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Die Tschuktschen am Ufer des Eismeeres, ihre Zahl und gegenwärtige Lage.

Die „Iswestija" der russischen Geographischen Gesellschaft enthalten im 2. Hefte des XVI. Bandes (1880) zwei Artikel, die interessante Nachrichten über das im Ganzen noch wenig bekannte Volk der im äussersten Nordosten des asiatischen Continents lebenden Tschuktschen von zwei Theilnehmern an der denkwürdigen Fahrt der „,Vega" bringen. Einer dieser Artikel ist von O. Nordqvist und liegt der folgenden Darstellung vorzugsweise zu Grunde; der andere ist eine Übersetzung des ursprünglich im ,,Japan Herald" erschienenen Artikels des dänischen Marine-Lieutenants Hovgaard, der nur gelegentlich von den Tschuktschen handelt, aber Einzelheiten enthält, die wir an betreffender Stelle einschalten.

Bekanntlich theilt man die Tschuktschen nach ihrer Lebensweise in Renthiernomaden und Ansässige eiu. Letztere wohnen an der Küste vom Cap Schelagskoi bis zum Ostcap und breiten sich von da längs der Küste des Bering-Meeres bis zum Anadyr-Busen aus. Eine genauere Begrenzung ihrer Wohnplätze kann Herr Nordqvist nicht angeben, da er auf der Fahrt nur mit den Tschuktschen, die zwischen dem Cap Schelagskoi und dem Ostcap (Peek) wohnen, in Berührung gekommen ist. Diese Tschuktschen berichteten, dass südlich vom Ostcap ein anderes Volk, Aiguan genannt, lebe, dessen Sprache sie nicht verstehen. Ohne Zweifel sprechen sie von demselben Volke, welches Wrangell,,Onkilon", Neumann,,sitzende Tschuktschen" oder Ang-kali, Maydell ,,Aigwan" und Dall,,Tschukluk" nennt ). Dieselbe Ansicht

1) K. K. Neumann sagt auf Seite 25 seiner ,,Historischen Übersicht über die Thätigkeit der Tschuktschen-Expedition" (Isw. der Sibir. Abth. der russ. Geogr. Ges., Bd. I, Nr. 4 u. 5): ,,Dieses Volk (die sitzenden Tschuktschen) ist in seinem Äussern den Renthier-Tschuktschen sehr ähnlich, seine Sprache ist aber letzteren nicht verständlich". „Die Renthier-Tschuktschen geben ihm den Namen Ang-kali (nicht Onkilon, wie es Wrangell nennt), was in der Übersetzung,,,,nahe am Meere"" heisst. Dieser Name ist jedoch nicht Ang-kali, sondern Angkadli zu schreiben, welches Wort die Mehrheit von Angkadlin (= Anwohner des Meeres) ist. Die Wurzel des Wortes ist angka (Meer), und die Endung dlin wird dem Namen des Ortes hinzugefügt, um einen Bewohner dieses Ortes zu bezeichnen. So heisst z. B. ein Bewohner des Dorfes Tjapka Tjapkadlin. Die gewerbetreibenden Tschuktschen werden auch von den Renthier-Tschuktschen Angkadli genannt, und sie selbst nennen sich so; es ist diess aber eigentlich kein Eigenname, sondern ein Gattungsname, der allgemein alle Meeresanwohner bezeichnet". Maydell schreibt S. 67 und 68 der ,,Antworten der Tschuktschen-Expedition auf die Fragen des Akademikers Bär" (Isw. der Sib. Abth. der russ. Geogr. Ges., Bd. II, Nr. 1 und 2):,,Vom Peëk bis zur Mündung des Anadyr wohnt an der Küste ein nicht zahlreiches Volk, welches gleichfalls vom Seehunds- und Fischfange lebt, aber eine Sprache Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1881, Heft II.

sprachen die Tschuktschen der östlichsten Ansiedelung (Uëdle) am Eismeer aus. Trotzdem erscheinen die Tschuktschen an der St. Lorenz-Bucht vollkommen denen am Eismeer ähnlich. Allerdings zeigten einige von ihnen mehr einen Eskimo- als einen Tschuktschen-Typus; aber Sprache, Kleidung, Tättowirung und Zelt (jarang) waren vollständig mit 'denen der am Eismeer lebenden Tschuktschen identisch. Auf den Höhen, welche die St. Lorenz-Bucht umgeben, befanden sich Steingrabhügel von reinem Eskimo-Typus, die wahrscheinlich 200-300 Jahre alt waren; alle neueren Grabhügel sind nach Aussage des Dr. Stuxberg, der sie untersucht hat, denen ähnlich, die sich bei Uinretlen (Inrytlen), wo die,,Vega" überwinterte, befinden.

Die Tschuktschen an der St. Lorenz - Bucht und der nördlich von der Providence-Bai liegenden Konijam-Bucht kannten die Benennung Aiguan nicht, oder wollten wenigstens nicht zeigen, dass sie dieselbe kennen. Offenbar sind sie weniger abergläubisch als ihre Stammesgenossen an der Eismeerküste. So konnte man z. B. an der St. LorenzBucht ohne Mühe einen Seehundsschädel von den Tschuktschen erlangen, was an der Stelle, an der die „Vega" überwinterte, ganz unmöglich war, weil daselbst diese Schädel den Göttern als Opfer dargebracht werden. Folglich sind in der That die wenigen geringen Unterschiede, welche sich zwischen den Tschuktschen, die am Eismeer leben, und denen, die ihre Wohnsitze am Bering-Meer haben, nicht bedeutender als diejenigen, welche man in benachbarten Provinzen irgend eines Landes antreffen kann. Weshalb aber wollen die an der Nordküste lebenden Tschuktschen nicht die am Bering-Meer lebenden als ihre Stammesgenossen anerkennen? Die Ursache scheint darin zu liegen, dass die gewerbetreibenden Tschuktschen, die nördlich vom Tschuktschen-Cap bis zum Ostcap hin leben, aller Wahrscheinlichkeit nach aus einer Mischung von Tschuktschen und solchen Eskimos herstammen, welche sich Sprache und Sitten der Tschuktschen angeeignet hatten. Diess ist viel

spricht, welche die Tschuktschen nicht verstehen, während Jeder aus diesem Volke gut das Tschuktschische kennt. Die Tschuktschen nennen dieses Volk Aigwan". Dall (Tribes of the extreme Northwest) sagt von diesem Volke, das er,,Tschukluk" nennt:,,They extend from the Golf of Anadyr to Cape Serdze and formerly to Cape Shelagskoi". Die letzteren beiden Autoren geben diesem Volke eine zu grosse Ausdehnung nach N und W.

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leicht auch die Ursache, dass die übrigen Tschuktschen diese Mischlinge nicht als ihre Stammesgenossen anerkennen wollen.

Der Verkehr zwischen den am Eismeere lebenden Tschuktschen und den am Bering-Meer wohnenden ist sehr unbedeutend. Während erstere z. B. fast täglich bei der Überwinterungsstelle der „Vega" erschienen, zeigten sich letztere daselbst im Ganzen nur zwei Mal. Da die „Vega" auch bei der südlich vom Ostcap belegenen TschuktschenKüste nur zwei Mal auf kurze Zeit verweilte, hatte Herr Nordqvist keine Gelegenheit, etwas Näheres über die numerische Stärke und die Verhältnisse der Bewohner derselben zu erfahren; er spricht daher im Folgenden auch nur von den gewerbetreibenden Tschuktschen an der Küste des Eismeeres zwischen Cap Schelagskoi und Ostcap.

Dieselben kann man, obgleich sie sesshafter sind als die Renthier-Tschuktschen, doch keineswegs in genauer Weise als,,sitzende Tschuktschen" bezeichnen. Wenn sich auf einer Stelle der Mangel an Subsistenzmitteln fühlbar zu machen beginnt, siedeln sie sehr oft auch im Winter nach einer anderen Stelle über. So zogen alle Bewohner der in der Nähe des Überwinterungsplatzes der,,Vega" befindlichen Ansiedelung Pitlekai im Laufe des Winters nach der weiter ostwärts belegenen Niederlassung Naitschkai, wo sie viele Fische fingen. Ausserdem wurden sehr oft gewerbetreibende Tschuktschen gesehen, die mit ihrem Jarang und der ganzen Familie von einem Orte zum anderen zogen. Die Tschuktschen siedeln sich selten einzeln an; grösstentheils leben sie in Dörfern.

da

Um einen annähernd richtigen Begriff von der Zahl der auf der bezeichneten Küste lebenden Tschuktschen zu gewinnen, bat Herr Nordqvist Tschuktschen aus verschiedenen Gegenden, ihm der Reihe nach alle Dörfer mit der Zahl der darin befindlichen Jarange anzugeben. Sie konnten hierüber ziemlich ausführliche Angaben machen, viele von ihnen oft den Weg zwischen Nishne - Kolymsk und dem Peëk zurückgelegt hatten. Die Verschiedenheiten in ihren Angaben rührten oft nur von den häufigen Ortsveränderungen der Bewohner her, so dass da, wo der Eine eine gewisse Zahl von Jarangen gesehen, ein Anderer, der früher oder später vorüber gekommen war, eine ganz andere Anzahl derselben wahrgenommen hatte. Die auf diese Art erhaltenen Nachweise haben jedoch ein gewisses Interesse, weil 1. die Zahl der Jarange in den verschiedenen Angaben doch ziemlich übereinstimmt, was einige Garantie für die Richtigkeit der daraus gefolgerten Stärke der Bevölkerung giebt, und 2. sich daraus ersehen lässt, wie die Bevölkerung auf der Küste vertheilt ist, wo sie dichter und weniger dicht ist.

In nachstehendem Verzeichniss sind die Dörfer von

Uëdle, der ersten Niederlassung nördlich vom Ostcap, bis zum Cap Schelagskoi aufgeführt. In der ersten Columne sind die von Herrn Nordqvist von verschiedenen Tschuktschen gesammelten und von ihm selbst aufgeschriebenen (mit * bezeichneten) Angaben enthalten. In der zweiten Columne befinden sich die Zahlen, welche der Tschuktsche Urtridlin aus Koljutschin gab, in der dritten die des Notti aus Ryraitinop, in der vierten die eines Tschuktschen aus Tjapka und in der fünften die zweier Tschuktschen aus demselben Dorfe. In der sechsten Columne ist das Mittel aus allen auf diese Weise gewonnenen Zahlen angegeben.

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