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bedeutende Verbesserungen erfahren. Ausserdem lagen der Kiepert'schen Karte nicht für alle neuen Grenzstrecken die definitiven Aufnahmen zu Grunde, demnach sind die Grenzen selbst auf der österreichischen Karte zum Theil etwas anders als auf der Kiepert'schen. Von einem Mitglied der internationalen Grenzcommission wird uns geschrieben: „Die in den Blättern 2 und 3 der Cartes des nouvelles frontières gebrachte Reduction der Südwest- und Südgrenzen von Bulgarien ist nicht vollständig, es scheint dem Herausgeber kein fertiggestelltes Exemplar dieser Grenzzone vorgelegen zu haben, er hätte sonst nicht übersehen können, dass die Grenzlinie auf derselben eingezeichnet ist; die von Prof. Kiepert beigefügten, als beiläufige Grenzlinie bezeichneten Farbstriche haben keinen Werth. Ferner entspricht das auf Blatt 3 gebrachte Tracé der Grenze zwischen Bulgarien und Rumänien nur dem Antrag der Majorität in der Grenzcommission, es hat aber vor definitiver Annahme durch die Mächte in der Strecke zunächst Silistria einige Änderungen erfahren. Die Skizzen der Zonen, welche von den Commissionen zum Zweck der graphischen Feststellung der Grenzlinie angefertigt wurden, sind zum weitaus grössten Theil den von den kais. russ. Militärtopographen gemachten Kartenaufnahmen entnommen, denen eine regelmässige Triangulirung zu Grunde gelegt ist, nur in jenen Theilen, für welche die russischen Aufnahmen zur Zeit der Delimitation nicht vorhanden waren, d. h. für einige Strecken der neuen serbischen Grenze, dann für die rumänisch-bulgarische Grenze zwischen Silistria und dem Schwarzen Meer, ist eine speciell für die Zwecke der Commission gemachte à la vue-Aufnahme benutzt worden. Auch diese sind seitdem durch regelmässige Aufnahmen der serbischen, resp. rumänischen Topographen ersetzt worden. Auf diesen letzteren Aufnahmen hätte Prof. Kiepert auch die Höhenangaben gefunden, die er auf seinen Vorlagen vermisste". Prof. Kiepert hatte, wie er uns benachrichtigt, von der Existenz dieser späteren definitiven Aufnahmen der genannten Grenzstrecken keine Kenntniss, dem Auswärtigen Amte in Berlin waren sie nicht zugekommen und er konnte natürlich nur das ausnutzen, was ihm von dieser Stelle anvertraut worden war. Ihn trifft keinerlei Schuld, man kann ihm unmöglich einen Vorwurf daraus machen, dass er Materialien zu consultiren unterliess, die in Berlin selbst an den höchsten zuständigen Stellen unbekannt blieben. Offenbar sind durch irgend ein Versehen die in Rede stehenden definitiven Aufnahmeblätter dem Auswärtigen Amt nicht eingeschickt worden. Die Besitzer von Prof. Kiepert's,,Generalkarte der Unter-Donau- und Balkanländer" (1:1 500 000. Berlin 1880), in welcher die neuen Grenzlinien nach seinen ,Cartes des nouvelles frontières" eingetragen sind, brauchen übrigens nicht zu befürchten, dass dieselbe nun an Werth verloren habe, bei so kleinem Maassstabe sind die Abweichungen der definitiven Grenzaufnahmen von denen, welche Prof. Kiepert benutzte, kaum zu bemerken.

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Asien.

Nipal, eins der wenigen asiatischen Länder, die sich noch immer gegen den Verkehr mit der Aussenwelt abschliessen, findet man in Folge dessen verhältnissmässig selten in den Verzeichnissen neuer geographischer und Reise

bücher. Das von W. H. Allen & Co. in London herausgegebene Werk des Dr. H. A. Oldfield, „Sketches from Nipal, historical and descriptive" darf daher sicher sein, Beachtung zu finden, zumal interessante Abbildungen den Blick fesseln, sobald man die beiden stattlichen Bände aufschlägt. Zudem ist der Verfasser eine Persönlichkeit, die Autorität beanspruchen darf, denn er war von 1850 bis 1863 als Arzt den britischen Residenten Erskine und Ramsay in Kathmandu attachirt, und in dankenswerthester Weise hat er die seltene Gelegenheit benutzt, die mangelhafte Kenntniss von Nipal zu vervollständigen, so weit ihm diess möglich war. Wie bekannt, dürfen selbst die britischen Residenten nicht nach Belieben in dem Lande reisen, sondern müssen sich auf einer vorgeschriebenen Strasse nach Kathmandu und zurückbegeben; auf diese Strasse und die nähere Umgebung der Hauptstadt beschränkt sich ihre persönliche Anschauung, höchstens begleiten sie den Maharadscha hie und da auf Jagdausflügen. Dr. Oldfield studirte daher vorzugsweise das, wozu ihm die Hauptstadt die beste Gelegenheit bot, nämlich die Geschichte des Landes, auf die sich denn auch ein grosser Theil seines Werkes bezieht, und den Buddhismus, dessen Darstellung einschliesslich der Beschreibung der Tempel und der religiösen Feste fast den ganzen zweiten Band füllt. Schon aus dem Mangel einer Karte geht hervor, dass für die Topographie wenig aus dem Buche zu schöpfen ist. Zwar findet man eine Reihe von Capiteln über die Grenzen, Provinzen und Thäler, aber es fehlt ihnen die Grundlage eigener Anschauung, mit Ausnahme des eigentlichen Thales von Nipal, für welches denn auch viel Detail beigebracht ist. Die Erkundigungen scheinen indess, soweit eine Controle durch die neueren Arbeiten der Indischen Landesvermessung und ihrer eingeborenen Sendlinge möglich ist, ziemlich correct zu sein, leider kannte aber der Verfasser diese Arbeiten noch nicht, er weiss z. B. noch Nichts vom Gaurisankar, und der Herausgeber des posthumen Werkes hat keine darauf bezüglichen Änderungen des Manuscriptes vorgenommen. Zwischen dem geographischen und dem historischen Abschnitt sind Capitel verschiedenen Inhalts eingereiht, die zum Theil wieder auf eigner Anschauung beruhen und sehr interessante Schilderungen enthalten, so das Capitel über Elephantenjagd und das Einfangen wilder Elephanten, die Schilderung officieller Audienzen und dergl. Hier fin det man auch Auszüge aus einigen älteren, wenig verbreiteten Schriftstücken: Bemerkungen über die Routen, auf welchen eine Invasionsarmee das Thal von Nipal erreichen könnte, von Ross Bell (Delhi 1839), über das Terai von Nipal, von Dr. Campbell (1841); Beschreibung der Stadt und des Thales Nayakot, von Hodgson; Nachrichten über eine Route von Nayakot nach Gosainthan, von Rajmun Sing (1854); Ursprung und Eintheilung der militärischen Stämme von Nipal, von Br. Hodgson (1832); über die katholische Mission in Nipal, von Hodgson (1850).

Während Shaw's Gesandtschaftsreise nach Yarkand und zurück nach Indien im J. 1875 wurden von Dr. J. Scully und seinen Assistenten regelmässige Reihen von meteorologischen und hypsometrischen Beobachtungen angestellt, welche von dem berühmten Meteorologen Indiens, H. F. Blanford, bearbeitet, in den ,,Indian Meteorological Memoirs", Vol. I, Part III, Calcutta 1879, veröffentlicht worden sind.

Rhônegletscher - Vermessung. Diese 1874 vom Alpenclub begonnene Arbeit umfasst eine Triangulirung und Mappirung im Maassstab von 1:5000, welche ein Gletscherbild liefert, wie es bisher in solcher Vollständigkeit nicht existirte, und Beobachtungen über die Bewegung, Ab- und Zunahme des Gletschers. Zum Zweck dieser Beobachtungen wurden 1874 vier farbige Linien quer über den Gletscher gelegt, eine rothe nahe am Austritt des Gletschers aus dem Firn, eine gelbe im Querprofil des Furcahorns, eine grüne unterhalb des Eissturzes und eine schwarze in der Nachbarschaft der Gletscherzunge. Diese Linien wurden alljährlich im September neu aufgenommen, nivellirt &c. Auf diese Weise hat der Gletscher im Laufe der letzten 7 Jahre Auskunft über seine Bewegung und Volumsveränderung gegeben, und zwar ist das Resultat folgendes: Auf dem unteren Theil des Gletschers ist die Bewegung langsam, die Ablation bedeutend, auf dem oberen Theil die Bewegung rasch, die Ablation gleich Null. Die Farblinien, die ursprünglich geradlinig quer über den Gletscher gelegt waren, haben sich auf dem oberen Gletscher in immer mehr gestreckte Curven ausgezogen, deren Höhepunkte ungefähr in die Mitte des Gletschers fallen und im Jahre einen Fortschritt von 100 m und mehr erkennen lassen. Auf dem unteren Gletscher haben sich auch Curven gebildet, aber der Jahresfortschritt ihrer Höhenpunkte beträgt nur 3 bis von dem auf dem oberen Gletscher. Am schwächsten ist die Verschiebung an der untersten oder schwarzen Farblinie, und an der Gletscherzunge wird die Vorwärtsbewegung überholt von Abschmelzung und Einsturz, denn die Gletscherzunge befindet sich in fortwährendem Rückgang. Die oberste oder rothe Linie rückte in der Curvenhöhe seit 1874 um 600 m vor und zeigte keine Ablation; die zweite oder gelbe Linie rückte um 680 m vor und die Ablation ist hier ebenfalls Null, im J. 1881 wird diese Linie in den Eissturz gerathen; die dritte oder grüne Linie unterhalb des Eissturzes rückte 150 m vor, die Ablation betrug 30 m; die unterste oder schwarze Linie zeigte nur 40 m Fortbewegung, aber eine Ablation von 50 bis 60 m. Sehr deutlich bestätigt sich durch die jährliche Aufnahme der Farblinien auch die Wahrnehmung von Forbes und Tyndall, dass die Längslinie, welche die Punkte der schnellsten Bewegung des Gletschers verbindet, nicht genau in die Mitte desselben fällt und also deren Windungen in den Biegungen des Thalweges mitmacht, sondern dieselben gewissermaassen übertreibt, so dass die Schlängelungen der Bewegungsachse stärker sind als diejenigen der Gletscherachse oder des Thalweges. Es stimmt dieses Gesetz auch mit der Bewegung von Wasserströmen überein. ,,kleinen Mittheilungen" bieten Wissenschaftliches, Touristisches und Literarisches, zum Theil sind sie auch Erläuterungen zu den Panoramen des dem Jahrbuch beigegebenen, stets so viel Schönes enthaltenden Cartons. Diessmal finden wir in ihm ein 4 m langes Panorama vom Alvier, einem seit neuerer Zeit viel besuchten Aussichtspunkt auf der südöstlichen Fortsetzung der Churfürstenkette nördlich von Sargans, 2363 m über dem Meere gelegen. Neben dieser vom Ingenieur S. Simon in Zürich aufgenommenen Rundsicht enthält der Carton noch einige kleinere, ebenfalls in Farbendruck hergestellte Panoramen, und vom Pas-de-Cheville (2049 m), vom Gifferhorn (2563 m)

Die

zwar

und von der Pointe-de-Chamossaire (2118 m), alle drei von G. Studer, sowie eine Ansicht des Glacier de la Plaine morte vom Rohrbachstein aus. Die Zahl der Illustrationen im Buch selbst beläuft sich auf 17, und es sind theils landschaftliche Ansichten, theils Detailstudien. die

Von A. Waltenberger's,,Orographie der Algäuer Alpen”, 1872 bei Lampart & Co. in Augsburg erschien (s. Peterm. Mittheil. 1872, S. 478) hat der Verfasser eine zweite, in einzelnen Capiteln vollständig umgearbeitete, und ausserdem vielfach ergänzte, auch in den Kartenbeilagen verbesserte Ausgabe (Preis 3 Mark) veranstaltet, so dass diese werthvolle Arbeit bei Studien und Reisen neuerdings wieder die besten Dienste leisten wird.

Der 22. und 23. Juni 1880 waren festliche Tage für Idria, den berühmten Bergwerksort in Krain. Man feierte den dreihundertjährigen staatlichen Besitz des Quecksilberwerkes. Zur Erinnerung daran hat die Bergdirection und an deren Spitze Hofrath Lipold ein stattliches Heft in gr.-40 herausgegeben:,,Das k. k. Quecksilberwerk zu Idria in Krain”, Wien 1881, eine sehr willkommene Monographie, welche in kurzer, übersichtlicher, aber vollständiger Weise alles Wissenswerthe über das Bergwerk enthält. Geschichte und Literatur, die Erzlagerstätten, Bergbaubetrieb und Aufbereitung, Hütten- und ZinnoberfabriksBetrieb, Production und Erträge, Bau-, Maschinen- und Communicationswesen, Arbeiterverhältnisse und Administration werden in acht Capiteln von Hofrath Lipold, OberBergverwalter Plamineck, Hüttenverwalter Langer, Bergrath Onderka und Bergrath Čermak abgehandelt, ein Anhang beschreibt die Jubelfeier und enthält ausserdem tabellarische Ausweise über Erzeugung, Preise und Erträge der Quecksilberwerke, sowie über den Personalbestand im J. 1880. In den letzten zwölf Jahren wurden jährlich 3-4000 metr. Centner Quecksilber gewonnen und seit 1814 warf das Werk dem Staate 23 747 000 fl. oder durchschnittlich im Jahr 365 000 fl. ab.

Im k. k. Militär-topographischen Institut zu Wien erscheint jetzt von den die Balkan-Halbinsel betreffenden Sectionen der Generalkarte eine neue Auflage, in welche die von der internationalen Commission gemäss dem Berliner Vertrag an Ort und Stelle festgestellten und aufgenommenen Grenzen eingetragen sind. Nachdem Prof. H. Kiepert schon vor einiger Zeit die,,Cartes des nouvelles frontières entre la Serbie, la Roumanie, la Bulgarie, la Roumélie orientale et les provinces immédiates de la Turquie" (4 Bl., 1:300 000) bei D. Reimer in Berlin herausgegeben hat, könnte man glauben, dass die Eintragung der neuen Grenzen in die österreichische Karte, welche denselben Maassstab von 1:300 000 hat, von untergeordneter Bedeutung sei, ausser für diese Karte selbst; aber sie ist im Gegentheil als eine nothwendige und sehr dankenswerthe Arbeit zu begrüssen. Wenn man versucht, die Grenzen, wie sie auf der Kiepert'schen Karte gezeichnet sind, auf die österreichische zu übertragen, so stellt sich heraus, dass durch die Grenzaufnahmen in manchen Gegenden die Ortslagen der österreichischen Karte sich wesentlich verschieben, es bedarf daher zur Eintragung der neuen Grenzen vielfacher Berichtigung und Änderung, sogar ziemlich weitgreifender Neubearbeitungen ganzer Landstriche. Die österreichische Karte hat also bei dieser Gelegenheit nicht un

bedeutende Verbesserungen erfahren. Ausserdem lagen der Kiepert'schen Karte nicht für alle neuen Grenzstrecken die definitiven Aufnahmen zu Grunde, demnach sind die Grenzen selbst auf der österreichischen Karte zum Theil etwas anders als auf der Kiepert'schen. Von einem Mitglied der internationalen Grenzcommission wird uns geschrieben: „Die in den Blättern 2 und 3 der Cartes des nouvelles frontières gebrachte Reduction der Südwest- und Südgrenzen von Bulgarien ist nicht vollständig, es scheint dem Herausgeber kein fertiggestelltes Exemplar dieser Grenzzone vorgelegen zu haben, er hätte sonst nicht übersehen können, dass die Grenzlinie auf derselben eingezeichnet ist; die von Prof. Kiepert beigefügten, als beiläufige Grenzlinie bezeichneten Farbstriche haben keinen Werth. Ferner entspricht das auf Blatt 3 gebrachte Tracé der Grenze zwischen Bulgarien und Rumänien nur dem Antrag der Majorität in der Grenzcommission, es hat aber vor definitiver Annahme durch die Mächte in der Strecke zunächst Silistria einige Änderungen erfahren. Die Skizzen der Zonen, welche von den Commissionen zum Zweck der graphischen Feststellung der Grenzlinie angefertigt wurden, sind zum weitaus grössten Theil den von den kais. russ. Militärtopographen gemachten Kartenaufnahmen entnommen, denen eine regelmässige Triangulirung zu Grunde gelegt ist, nur in jenen Theilen, für welche die russischen Aufnahmen zur Zeit der Delimitation nicht vorhanden waren, d. h. für einige Strecken der neuen serbischen Grenze, dann für die rumänisch-bulgarische Grenze zwischen Silistria und dem Schwarzen Meer, ist eine speciell für die Zwecke der Commission gemachte à la vue-Aufnahme benutzt worden. Auch diese sind seitdem durch regelmässige Aufnahmen der serbischen, resp. rumänischen Topographen ersetzt worden. Auf diesen letzteren Aufnahmen hätte Prof. Kiepert auch die Höhenangaben gefunden, die er auf seinen Vorlagen vermisste". Prof. Kiepert hatte, wie er uns benachrichtigt, von der Existenz dieser späteren definitiven Aufnahmen der genannten Grenzstrecken keine Kenntniss, dem Auswärtigen Amte in Berlin waren sie nicht zugekommen und er konnte natürlich nur das ausnutzen, was ihm von dieser Stelle anvertraut worden war. Ihn trifft keinerlei Schuld, man kann ihm unmöglich einen Vorwurf daraus machen, dass er Materialien zu consultiren unterliess, die in Berlin selbst an den höchsten zuständigen Stellen unbekannt blieben. Offenbar sind durch irgend ein Versehen die in Rede stehenden definitiven Aufnahmeblätter dem Auswärtigen Amt nicht eingeschickt worden. Die Besitzer von Prof. Kiepert's,,Generalkarte der Unter-Donau- und Balkanländer" (1:1 500 000. Berlin 1880), in welcher die neuen Grenzlinien nach seinen ,,Cartes des nouvelles frontières" eingetragen sind, brauchen übrigens nicht zu befürchten, dass dieselbe nun an Werth verloren habe, bei so kleinem Maassstabe sind die Abweichungen der definitiven Grenzaufnahmen von denen, welche Prof. Kiepert benutzte, kaum zu bemerken.

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bücher. Das von W. H. Allen & Co. in London herausgegebene Werk des Dr. H. A. Oldfield,,,Sketches from Nipal, historical and descriptive" darf daher sicher sein, Beachtung zu finden, zumal interessante Abbildungen den Blick fesseln, sobald man die beiden stattlichen Bände aufschlägt. Zudem ist der Verfasser eine Persönlichkeit, die Autorität beanspruchen darf, denn er war von 1850 bis 1863 als Arzt den britischen Residenten Erskine und Ramsay in Kathmandu attachirt, und in dankenswerthester Weise hat er die seltene Gelegenheit benutzt, die mangelhafte Kenntniss von Nipal zu vervollständigen, so weit ihm diess möglich war. Wie bekannt, dürfen selbst die briti

schen Residenten nicht nach Belieben in dem Lande reisen, sondern müssen sich auf einer vorgeschriebenen Strasse nach Kathmandu und zurückbegeben; auf diese Strasse und die nähere Umgebung der Hauptstadt beschränkt sich ihre persönliche Anschauung, höchstens begleiten sie den Maharadscha hie und da auf Jagdausflügen. Dr. Oldfield studirte daher vorzugsweise das, wozu ihm die Hauptstadt die beste Gelegenheit bot, nämlich die Geschichte des Landes, auf die sich denn auch ein grosser Theil seines Werkes bezieht, und den Buddhismus, dessen Darstellung einschliesslich der Beschreibung der Tempel und der religiösen Feste fast den ganzen zweiten Band füllt. Schon aus dem Mangel einer Karte geht hervor, dass für die Topographie wenig aus dem Buche zu schöpfen ist. Zwar findet man eine Reihe von Capiteln über die Grenzen, Provinzen und Thäler, aber es fehlt ihnen die Grundlage eigener Anschauung, mit Ausnahme des eigentlichen Thales von Nipal, für welches denn auch viel Detail beigebracht ist. Die Erkundigungen scheinen indess, soweit eine Controle durch die neueren Arbeiten der Indischen Landesvermessung und ihrer eingeborenen Sendlinge möglich ist, ziemlich correct zu sein, leider kannte aber der Verfasser diese Arbeiten noch nicht, er weiss z. B. noch Nichts vom Gaurisankar, und der Herausgeber des posthumen Werkes hat keine darauf bezüglichen Änderungen des Manuscriptes vorgenommen. Zwischen dem geographischen und dem historischen Abschnitt sind Capitel verschiedenen Inhalts eingereiht, die zum Theil wieder auf eigner Anschauung beruhen und sehr interessante Schilderungen enthalten, so das Capitel über Elephantenjagd und das Einfangen wilder Elephanten, die Schilderung officieller Audienzen und dergl. Hier fin det man auch Auszüge aus einigen älteren, wenig verbreiteten Schriftstücken: Bemerkungen über die Routen, auf welchen eine Invasionsarmee das Thal von Nipal erreichen könnte, von Ross Bell (Delhi 1839), über das Terai von Nipal, von Dr. Campbell (1841); Beschreibung der Stadt und des Thales Nayakot, von Hodgson; Nachrichten über eine Route von Nayakot nach Gosainthan, von Rajmun Sing (1854); Ursprung und Eintheilung der militärischen Stämme von Nipal, von Br. Hodgson (1832); über die katholische Mission in Nipal, von Hodgson (1850).

Während Shaw's Gesandtschaftsreise nach Yarkand und zurück nach Indien im J. 1875 wurden von Dr. J. Scully und seinen Assistenten regelmässige Reihen von meteorologischen und hypsometrischen Beobachtungen angestellt, welche von dem berühmten Meteorologen Indiens, H. F Blanford, bearbeitet, in den,,Indian Meteorological Memoirs", Vol. I, Part III, Calcutta 1879, veröffentlicht worden sind.

niedergelegt wurde, ebenfalls sorgfältig mappirt, so dass die von Lieut. Glover 1857-59 bis Bussa bewirkte Aufnahme des Niger nunmehr durch Flegel bis Gomba fortgesetzt ist. Von hohem Interesse wird es ferner sein, wieder einmal einige Nachrichten über die neuesten Vorgänge und die gegenwärtigen Zustände in Sokoto, Gando und den anderen grösseren Orten der Fellatah - Reiche zu erhalten, da seit Dr. Barth's Anwesenheit daselbst bereits 28 Jahre vergangen sind. Und endlich darf man hoffen, dass es dem unternehmenden Reisenden mit Hülfe des Geleitsbriefes vom Herrscher von Sokoto gelingen wird, die projectirte Erforschung der Benuë- Quellen und seiner Beziehungen zu den anderen Flusssystemen des äquatorialen Afrika durchzuführen, vorausgesetzt, dass die Reichsregierung die Mittel bewilligt, aus denen die Afrikanische Gesellschaft 20 000 M. für R. Flegel bestimmt hat.

Als ein geographisches Ergebniss der Gallieni'schen Expedition nach dem oberen Niger findet man im „,Bulletin de la Société de géographie commerciale de Bordeaux", 1881, No. 15 und 16, p. 451, ein aus Erkundigungen und eigenen Wahrnehmungen zusammengestelltes Exposé über die zwischen Senegal und Niger gelegenen Landschaften und bedeutenderen Orte, von Marinelieut. Vallière, datirt Nango den 15. Juni 1880. Es wird darin namentlich auch auf die gegenwärtigen politischen Verhältnisse eingegangen, und es ist dabei bemerkenswerth, wie viel Terrain die Herrscher von Segu verloren haben.

Der 7. Band der ,,Archives des missions scientifiques et littéraires" (Paris 1881), auch im Übrigen ungewöhnlich reich an Geographicis, denn er enthält u. A. Briefe von Charnay über seine Reisen nach Java, Australien und Mexico, einen Aufsatz von Berthault über das Reich Deli auf Sumatra, Berichte von Cauvin über die australischen Eingeborenen, erhält für uns seinen Hauptwerth durch die umfangreiche, ausführliche Arbeit des Commandanten Roudaire über seine letzte Expedition nach den Schotts und seine Studien über das Project eines Binnenmeeres im Süden von Algerien und Tunis. Seit 1875, wo die Karte Roudaire's vom Schott Melrir und dessen Umgebung erschien, hervorgegangen aus exacten Triangulationen und Nivellements, hat unsere Zeitschrift wiederholt den geographischen Werth dieser Arbeiten hervorgehoben, wenn ihr auch der eigentliche Endzweck Roudaire's, die Herstellung eines Binnenmeeres an Stelle der Schotts mittelst Durchstechung der Landenge von Gabes, zwar nicht unausführbar, aber nicht in der Weise Nutzen bringend erschien, wie es die Anhänger des Projectes hinstellen. Die jetzt in den,,Archives" publicirten Arbeiten auf tunesischem Boden sind noch wichtiger als die früheren auf algerisches Gebiet bezüglichen, denn sie betreffen eine unbekanntere Region. Manches davon ist durch die Sitzungsberichte der Pariser Akademie und anderweitig in die Öffentlichkeit gedrungen, hier liegt aber der ausführliche, zusammenhängende, fast 200 Seiten starke Bericht vor mit den Nivellements, den geologischen und paläontologischen Untersuchungen, den meteorologischen Beobachtungen, speciellen Nachweisen und Vorschlägen für die zur Herstellung des Binnenmeeres vorzunehmenden Arbeiten und deren Kosten (75 Millionen Francs), abgesehen von eingehenden Erwiderungen auf die von gegnerischer Seite vorgebrachten Bedenken. Vor Allem aber finden wir Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1881, Heft IX.

hier eine äusserst werthvolle Karte des ganzen SchottGebietes vom Golf von Gabes bis zum Westrand des Schott Melrir im Maassstab von 1:400 000 mit sämmtlichen Nivellements, Höhenprofilen und geologischen Profilen, ein Beitrag zur exacten Topographie Afrika's, wie wir solche selten zu verzeichnen haben.

Die Versuche, die Völkerstämme am oberen Nil durch europäische Gouverneure von der Pest des Sclavenhandels zu befreien und einem glücklicheren Dasein entgegenzuführen, werden stets eine interessante Episode in der Geschichte Afrika's bilden. Während nun aber Sir Samuel Baker über die Zeit seiner Verwaltung ausführlich in seinem Werke,,Ismailia" Bericht erstattet hat, fehlte bis jetzt eine zusammenhängende, authentische Geschichte der Verwaltung Colonel Gordon's, wenn auch das Hauptsächlichere aus einer grossen Zahl von Aufsätzen und Büchern Anderer bekannt ist. Das bei De la Rue in London erschienene Buch von Dr. G. B. Hill:,, Colonel Gordon in Central Africa 1874-1879, from original letters and documents" ist das Einzige, was wir von Oberst Gordon selbst über diese Periode erhalten, insofern es ausschliesslich aus seinen Briefen zusammengestellt ist und Weiteres von ihm schwerlich erwartet werden darf, hat er doch dem Verfasser des Buches vollständig freie Hand gelassen, sogar ohne die Druckbogen einer Revision zu unterwerfen. Eine zusammenhängende Darstellung ist nun dieses Buch keineswegs, indess ersetzt es einigermaassen eine solche durch die grosse Zahl der auszüglich abgedruckten Briefe und deren chronologische Anordnung, sowie durch kurze, den Zusammenhang vermittelnde Bemerkungen des Compilators. Viel Neues enthält es nicht, am wenigsten in geographischer Beziehung, aber es giebt authentische Aufschlüsse über Manches und gewährt einen vollen Einblick in die Persönlichkeit eines Mannes, dem ein so merkwürdiges, bewegtes Leben zu Theil wurde, wie wenig anderen Menschen. Als Oberst Gordon 1874 sein Gouvernement über den Weissen Nil antrat, erwartete man in Ägypten wie in Europa eine baldige und umfangreiche Erforschung des Nilquell-Gebietes, aber weder Armenien noch China hatten in ihm eine Neigung zu geographischen Explorationen erweckt, nur aus Rücksicht auf die Londoner Geogr. Gesellschaft unternahm er Einiges der Art im Nilgebiet. schreibt er u. A.: „Ich habe gesagt, ich will den See nicht erforschen. Ich erkläre, es kümmert mich nicht, ob es zwei Seen sind oder eine Million, oder ob der Nil eine Quelle hat oder nicht. Es ist mir einerlei, ob dort oben Schwarze oder Grüne oder Blaue wohnen. Einem Phantom zu lieb in einen 50 Fuss langen Dampfer auf 14 Tage eingeschachtelt zu werden, wäre mein Tod. Ich werde nicht für Explorationen bezahlt. . . Ich sehe nicht ein, warum ich so viel erdulden soll, um die Neugierde von Leuten zu befriedigen, die ich nicht kenne". Und nach der Rückkehr vom Somerset-Nil im Januar 1876 schreibt er: „Das ist ein dorniges, Nichts versprechendes Land mit seinen Moskitos, Gräsern und Dickichten und seinen Bewohnern. Sie werden niemals ihre Gewohnheiten ändern, kein Sterblicher wird je diese Myriaden civilisiren. . . Ich fürchte dieses obere Land sehr, denn es ist solch' ein Nest von Moskitos, Sumpf, Wald und Elend, und ich denke, warum mich opfern, um Geographen zu befriedigen ?"

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So

neuen Forschungen auszog. In der Hoffnung, dass ihn wiederum ein Missionsschiff nach Adamaua bringen würde, begab er sich nach Lokodja an der Confluenz des Benuë und Niger; da aber die Missionsreise unterblieb, entschloss er sich, nach Sokoto zu gehen und dort von dem Emir die Erlaubniss zur Bereisung Adamaua's zu erwirken, und zugleich bezweckte er dabei die Aufnahme der noch unbekannten Strecke des Niger zwischen Jauri und Say. Er bedurfte dazu der Genehmigung des Königs von Nupe, und weil dieser gerade im Felde gegen die Okas weit südlich vom Niger lag, so ward ihm die Veranlassung, von Eggan aus eine nicht unbedeutende Excursion südwestlich durch unbekanntes Gebiet bis in das königliche Lager zu unternehmen. Bericht und Karte darüber sind in den,,Mittheilungen der Afrikanischen Gesellschaft", 1881, Heft 4 und 5, erschienen (s. auch Peterm. Mittheil. 1881, S. 35). Gegen Ende September 1880 kehrte er von dort an den Niger zurück, mit der königlichen Erlaubniss, diesen Fluss aufwärts zu befahren, doch warnte ihn der König, über Jauri oder doch über Gomba hinaufzugehen. Er begann die Fahrt von Rabba aus am 18. October 1880, erreichte Bussa am 11. November und am 2. December die Insel Ikun nahe bei Jauri. Seitdem waren keine Nachrichten eingetroffen, erst vor Kurzem kam ein Brief des Reisenden aus Rabba, dem bekannten, oberhalb Eggan am Niger gelegenen Orte '), datirt vom 14. April 1881, mit folgenden erfreulichen Nachrichten:

,,Sokoto habe ich erreicht und ebenso den Hauptzweck dieser Reise: gute Empfehlungsschreiben des Sultans und des Gandu-Königs für deren ausgedehnte Territorien. Somit darf ich hoffen, dass auch meine Reise nach Adamaua, die ich nach Eintreffen der nöthigen Mittel sofort in Angriff nehmen werde, von Erfolg begleitet sein wird. Ohne Empfehlungsschreiben des Sultans wäre es für mich nicht rathsam gewesen, nach Adamaua zu gehen, da wir (die Missions-Expedition) 1879 in kein freundschaftliches Verhältniss zum Gouverneur jenes Gebietes getreten sind und man mich sicherlich dort sofort als Begleiter der DampfschiffExpedition wiedererkannt hätte. Auch werden die Elfenbeinhändler gewiss meinen Forschungen hindernd in den Weg zu treten suchen, da sie irrthümlicherweise befürchten, ich könnte ihre Kreise stören. Ausgerüstet mit des Sultans Brief, dessen Bedeutung jedes Kind an dem Stempel kennt, werden die eventuellen Intriguen hoffentlich wirkungslos abprallen.

,,Say zu erreichen, war mir leider nicht möglich, ich fuhr den Niger bis Gomba (das auch Kompa gesprochen wird) hinauf; um keinen Preis wollten mich die CanoeLeute weiter bringen, alle meine Vorstellungen waren vergeblich, und auf meine Frage, was sie denn bei dem Wagniss zu verlieren hätten, erhielt ich die einfach wahre Antwort: das Leben. Sie willigten aber schliesslich ein, mich und meine Waaren den gleichfalls, wenn auch minder gefährlichen Weg nach Bahindi, Raha, Kalgo (Barth) am Gulbi-n-Gindi hinaufzuschaffen. Der Gulbi-n-Gindi (Gindi ist der Name des Landes) ist ein wichtiger Nebenfluss des Niger, der zahlreiche Wasserläufe von Nord, Ost und Süd

1) Zur Orientirung siehe Ergänzungsheft Nr. 34 von Peterm. Mittheil., Tafel 2.

in sich vereinigt und dem Niger zuführt. Der Mao Kebbi, der Mao Ranco (Fari-n-rua der Haussa), der Gulbi-n-Rimi sind ihm tributär und ein Zufluss soll sogar von Bautschi kommen, welcher daher den Namen Gulbi-n-Bautschi trägt. Da ich die Route zu Wasser aufwärts und zu Lande abwärts durch Jauri nach Nupe machte, hoffe ich, dass man diese Reise auch in geographischer Beziehung nicht als eine resultatlose betrachten wird, nachdem ich meine Karte nach Berlin gesandt haben werde.

,,Ich versuchte es, von Birni-n-Kebbi nach Say zu gelangen, doch fand ich nicht einen Begleiter. Die Keffris beunruhigen die Gegend bis unter die Mauern der Hauptstädte, um Vieh und Menschen zu stehlen. Mehrmals während meines Aufenthaltes in Birni-n-Kebbi ertönte Kriegsgeschrei in der Nacht, doch kamen die Helfer meist zu spät, um den gewandten Dieben die Beute wieder abzujagen. Einer jedoch wurde gefangen und geköpft. Da der Magagie, dem allein das Urtheil zusteht, nicht daheim war, mauerte man den unglücklichen Dieb mit allen Vieren in den Lehmboden ein, denn sämmtliche Bewohner Birni-nKebbi's waren überzeugt, dass er eine Medicin gegen jegliche Fessel besitze und sie nur auf diese Weise Sicherheit hätten, dass der Mann bis zur Rückkehr des Magagie nicht entlaufe. In Gando verlor ich ein Papier auf einem Ritt um die Stadt und ging nach Sonnenuntergang selbst aus, um es zu suchen, denn Niemand wollte das Wagniss unternehmen. Das Oberhaupt von Dogondadji (östlich von Gando, s. Dr. H. Barth's Reisen in Nord- und Central-Afrika, Karte Nr. 13) klagte mir bei meiner Rückkehr von Sokoto, dass Leute von Argungo, einer Heidenstadt 1/2 Tagereise nördlich von Gando, gegen welche Edle von Gando und Sokoto schon lange vergeblich im Felde liegen, ihm 25 Stück Vieh vor der Mauer seiner Stadt weggetrieben hätten, während seine Kriegshelden vor den Mauern Argungo's müssig liegen. Sogar der stark frequentirte und fast ausschliess. lich von Culturen und Ortschaften umgebene Weg von Birni-n-Kebbi nach Gando, Sokoto und Wurno war in dieser Zeit nicht völlig sicher, an den Stellen, wo Busch zu passiren war, warteten stets die einzelnen kleinen Karawanen auf Verstärkung durch andere Reisende.

,,Auf dieser Reise, wie schon auf dem Ausflug in das Lager des Königs Umoru im September 1880, ist es mir durchaus klar geworden und meinem Gemüth tief eingeprägt, dass es Übermuth und Thorheit ist, sich bei glück lichem, erfolgreichem Ausgange eines Unternehmens, wie das meine, irgend ein Verdienst beizumessen".

Freilich mag die Erfahrung, dass die Durchführung eines Reiseplans mindestens ebenso sehr von der Gunst der Verhältnisse abhängig ist, als von dem Willen und der Intelligenz des Reisenden, für den Einzelnen immer wieder schmerzlich sein, wer aber die Entdeckungsgeschichte Afrika's kennt, wird mit dem Resultate R. Flegel's sehr zufrieden sein. Wohl war es ihm nicht gegönnt, die ganze Lücke in unserer Kenntniss des Nigerlaufes auszufüllen, aber er hat wenigstens einen bedeutenden Theil davon beseitigt, er hat die bis jetzt gänzlich unbekannte Strecke zwischen Jauri und Gomba aufgenommen und die südlich anstossende Strecke bis Bussa, die allerdings durch die Gebrüder Lander im J. 1830 befahren, aber nur in ganz roher Weise und in sehr kleinem Maassstabe auf der Karte

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