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mich selbst durch den Überblick von Masar aus überzeugen konnte, noch über Tiyük hinaus fort, weiter im O soll es sich mit der Fortsetzung des Kysyl-tau verbinden und so ein Becken bilden, was mir aber unwahrscheinlich erscheint. Sicher ist nur, dass man auf dem Wege nach Chami einen Höhenzug überschreiten muss, nach meiner Ansicht den Kysyl-tau; auch Pischan scheint schon im N dieses Sandsteingebirges zu liegen. Der Kökerinul, welcher bis zu einer Höhe von 8000 F. aufzusteigen scheint, ist fast pflanzenarm, nur an den Quellen soll sich eine nennenswerthe Vegetation entwickeln, aber trotzdem halten sich auf seiner Höhe grosse Heerden wilder Kameele auf.

Am meisten bedauerte ich, dass es mir nicht gestattet wurde, den beabsichtigten Besuch des Lob-nor auszuführen, um den Streit, der sich in Folge der Przewalski'schen Entdeckung erhoben hat, zu einem Ende zu bringen. Bereits in Schicho hatte ich vielfach Erkundigungen über den See eingezogen und neigte mich damals auch der Ansicht zu, dass Przewalski in der That nicht an den wahren Lobnor gelangt sei. Jetzt bin ich jedoch anderer Meinung. Während meiner Anwesenheit in Turfan traf daselbst der Beg von diesem See ein und erfuhr ich von ihm, dass der Lob-nor wirklich der von Przewalski geschilderte Schilfsee sei, nur glaube ich aus seinen Mittheilungen entnehmen zu können, dass der See sich weiter nach O erstreckt, als unser berühmter Forscher annahm. Die Bevölkerung am See besteht aus Tarantschen, die vielfach mit Mongolenblut vermischt sind. Wie der Beg angab, kann man den See in 3 forcirten Märschen erreichen; am ersten Tage reist man über Luktschin hinaus bis an den Fuss des Kökerinul, am zweiten Tage übersteigt man das Gebirge und gelangt über Wüste im günstigsten Falle an eine Wasserstelle, am dritten Tage kommt man zum See.

Die Temperaturen in Turfan waren bedeutenden Schwankungen ausgesetzt; in den ersten Wochen unserer Anwesenheit stieg das Thermometer bei heiterem Himmel und vorherrschenden Südwinden jeden Tag auf mehr als 20° R., am 2. October hatten wir sogar 4h a. m. bereits diesen Wärmegrad erreicht; bei bedecktem Himmel hatten wir stets noch 12-16° R. Als der Wind in der zweiten Hälfte des October nach N umsprang, nahm die Temperatur schnell ab; am 22. October hatte man ausserhalb der Stadt den ersten Nachtfrost, am 31. October lag auf den benachbarten Bergen im N bereits Schnee, während wir in der Ebene 7h a. m. noch 5° R. hatten. Bei meinem Ausfluge nach Alt-Turfan am 7. November fiel das Thermometer bis auf -6° R.; als ich am 9. November meine Rückreise antrat, hatten wir auch in Turfan selbst 5° Kälte. Dass die Winde einen so grossen Einfluss auf die Temperaturen in Turfan ausüben, ist sehr leicht erklärlich; südliche Winde

werden in der Gobi, welche sie bestreichen müssen, in hohem Grade erhitzt, während die Nordwinde von der Bogdo-Kette herab Kälte bringen. In einem 50 F. tiefen Brunnen zeigte das Thermometer 122°, später sogar 131⁄2 und 14° R. an.

Wenn wir auch auf dem Rückwege noch manchen Chicanen der chinesischen Behörden ausgesetzt waren, SO legten wir doch diese Strecke ohne Unfall zurück; am 26. November trafen wir in Schicho ein und erreichten nach achttägigem Aufenthalte daselbst am 24. December wohlbehalten unseren Ausgangspunkt Kuldscha nach einer fast achtmonatlichen Abwesenheit.

Bemerkungen zur Karte. Von B. Hassenstein.

Während eines mehrtägigen Aufenthalts in Gotha hatte Herr Hofrath A. Regel die Güte, uns für die Kartenconstruction einen Auszug aus seinen Tagebüchern anzufertigen, welcher, nebst etwa 40 während der Reise entworfenen Routenskizzen, eine Construction seiner Reiserouten im Maassstab von 1: 500 000 ermöglichte. Vielfache mündliche Auskunft half dabei wesentlich mit. Von dieser Construction giebt unsere Karte eine alles Wesentliche enthaltende Reduction auf den dritten Theil. Dass eine regelrechte Wege-Aufnahme nicht Statt gefunden hat, erklärt sich aus dem Hauptzweck des verdienstvollen Reisenden ebenso, wie aus den ungewöhnlichen Schwierigkeiten, mit denen er fortwährend zu kämpfen hatte, und so ist er weit davon entfernt, sein schönes Resultat als etwas anderes als eine vorläufige, späteren militärischen Recognoscirungen bahnbrechende Tour eines eifrigen Botanikers zu bezeichnen. Nun, wir denken, die geographische Welt wusste bereits zu würdigen, welchen Gewinn sie dieser Turfan-Reise zu danken hat, und die Karte möge helfen, ihn zu verdeutlichen!

Ein gewöhnlicher Handcompass diente zur allgemeinen Orientirung für die Wegerichtungen, die im Tagebuch nach den 16 Hauptpunkten der Windrose eingetragen sind. Die Entfernungen von Lager zu Lager wurden nach zurückgelegtem Tagesritt möglichst genau nach Stunden und Werst abgeschätzt und zwar so, dass eine Stunde mit höchstens 3 bis 5 Werst im Gebirge, 5 bis 6 Werst bei Schritt in der Ebene und 7 bis 10 Werst bei Trab in der Ebene angenommen sind. In vielen Fällen durften wir uns, auf frühere Erfahrungen fussend, auch bei diesen Schätzungen noch kleine Reductionen erlauben; so scheinen namentlich bei den botanischen Excursionen im äussersten Oberlauf der Gletscherquellbäche des Turgen, Naryngol und Aryslyn, des Kasch und Kunges einige Irrthümer in der Distanzschätzung sich eingeschlichen zu haben, die theils nach dem Herausfühlen der grösseren Wahrscheinlichkeit, theils aus den relativ zuverlässigeren Detailskizzen des Tagebuchs corrigirt worden sind.

Bei der Niederlegung dieser Routenconstruction in ein festes Gradnetz war uns die neueste Ausgabe der bekannten, 1878 zuerst erschienen,,Karte des turkistanischen Militärbezirks" (12 Blatt in 1: 1680 000), welche uns Herr General O. von Stubendorf zu diesem Zweck mit gewohnter Liebenswürdigkeit zur Verfügung stellte, von unschätzbarem

Werthe; denn da wir annehmen können, dass die grösstentheils so schwer zugänglichen Originalquellen, sowohl aus der Zeit der alten Jesuitenaufnahmen, noch mehr die neueren nur in russischen Zeitschriften veröffentlichten Reise- und Erkundigungsresultate, in der turkistanischen kriegstopographischen Abtheilung zu Taschkent kritisch-kartographisch verwerthet worden sind, so nehmen wir keine Veranlassung, die jener Karte zu Grunde gelegten Positionen für die grössten Orte des Chinesisch-Russischen Grenzgebiets unserer Routenconstruction zu Liebe zu verändern ), oder mit anderen Worten: wir haben mit A. Regel's Zustimmung die Positionen von Kuldscha, Schicho, Urumtschi, Gutschen, Turfan und Karaschar unverändert von der russischen Karte entnommen, und nur Manas hat aus später aufzuführenden Gründen eine nicht unbedeutend südlichere Lage erhalten. In dieses Netz, dessen zuverlässige astronomische Festlegung nach dem jüngst abgeschlossenen russisch-chinesischen Vertrag wohl nicht mehr allzulange auf sich warten lassen wird, ist das Regel'sche Itinerar eingepasst worden.

Verfolgen wir dasselbe, von West nach Osten gehend, etwas specieller. Die Route von Kuldscha über das Kokkamyr-Plateau nach Schicho und am Nordabhang des Irenchabirga entlang in's Ilithal zurück (April bis Juni 1879) war schon in Tafel 20 vorigen Jahrgangs eingetragen. Da damals nur provisorische Briefe vorlagen, so finden sich einige Verschiedenheiten in den beiden Karten und wir können nur bedauern, dass unser Maassstab nicht erlaubt, die gerade für diese interessante Gebirgsreise vorhandenen 12 Kartenskizzen der Gletschergebiete am Turgen und oberen Zagan-ussu in detaillirterer Zeichnung zu reproduciren. Einige Reihen von Compasspeilungen, genommen in Kuldscha und auf den hohen Passübergängen Ulan- und Tschunkur-daban, nach festen Punkten der grossen Karawanenstrasse, sowie eine am sehr klaren Morgen des 12. Juni, ebenfalls auf dem Ulan-daban erhaltene Ansicht des südlichen Ebi-nor-Ufers, erhielten willkommene Verwerthung; das neu gegründete ansehnliche Piket von Tatu und werthvolle Erkundigungen über den Oberlauf der Dschin-Zuflüsse erscheinen zum ersten Mal in der Karte.

Mehr in die Augen fallend ist die fast völlige Neudarstellung der orographischen Verhältnisse des ganzen östlichen Thianschan - Systems. Die richtigere Zeichnung

der schneebedeckten Irenchabirga-Kette und ihrer südlichen Parallelketten ist A. Regel's Verdienst. Wenngleich heimgekehrt noch reich an Zweifeln und Räthseln, über die Klarheit zu schaffen ihm trotz unermüdlichen Suchens, Skizzirens und Erkundigens bei so spärlich begegneten Einheimischen, nicht gelingen wollte, war es doch möglich, den im westlichen Thianschan bekannten charakteristischen

1) So ergiebt z. B. ein Vergleich der Positionsbestimmungen der Missionare d'Acocha und d'Espinha von 1756, die im vorigen Jahrgang der Geogr. Mittheil. auf Seite 467 und im Bulletin de la Soc. de Géogr. de Lyon, 1880, p. 370, zum ersten Mal ausführlich mitgetheilt wurden, mit der turkistanischen Karte, dass diese Positionen für die Breite von Schicho, Urumtschi, Turfan, Karaschar, Ouchaketar (= Uschak-tal unserer Karte), Loukikin (Luktschin ebenda) und Kurla berücksichtigt worden sind, während die aus den Itineraren der Jesuitenpatres abgeleitete Länge für Turfan aus dem Meridianunterschied dieser Stadt mit Barkul (von Rafailow 1877 bestimmt), nämlich 3° 45′ nach W, niedergelegt worden zu sein scheint, ein Verfahren, welches bis zur genauen Ortsbestimmung von Turfan unsere volle Zustimmung hat.

Parallelismus schärfer und genauer als bisher bis weit nach Osten hin zu constatiren und zu zeichnen und nach den

freilich nur annähernd nach der Vegetation geschätzten Höhen ein ungefähres Reliefbild der merkwürdigen Hochalpenthäler oder der tiefen Ausflussschluchten ihrer Gewässer zu skizziren. Der gewaltige, altberühmte Dreispitzenberg des Bogdo - ola, der auf Klaproth's Karte im Quellgebiet des Kasch, auf neueren russischen Karten nordöstlich von Urumtschi liegt, hat als eine etwas abgesonderte imposante Berggruppe von ca 14000 F. seine natürlichere, um 1/4 Grad südlichere Lage in der Längsachse des Irenchabirga erhalten, und die niedrigen Parallelhöhenzüge, wie die sie trennenden wüsten Sandflächen bei der alten Uigurenstadt Turfan konnten mit einiger Genauigkeit den Aufzeichnungen entnommen werden.

Über das untere Kaschthal, etwa bis hinauf zurAryslynmündung, existiren, nach A. Regel's Mittheilungen, bereits russische Aufnahmen, die, stark reducirt, in der turkistanischen Karte benutzt sein mögen und durch Regel's botanische Excursionen in die Thäler der nördlichen Zuflüsse und zu den Schwefelthermen des Borgatypasses Ergänzungen erhielten. Auch weiter hinauf, im oberen Kaschthal, sollen dem im wörtlichen Sinn des Wortes,,Bahn brechenden" Naturforscher schon im vergangenen Jahre militärtopographische Recognoscirungen gefolgt sein, doch wird wohl eine geraume Zeit vergehen, ehe wir dieselben unseren Lesern vorlegen können.

Letzteres wollen wir uns aber um so mehr als eine Pflicht angelegen sein lassen, weil gerade über dem Theil der Karte, der die Excursion vom Kasch zum Möngötö enthält (vom 10. bis 17. August), ein gewichtiger Zweifel über die richtige Lage dieses Passes obwaltet, dessen Beseitigung sowohl General v. Stubendorf wie Hofrath Regel aus unserer Construction erhofften. Aus der in Taschkent redigirten Neuzeichnung der mehrerwähnten Karte geht nämlich hervor, dass dort nicht unwichtige Materialien vorhanden sein müssen über die Gegend südlich von Schicho, über den Oberlauf des östlich davon nach N verlaufenden Kiityn und einige westliche Gebirgsbäche, welche bisher auf keiner Karte. verzeichnet waren '). Die turkistanische Karte bringt den Möngötö- oder Menjetepass genau in den Meridian von Schicho, und da Herr v. Stubendorf gute Gründe haben muss, diese Angaben für zuverlässige zu halten, wünscht er, wie aus A. Regel's Mittheilungen hervorgeht, eine Identificirung des von Letzterem überschrittenen Passes mit jenem Menjete aufrecht zu erhalten. Vorausgesetzt nun, dass die Länge von Schicho richtig ist, würde diese Identificirung der beiden Pässe eine ganz unverhält nissmässige Ausdehnung der Regel'schen Route vom Lager an der Mündung des Aryslyn bis zum Möngötö-Saryklager nöthig werden, um die verhältnissmässig kurze und etwa INNO verlaufende Excursion auf den Punkt der russischen Karte zu bringen. Das erlaubt aber weder eine von Regel vorläufig calculirte Distanzschätzung, noch unsere Construction; wenn wir gleichwohl, den im oben mitgetheilten Bericht A. Regel's enthaltenen Erkundigungen über den wahrscheinlichen Zusammenhang des nördlichen Möngötö

1) Wir zweifeln, dass die im vorhergehenden Bericht, S. 387, erwähnte Militär- Recognoscirung von Schicho bis Scharkode in der mehrfach erwähnten Karte schon benutzt ist.

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baches oder Ulansadyk mit dem Fluss von Kiityn, zu Liebe, einen grösseren Maassstab für diese Excursion anlegten, als für die übrigen, so betonen wir ausdrücklich, dass wir für das Lager an der Mündung des Möngötö in den Kasch eine westlichere Verschiebung von etwa 3-5 Minuten durch zugleich das Quellgebiet des Kasch nach Westen gerückt würde für wahrscheinlich halten, dem von Regel überschrittenen Pass aber sogar eine um etwa 10-12 Minuten westlichere Lage geben möchten. Dadurch würde er, wie auch A. Regel früher vermuthete, an die Quellen des Sygaschu statt an die des Kiityn zu liegen kommen. Eine Positionsbestimmung im oberen Kasch oder die Publicirung der vermuthlich bereits vorhandenen neuen Aufnahmedetails über das erwähnte Gebiet werden hoffentlich bald Ordnung in diese Frage bringen, welche Hofrath Regel selbst am liebsten durch den Besuch des Naphthaberges am Sygaschu erledigt hätte, wären nicht Verrath und chinesische Chikanen hinderlich gewesen.

Nach Überschreitung des Ödinkur-daban betrat Regel die Hochebene des Kleinen Juldus und brachte damit seine Route in Beziehung zu der von Przewalsky im Jahre 1876 zurückgelegten. Das ist in so fern für die Karte von Wichtigkeit, als einige Richtungs- und Distanzangaben. von Lagerplätzen seiner Route zum Juldusthal und zum westlichen Eingang der von Przewalsky erforschten Chab. zagai-Schlucht und vom Aul des Torgouten-Chans zum Ostausgang derselben Schlucht gute Anhaltepunkte für den Verlauf der ferneren Reise boten.

Bezüglich Turfans haben wir der schon früher, im Jahrgang 1880, S. 205 ff., und der oben erwähnten Positionsannahme nach den Jesuitenkarten Nichts zuzufügen. Hofrath Regel hat das Werk des Pater Goës über seinen Besuch dieser merkwürdigen Stadt im Generalstab zu St. Petersburg durchgesehen, ohne eine bessere Ausbeute zu finden, als sie C. Ritter in der Erdkunde von Asien, Bd. VII, III, p. 432ff., aus chinesischen Quellen gegeben hat. Unsere Plänchen von Neu- und Alt-Turfan sind nach handschriftlichen Skizzen entworfen; der Zeichnung der östlichen Umgebungen konnten ebensolche Notirungen zu Grunde gelegt werden.

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Bei der Construction entstanden Zweifel über die richtige Breite von Urumtschi und Manas, denen wir aber schliesslich eine ziemlich befriedigende Lösung durch Annahme der von Pater d'Acocha 1756 erhaltenen Breite von 43° 27' N. für den ersteren Ort und durch die gänzliche Verwerfung der in der russischen Generalstabskarte angenommenen Breite für Manas wenigstens vorläufig gegeben zu haben glauben. Hofrath Regel schrieb uns: Wohl der schwierigste Punkt meiner Karte wird die Breite von Urumtschi sein. Anzunehmen, dass die früheren Karten ein anderes Urumtschi kennen, etwa in der Nähe des Gebirges, wo grosse Ruinen vorkommen sollen, geht deshalb nicht gut an, weil die beiden Thürme, die auf dem Felsen im Norden der Stadt stehen, ein beträchtliches Alter haben müssen, wiewohl sie von den Chinesen erbaut sein sollen. Andererseits kann ich nicht gelten lassen, dass ich mich so sehr in der Richtung des Weges von Urumtschi nach Manas getäuscht hätte (die nach allen neuen russischen Karten eine rein nordwestliche sein müsste), denn die Wegerichtungen, die ich in dem Tagebuchauszug gebe, Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1881, Heft X.

beruhen auf Compass-Ablesungen, auch da, wo ich wegen der chinesischen Spione die Grade nicht sofort in's Tagebuch eintragen konnte. Ich wäre geneigt, Manas etwas südlicher anzunehmen und dann Kurkara-ussu und Schicho in der bisher angenommenen nördlichen Lage zu lassen; denn der Weg von Manas bis Kiityn behielt die westnordwestliche Richtung. Freilich haben wir dagegen die Breitenangabe der Jesuiten für Manas, es ist mir aber der Name keines einzigen Reisenden bekannt, der wirklich dort gewesen wäre. Dass übrigens die Berge von Sandschi und noch mehr die von Manas und Ulan-ussu bedeutend prominiren und darum den Weg nach Norden drängen, ist unzweifelhaft, eine ähnliche Prominenz bilden wieder die Berge von Dschincho und Tatu". Über den Weg von Urumtschi nach Gutschen, der noch nicht von europäischen Reisenden begangen wurde, aber in der russischen Karte mit starker, sehr gezwungen aussehender Ausbiegung nach Norden gezeichnet wird, sagt A. Regel, dass diese Strasse wohl um Vorberge oder ein vorliegendes niedriges Plateau herumgehen müsse, aber nicht eine Biegung um das Bogdo-ola-Gebirge selbst machen könne, dessen Längenachse er bei Urumtschi überschritten hatte. Es sollen 4 bis 5 Tagereisen nach Gutschen sein, und der Pass von Tschimsaga nach einer Angabe 30 Werst östlich von Gutschen, nach anderer Angabe in gleicher Länge mit Karagudscha liegen. Chomudi liegt wahrscheinlich nicht am Wege nach Gutschen, ob aber auf der rechten Seite des Urumtschi - Flusses, konnte ich nach der allgemein nördlichen Richtung, die mir dafür gegeben wurde, nicht entscheiden".

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Für die annähernd genaue Lage des Bogdo-ola waren sechs Compasspeilungen von Bedeutung, die diesen prächtigen Kegel südlicher und näher an Turfan bringen, als bisher in allen Karten angegeben ist, nämlich: 1) Bogdo-ola von Turfan aus

2) von Dadu aus

3) von Baschtaga aus

NW (an einer anderen Stelle WNW, wahrscheinlich Schreibfehler)

4) vom Pass bei Dabanschan aus

5) von Urumtschi aus.

300° (?) 340°

15°

Ost 100°.

6) von Chotuby an der Strasse nach Manas Die beste Ansicht des Bergprofils des Bogdo-Gipfels erhielt und skizzirte A. Regel auf dem 4-5000 F. hohen Passübergang des östlich vom Dabanschan sich fortsetzenden Irenchabirga, bei einem Kurgan, 4 Werst S 10° W von der Stadt Dabanschan. Er bemerkt zu dieser Skizze im Tagebuch:,,Der von Turfan aus bei klarem Wetter in NNW bis NW sichtbare und auf 14-16 000 Fuss hoch zu schätzende Dreispitzenberg, dessen wesentlich niedere Ausläufer bis 300° zu sehen waren, hat nach meiner Schätzung von hier (Dabanschan) und von Urumtschi aus, wo er ungefähr in Osten liegt, nur 12-14000 F. Die Gletscher oder Firnfelder erscheinen auf 2 Stufen, doch ist nicht viel Schnee bemerkbar. Er macht in seiner vereinzelten Lage einen grossartigen Eindruck. Von Turfan gesehen, erscheint er viel höher als die südliche Kette, welche die Fortsetzung der nördlichen Algoiberge (Irenchabirga) und überhaupt den eigentlichen Stock des Gebirges im Norden von Turfan bildet. Die Tarantschen nannten einige Berge Len (Linschen der alten Schriftsteller ?) -”.

Bezüglich der Lage von Karaschar und vom Lob-nor äussert sich A. Regel wie folgt:,,Wenn ich die Karten des

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Generalstabs ansehe, so entstehen in mir Zweifel über die Lage von Karaschar; vom Aul des Torgouten - Chans am Ulanmörin oder Balgantoi aus (von wo die Stadt in 24 Stunden bei mässigem Trab zu erreichen ist) lag nach allen Angaben Karaschar ziemlich genau im Süden. Ist dem wirklich so und da Przewalsky 1876 keine Längen bestimmungen gemacht, Karaschar selbst auch nicht besucht hat, so ist ja die Annahme zulässig, dann wird aber auch die Lage seines Lob-nor im Verhältnisse zu Turfan mehr nach Westen zu verschieben sein, als die Karten angeben. Zeichnen Sie an Stelle des Lob-nor Przewalsky's einen von

Sümpfen umgebenen Fluss, der zuletzt etwas nördlicher in einem Sumpfsee endet, so erhalten Sie den See (nicht Fluss, also etwa Karakurtschin), wohin der Beg des Lob von Turfan aus reiste. Man gelangt am ersten Tag über Luktschin hinaus bis an den Nordfuss des Gebirges, den zweiten Tag über das Gebirge und in günstigem Fall bis zum Wasser, und am dritten Tag bis zum Sitz des Beg am Lob-See". Aus dieser Notiz würde hervorgehen, dass der eigentliche Lob-nor von Przewalsky nicht besucht wurde, sondern weiter in Nordosten, etwa zwischen 40° und 41° N. Br. und 91 bis 92° östl. von Greenwich zu suchen sei.

Europa.

Geographischer Monatsbericht.

In der Serie von Anleitungen zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Alpenreisen (s. 1879, Nr. 8, S. 316), welche vom Deutschen und Österr. Alpenvereine herausgegeben wird, ist kürzlich die dritte Abtheilung, enthaltend die Anleitung zu anthropologisch - vorgeschichtlichen Beobachtungen von J. Ranke, erschienen. (München, Lindauer. M. 2.) Unter Beigabe vieler und sehr interessanter Illustrationen, u. A. auch einer Karte der Ostalpen zur Römerzeit, findet man hier Information über die Höhlenfunde, Pfahlbauten und sonstigen ältesten Spuren menschlicher Ansiedelungen in den Ostalpen, über die prähistorische Industrie, über prähistorische und römische Befestigungen, Bauten und Strassen, über Schalensteine und Opfersteine, sowie über prähistorische Grabstätten. Den Schluss bildet ein Capitel über die Reste der Vorgeschichte im modernen Volksleben.

Schricker's,,Vogesenführer" von 1873 ist unter eifriger Mitwirkung von Dr. Schricker selbst, von Prof. Dr. J. Euting und vielen anderen Kennern Elsass- Lothringens gründlich umgearbeitet worden von Curt Mündel. Das Buch gewährt mehr, als sein Titel „Die Vogesen, ein Handbuch für Touristen" (Strassburg, K. J. Trübner) verspricht, denu wenn es sich auch vorzugsweise mit den Vogesen beschäf tigt, so zieht es doch auch Theile des Flachlandes, besonders aber Strassburg und Metz und den Jura mit in seinen Rahmen. Durch gemeinschaftliche Arbeit der Ortskundigsten, Forstmänner, Lehrer, Amtsrichter &c., welche die betreffenden Druckbogen und Karten revidirten, und durch den Eifer des Herausgebers, der seit sechs Jahren fast jeden freien Tag auf die Bereisung des Gebirges verwendete, ist das Buch auf den Standpunkt gebracht, dass es dem Touristen jede wünschenswerthe Auskunft in möglichst verlässlicher Weise giebt, und wie gut gearbeitete Reisehandbücher überhaupt, so ist auch dieses für das speciellere geographische Studium eine sehr schätzenswerthe Quelle, zumal es mit Übersichts- und Specialkarten, Stadt- und Schlachtenplänen, Profilen und Panorama reichlich ausgestattet ist.

In den ersten Monaten des Jahres 1880 hat der Forstverwalter J. Heidler den Hallstaetter See von dessen Eisdecke aus in allen seinen Theilen sehr vollständig ausgelothet und nach diesen Daten eine Tiefenkarte des Sees in 1:14 000 gezeichnet. Das grosse Blatt ist sauber litho

graphirt, die Tiefenzonen von 10 zu 10 Meter sind blau abgetönt und eine grosse Anzahl Profile, deren Tiefenmaassstab fünf Mal grösser ist als der Längenmaassstab, lassen die Formen noch deutlicher hervortreten. Der See hat bei 8,60 qkm Fläche und 8,342 km Länge seine grösste Tiefe in dem mittleren Theil zwischen Hallstatt und Gosaumühl mit 135 m, während der südliche Theil zwischen Lahn und Obertraun 113, der nördliche nur 49,5 m Tiefe erreicht.

Der Generaldirector der öffentlichen Arbeiten in Spanien, Dr. Eusebio Page, hat 1880 durch fünf hydrologische Abtheilungen eine grosse Zahl von Volumen-Messungen der Flüsse Ebro, Duero, Guadiana, Guadalquivir und Tajo nebst ihren Nebenflüssen vornehmen lassen und die Ergebnisse in Tabellenform publicirt 1). Auf 253 Octav - Seiten enthält das Buch die Messungen einer jeden der fünf Abtheilungen chronologisch geordnet, mit Angabe des Datums, des Ortes, der Methode und des Volumens (Zahl der Cubikmeter per Secunde) nebst Bemerkungen. Zweitausend und einige hundert Volumen Angaben sind hier zusammengestellt, sie repräsentiren also eine bedeutende Arbeitsleistung.

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Asien.

Buchhändlerisches Interesse war wohl die Ursache, dass dem kürzlich erschienenen Buche von Major R. D. Upton der seinem Inhalte fast gar nicht entsprechende Titel ,,Gleanings from the Desert of Arabia" 2) gegeben wurde, denn der Verfasser ist kaum über Damascus hinausgekommen und hat somit nur die westlichsten Ausläufer der Syrischen Wüste berührt. Die Reise wurde vor 1875 Daten werden nicht angegeben unternommen, um arabische Vollblutpferde anzukaufen, was auch nach Überwindung mancher Schwierigkeiten bei dem Stamme der Sebaa-Aneseh gelang. Der Verlauf der Reise selbst wird sehr kurz erzählt, länger verweilt der Verfasser bei der Schilderung der Beduinenstämme, für deren Abstammung vom biblischen Ismaël er Beweise beizubringen sucht, und zum Schluss erörtert er ausführlich die verschiedenen Abarten arabischer Pferde, ihre Kennzeichen und ihre Zucht.

') Aforos practicados en las cuencas de los Rios Ebro, Duero, Guadiana, Guadalquivir y Tajo, durante el año 1880 por las cinco divisiones hidrológicas. Madrid 1881.

2) London, bei C. Kegan Paul & Co.

Über das Vordringen der Russen in Turkmenien" bringt v. Löbell's Militär-Wochenblatt, 1881, VI und VII Beiheft, eine ausführliche Arbeit von Major Krahmer. Meist aus russischen Quellen schöpfend enthält sie die Beschreibung der letztjährigen Kämpfe, nebst einer Einleitung über Geschichte und Topographie des Landes mit einer Übersichtskarte.

Der am 19. August in St. Petersburg erfolgte Vollzug des russisch-chinesischen Grenzvertrags bringt die Wiederherstellung der chinesischen Herrschaft in den zeitweise verloren gegangenen westlichsten Provinzen zum Abschluss. Unter der energischen Führung des Gouverneurs der Nordwest-Provinzen, Tso Tsung-Tang, warfen die Chinesen 1876 die Dunganen nieder, die 13 Jahre vorher die Chinesen aus ihren Gebieten im Norden des Thianschan vertrieben hatten, und eroberten 1877-78, begünstigt durch den Tod Jakub Beg's, Kaschgarien zurück, so dass nur noch die Ili-Provinz oder das Gebiet von Kuldscha, das die Russen 1871 im Einverständniss mit der chinesischen Regierung besetzt hatten, in fremden Händen blieb. Mehrjährige Verhandlungen führten zu einem Vertrag, durch welchen der bei weitem grösste Theil des Kuldscha-Gebietes an China zurückgegeben wird. Nach dem „Journal de St.-Pétersbourg" geht die Grenze von der Stadt Bedjin-Tau aus, folgt dem Laufe des Khorgos bis zu dessen Mündung in den Ili, wendet sich dann, diesen Fluss kreuzend, südwärts durch die Berge Msun-Tau, indem sie das Dorf Koldjiger westlich lässt, folgt alsdann dem südlichen Zweige dieser Berge bis zum Tekes, den sie überschreitet, läuft an dem rechten Nebenfluss desselben, dem Kleinen Musart, entlang, wendet sich, auf dem Thianschan angekommen, längs dem Kamm dieses Gebirges gegen Westen und folgt der natürlichen Grenze bis zum Suok-Pass. Die Herausgabe des zehn Jahre besetzt gehaltenen Gebietes von Seite Russlands ist ein nicht minder bemerkenswerthes Ereigniss als die Wiederherstellung der chinesischen Herrschaft genau fast bis zu ihren früheren Grenzen.

Hauptsächlich auf der Grundlage von J. H. Gray's ,,China, a history of the laws, manners, and customs of the people" (London 1878), aber mit Benutzung anderer Quellen, schildert L. Katscher in seinem Buche,,Bilder aus dem chinesischen Leben" (Leipzig u. Heidelberg, C. T. Winter, 1881) in 11 Capiteln die Staatsverwaltung und Rechtspflege, das Familienleben, das Bildungswesen, Feste und Unterhaltungen, Etikette, die Gebräuche bei Todesfällen, sonstige Gebräuche und Einrichtungen, Armenwesen und Wohlthätigkeitsanstalten, Gasthöfe, die Flussbevölkerung und die Ureinwohner nebst einigen anderen Seiten des Lebens der Chinesen. Eine Reihe früher von ihm in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichter Abhandlungen hat er mit in das Buch aufgenommen.

Dr. W. W. Hunter's,,Imperial Gazetteer of India" liegt bereits vollendet vor, den sechs, Seite 308 erwähnten Bänden sind rasch die drei letzten nachgefolgt und bringen ein Werk 1) zum Abschluss, das auf der grossartigen Grund. lage von ca hundert Districts- und Provinzial-Beschreibungen aufgebaut, eine neue Periode in der geographischen Literatur über Indien eröffnet. Dem letzten Bande ist ein höchst

1) London, bei N. Trübner & Co. 3 L 3 s.

dankenswerthes Sachregister einverleibt, das allein 182 Seiten einnimmt.

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Die jüngst erschienene Reihe B des zweiten Theiles der Untersuchungen von H. v. Schlagintweit-Sakünlünski über Die indischen Regenverhältnisse ) bringt nun, die tropischen. Gebiete abschliessend, die Beobachtungsdaten aus Ceylon, Hinterindien und den niederländischen Inseln des indischen Archipels. In Ceylon zeigt sich, ungeachtet der geringen Entfernung vom Äquator, in der ganzen Ausdehnung von 6 bis 99 N. Br. und mit Stationen vom Meeresniveau bis 6000 engl. F. ein Maximum der Luftwärme im Mai, wie im südlichen Indien, worauf dann Abkühlung durch das Vorherrschen von Regen eintritt, welche meist vom Mai bis December anhalten. Bei dem Beginn der Regenzeit ist SW-Monsun die Windesrichtung. Von Juli bis September folgt bedeutende Verminderung der Windstärke und des Niederschlags, aber mit dem NO-Monsun im October und November tritt wieder lebhafte Steigerung ein. Die Jahresmengen an den 7 Stationen liegen zwischen 98 und 60 engl. Zoll (1 engl. Zoll 25,399 mm). Für Hinterindien, deren westliche Gebiete hier in der ganzen Ausdehnung von N nach S vertreten sind, haben sich neue Daten auch durch die Arbeiten des Civilingenieurs Gordon bei der Untersuchung des Irawadi-Flussgebietes (s. Peterm. Mittheil. 1880, S. 357) ergeben. Von Akyab bis Singapur beträgt die Regenmenge des Jahres den Küsten entlang 90 bis 190 engl. Zoll, und es zeigt sich hier eine mittlere Grösse des Niederschlags, welche für alle Regionen des Tieflandes indischer Tropen die bedeutendste ist. In einiger Entfernung gegen das Innere mindert sich der Niederschlag, auch dem grossen Irawadi-Thal entlang, in den nördlichen breiten Gebieten Hinterindiens auf 60 bis 50 engl. Zoll. Lokal auftretend, aber in nicht ganz unbedeutender Ausdehnung fand Gordon ein Regengebiet im Irawadi-Thal, in welchem der Niederschlag des Jahres im Mittel wenig über 10 Zoll Regenhöhe anzunehmen war (Report, Vol. II, p. 77). Als Erklärung wird gesagt, dass der Gebirgskamm Arrakan Yoma steil und hoch zwischen dem flachen Küstengebiet und dem Irawadi-Thal sich erhebt. Nach Gordon's Erläuterung und v. Schlagintweit's zahlreichen Daten hierfür findet auf der Gebirgsseite stark vermehrter Niederschlag und feuchtes Klima Statt und in Folge davon jenseits der Kammlinie bedeutende Minderung, wie solches bei allen breiten Erhebungen sich erkennen lässt, die bei genügender Höhe eine nahezu rechtwinkelige Stellung gegen die Richtung des Regenwindes haben. Der Regenwind in den nördlichen und mittleren Theilen Hinterindiens ist der SW-Monsun; im Süden wird bei der geringen Breite der Halbinsel auch der NO- Monsun ein deutlicher Regenwind. Die grösste Niederschlagsmenge der hinterindischen Gebiete wurde in der Hafenstadt Penang beobachtet, sie erreicht 333 engl. Zoll im Mittel aus 1853 und 1854. Aus dem indischen Archipel hat für das Jahr 1879 gleichfalls eine officielle Publication vorgelegen (Regenwaarnemingen in NederlandschIndië. 1. Jaarg. 1879. Door Dr. P. A. Bergsma Batavia

1) Abhandlungen der k. bayr. Akademie der Wissensch. II Cl. XIV Bd., II Abth. München 1881. Über die früheren Theile s. Peterm. Mittheil. 1881, S. 228 und 275. Die Untersuchung der Regenmengen in Hochasien wurde als Theil III in der Juli-Sitzung der Akademie eingereicht.

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