnte er diejenigen Theile von Nipal überblicken. die östlich von den südlichen Ausläufern des Mount Everest liegen, und war so in den Stand gesetzt, ein Areal von ca 900 engl. Q.-Meilen von Nipal zu skizziren, abgesehen von der Fixirung zahlreicher Punkte auf den umgebenden Bergketten und in Sikkim.

Zu den vorzüglichsten neueren Reisewerken ist Kreitner's, mit der 32. Lieferung jetzt zum Abschluss gekommenes,,Im fernen Osten", die Schilderung der Széchenyí'schen Expedition durch Ost-Asien (Wien, bei A. Hölder), zu zählen, welches jedem Gebildeten als interessante und anregende Lectüre empfohlen werden kann. Seiner ganzen

eine

Anlage nach für weitere Kreise bestimmt giebt es schlichte Darstellung der mannigfachen Reiseerlebnisse und hält sich dabei fern von jeder Effecthascherei, von der Sucht, durch allerlei mögliche und unmögliche Abenteuer zu fesseln, wodurch es in einen wohlthuenden Gegensatz zu so manchen neueren Reiseschilderungen tritt. Aber es wirkt auch nicht ermüdend durch eintönige tagebuchähnliche Aneinanderreihung oder Aufzählung der einzelnen Thatsachen. Der Verfasser hat es vielmehr verstanden, durch Einflechten historischer Rückblicke auf die Entwickelung der besuchten Länder, durch Hervorheben der wichtigsten Momente der Entdeckungsgeschichte, durch Schilderung der Sitten und Gewohnheiten im socialen Leben dem Leser eine angenehme Abwechselung zu bieten. Besonders beachtenswerth erscheinen uns diejenigen Capitel, welche die Insel Yesso und das Ajnovolk (8), die Reise durch die Lösslandschaften (13), durch die Gobi oder Kopi, wie Kreitner schreibt, nach Sutschou (15 und 16), den Ausflug zum Kuku-nor (17) und endlich das tibetanische Hochland (20) schildern. Auch der Fachmann findet vielfache Belehrung, da es den Reisenden in Folge der besonderen Vergünstigungen, welche ihnen wegen der hohen gesellschaftlichen Stellung des Grafen Széchenyí und durch diplomatische Vermittelung von den chinesischen Regierungsbehörden zu Theil wurden, vergönnt war, eingehendere Studien über Land und Leute zu machen. Erwähnen wollen wir noch,

1) Siehe Peterm. Mitth. 1861, Tafel 2.

dass das Werk durch eine Reihe guter Holzschnitte geschmückt ist, welche zum grössten Theil nach Originalzeichnungen des Verfassers und des Geologen Loczy hergestellt wurden. Zu bedauern dagegen ist, dass Kreitner nicht eine Liste seiner astronomischen Positionsbestimmungen, deren Veröffentlichung vermuthlich dem grossen wissenschaftlichen Werke vorbehalten ist, beigefügt hat, auch wäre ein Namensregister wünschenswerth gewesen. Von den drei Karten ist die erste eine kleine Übersichtsskizze der Reiserouten, die zweite, die Insel Yesso, erwähnten wir bereits Heft VII, S. 276; die dritte Karte, China und OstTibet, wurde mit der letzten Lieferung ausgegeben. Sie umfasst die Route von Shanghai durch China bis an die tibetanische Grenze und nach Birma nebst den Excursionen nach Sutschou und Tunghoanshien am Nordabhange des Nan-san, sowie den Ausflug nach dem Kuku-nor. Vermuthlich auf Kreitner's Positionsbestimmungen beruht die bedeutende Verschiebung des tibetanischen Grenzgebietes nach Osten, der Kuku-nor z. B. kommt um mehr als 1° östlicher zu liegen als nach Przewalsky's Routenaufnahmen, während Lantschu-fu, einer der Hauptorte der Provinz Kansu, um mehr als 1° nach O verschoben ist. Eigenartig ist auch die Darstellung der hydrographischen Verhältnisse im südlichen Tibet; den Sanpo identificirte Kreitner mit dem Brahmaputra, er verlegt aber die Quellen des Irawaddy und seines Nebenflusses Mougung ebenfalls weit nach N unter 32° N. Br. und lässt so mit dem Saluen (Lukiang), Mekong (Lantsankiang) und Jangtsekiang fünf Hauptströme aus dem tibetanischen Hochlande nach S fliesReichhaltigkeit im Detail ist bei dem kleinen Maassstabe von 1:8000 000 nicht zu erwarten; eine genauere Darstellung der Reiseroute in derselben Weise, wie Kreitner die Strecke von Sayang bis Bamo auf Tafel 12 unseren Lesern vorführte, steht wohl in dem grossen Werke in Aussicht, in welchem Graf Széchenyí in hochherzigster Weise auch die wissenschaftlichen Resultate seiner grossartigen, auf eigene Kosten unternommenen Expedition verarbeiten lassen wird. Möge sein edles Streben recht zahlreiche Nachahmer finden!

sen.

Das 24. Heft der ,,Mittheilungen der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens" (Yokohama, Juli 1881) bringt neben mehreren Fortsetzungen der im vorigen Hefte begonnenen Abhandlungen (s. S. 276 dieser Zeitschrift) u. A. einen Auszug aus dem geographisch-statistischen Werke,,Nihon Chishi-teio", das die japanische Regierung in den Jahren 1874-80 herausgegeben hat. Die von Mueller-Beeck demselben entnommenen Notizen betreffen die Provinzen Kazusa und Awa, welche die Bai von Yedo im Osten begrenzen, und begleiten eine Kartenskizze in 1:400 000. Am Schluss seines inhaltreichen Aufsatzes über die Liu-kiu-Insel Amami Oshima hebt Dr. Doederlein hervor, dass zwischen Oshima und Kiushu die Grenze zweier grosser zoologischer Regionen, der paläarktischen und orientalischen (nach Wallace) zu liegen kommt, wie denn auch in Amami Oshima eine Reihe der auffallendsten und charakteristischsten Pflanzenformen ihr nördlichstes Vorkommen findet und die indische Seefauna von der nord-pacifischen durch eine Grenze geschieden wird, welche der nördlichen Verbreitungsgrenze der riffbildenden Korallen folgend nördlich von den Bonin-Inseln vorübergeht. Dieses Zusammen

fallen der Grenze in der Landfauna, marinen Fauna und Flora ist nach Dr. Doederlein wahrscheinlich auf die Wirkung des Kuro-siwo zurückzuführen.

Noch auf manches Jahrzehnt hinaus wird die malayische Halbinsel dem Forscher jungfräulichen Boden in grösseren und kleineren Partien darbieten, denn ausser den vier englischen Besitzungen und ihrer nächsten Nachbarschaft, sind nur einzelne Flussthäler und Routen bekannt, während namentlich in der östlichen Hälfte fast alles Gebiet unerforscht geblieben ist. Bei dieser Sachlage ist es sehr angenehm, in Emile J. D'Souza's,,Map of the Malay Peninsula", 1:484 000, Singapore, Surveyor General's Office, 1879, ein Orientirungsmittel zu erhalten, das in ausreichend grossem Maassstab das Bekannte zur Darstellung bringt und durch Weisslassen des Unbekannten den Reisenden vorschreibt, wo sie zum Nutzen der Geographie arbeiten können. Die Karte umfasst die ganze Halbinsel nördlich bis zum 8. Breitengrad und hat alle topographischen Materialien verarbeitet, die im Vermessungsbureau zu Singapore vorhanden waren.

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J. Kuyper, der bekannte Geograph und Statistiker im Haag, hat eine populäre, mit zahlreichen Holzschnitten hübsch ausgestattete Beschreibung von Niederländisch-Indien, das er als Onze Oost" bezeichnet, bei J. G. Broese in Utrecht herausgegeben. Auf der zugehörigen Übersichtskarte des Indischen Archipels sind die Umrisse von Europa mit schwachen rothen Linien eingezeichnet, so dass eine unmittelbare Vergleichung der Grössen- und EntfernungsVerhältnisse möglich wird. Auf diese Weise tritt z. B. frappant hervor, wie Borneo so gross ist wie Frankreich, Belgien, die Schweiz und ganz Süd-Deutschland zusammengenommen, oder wie der Weg von Batavia nach Amboina an Länge gleich kommt dem von Marseille nach St. Petersburg.

Afrika.

Nach längerer Unterbrechung erhielten wir wieder einmal eine Sendung von Dr. Emin-Bey, dem Gouverneur der ägyptischen Äquatorialprovinzen in Ladò, welche Nachrichten von ihm bis zum 8. Juli 1881 enthält. Mit ungeschwächtem Eifer fährt er fort, die Wohlfahrt der ihm untergebenen Länder zu heben, und es ist ihm gelungen, vollkommene Ordnung und Ruhe in seinem weiten Bereiche herzustellen und zu erhalten. Häuptlinge, die früher die heftigsten Gegner der ägyptischen Regierung waren und Baker mit den Waffen in der Hand entgegentraten, sind jetzt zuverlässige Anhänger geworden; Dr. Emin-Bey versteht es in der That vortrefflich, sich mit den Eingeborenen, sogar mit den berüchtigsten und gewaltthätigsten Fürsten der Nachbarschaft auf guten Fuss zu stellen. Kabrega von Unyoro liess ihm sagen, er möge ihn besuchen und würde ihm hoch willkommen sein. Sultan Mbio schlug zwar die Leute aus der Mudirieh Bahr-el-Gasal, die nach Gessi-Pascha's Fortgang gegen ihn zogen, schickte aber Geschenke an Dr. Emin-Bey. Die ägyptische Regierung scheint denn auch grosses Vertrauen in ihn zu setzen, erst in diesem Jahre wurden die Gebiete von Rohl und Amadi, Theile der Niam-Niam-Länder und ganz Monbuttu zu seiner Provinz hinzugefügt. Wenn es der ägyptischen Regierung gelänge, über alle ihre Provinzen im Sudan Männer zu setzen, welche mit eben solchem Ernst und Ge

König

schick und ohne am Erfolg zu verzweifeln, ihre Aufgabe zu erfüllen strebten, so würde sich doch innerhalb eines Menschenalters eine wesentliche Verbesserung der Verhältnisse zeigen. Im März bis Mai 1881 bereiste Dr. EminBey die seiner Verwaltung unterstellte Provinz Lattuka im Osten des Nil, zwischen 4 und 5° N. Br., 32 und 33° Östl. L. v. Gr., und schickte uns ausser einer Beschreibung dieser Reise eine Karte des Landes, die sein Vakil, Mr. F. Lupton, jetzt Mudir des Bahr-el-Gasal, mittelst Winkelmessungen und Positionsbestimmungen zusammengestellt hat, meteorologische Aufzeichnungen, Höhenmessungen und ein Vokabular der Lattuka-Sprache, die, von allen benachbarten verschieden, zu den Galla-Sprachen zu gehören scheint. Von Dr. Junker hatte auch er leider keine Nachricht erhalten. Auch von Süden her fehlten ihm, seit auf Gordon Pascha's Befehl dessen eigenes Werk für nutzlos erklärt und die Stationen zurückgezogen wurden, fast alle Nachrichten, zumal Kabrega's Leute, nachdem sie Mreko, den Onkel des Königs Mtesa von Uganda, getödtet, den Weg verlegt haben. „Einem mir aus Unyoro von Zanzibar-Arabern zugekommenen Brief zufolge hat vor ca 2 Monaten (also im Mai 1881) Mtesa den König Kabrega angegriffen, völlig geschlagen und zur Flucht gezwungen, wobei mehrere seiner Frauen gefangen wurden. Am 4. Juli traf eine Gesandtschaft Kabrega's hier ein, die mir eine Einladung zu ihm überbrachte. Ich kann augenblicklich nicht dorthin gehen, will es aber später thun. Sodann habe ich eine Reise nach Monbuttu vor und endlich eine Reise nach Osten, wo die blauen Berge eine bedeutende Anziehungskraft auf mich geübt haben. Unsere Station in Lirehm wird einen guten Stützpunkt für weitere Arbeiten abgeben und die Station in Loggiri uns Irenga erschliessen. Wie lieb wäre es mir, jetzt Mitarbeiter zu haben, es wird doch mitunter für den Einzelnen zu viel".

Den Tagebüchern der englischen Missionare in Uganda, die bis Ende März 1881 reichend im „,Church Missionary Intelligencer", October 1881, veröffentlicht sind, entnehmen wir, dass Missionar Pearson die Länge von Rubaga durch Beobachtung des 1. Jupiter-Mondes zu 32° 58′ 45′′ Östl. v. Gr. fand. Stanley berechnete sie zu 32° 57', Speke zu 32° 44'. Die Breite ist nach zahlreichen Beobachtungen Pearson's 0° 18' 46" N.

Der Güte des Herrn Hofrath G. Rohlfs verdanken wir Briefe, die Dr. Stecker, sein abessinischer Reisegefährte, an ihn geschrieben hat und die aus Debra Tabor vom 21. Juni, resp. von Aschangi, 9. August 1881, datiren. Wir entnehmen ihnen das auf Dr. Stecker's Reise Bezügliche: „Vom Tana zurückgekehrt und eine Specialkarte dieses höchst interessanten und doch so wenig bekannt gewesenen Wasserbeckens nach Berlin übersendend, erlaube ich mir, ein Paar Zeilen an Sie zu richten, um Ihnen mitzutheilen, dass ich mit den Resultaten meiner Tana-Reise ganz zufrieden bin und schon wieder aufbrechen muss, trotz der schon eingetretenen Regenzeit, wo es hier tagtäglich sehr stark regnet, und ich in meinem Zelte vor diesem Elemente nicht im Geringsten geschützt bin. Dieses Mal geht es auf ausdrücklichen Wunsch des Negus, der mir durch einen Courier seinen Brief zum Tana nachschicken liess, nach Zabul, der erst vor Kurzem vom Negus Johannes occupirten Provinz im Osten Abessiniens. Herr Naretti ist schon dort, und

ich gehe in drei, vier Tagen. Negus hat zwei Soldaten hierher geschickt, die mich zu ihm begleiten sollen; er möchte mich sehr gern, schreibt er, in seiner Nähe haben. In demselben Briefe hat er mir versprochen, mich nach der Regenzeit nach Kaffa gehen zu lassen, welches Land nach dem letzten Kriegszuge seines treuen Bruders (schreibt er), des Negus Tekla Haimanot, ihm tributpflichtig sei, und wo ich nun werde sicher reisen können, ohne eine abermalige Wiederholung der Ghera-Affaire (damit meint er den Capitän Cecchi). Bleibe ich gesund und das hoffe ich so werde ich nach der Regenzeit zuerst die im Westen des Tana-Sees gelegenen Länder der Negerstämme, sogenannte Schimeledschani, die ich auf meiner letzten Reise leider nur gesehen, eines Missverständnisses halber aber und wegen der Ordre, nach Zabul zu gehen, nicht betreten konnte, besuchen, und mich dann, wenn möglich, über Fazogl nach Ghera, Enarea und Kaffa begeben. Mein Plan ist nun, zu versuchen, entweder die Juba-Mündung oder, was mir noch lieber wäre, über den ganz unbekannten Samburu - See, Kenia und Kilimandscharo Sansibar zu erreichen. Unversucht werde ich eine von diesen Strassen nicht lassen.

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,Was nun den Tana-See anbetrifft, so bemerke ich, dass alle Karten in Bezug auf das Gorgora-Gebirge im Norden, die Süd- und Südwestufer, die Abai - Mündung &c., ganz falsch sind. Ich habe zwei Reisen zum Tana-See unternehmen müssen, da ich, denken Sie sich, von Wendige aus, nur einen Tagemarsch von Zegi, dem Ausgangspunkte, und nun dem Ziele meiner Reise entfernt, umkehren und über Dembea zurück nach Debra Tabor gehen musste. Man hat mich nicht südwärts ziehen lassen wollen, weil diese Länder (zwischen den beiden Abais) dem Negus Tekla Haimanot gehören auch die grosse Insel Dek und ich keine Erlaubniss zu ihrem Besuche besass. Ich war sehr wüthend, das hat aber gar Nichts geholfen, ich musste zurück. Da man mich aber schon früher in Korata darauf aufmerksam gemacht hat, so habe ich mich schon damals schriftlich an Negus (der sich in Dalanta befand) gewandt und ihn um Erlaubniss zu einer Reise in Mietscha (Südufer des Tana) gebeten. Der Brief kam aber nicht und ich fand ihn erst in Debra Tabor zurückgekehrt vor, da Naretti nicht wusste, wohin er mir denselben, der unterdessen eingetroffen, nachschicken sollte. Ich brach sofort wieder auf und ging über Mahdera Mariam nach Korata (Abai habe ich schon früher besucht), von da per Tankoa nach Zegi und von hier bis zu der höchst interessanten Abai-Mündung, die ich auf der ersten Reise von Wendige aus ebenfalls erreicht habe. Ich besuchte auch die Insel Dek (denken Sie sich eine 12stündige Tankoa 1)-Fahrt gar nichts Angenehmes) und wollte dann nach Schimeledschani, als mich die Ordre traf, nach Zabul zu gehen. Von Wendige aus besuchte ich auch Atschefer, das auf allen Karten falsch eingezeichnet ist.

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„Gesammelt habe ich, was ich nur konnte: 250 Pflanzenspecies, eine schöne Insectencollection (darunter besonders Lepidopteren), Fischskelette und treue Abbildungen der Fische (sammeln konnte ich sie nicht wegen Mangels an Spiritus), schöne complete Sammlung der Conchylien des Tana-Sees, geologische Proben, darunter das Interessanteste, Beweise, dass am Tana-See in zwei verschiedenen Pe

1) Tankoa ist ein Boot aus Wasserrohr, Arundo, gefertigt. Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1881, Heft XII.

rioden Eruptionen Statt finden mussten. In Folge der ersteren, die im Norden an dem vulcanischen Gorgora-Gebirge, wo ich am Goraf-Berge noch Krater, Eruptivkegel und mächtige Lavaströme entdeckt habe, Statt fand, ist höchst wahrscheinlich der Tana entstanden, und der Abai hat seinen Lauf geändert; man unterscheidet im Tana zwei deutlich sichtbare Abai-Strömungen, welche sich von Zegi aus sehr leicht verfolgen lassen, und die ich in der Karte mit Pfeilen angedeutet habe. Die zweite Eruption, meiner Ansicht nach viel jüngeren Datums, hat die Inseln Dek und Dega, sowie die ganze Reihe von kleineren Inseln am Ostufer des Tana, und die den Abai-Lauf hemmenden, im AbaiThale zerstreuten, grossen Felsblöcke vulcanischen Ursprungs zur Folge gehabt. Ich habe nämlich hier im Süden in deutlich ausgesprochenem Eruptivgestein Conchylien eingeschlossen gefunden (eine Art, an Ostrea [sic] in ihrem Habitus erinnernd), welche ich lebendig am Gorgora-Gebirge gesammelt habe. Mit Citronensaft schmecken diese Thierchen ganz vorzüglich. Was nun Manatus betrifft, so muss ich behaupten, dass es im Tana keine solchen Thiere giebt; Niemand weiss etwas davon, und auch der amharische Name, wie ihn Th. v. Heuglin anführt, ist den Leuten rings um den Tana gänzlich unbekannt. Ich habe im Tana an 300 Tiefen gemessen und schöne Resultate erzielt. Zwischen Dega und Zegi fand ich eine Tiefe von 72 m, zwischen Korata und Zegi auf einer Stelle 67 m, und eine ganze Reihe von Tiefen 32-47 m, und 10-30 m habe ich auf der Karte verzeichnet. 250 anthropologische Messungen habe ich vorgenommen, 12 Punkte am Tana astronomisch, was die Breite betrifft, bestimmt, und an 2000 barometrische, thermometrische und hypsometrische Ablesungen gesammelt. Areal des Tana 2980 qkm, Höhe 1942 m. ,,Das wichtigste ist aber natürlich die Karte, im Maassstabe 1:200 000, die ich nach Berlin schicke. Ich habe nun den Tana ganz gesehen, Berge an seinem Ufer bestiegen, über 500 Peilungen mit Azimuthalbussole vorgenommen, 12 Punkte astronomisch bestimmt, kurzum ich glaube, dass an meiner Karte, was die Richtigkeit anbetrifft, sehr wenig auszusetzen ist. Die Zukunft wird das lehren. Hier ist es jetzt fürchterlich kalt. Um 2 Uhr Nachmittags regnet es bis zum Sonnenuntergang, dann wieder Nachts, so dass ich manchmal thatsächlich friere, während Sie sich zu Hause um diese Zeit des schönsten Wetters erfreuen. Für Abessinien ist diese Zeit wahrlich der Winter.

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,,Negus scheint mir nach Aussage der Leute mit unseren Geschenken sehr zufrieden zu sein. Täglich sitzt er vor seinem Zelt, hält Tribunal, wobei zwei Sclaven über ihn den Schirm aufgespannt halten und neben ihm das Schwert paradirt. Auch den Burnuss zieht er an, und zwar Sonntags, wenn er zur Kirche geht. Er wird von mir den Mauser haben wollen, ich werde ihm aber sagen, dass ich für ihn einen in Berlin bestellt habe. Ich bitte Sie also, wenn möglich, das Gewehr, sowie die bestellten Hüte gütigst abschicken lassen zu wollen. Wegen Lombard hat er neulich durch Naretti an Herrn Raffray schreiben lassen und ihn zu sich eingeladen. Augenblicklich ist er in Adal, wohin er gegangen, um einige Scheptas, die dort Kirchen verbrannt und Soldaten ermordet haben, zu bestrafen, d. h. das Land zu plündern. Er kehrt aber nach Zabul zurück, wo er für sich ein Palais und eine Kirche

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