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begegnet man sowohl Männern als Frauen von einnehmen. dem Aussehen, mit Gesichtszügen von aussergewöhnlicher Regelmässigkeit, auch spricht sich in der Physiognomie der Haidas mehr Intelligenz aus als bei den meisten anderen Nationen der Küste, und wenn frühere Reisende ein besonders wildes Aussehen als charakteristisch für die Haidas anführen, so erklärt sich das wohl nur aus dem Bemalen der Haut und der ehemaligen Bewaffnung und Tracht. In Bezug auf letztere haben sie, so weit ihre Mittel reichen, die Moden der Weissen angenommen, obwohl einige der älteren Bewohner noch immer kaum etwas anderes zum Schutz gegen die Elemente tragen als eine Decke.

Die Decke hat bei diesen Leuten die Kleider aus Seeotter-Fellen ersetzt, welche den Augen der Händler im vorigen Jahrhundert so. sehr gefielen (vergl. Dixon, p. 201), aber am beliebtesten ist bei den Haidas eine Decke, die sie von den Tschimsians erhandeln und „Nakhin" nennen. Sie hat die Gestalt eines Shawls, hinten mit stumpfer Spitze, und ist von einer breiten, dicken Franse aus gedrehter Wolle umgeben. Fein geschnittene Ceder-Rinde bildet den Grund oder die Kette des Stoffes, damit wird Wolle von der Bergziege verwebt. Der Stoff wird in vielen kleinen getrennten Theilen angefertigt und dann kunstvoll zusammengenäht. Als Farben der Wolle gebraucht man Weiss, Gelb, Schwarz und Braun, und das Muster hat Beziehung zu dem Totem oder Abzeichen des Stammes. Eine solche Decke kostet etwa 30 Dollars. Man gebraucht sie hauptsächlich beim Tanz und dann in Gemeinschaft mit einem eigenthümlichen Kopfschmuck, der aus einer kleinen hölzernen, mit Perlmutter verzierten Maske besteht. Sie steht von der Stirn in die Höhe und ist befestigt an ein auf den Kopf passendes, mit Federn und dergl. geschmücktes Zeugstück, das nach hinten einen 2 Fuss breiten, bis zu den Füssen hinabhängenden und mit Hermelin bedeckten Tuchstreifen hält. Streifen der Ceder-Rinde, zu einem Turban gewunden und dunkelroth gefärbt, werden häufig um den Kopf getragen, jedoch mehr als Schmuck denn zur Bedeckung. Federn, Knöpfe, Perlen, Muscheltheile mit dem orangefarbenen Schnabel der Tauchente dienen, aneinander geschnürt oder auf die Kleider aufgenäht, ebenfalls zum Schmuck, desgleichen bei Frauen Armbänder aus Silbermünzen.

Das Bemalen ist noch jetzt häufig, beschränkt sich aber meist auf das Gesicht. Scharlach ist die Lieblingsfarbe, doch werden auch Blau und Schwarz benutzt. Niemals sieht man die symmetrische, sorgfältige Zeichnung, wie sie bei den Indianern östlich von den Felsengebirgen so häufig ist. Während dieses Bemalen mit Farben stets zu den Zurüstungen für den Tanz gehört, wird zum Schutz gegen die heisse Sonne, besonders auf Reisen, das Gesicht mit Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1881, Heft IX.

Fett und alsdann mit einem schwarzen, aus einem gerösteten Baumschwamm gewonnenen Pulver eingerieben, und im Winter gegen die Kälte ein Gemisch von Harz und Fett, zum Zeichen der Trauer ein solches von Fett und Holzkohle angewendet.

Tätowirung, bis vor wenigen Jahren allgemein, wird jetzt bei vielen Kindern unterlassen. Sie beschränkt sich auf die Vorderseite des Unterschenkels und die Rückseite des Vorderarms, wo die Muster sorgfältig und symmetrisch ausgeführt werden; die bläuliche Farbe entsteht durch Einreiben von Holzkohle in die Hautpunktirung. Manchmal erstreckt sich die Tätowirung auch auf die Brust, aber niemals auf das Gesicht.

Die Sitte der Frauen, in der Unterlippe eine Scheibe von Holz oder Knochen zu tragen, sieht man nur noch bei den ältesten Individuen; Frauen mittleren Alters stecken nur noch ein silbernes Röhrchen von der Dicke einer Federspule durch die Lippe, und bei jüngeren ist auch dieser Rest der ehemaligen Verunstaltung weggefallen. Das Durchbohren der Nasenscheidewand wird noch jetzt allgemein geübt, aber man hängt nicht mehr silberne Ringe oder Ketten von Haliotis-Muscheln hinein, wie ehemals.

Ausser Fischen, die schon oben als hauptsächlichste Nahrung der Haidas genannt wurden, geniessen sie eine Menge niederer Seethiere, ferner Gänse und Enten, die im Herbst den Masset- und Virago - Sund in grossen Schaaren besuchen, die Eier der zahlreichen Seevögel, aber Fleisch von Vierfüsslern wird ihnen nur selten zu Theil. Rothwild (Cervus columbianus) findet sich ebenso wenig auf der Inselgruppe, wie Bergschafe, Bergziegen, Wölfe oder anderes Wild, nur der Wapiti (Cervus canadensis) soll in seltenen Fällen im Norden der Graham-Insel vorkommen, und der schwarze Bär wird in nicht unbeträchtlicher Zahl zu zwei verschiedenen Jahreszeiten erlegt. Die Haidas sind keine grossen Jäger und nur mit Steinschloss - Gewehren bewaffnet, sie stellen dem Bär nur nach, wenn er an der Seeküste umherstreift, folgen ihm aber nicht in seine Bergveste. Im ersten Frühjahr, wenn das Gras an den Waldrändern grün zu werden beginnt, nebst der Zehrwurz (Lysichiton kamtschatense) und anderen saftigen Kräutern, pflegt Braun herauszukommen, um die zarten Schösslinge abzuweiden, und fällt dann gelegentlich dem lauernden Indianer zur Beute. Und wieder im Herbst, wenn ihn die todten und sterbenden Lachse an die Küsten und Mündungen locken, kommt er bisweilen zu Schaden, und zu dieser Zeit ist auch sein Pelz von einigem Werth.

Die Kartoffel, von einigen früheren Seefahrern eingeführt, bildet jetzt einen wichtigen Bestandtheil der Nahrung. An kleinen Stellen längs der Ufer, wo es möglich. ist, das Buschwerk abzuräumen, legen sich die Indianer

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Kartoffelgärten an, aber sie liegen oft weit von dem Dorfe ab und liefern nur kleine, ärmliche Knollen, weil auf die Cultur der Pflanze wenig Aufmerksamkeit verwendet wird. Von anderen Vegetabilien sind die Beeren die wichtigsten und darunter namentlich die Sal-sal (Gaultheria shallon), von Haidas skit-hun genannt, und der Holzapfel oder kykhil (Pyrus rivularis). Erdbeeren (Fragaria chilensis), Himbeeren (Rubus nutkanus), Johannisbeeren (Ribes sp.), Vaccinium parviflorum und andere kommen an manchen Stellen in Masse vor, selten ist dagegen die von den Indianern des Festlandes so sehr geschätzte Speierlingsbeere (Amelanchier alnifolia), und gänzlich fehlt Berberis aquifolium.

Die Haidas bewohnen gleich anderen Stämmen an der Küste von Britisch-Columbia und auf den vorliegenden Inseln permanente Dörfer, wenn man ausserdem auch einzelne, roh gebaute und nur für zeitweiligen Aufenthalt bestimmte Hütten antrifft. Jene Dörfer sind solider und mit grösserer Sorgfalt gebaut als bei den anderen Stämmen, ganz besonders zeichnen sie sich aber durch ihre Verzierung mit zahlreichen geschnitzten Pfeilern aus. Sie liegen in der Nähe der Fischereibänke an solchen Küstenpunkten, wo Kähne auch bei stürmischem Wetter gut anlegen können, und bilden meist eine einzige Reihe Häuser, die Wand an Wand stehen oder auch durch grössere oder kleinere Zwischenräume von einander geschieden sind. Ein freier Raum zwischen der Häuserfront und dem Uferrand dient als Strasse, zum Trocknen der Fische und zur Aufstellung von Kähnen, die zeitweise ausser Gebrauch gesetzt und sorgfältig mit Matten und Zweigen bedeckt sind, endlich auch zur Errichtung der geschnitzten Pfeiler, deren durchschnittlich zwei auf ein Haus kommen. Aus Balken und starken Planken gebaut, nehmen die Häuser bald eine gleichförmige graue Farbe an oder überziehen sich mit grünem Moos und Unkraut. Ihre Form ist länglich viereckig oder quadratisch mit 40 bis 50 Fuss langen Seiten, sie können daher mehrere Familien zugleich beherbergen und sind auch darauf eingerichtet. Das Haus des Häuptlings trägt keine besondere Auszeichnung, es liegt bald am Ende der Reihe, bald irgendwo mitten darin.

Das Eigenthümlichste und Merkwürdigste an den Dörfern sind, wie gesagt, die verzierten Pfeiler. Zwar finden sich dergleichen auch zu Nawitti (Hope-Island), QuatsinoInlet (Vancouver-Insel) und anderwärts, aber sie sind dort klein, unansehnlich und zeigen wenig von der eigenthümlichen grotesken Kunst, die bei den Haidas so hoch entwickelt ist, und bei den Tschimsians zu Port Simpson sind die meisten der vorhanden gewesenen Pfeiler durch den Einfluss der Missionare beseitigt worden. Dawson giebt drei Abbildungen von Dörfern mit diesem wunderbaren Pfeiler

schmuck 1), der so zu sagen einen Massenwald vor der Häuserreihe bildet, und nach ihm muss man zwei Classen dieser Gebilde unterscheiden. Die einen, Kekhen genannt, stehen vor jedem Haus und haben an ihrer Basis meist einen ovalen Ausschnitt, der als Eingang zum Hause dient; die anderen, Khat, sind zum Andenken an Verstorbene errichtet.

Die Kekhen sind gewöhnlich 30 bis 50 Fuss hoch und unten 3 oder mehr Fuss dick, gegen oben etwas schwächer werdend. Die Hinterseite ist rinnenförmig ausgehöhlt, damit sie leichter sind und ohne zu grosse Schwierigkeiten aufgerichtet werden können. Die grotesken Figuren, mit denen sie von unten bis oben dicht bedeckt sind, zeigen u. A. das Totem des Hauseigenthümers, sind aber innerhalb eines Dorfes einander sehr ähnlich. Was diese Schnitzereien bedeuten, ob sie überhaupt eine Bedeutung haben, weiss man nicht. Menschliche Gesichter mit Hüten von cylinderischer Form sieht man fast überall und eins, oft auch zwei und drei, bildet gewöhnlich das Ende des Pfeilers. Im Gegensatz zu den Kekhen zeigen die Khat viel grössere Abwechselung in der Zeichnung. Sie stehen meist auf dem schmalen Raum zwischen den Häusern und dem Strand, aber nicht in bestimmter Beziehung zu den Häusern. Eine gewöhnliche Form besteht aus einer starken, glatten, runden Säule, die nach unten etwas dünner wird und auf der einen Seite des oberen Endes ein breites, viereckiges Cedernbrett, gleich einem Firmaschild trägt; dieses Brett ist bemalt, mit erhaben geschnitzten Figuren geschmückt, oder es sind daran die so sehr geschätzten kupfernen Platten befestigt, welche dem Verstorbenen gehörten. In anderen Fällen ist der aufrechte Pfeiler mehr oder weniger kunstreich geschnitzt oder die Spitze des runden Pfeilers wird von einem geschnitzten Adler gekrönt, noch andere zeigen auf dem runden glatten Stamm, der nur an der Basis verziert ist, eingeschnittene Ringe in regelmässigen Abständen. Gelegentlich sieht man auch zwei Pfeiler nahe bei einander aufgerichtet, mit einer grossen horizontalen, bemalten Platte dazwischen. Diese als Denkmäler dienenden Pfeiler sind meistens niedriger als die Thürpfeiler.

Die Herstellung dieser kunstvollen Pfeiler erfordert viel Zeit und Arbeit und kann gleich dem Häuserbau nur durch gemeinschaftliche Anstrengungen Vieler ermöglicht werden. Dabei spielt dann die bei den Indianern Nordwest-Amerika's so weit verbreitete Sitte des Potlatsch oder der Vertheilung des Eigenthums eines Einzelnen eine grosse Rolle. Will ein Mann ein Haus bauen oder einen Pfeiler errichten,

1) Auf einer Reihe von Tafeln sind auch andere Kunstproducte der Haidas abgebildet. Wir haben am Rande der Karte, Tafel 16, Copien von einzelnen besonders charakteristischen gegeben, um wenigstens eine Vorstellung von jenen Schnitzereien zu vermitteln.

so vertheilt er einige Monate zuvor unter seinen Freunden und den Hauptmitgliedern des Stammes sein Eigenthum, bestehe es in Decken oder Geld. Wie viel eine jede Person erhält, ist systematisch geregelt, jedes Mitglied des Stammes weiss lange voraus, wie viele Decken es bekommt. Kurz bevor die Arbeit ausgeführt werden soll, wird das vertheilte Gut mit Interessen zurückgegeben, ein Mann z. B., der 4 Decken erhielt, giebt deren vielleicht 6 zurück. Diess gilt als eine Art Ehrenerweisung. Ist nun die Arbeit beendet, wobei der Unternehmer seine Stammesgenossen nach Kräften bewirthet und Tanz und Spiel die Arbeit versüssen, so werden die Decken von Neuem vertheilt.

Diese Sitte der Vertheilung des Eigenthums wird auch bei anderen Gelegenheiten ausgeübt, z. B. wenn ein Kind tätowirt wird, oder wenn ein Mann die Häuptlingswürde erlangen will, denn je häufiger und freigebiger ein Individuum auf diese Weise seinen Besitz weggiebt, desto mehr Bedeutung gewinnt er in den Augen seiner Stammesge

nossen.

Decken vertreten gegenwärtig die Stelle des Geldes, wie das Bieberfell im Innern von Britisch - Columbia und dem Nordwest - Territorium; die aus dem Tschilkat-Lande nördlich von Sitka importirten „Coppers" oder 18 Zoll bis 2 Fuss langen, eigenthümlich gestalteten Kupferplatten dienen jedoch auch noch als Tauschmittel. Der Erbe des Eigenthums eines Verstorbenen ist nicht der Sohn, sondern

der Bruder oder, wenn ein solcher nicht vorhanden, ein Neffe oder die Schwester oder die Mutter. Die Frau bekommt bisweilen einen kleinen Theil.

Polygamie ist zwar gebräuchlich, aber in sehr beschränktem Maasse; auch die Sclaverei hat, was die Zahl der Sclaven betrifft, sehr abgenommen. Früher wurden häufig Kriegszüge besonders nach den nördlicheren Inseln zu dem Zwecke, Sclaven zu erbeuten, unternommen, aber die heilsame Furcht vor den Kanonenbooten hat diesen Piratenzügen und den Kriegen unter den Stämmen der Westküste ein Ende gemacht. Die Sclaven werden daher jetzt selten, auf den südlicheren Inseln sind sie fast ganz ausgestorben, z. B. im Skidegate - Inlet; ein einziger lebt noch bei den Haidas am Gold-Hafen, in grösserer Zahl sind sie nur noch am Masset-Inlet vorhanden. Sie sind Holzhauer und Wasserträger. Sie können verkauft werden, und zwar kostet jetzt ein Sclave etwa 200 Decken, und ihre Kinder sind wiederum Sclaven. Bisweilen gelingt es ihnen, zu entlaufen, kehren sie aber in ihre Heimath zurück, so sind sie dort verachtet und führen ein elendes Leben.

Dawson geht sehr speciell auf die Schilderung der Sitten und Gebräuche der Haidas ein, auch ihr geistiges Leben, ihre Sagen und Überlieferungen werden ausführlich behandelt, es hiesse aber die Aufgabe unserer Zeitschrift verkennen, wenn wir noch mehr Raum auf diesen Theil von Dawson's werthvoller Arbeit verwenden wollten.

Höhenbestimmungen des Dr. Emin-Bey zwischen Ladò und Makaraka-Ssugaire.

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Die Höhen der Tabelle I sind nach den Ablesungen auf dem viel gebrauchten, sehr beständigen Aneroïd des Reisenden berechnet. Von den fünf zum Vergleich beigesetzten Junker'schen Höhenzahlen stimmen gerade diejenigen schlecht, die neben den zuverlässigsten der von Dr. EminBey bestimmten stehen. Junker's Zahl für Wandi ist jedenfalls zu hoch, wie der Vergleich mit den von ihm gemessenen umliegenden Orten lehrt. Das Ergebniss der Siedepunktsbestimmungen für Ssugaire würde besser mit der Junker'schen Zahl stimmen als die Aneroïd bestimmung, allein wie die Tabelle II zeigt, ergeben sich auch hier die schon von Herrn Hann in diesen ,,Mittheilungen" 1880, S. 375, angezeigten Differenzen zwischen dem durch den Siedepunkt des Wassers bestimmten Luftdruck und dem. gleichzeitig durch das Aneroid angegebenen. Zwar sind hier

die Differenzen kleiner als die a. a. O. vorkommenden und bald negativ, bald positiv. Immerhin aber bleiben sie unerklärlich, denn die vier Hypsometer stimmen unter sich vortrefflich überein, und die Differenzen scheinen mit der Lufttemperatur in keinem einfachen Zusammenhang zu stehen.

Herr Hann hat a. a. O. aus Beobachtungen von Buchta die Seehöhe von Kabajendi berechnet, indem er diesen Ort mit Magungo verglich. Verbindet man dieselben mit dem näher und günstiger gelegenen Ladò, so erhält man Kabajendi = 816, welche Zahl besser zu der Junker'schen (830 m) stimmt als die mit Magungo berechnete. Für Wandi und Ssugaire (Zeriba Achmet-Agha) findet Hann die Zahlen 740, bez. 782,5, also bedeutend grössere Höhen, als sie sich aus Emin-Bey's Beobachtungen ergeben.

Europa.

Geographischer Monatsbericht.

Im Laufe dieses Jahres hat das Hydrographische Amt der Kaiserl. Admiralität die bisherigen Aufnahmen (vergl. ,,Mittheilungen" 1880, S. 314) der Ost- und Nordsee durch Ausgabe verschiedener neuer Karten ergänzt, welche hauptsächlich auf Vermessungen durch deutsche Kriegsschiffe basiren, aber auch andere neuere Vermessungen in Berücksichtigung gezogen haben. In Kupfer gestochen, lassen auch diese Blätter wie die früheren in ihrer technischen Ausführung Nichts zu wünschen übrig. Für die Nordsee liegen zwei neue Karten vor: Nr. 64. Sect. IV. Die Ostfriesischen Inseln in 2 Blättern. 1:100 000. Nach den neuesten Vermessungen S. M. Kanonenboot ,,Drache" unter Leitung des Corv.-Capt. Holzhauer 1878, mit Benutzung der neuesten Karten für das holländische Gebiet (Preis M. 4). Diese Karte umfasst die deutsche Küste nebst den vorliegenden Inseln von der holländischen Grenze östlich bis Wangeroog, ein Carton stellt in demselben Maassstabe den Lauf der Ems von Papenburg bis zur Mündung dar. Nr. 70. Sect. I. Schleswig-Holstein, Westküste, nördl. Theil. 1:100 000, ebenfalls nach den Vermessungen des Kanonenbootes,,Drache" (M. 2,50). Im S reicht dieses Blatt bis Amrum und Hooge, im N greift es über die dänische Grenze bis zum südlichen Theile der Insel Fanö. Nach den neuesten Aufnahmen

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finden wir ferner auf Nr. 63 in 2 Bl. eine Darstellung des Skagerrak in 1:300 000 mit Nebenkarten des ChristianiaFjordes in 1:300 000, der Einsegelungen nach Arendal, Mandal, Christiansand in 1:80 000 und von Frederikshavn in 1:50 000 (M. 4). Die südlich anschliessende Karte des Kattegat wurde schon früher in demselben Maassstabe veröffentlicht, an dieses Blatt grenzt im S die kürzlich herausgegebene Nr. 69 in 2 Bl.: Die Ostsee, westlicher Theil mit der Einsegelung durch den Sund und die Belte, in 1:300 000, nach den neuesten deutschen und ausländischen Vermessungen (M. 4). Diese Karte reicht von Flensburg im W bis Malmö im O, von Travemünde und Wismar im S bis

zur Hesselö im Kattegat im N. Die Ostsee ist ausserdem vertreten durch Bl. 71. Sect. IV, Deutsche Küste, Pommern, 1:150 000, vermessen im J. 1879 unter Leitung des Corvetten-Capt. Hoffmann durch S. M. Kanonenboot „Delphin" und Dampfer ,,Rhein" (M. 2,50). Das Blatt reicht von Darsserort bis zu Swinemünde, welches auf einem Carton in 1:20 000 besonders dargestellt ist. Das Stettiner Haff in 1:75000, vermessen im J. 1878, finden wir auf Nr. 72, mit Nebenkarten: Die Peene von Anclam bis zur Mündung und das Achter Wasser im Anschluss an die Hauptkarte, desgl. die Dievenow bis zur Mündung (Preis M. 2,50).

Reich geschmückt mit Panoramen, Ansichten und Karten tritt uns auch in diesem Jahre wieder das Jahrbuch des Schweizer Alpenclub (XVI, 1880-81. Bern, bei J. Dalp) entgegen. Das Excursionsgebiet war für 1880 der südwestliche Theil der Berner Alpen vom Rawyl - Pass bis zum Rhônethal, daher beziehen sich sowohl die beigegebenen Blätter der Messtischaufnahmen des eidgenössischen Generalstabs in 1:50 000 auf dasselbe, als auch die hauptsächlichste Abhandlung der ersten Abtheilung, Prof. E. Renevier's,,Orographie de la partie des Hautes-Alpes calcaires comprise entre le Rhône et le Rawyl". Reiseberichte über die Wildhorn-Gruppe und andere Theile des Gebietes sind nur in geringer Zahl eingegangen, woran neben dem späten Erscheinen der Excursionskarte und des Itinerars hauptsächlich die ungünstige Witterung des Sommers 1880 die Schuld tragen mag, dagegen bietet die Abtheilung der ,,freien Fahrten", d. h. der ausserhalb des officiellen Gebietes unternommenen Excursionen nicht weniger als sechs erste oder auf neuem Wege ausgeführte Besteigungen, be züglich auf den Monte Viso, das Jupperhorn, den Bernina, Monte Zebru und Montafon. Unter den „Abhandlungen" finden wir neben einigem Historischen und Biographischen als werthvollsten Bestandtheil des Buches die Arbeiten von Prof. Dr. L. Rütimeyer über die Geschichte der Gletscherstudien in der Schweiz und über die Hauptresultate der

Auf

Rhônegletscher - Vermessung. Diese 1874 vom Alpenclub begonnene Arbeit umfasst eine Triangulirung und Mappirung im Maassstab von 1:5000, welche ein Gletscherbild liefert, wie es bisher in solcher Vollständigkeit nicht existirte, und Beobachtungen über die Bewegung, Ab- und Zunahme des Gletschers. Zum Zweck dieser Beobachtungen wurden 1874 vier farbige Linien quer über den Gletscher gelegt, eine rothe nahe am Austritt des Gletschers aus dem Firn, eine gelbe im Querprofil des Furcahorns, eine grüne unterhalb des Eissturzes und eine schwarze in der Nachbarschaft der Gletscherzunge. Diese Linien wurden alljährlich im September neu aufgenommen, nivellirt &c. diese Weise hat der Gletscher im Laufe der letzten 7 Jahre Auskunft über seine Bewegung und Volumsveränderung gegeben, und zwar ist das Resultat folgendes: Auf dem unteren Theil des Gletschers ist die Bewegung langsam, die Ablation bedeutend, auf dem oberen Theil die Bewegung rasch, die Ablation gleich Null. Die Farblinien, die ursprünglich geradlinig quer über den Gletscher gelegt waren, haben sich auf dem oberen Gletscher in immer mehr gestreckte Curven ausgezogen, deren Höhepunkte ungefähr in die Mitte des Gletschers fallen und im Jahre einen Fortschritt von 100 m und mehr erkennen lassen. Auf dem unteren Gletscher haben sich auch Curven gebildet, aber der Jahresfortschritt ihrer Höhenpunkte beträgt nur 1/3 bis von dem auf dem oberen Gletscher. Am schwächsten ist die Verschiebung an der untersten oder schwarzen Farblinie, und an der Gletscherzunge wird die Vorwärtsbewegung überholt von Abschmelzung und Einsturz, denn die Gletscherzunge befindet sich in fortwährendem Rückgang. Die oberste oder rothe Linie rückte in der Curvenhöhe seit 1874 um 600 m vor und zeigte keine Ablation; die zweite oder gelbe Linie rückte um 680 m vor und die Ablation ist hier ebenfalls Null, im J. 1881 wird diese Linie in den Eissturz gerathen; die dritte oder grüne Linie unterhalb des Eissturzes rückte 150 m vor, die Ablation betrug 30 m; die unterste oder schwarze Linie zeigte nur 40 m Fortbewegung, aber eine Ablation von 50 bis 60 m. Sehr deutlich bestätigt sich durch die jährliche Aufnahme der Farblinien auch die Wahrnehmung von Forbes und Tyndall, dass die Längslinie, welche die Punkte der schnellsten Bewegung des Gletschers verbindet, nicht genau in die Mitte desselben fällt und also deren Windungen in den Biegungen des Thalweges mitmacht, sondern dieselben. gewissermaassen übertreibt, so dass die Schlängelungen der Bewegungsachse stärker sind als diejenigen der Gletscherachse oder des Thalweges. Es stimmt dieses Gesetz auch mit der Bewegung von Wasserströmen überein. Die ,,kleinen Mittheilungen" bieten Wissenschaftliches, Touristi sches und Literarisches, zum Theil sind sie auch Erläuterungen zu den Panoramen des dem Jahrbuch beigegebenen, stets so viel Schönes enthaltenden Cartons. Diessmal finden wir in ihm ein 4 m langes Panorama vom Alvier, einem seit neuerer Zeit viel besuchten Aussichtspunkt auf der südöstlichen Fortsetzung der Churfürstenkette nördlich von Sargans, 2363 m über dem Meere gelegen. Neben dieser vom Ingenieur S. Simon in Zürich aufgenommenen Rundsicht enthält der Carton noch einige kleinere, ebenfalls in Farbendruck hergestellte Panoramen, und vom Pas-de-Cheville (2049 m), vom Gifferhorn (2563 m)

zwar

und von der Pointe-de-Chamossaire (2118 m), alle drei von G. Studer, sowie eine Ansicht des Glacier de la Plaine morte vom Rohrbachstein aus. Die Zahl der Illustrationen im Buch selbst beläuft sich auf 17, und es sind theils landschaftliche Ansichten, theils Detailstudien.

Von A. Waltenberger's,,Orographie der Algäuer Alpen", die 1872 bei Lampart & Co. in Augsburg erschien (s. Peterm. Mittheil. 1872, S. 478) hat der Verfasser eine zweite, in einzelnen Capiteln vollständig umgearbeitete, und ausserdem vielfach ergänzte, auch in den Kartenbeilagen verbesserte Ausgabe (Preis 3 Mark) veranstaltet, so dass diese werthvolle Arbeit bei Studien und Reisen neuerdings wieder die besten Dienste leisten wird.

Der 22. und 23. Juni 1880 waren festliche Tage für Idria, den berühmten Bergwerksort in Krain. Man feierte den dreihundertjährigen staatlichen Besitz des Quecksilberwerkes. Zur Erinnerung daran hat die Bergdirection und an deren Spitze Hofrath Lipold ein stattliches Heft in gr.-40 herausgegeben: ,,Das k. k. Quecksilberwerk zu Idria in Krain", Wien 1881, eine sehr willkommene Monographie, welche in kurzer, übersichtlicher, aber vollständiger Weise alles Wissenswerthe über das Bergwerk enthält. Geschichte und Literatur, die Erzlagerstätten, Bergbaubetrieb und Aufbereitung, Hütten- und ZinnoberfabriksBetrieb, Production und Erträge, Bau-, Maschinen- und Communicationswesen, Arbeiterverhältnisse und Administration werden in acht Capiteln von Hofrath Lipold, OberBergverwalter Plamineck, Hüttenverwalter Langer, Bergrath Onderka und Bergrath Čermak abgehandelt, ein Anhang beschreibt die Jubelfeier und enthält ausserdem tabellarische Ausweise über Erzeugung, Preise und Erträge der Quecksilberwerke, sowie über den Personalbestand im J. 1880. In den letzten zwölf Jahren wurden jährlich 3-4000 metr. Centner Quecksilber gewonnen und seit 1814 warf das Werk dem Staate 23 747 000 fl. oder durchschnittlich im Jahr 365 000 fl. ab.

Wien er

Im k. k. Militär- topographischen Institut zu scheint jetzt von den die Balkan-Halbinsel betreffenden Sectionen der Generalkarte eine neue Auflage, in welche die von der internationalen Commission gemäss dem Berliner Vertrag an Ort und Stelle festgestellten und aufgenommenen Grenzen eingetragen sind. Nachdem Prof. H. Kiepert schon vor einiger Zeit die,,Cartes des nouvelles frontières entre la Serbie, la Roumanie, la Bulgarie, la Roumélie orientale et les provinces immédiates de la Turquie" (4 Bl., 1:300 000) bei D. Reimer in Berlin herausgegeben hat, könnte man glauben, dass die Eintragung der neuen Grenzen in die österreichische Karte, welche denselben Maassstab von 1:300 000 hat, von untergeordneter Bedeutung sei, ausser für diese Karte selbst; aber sie ist im Gegentheil als eine nothwendige und sehr dankenswerthe Arbeit zu begrüssen. Wenn man versucht, die Grenzen, wie sie auf der Kiepert'schen Karte gezeichnet sind, auf die österreichische zu übertragen, so stellt sich heraus, dass durch die Grenzaufnahmen in manchen Gegenden die Ortslagen der österreichischen Karte sich wesentlich verschieben, es bedarf daher zur Eintragung der neuen Grenzen vielfacher Berichtigung und Änderung, sogar ziemlich weitgreifender Neubearbeitungen ganzer Landstriche. Die österreichische Karte hat also bei dieser Gelegenheit nicht un

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