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Möglichkeit einer Beseitigung der Settbildungen. Da diese Ereignisse es wahrscheinlich machen, dass der Strom noch häufiger durch die Bildung solcher Barren versperrt werden wird, so würden in civilisirten Staaten jedenfalls schon längst ernsthafte Maassregeln ergriffen worden sein, um durch theilweise Regulirung &c. dieser Gefahr vorzubeugen; hier kann natürlich an ein mit so grossen Kosten und Mühen verbundenes Unternehmen um so weniger gedacht werden, als dagegen die momentane Rentabilität der ganzen Aquatorial-Provinzen in Betracht kommt. Immerhin könnte man jedoch solche Verlegungen, wie sie in letzterer Zeit vorkamen, dadurch zu verhindern trachten, dass man dieselben, ehe sie so ausgedehnte Dimensionen annehmen, zu beseitigen sucht; ein häufiger und regelmässiger Verkehr, wodurch man rasch zur Kenntniss etwaiger sich bildender Barren gelangte, wäre die Hauptsache.

An den mit Papyrusbeständen bewachsenen Uferstrecken hat man ferner einen Fingerzeig, wie dieses Flussbett mit leichter Mühe vor Durchbrüchen, seitlichen Ausbuchtungen und Abtragungen zu schützen ist. Wären die Flussufer bis Ghaba Schambil beiderseits ununterbrochen mit Papyrus bewachsen wie das heutigen Tags nur eine Strecke vom Fumm stromauf der Fall ist SO könnten Settbildungen nicht Statt finden, da die flottirende Grasvegetation, auf die Seitengewässer beschränkt, nicht in den eigentlichen

nuar 1881 ungefähr 1/2 Stunde stromauf von der sogen. Ghaba-el-Qerdega im Bahr-el-Ghasal. Der Dampfer,,Safia" hatte am 25. Sept. 1880 mit Gessi-Pascha die Meschra-el-Req verlassen, konnte sich aber in Folge der zahlreichen Verlegungen des Bahr-el-Ghasal und zum Theil auch durch die Unfähigkeit des Capitäns nur sehr langsam und nicht vollständig durcharbeiten. Die 600 Köpfe zählende Bemannung, für welche Gessi unbegreiflicherweise, obwohl er wusste, dass der Fluss versperrt oder doch nur mit grosser Mühe und Gefahr zu befahren sei, nur für höchstens 15 Tage Proviant mitgenommen hatte, gerieth in Folge dessen in grosse Noth und wurde zum grössten Theile aufgerieben.

,,Die Verlegungen im Bahr-el-Ghasal sind zwar viel zahlreicher als die 1879 im Bahr-el-Gebel angetroffenen, aber meist nur von geringer Länge, 20-100 m, und nie von jener Festigkeit und Dichtigkeit wie dort, denn hier ist keine Strömung vorhanden, welche die Grasmassen wie dort zusammenpresst. Da fast jede Strömung mangelt, der Fluss vielfach stark gewunden und enge ist, an beiden Ufern aber seichte Maije mit schwimmender Grasvegetation sich befinden, so ist an eine Reinigung und Verlegung des Flusses in der Weise wie im Bahr-el-Gebel nicht zu denken. Hier müssen die Grasmassen zuerst durch den Dampfer durchbrochen, durch Menschenhand so viel als möglich zerhackt und dann rechts und links aus dem eigentlichen Flussbett, welches durchschnittlich 5-7 m tief ist, auf das schwimmende Gras geworfen werden. Es ist allerdings vorauszusehen, dass sich in der nächsten Regenzeit wieder Verlegungen bilden werden".

Nachdem Marno den Dampfer,,Safia" befreit und Gessi mit seiner Mannschaft nach Chartum gesandt hatte, erhielt er den Auftrag, auch die Barren im Bahr-el-Ghasal zu entfernen und den Fluss bis zur Meschra-el-Req befahrbar zu machen, was unter vielen Mühen im Mai und Juni 1881 gelang. Auf dieser Fahrt hat Marno in derselben Weise wie am Bahr-el-Gebel, Bahr-el-Abiad und Bahr-el-Seraf durch zahllose Distanz- und Winkelmessungen den Lauf des Flusses genau aufgenommen. Unsere Karte, Tafel 20, war jedoch schon zu weit in der Zeichnung vorgeschritten, als dass die Aufnahme des Bahr-el-Ghasal noch in ihrer ganzen Ausdehnung hätte nachgetragen werden können. D. Red. Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1881, Heft XI.

Fluss gelangen könnte. Durch diese Papyrusbestände würden sich die Flussufer mit der Zeit allmählich erhöhen und natürliche Dämme bilden, die das umliegende Land vor Überschwemmungen schützen und trocken legen würden.

Ein Hauptaugenmerk wäre auf den Mokren zu richten, wo die früher erwähnten Verhältnisse die Abströmung des Bahr-el-Gebel gerade zu der Jahreszeit, wo sie in vermehrtem Maasse Statt finden sollte, aufhalten, und hier wäre eine Nachhülfe und ein Einschreiten durch Menschenhand zunächst geboten. Eine Verlegung der Ausmündung des Bahr-el-Gebel gegen O wäre ein durchaus nicht so riesiges Unternehmen; man müsste den Bahr-el-Gebel ungefähr 2 miles oberhalb seiner Mündung, an jener Stelle, wo er plötzlich gegen N biegt, direct gegen NO in den Bahr-elAbiad leiten '), wie diess früher vielleicht schon der Fall gewesen ist. Hierdurch würde die Ecke zwischen beiden Flüssen abgeschnitten, die jähe Biegung des Bahr-el-Gebel und dessen rechtwinklige Einmündung in den Mokren beseitigt und eine directe Mündung im spitzen Winkel in den Bahr-el-Abiad selbst hergestellt, so dass ein Druck der Wassermassen des Mokren auf diese Mündung ganz beseitigt wäre. Der hierzu erforderliche Canal brauchte nur eine Länge von ca 3-4 miles zu haben mit einer Tiefe von höchstens 3-4 m und einer Breite von 40-50 m, da ihn der Fluss selbst vertiefen und erweitern würde. Eine solche Verlegung der Mündung des Bahr-el-Gebel wird vielleicht allein schon hinreichen, die Strömung dergestalt zu beschleunigen, dass eine Aufstauung von Grasinseln im grösseren Maassstabe nicht mehr vorkommen kann, während die hierauf verwendeten Mühen und Kosten diejenigen, welche die Beseitigung der Barren jedes Mal verursachen, bei Weitem nicht erreichen werden.

Ganz in ähnlicher Weise wie aber der Bahr-el-Ghasal und der Bahr-el-Gebel je nach der Grösse ihrer Wassermassen ihren beiderseitigen Abfluss erschweren, so wird der Bahr-el-Abiad selbst durch die ungünstigen Configurationen der Einmündungen des Bahr-el-Seraf und vorzugsweise des Sobat am Abströmen gehindert. Ein Blick auf die Karte macht dieses schon klar, da die Strömungen im rechten Winkel, beim Sobat fast conträr auf die Strömung des Bahr-el-Abiad treffen, und noch mehr beweist es der Augenschein an Ort und Stelle selbst. Das Wasser des Bahr-elGebel, Bahr-el-Seraf und Sobat erscheint jetzt, im December, noch trübe und lehmig gegen das des Bahr-el-Abiad; an den Einmündungen ist die Einströmung daher sehr deutlich zu verfolgen, und da sieht man nun, dass die trüben Fluthen erwähnter Flüsse quer über den Mokren oder Bahr-el-Abiad an das Nordufer reichen und jeder von W

1) Wie diess auf der Kartenskizze des Mokren angedeutet.

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kommenden Strömung bedeutenden Widerstand entgegensetzen. Es wäre daher noch vor der Verlegung der Mündung des Bahr-el-Gebel die der Mündung des Sobat vorzunehmen, und zwar in ähnlicher Weise wie erstere, so zwar, dass der Sobat nordöstlich von seiner jetzigen Mündung durch einen Canal in den Bahr-el-Abiad geleitet werden und sonach beide Strömungen in möglichst spitzen Winkel zusammentreffen würden.

Ich habe den Sobat eine Strecke von seiner Mündung stromauf aufgenommen, und stimmt dieselbe so ziemlich mit der Junker'schen Aufnahme, bis auf den Wegfall der Theilung der Sobat-Mündung in den Bahr-el-Abiad (s. Tafel 9 zu Petermann's Geogr. Mitth., Jahrg. 1877), da der nördliche Arm oder das Chor nicht existirt.

Die letzte Krümmung des Flusses nach N, welche sich dem Bahr-el-Abiad am meisten nähert, dürfte diejenige Stelle sein, von welcher aus die neue Verbindung mittelst eines Canals in den Bahr-el-Abiad am günstigsten erfolgen könnte.

Bemerkungen zu den Aufnahmen. Während der Beseitigung der Pflanzenbarren im Bahrel-Abiad und Bahr-el-Gebel empfand ich den Mangel genauer und in genügend grossem Maassstabe ausgeführter Karten über die von mir so oft befahrene Flussstrecke '), und so benutzte ich die gute Gelegenheit, welche die Beseitigung der Barren mir bot, um eine möglichst genaue Aufnahme des Stromes auszuführen. Wie die Arbeit, welche uns wochenlang an einen Punkt fesselte, es mit sich brachte, konnten die Aufnahmen nicht ununterbrochen fortgesetzt, sondern mussten häufig für mehrere Tage ausge setzt werden, stets aber wurden die Aufnahmen an dem Punkte wieder begonnen, wo sie früher abgebrochen worden waren, so dass die einzelnen Strecken aneinander anschliessen und zum Theil auch übereinander übergreifen, wodurch die Controle wesentlich erleichtert wurde Manche

1) Wie schon oben erwähnt, stimmt die Karte in Petermann's Mitth., Ergänzungsheft Nr. 15, am besten mit meinen Aufnahmen überein, der kleine Maassstab genügt aber nicht zur genauen Orientirung; dasselbe gilt von der von Prof. Zöppritz im Ergänzungsheft Nr. 50 zusammengestellten Karte dieser Strecke. Die im Maassstabe 1: 729072 ausgeführte,,Map of the White Nile from Chartum to Victoria Nyanza by Col. Gordon and His Staff 1874-77" zeigt auf der in Frage kommenden Strecke grössere Abweichungen als die erster wähnte Karte und bietet trotz des grossen Maassstabes keine Anhaltspunkte zur genauen Orientirung. Die in Petermann's Mitth. 1877, Tafel 9, publicirte Karte des Weissen Nil von Chartum bis Regaf von Lieut. Watson und Chippendall ist nur eine Reduction der letzten. Ausser der verunstalteten Nomenclatur, auf die schon Prof. Zöppritz aufmerksam machte, sind noch andere Mängel zu rügen; es fehlen die zahlreichen Inseln auf der Strecke von Kaka bis Faschoda, das Chor Fanakama (Schweinfurth's Löllö), die zahlreichen Nebenarme auf der Strecke von Bōr bis Ladò; die Abzweigung des Bahr-el-Seraf aus dem Bahr-el-Gebăl ist etwas zu weit gegen N gerückt und das vor Ghaba Schambil bei der Ghaba-elIndrab befindliche Maije Kurschid Aga ist irrthümlich bei Hellet Nuehr angegeben.

Strecken wurden sowohl bei der Fahrt stromauf wie stromab aufgenommen, im Allgemeinen aber bemühte ich mich, um die Construction zu erleichtern, die Aufnahmen auf demselben Dampfer und unter möglichst gleichen Verhältnissen zu Stande zu bringen, weil für die Berechnung der Entfernungen ausser der Stärke der Strömung und der Pferdekraft der Maschine der Umstand wesentlich in's Gewicht fällt, ob der Dampfer stromauf oder stromab fährt, ob und wie viele Barken er im Schlepptau hatte, ob er selbst beladen war oder nicht.

Besondere Aufmerksamkeit richtete ich auf jene Punkte, welche zur Orientirung dienen können, und dürfte ihre Eintragung, da ich sie stets sorgfältig prüfte, wohl Anspruch auf Genauigkeit haben. Da sie aber in dem so ebenen Terrain nur in einzelnen Bäumen, Baum- und Buschgruppen, Grasinseln, Cheran &c. bestehen, welche raschen Veränderungen ausgesetzt sind, so haben sie, wie jede Aufnahme des sich stets verändernden Flusses, nur temporären Werth. Von Interesse ist auch die Gestaltung des Mokren-el-Bohur, dessen östliche Partie bisher noch Der Gebel Om-Baām, nicht aufgenommen worden war. Baumgruppen und die an verschiedenen Punkten arbeitenden Dampfer boten hierfür Peilungsobjecte.

Die Flussaufnahmen selbst geschahen in der Weise, dass ein Azimuthal-Compass in der Längsaxe des Dampfers fest aufgestellt wurde und nun während der Fahrt durch das Prisma der Grad des beweglichen Kreises abgelesen wurde, auf welchen sich der Diopterfaden einstellte. Die Ablesungen wurden nicht in gewissen Zeiträumen vorgenommen, sondern, so oft sich ein anderer Grad einstellte, also so oft der Dampfer, dem Laufe des Flusses folgend, eine, wenn auch nur geringe, Wendung machte ). So erhielt ich den Lauf des Dampfers mit möglichster Genauigkeit, und da dieser meistens in der Mitte des Flusses fährt (wo diess nicht der Fall war, wurde es besonders bemerkt), so habe ich nicht zu befürchten, die geringste Windung übersehen oder Fehler beim Ablesen gemacht zu haben. Auf dem Dampfer,,Borden" stand der Compass auf dem hohen Hinterdeck, wo sich sehr wenig Eisentheile in seiner Nähe befanden, so dass ich bei mehrmaligen Untersuchungen für die Localattraction das Resultat O erhielt. Die Fahrgeschwindigkeit, welche auf diesem nur geringe und auf grosse Strecken fast gleiche Strömung zeigenden Flusse keinen grossen Änderungen unterworfen war, wurde häufig mit einem einfachen Log gemessen und das Mittel ergab für die Bergfahrt 11,5 Min. 1 mile, ohne Schiff im Schlepptau 10,0 Min. 1 mile.

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1) Für den Eifer und die Sorgfalt, mit welcher Marno diese zeitraubende Arbeit ausführte, mögen folgende Ziffern einen Beweis abgeben. Bei der Construction der Karte auf Tafel 20 standen uns zur Verfügung für die Aufnahme des Bahr-el-Seraf 4300 Winkelmessungen von der Bergfahrt 13.-22. October 1879, 3500 von der Thalfahrt 23.-28. October; für den Bahr-el-Abiad, Chor Fanakama und Mokrenel-Bohur 2600 Ablesungen auf verschiedenen Fahrten vom 1. October 1879-3. März 1880; für den Bahr-el-Gebel 2300 auf verschiedenen Fahrten vom 30. September 1879 bis 26. März 1880; für den Bahr-elGhasal 2200 Ablesungen vom 3. Januar bis 16. Juni 1881, zusammen fast 14 900 Winkelmessungen. D. Red.

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Der geographische Congress in Venedig, 15. bis 22. September 1881.

Seit dem grossen Erfolg des Pariser Congresses im J. 1875 stand die Fortsetzung dieser Zusammenkünfte ausser Zweifel, und was der Congress in Venedig geboten, kann den Wunsch nach regelmässiger Wiederholung nur erhöhen. Durch das herrlichste Wetter begünstigt, durch die Anwesenheit des Königs und seiner Familie gehoben, gestaltete er sich für Einheimische und Fremde zu einem Feste, wie auch Venedig dergleichen nur selten gesehen hat, unvergesslich für Jeden, dem die Theilnahme vergönnt war. Die überaus reiche Illumination des Markusplatzes am Abend des Eröffnungstages, die mehrmals wiederholte feenhafte elektrische Beleuchtung der Markuskirche, die Regatta und die Serenata auf dem Canale grande, die Festvorstellungen der Oper, die Ausflüge in die Umgegend (zu den Murazzi, nach Padua, Torcello und Murano) legten das günstigste Zeugniss zugleich von der Loyalität und der Gastfreundschaft der Venetianer ab, wie sie auch die eigenthümlichen Reize der Stadt auf das Vortheilhafteste zur Geltung brachten. Gerade diese Reize trugen wohl das ihrige dazu bei, dass die Hauptbedingung des Erfolges, die zahlreiche Betheiligung von bedeutenden, zur Geographie in Beziehung stehenden Persönlichkeiten aus den verschiedenen Culturländern der Erde, in kaum geringerem Grade in Erfüllung ging als 1875 in Paris.

Persönliche Betheiligung. Da eine Mitgliederliste nicht aufgestellt wurde, lässt sich die Zahl der Theilnehmer nicht angeben, aber wenn sie nach den uns gewordenen Informationen 7-800 betragen haben mag und daher hinter der des Pariser Congresses beträchtlich zurückbleibt, so kommt der Ausfall hauptsächlich auf solche Einheimische, die ausserhalb der geographischen Kreise stehen, während die Geographen von Fach, wissenschaftliche Reisende &c. sowohl aus Italien selbst als auch aus anderen Ländern in einer, alle Erwartungen befriedigenden Zahl zusammengekommen waren.

Von den ca 600 Mitgliedern, deren Anwesenheit wir sicher festzustellen vermochten, schickte Italien 360, Frankreich 42, Deutschland 40, Österreich 23, Russland 18, Holland 16, Belgien 14, die Schweiz 14, Ungarn 13, England, Spanien, Ägypten je 10, Portugal 5, Schweden, Rumänien, die Vereinigten Staaten je 4, Norwegen, Dänemark, Griechenland, Canada, Brasilien, Argentinien, Chile je 2, Mexiko, Columbia, Japan, Australien je 1. Fast jedes dieser Länder war durch namhafte Fachgenossen vertreten, und auf die Gefahr hin, hervorragende Persönlichkeiten zu übergehen, mögen hier einige genannt werden, um erken

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schauungen und Erfahrungen vereinigt waren und welch' hohes Interesse das tägliche und stündliche Zusammentreffen mit Geographen der verschiedensten Richtungen und mit Forschungsreisenden aus fast allen Ländern der Erde bieten musste. Von Italienern waren z. B. anwesend Negri, Ehrenpräsident; Principe Teano, Präsident der Italienischen Geogr. Gesellschaft und des Congresses, Dalla Vedova, Generalsecretär der Ital. Geogr. Gesellschaft und des Congresses; Barozzi, Berchet, Beltrame, Bodio, Brunialti, Camperio, Cora, Correnti, D'Albertis, De Luca, Ferrero, Giglioli, Hugues, Issel, Magnaghi, Malfatti, Marinelli, Massari, Mayo, Pennazzi, Peroglio, Schiaparelli; Frankreich hatte ausser verschiedenen Präsidenten und Secretären seiner zahlreichen geographischen Provinzialgesellschaften, Männer wie Ferd. de Lesseps, Daubrée, Levasseur, Maunoir, Crevaux, d'Abbadie, Drapeyron, Dutreil du Rhins, Gauthiot, V. Guerin, G. Hachette, Perrier, Ploix, Quatrefages, Révoil, Soleillet gesendet; aus Österreich waren u. A. gekommen Frhr. v. Czoernig sen. und jun., Corvetten-Capitän v. Kalmar, der Timbuktu-Reisende Lenz, der China-Reisende Kreitner, le Monnier, Prof. Paulitschke, Prof. Wieser aus Innsbruck, Prof. Matković aus Agram, Dr. Chavanne und Hart v. Hartenthurn in Begleitung des Chefs der Hölzel'schen Anstalt. Russland war vertreten durch Venjukow, Al. Woeikow, Prof. Grigoriew, den Director des Pädagogischen Museums des Kriegsministeriums General v. Kokhovsky; die Niederlande durch Oberst Versteeg, Prof. Kan, Musschenbroek, van Hasselt und Veth von der Sumatra-Expedition; Belgien durch Oberst Wauvermans, Eckstein, Delgeur, Du Fief, Génard, Meulemens; die Schweiz durch Bouthillier de Beaumont, Forel, Gerster, Müllhaupt v. Steiger; Ungarn durch Dechy, Erödy, Hunfalvy, Prof. Matskássy aus Szegedyn, General Türr, Vámbéry; England durch den Präsidenten der Londoner Geogr. Gesellschaft Lord Aberdare, den Alpenkenner J. Ball, Capt. R. Burton, Capt. Cameron, Sir H. Layard, General Thuillier und Capt. Baird von der indischen Landesvermessung; Schweden durch O. Torell, H. Hildebrard, Dr. Kjellman von der,.Vega"; Dänemark durch Prof. Erslev; Spanien durch Arrillaga, Coello; Portugal durch Barbosa du Bocage, L. Cordeiro, Serpa Pinto; Rumänien durch Prof. Obedenare; Griechenland durch Professor Mindler; Canada durch Sandford Fleming; Argentinien durch den Patagonien-Reisenden Moyano; Ägypten durch Mahmoud - Bey; die Vereinigten Staaten durch Daly, Capt. Wheeler u. A. Deutschland hatte ausser seinen grossen Afrika-Reisenden Nachtigal, Rohlfs und Schweinfurth u. A. die Andes-Forscher Reiss und Stübel, den berühmten Führer der ,,Gazelle❞

Corvetten-Capitän v. Schleinitz, die Universitätsprofessoren der Geographie Delitsch, Fischer, Kiepert, Rein, v. Richthofen und Wagner, Dr. Marthe aus Berlin, Dr. Hahn aus Leipzig, den Oberst Regely vom Generalstab, den Chef des königl. preuss. geologischen Instituts Hauchecorne, Geh.-Rath Hepke von der Berliner Gesellschaft für Erdkunde, Prof. Thomas und Dr. Simonsfeld aus München, E. Debes aus Leipzig, L. Friederichsen aus Hamburg, Hauptmann Kollm aus Metz als Vertreter der betreffenden geogr. Vereine, endlich aus Gotha neben B. Perthes Dr. Berghaus, B. Hassenstein und E. Behm zu dem Contingent der Congressmitglieder gestellt.

Wie eine Durchsicht dieser kleinen Liste ergiebt, war die Kategorie der Afrika-Reisenden in überaus glänzender Weise vertreten: d'Abbadie, Beltrame, Burton, Cameron, Lenz, Massari, Nachtigal, Révoil, Rohlfs, Schweinfurth, Serpa Pinto, Soleillet bildeten neben manchen Anderen eine Gruppe, wie sie selbst in Paris nicht in solcher Zahl und von solcher Bedeutung vereinigt war.

Verhandlungen und Beschlüsse. In dem persönlichen Zusammenkommen, der Auffrischung alter und Anknüpfung neuer Bekanntschaften, den vielfachen Anregungen, die hieraus entspringen, dem mündlichen Austausch der Ansichten und Urtheile &c. liegt der Schwerpunkt dieser Congresse, und es ist deshalb wünschenswerth, dass die ca fünfjährige Periode beibehalten werde, wenn auch für die mit den Congressen verbundenen Ausstellungen, wie wir von mehreren Seiten äussern hörten, eine zehnjährige Periode genügen, in mancher Beziehung sogar vorzuziehen sein würde. Von den eigentlichen Verhandlungen darf man nicht, wie vielfach geschehen, bindende Beschlüsse, Einigung über streitige Fragen oder sogar die Lösung wissenschaftlicher Probleme erwarten; die Vorträge in den allgemeinen Sitzungen waren vielmehr auch diess Mal für ein grosses und gemischtes Publicum berechnet, und die Verhandlungen der einzelnen Abtheilungen oder Gruppen, denen wiederum ein reichhaltiges Verzeichniss von Fragen zu Grunde lag, trugen im Ganzen den Charakter von Unterhaltungen über mehr oder weniger interessante, auf Geographie bezügliche Gegenstände. Strengere Anforderungen dürften kaum gerechtfertigt sein, die geographischen Congresse sind viel zu zahlreich besucht und viel zu bunt zusammengesetzt, als dass sie wie Gerichtshöfe oder Regierungscommissionen Entscheidungen über wichtige Fragen treffen, Vorschriften ausarbeiten oder auch nur tief eindringende Untersuchungen und Discussionen vornehmen könnten; die Anträge, auch wenn sie vom Plenum angenommen werden, können nur Wünsche ausdrücken und Anregungen geben, denn der Congress besitzt nur eine moralische Macht, kann aber auf Regierungen oder Private in keiner Weise bestimmend einwirken.

Bei den allgemeinen Sitzungen kommt die Persönlichkeit der Vortragenden mehr in Betracht als die Vorträge selbst. Was Ferd. de Lesseps in der Eröffnungssitzung über den Antheil Venedigs an der geographischen Entdeckungsgeschichte in fast zu elementarer Weise vorbrachte, oder was er in der zweiten allgemeinen Sitzung über den Panama Canal sagte, bot an sich nichts Bemerkenswerthes, und mehr als der sachliche Inhalt fiel sein Bestreben auf, die durch die Ereignisse in Tunis etwas gelockerten Freundschaftsbande zwischen Frankreich und Italien fester zu knüpfen, aber für fast alle Anwesende war es von hohem Interesse, den berühmten Schöpfer des Suez-Canals in Person zu sehen und sprechen zu hören. Der Marinelieut. Massari, der mit Capitän Matteucci die jüngste Durchkreuzung Afrika's vom Nil zum Busen von Guinea ausführte, sowie der französische Marinearzt Crevaux, der eine Reihe von Jahren auf die Erforschung südamerikanischer Flüsse verwendete, sprachen aus frischer Anschauung über ihre Reisen, und diese unmittelbare persönliche Mittheilung macht einen ganz anderen Effect, als die spätere, sorgfäl tig ausgearbeitete gedruckte Beschreibung, obwohl sie ungleich gehaltreicher ausfallen wird. Nicht minder boten die Ansprachen von Männern wie Nachtigal, Negri, Schweinfurth, Vámbéry oder der Vortrag des General Türr über seinen projectirten Durchstich des Isthmus von Korinth einen grossen Reiz durch die Persönlichkeit und den weltbekannten Namen der Redner. Die Anträge der Sectionen, über deren Sitzungen in den allgemeinen Versammlungen kurz berichtet wurde, kamen meist ohne Discussion zur Annahme, nur der Antrag, handelsgeographische Gesellschaften überall neben den eigentlichen geographischen Vereinen und getrennt von ihnen in's Leben zu rufen, veranlasste eine lebhafte Debatte und wurde zu fernerer Verhandlung zurückgestellt. Die angenommenen Anträge waren folgende:

,,Der dritte internationale Congress spricht den Wunsch aus, dass die internationale geodätische Association das Feld ihrer Untersuchungen auf das Studium der Bewegungen der Erdoberfläche ausdehne, und zwar mittelst periodisch wiederholter Präcisions - Nivellements. Die Wahl der neu zu nivellirenden Linien und die Bestimmung des Zeitintervalls, welches die Wiederholungen der Nivellements trennen soll, sollen der internationalen geodätischen Association als der competentesten Körperschaft anheimgegeben werden.

,,Alle Staaten, welche der internationalen geodätischen Association noch nicht beigetreten sind, mögen sich dersel ben anschliessen.

,,Auf dem nächsten Congress möge eine Statistik der telegraphischen Bestimmungen von Längenunterschieden vorgelegt werden, und zwar wird gewünscht, dass diese Arbeit dem italienischen Istituto topografico militare anvertraut wird.

,,Der Congress dankt dem General Türr für seine Mittheilung über die Frage der Durchstechung des Isthmus von Korinth. Nach Einsicht der Pläne, Bauanschläge, Profile, die den Typen des Suez-Canals conform sind, ist er der Ansicht, dass die vorbereitende Periode der Untersuchung der Vorstudien beendet ist. Gegenüber dem offenbaren Interesse für den Handel des Orients spricht er den Wunsch aus, dass die Ausführung sofort in Angriff genommen werde.

,,Die Nützlichkeit der Annahme übereinstimmender Signaturen auf den Seekarten für Bänke, Gefahren &c., und übereinstimmende Betonnung der Küsten und Flussmündungen, die schon von dem Pariser Congress empfohlen wurde, glaubt der Congress ganz besonders hervorheben zu müssen. Er hofft, Angesichts der Wichtigkeit der Sache, dass dieser Wunsch bis zum nächsten geogr. Congress erfüllt und man sofort zur Unification der Zeichen für die im Meere liegenden Gefahren schreiten wird.

,,In Bezug hierauf drückt der Congress den Wunsch aus, dass die gleichförmigen Zeichen, welche zur Erkennung der Gefahren im Meere aufgestellt werden, durch ihre Natur den Ort, wo sich jene befinden, anzeigen. Der Congress wendet sich an die Regierungen, welche einen organisirten hydrographischen Dienst haben, und glaubt ihnen empfehlen zu müssen, so schnell wie möglich mit einer Revision der Küsten vorzugehen, von welchen noch keine oder nur eine unvollständige Aufnahme vorhanden ist, er ladet sie ein, sich unter einander zum Zweck der Theilung der Arbeit zu verständigen, und lenkt ihre Aufmerksamkeit besonders auf die Nothwendigkeit, die Aufnahme des Rothen Meeres und einiger noch ungenügend festgestellten Theile des Mittelländischen Meeres zu erneuern. Der Congress empfiehlt allen Regierungen, die Aufnahmen der Küsten des eigenen Landes sowie der Colonien summarisch oder auch theilweise zu publiciren nach Maassgabe des Fortschreitens dieser Aufnahmen und sie dann zu vervollständigen, wenn die Karten definitiv construirt werden.

,,Der Congress drückt den Wunsch aus, dass die von den Herren Magnaghi und Giglioli so vortrefflich begonnenen hydrographischen Studien mit Energie fortgesetzt werden.

,,In Anbetracht der gegenseitigen Hülfe, die sich die Geodasie und die Geologie zum Fortschritt der Wissenschaft leisten könnten, billigt der Congress den Antrag, dass die internationale geodätische Commission sich durch einige Geologen verstärkt zum Studium der Schwankungen des Bodens, und empfiehlt den anwesenden Mitgliedern der Commission, diesen Gedanken bei ihren Collegen zu befürworten.

,,Davon in Kenntniss gesetzt, dass der Minister für öf

fentlichen Unterricht Pläne und Zeichnungen von megalitischen, in Italien excl. der Inseln vorhandenen Monumenten aufnehmen lässt, spricht der Congress den Wunsch aus, dass jene Zeichnungen &c. schnell vollendet und in den Acten des Congresses veröffentlicht werden möchten.

,,Auf die Mittheilung des Cav. St. de Stefani über steinerne Gegenstände eigenthümlicher Form, die zu S. Anna d'Alfaedo gefunden worden sind, drückt der internationale geogr. Congress den Wunsch aus, dass der Minister des öffentlichen Unterrichts an dem Ort der Entdeckung systematische Nachgrabungen vornehmen lassen möge, um über die Art der Lagerung dieser Gegenstände Gewissheit zu erlangen.

,,Der Congress wünscht, dass Hand angelegt werde an die Compilation eines historisch-geographischen Wörterbuchs von Italien für das Mittelalter, nach den schon vorhandenen Beispielen, eine Arbeit, welche sich besonders den italienischen Deputationen der Storia Patria empfiehlt. In Anbetracht sodann, dass die Methode, ein solches Wörterbuch zu compiliren, für alle Länder dieselbe bleibt, und dass ein universelles historisch - geographisches Wörterbuch für das Mittelalter fehlt, spricht der Congress öffentlich die Hoffnung aus, dass in jedem Lande, wo ähnliche Arbeiten nicht im Gange sind, die Gelehrten aufgefordert werden, sie zu unternehmen, zu dem Zwecke, zu einem universellen historisch-geographischen Wörterbuch des Mittelalters beizutragen.

,,Der internationale Congress giebt den Wunsch kund, dass Museen für Handelsgeographie nach Art der in Mailand, Brüssel, St. Gallen, Venedig vorhandenen durch die Initiative der handelsgeographischen Gesellschaften und mit möglichster Unterstützung von Seite der Regierungen gegründet werden.

,,Bei Prüfung der Frage, welches die besten Mittel zur Vereinigung der commerciellen mit den wissenschaftlichen Interessen zum Zweck des Fortschrittes der Geographie und der Entwickelung des Handels sind, spricht der Congress in Anbetracht, dass sich Reisen zum Nutzen der Geographie vorzugsweise mittelst commercieller Verbindungen ausführen lassen, den Wunsch aus, dass die Gesellschaften die praktischen, zu Handelszwecken in wenig oder nicht bekannten Gegenden zu unternehmenden Reisen nicht ausser Acht lassen.

,,Der Congress wünscht, dass das Studium der ökonomischen und statistischen Geographie beim secundären und höheren Unterricht mehr berücksichtigt werde.

Wegen der Wichtigkeit der Auswanderung auch als geographisches Factum spricht der Congress folgende Wünsche aus: a) dass die Regierungen fortfahren mögen, die statistischen Untersuchungen über Aus- und Einwanderung zu

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