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Resultaten führend, eben zu zeigen mich bemühte. Man ist jetzt darin übereingekommen, eine pflanzengeographische Speculation zunächst anzuknüpfen an die systematisch richtig bestimmten Pflanzen der betreffenden Gegend, um daraus Rückschlüsse zu näheren oder ferneren Gegenden zu gewinnen; die Schilderung des gegenwärtigen Zustandes darf alsdann der klimatischen Charakteristik nicht entbehren, und physiologische Untersuchungen lassen uns endlich die Correlation zwischen Klima und Pflanzenleben verstehen, die wir zunächst als etwas an jedem Orte Gegebenes und Vorhandenes betrachten müssen. Wenn daher für eine bestimmte, vorher unbekannte Gegend eine ausreichende Untersuchung gemacht werden soll, so hat diese als erstes Ziel einen erschöpfenden Pflanzenkatalog (mit Berücksichtigung der Standortsverhältnisse) in's Auge zu fassen.

Man

kann Niemanden tadeln, wenn er aus Mangel an Zeit kein erschöpfendes, sondern nur sehr fragmentarisches Pflanzenverzeichniss für eine neu erschlossene Gegend liefert; aber wenn die Lücken desselben so gross sind, dass eine feste Grundlage noch nicht als gewonnen betrachtet werden kann, und wenn dann versucht wird, diese Lücken durch berechnete Temperaturmittel auszugleichen und letzteren auch noch die übrigen Beobachtungen anzupassen, so wird damit ein für die Pflanzengeographie gefährlicher Weg betreten.

Diess zu zeigen lag in meiner Absicht, und ich hoffe dadurch nicht etwa die Verdienste Rivoli's in dem, was er in der Serra da Estrella zuerst beobachtet und der Wissenschaft als Anregung zu weiteren Beobachtungen überliefert hat, in irgend einer Weise beeinträchtigt oder sonst den Reisen ein berechtigtes Verdienst geschmälert zu haben.

Europa.

Geographischer Monatsbericht.

Vor 26 Jahren, im ersten Jahrgang dieser Zeitschrift begrüsste ein Meister unserer Wissenschaft, E. v. Sydow, mit warmen Worten das damals neue Buch des Prof. Kutzen, ,,Das Deutsche Land", dessen Hauptverdienst in der guten Charakteristik der einzelnen deutschen Landschaften und in den Hinweisen auf den Einfluss von Natur und Bodenform auf die geschichtlichen Vorgänge und das Leben der Menschen besteht. Das Buch fand den gebührenden Beifall, Prof. Kutzen selbst veranstaltete 1867 eine zweite Ausgabe mit durchgreifenden Veränderungen, und wiederum ein Dutzend Jahre später sah sich der Verleger (Ferd. Hirt in Breslau) zur Herstellung einer neuen Ausgabe veranlasst, die er den Händen des Prof. Koner in Berlin anvertraute. Schon die politische Neugestaltung des Deutschen Reiches bedingte wesentliche Änderungen und Zusätze, auch waren zahlreiche neuere Forschungen z. B. in Betreff der Alpen, zu berücksichtigen, da und dort hatten sich die Verhältnisse namentlich in der Industrie anders gestaltet, kurz es genügte nicht eine einfache Revision, es musste vielmehr Vieles umgearbeitet werden und dieser Aufgabe hat sich Prof. Koner mit Eifer und Sachkenntniss unterzogen, ohne dem ursprünglichen Charakter des Werkes zu nahe zu treten.

Ein wichtiges Capitel der physischen Geographie von Deutschland behandelt in lehrreichster Weise ein aus fleissigen literarischen Studien und eigenen Anschauungen hervorgegangenes Schriftchen des Prof. Dr. O. Delitsch:,,Deutschlands Oberflächenform, Versuch einer übersichtlichen Darstellung auf orographischer und geologischer Grundlage zur leichteren Orientirung im Deutschen Vaterlande" (Breslau, bei Ferd. Hirt. Mit 3 Kärtchen. Preis 1,60 M.). Es ist im Wesentlichen eine mit Rücksicht auf neueste geologische und hypsometrische Forschungen vorgenommene Neubearbeitung der in der Zeitschrift ,,Aus Allen Welttheilen" 1876 und 1880 gedruckten Abhandlungen des Verfassers

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Unter den Weinländern des Deutschen Reiches nimmt Elsass-Lothringen den ersten Rang ein, es producirt durchschnittlich pro Einwohner 0,91 Hectoliter und steht in dieser relativen Productionsmenge nur hinter Italien, Spanien, Frankreich, Portugal und Griechenland zurück.,,Der Weinbau in Elsass-Lothringen", wie ihn der Weingutsbesitzer Ch. Oberlin im 16. Heft der Statistischen Mittheilungen des kaiserl. Statistischen Bureau's zu Strassburg (bei R. Schultz & Co. in Strassburg) zur Darstellung bringt, ist. daher ein Gegenstand von hohem volkswirthschaftlichen Interesse und die Schrift um so lesenswerther, als sie sich nicht auf statistische Nachweise und Vergleiche beschränkt, sondern Klima, Boden, Traubensorten, Cultur, Ertrag, Product &c. in Betracht zieht.

Als Monographie einer kleinen deutschen Landschaft empfiehlt sich F. A. Becker's,,Cuxhaven und das Amt Ritzebüttel" (Hamburg, O. Meissner). Das fleissig gearbeitete Buch wird mit seinen geschichtlichen und beschreibenden Details zwar vorzugsweise die gegen 7000 Seelen zählende Einwohnerschaft des Amtes selbst interessiren, doch findet gerade der Binnenländer Vieles darin, was ihn anziehen und belehren wird, weil die maritimen Verhältnisse in gebührender Weise berücksichtigt sind, z. B. Leuchtthürme

und Feuerschiffe, Baaken, Tonnen, Lootsen und Rettungswesen, Erscheinungen des Meeres &c.

Von der Geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen in 1:25 000, einem Werke, auf das die deutsche Kartographie stolz sein kann, da es sowohl in seiner topographischen Grundlage, als in der geologischen, unter Prof. H. Credner's Leitung vor sich gehenden Aufnahme, wie endlich in der technischen Ausführung als ein musterhaftes Vorbild dasteht, erschienen vor Kurzem die Sectionen Langenleuba (von K. Dalmer, A. Rothpletz und J. Lehmann) und Grimma (von A. Penck). Seit Juli 1877, wo die Section Chemnitz als erste ausgegeben wurde, sind 20 Blätter fertig gestellt worden, und drei andere sind in der Vervielfältigung begriffen.

Die Geogr. Gesellschaft in Lissabon geht damit um, eine wissenschaftliche Expedition nach der Sierra Estrella zu schicken.

In der Kartographie der türkischen Länder hat Professor Dr. H. Kiepert viele Jahre den ersten Rang behauptet; seine Generalkarte in 4 Blatt (1:1000 000) galt mit Recht als der Ausdruck unserer gesammten topographischen Kenntniss der Türkei. Erst in den letzten Jahren wurde sie durch die grosse Karte des Wiener militär-geographischen Instituts in 33 Blatt überholt und ausserdem war sie den grossen politischen Veränderungen gegenüber nicht mehr auf dem Laufenden. Aber Prof. Kiepert lässt sich nicht aus dem Felde schlagen, auf einer neuen etwas kleineren Generalkarte der Unter-Dongu- und Balkanländer in 2 Blatt, Maassstab 1:1 500 000 (Berlin, bei D. Reimer, 1880), hat er mit Meisterhand die österreichische Karte in ein übersichtliches Bild gebracht und an vielen Stellen ergänzt und verbessert. Die Carta d'Epiro von E. de Gubernatis (1879), handschriftliche Zeichnungen des verstorbenen Lejean, russische Recognoscirungen aus dem letzten Kriege, ganz besonders aber die von der internationalen Grenzcommission seit dem Kriege aufgenommenen Grenzkarten von Serbien, Bulgarien, Ost-Rumelien nennt er als die wichtigsten Materialien, die er ausser der österreichischen Karte benutzen konnte. Die neuen Grenzen findet man hier zum ersten Mal correct niedergelegt, reducirt aus den 66 Originalblättern, deren Veröffentlichung im Maassstab der österreichischen Karte (1:300 000) in nahe Aussicht gestellt wird. Eine Notiz des Verlegers verkündet eine bevorstehende Ergänzung der Karte, sie soll durch ein im Stich befindliches drittes Blatt in zwei an den unteren Rand anschliessenden Hälften zu einer Gesammtkarte der BalkanHalbinsel und des Ägäischen Meeres erweitert werden.

Asien.

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Für die Geographie des Transjordan-Landes eröffnet sich eine glänzende Aussicht. Am 30. November heisst es in der „Academy" hielt das General - Comité des Palestine Exploration Fund im Jerusalem-Zimmer der Westminster - Abtei eine Versammlung unter dem Vorsitz des Dean of Westminster, um die Vermessung Ost-Palästina's in Erwägung zu ziehen. Da die Aufnahme von WestPalästina, d. h. des westlich vom Jordan gelegenen Theiles, nun beendet ist, schlägt die Gesellschaft vor, die des östlichen Theiles zu beginnen. Die amerikanische Palestine Exploration Society führte eine leichte Vermessung dieser Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1881, Heft I.

Gegend aus, aber es war nur eine Recognoscirung und hat nicht die Genauigkeit der prächtigen Karte von WestPalästina, die der Exploration Fund in England soeben publicirt hat. Die Ostseite des Jordan ist nicht weniger interessant als die westliche, archäologische Überreste sind dort sogar weit häufiger, zumal die Spuren grosser, gutgebauter Städte der römischen Zeit, viele mit auffälligen architectonischen Ruinen. Da die Aufnahme das MoabiterLand einschliessen würde, wäre die Auffindung eines zweiten Moabiter-Steines durchaus nicht unwahrscheinlich. Baschan ist voll wunderbarer Ruinen. In dem ganzen Gebiet giebt es zahlreiche in der Bibel erwähnte Stätten, deren Identificirung sehr werthvoll wäre. Ausgrabungen am See von Galiläa könnten zur Aufklärung einiger wichtiger Punkte führen; dort und im Lande Gilead würde die Vermessung ihren Anfang nehmen. Wie weit sie sich erstrecken wird, hängt von der Unterstützung ab, die dem Unternehmen von den Subscribenten des Fund zu Theil wird. Über die Nothwendigkeit einer solchen Aufnahme waren alle Sprecher in der Versammlung einverstanden, der Dean of Westminster hielt diesen Theil der Arbeit sogar für wichtiger als die Aufnahme von West - Palästina. Lieut. Conder, dessen lange Erfahrung bei letzterer ihn ganz besonders für die Aufgabe befähigt, wird die Vermessung leiten, wenn sie zu Stande kommt.

In einer Brochure,,Bemerkungen über die Erforschung der kaukasischen Sprachen" (Moskau 1880, russisch) legt der bekannte Linguist L. Sagurski dem archäologischen Congress, der sich in Tiflis versammeln soll, ein Programm für die Maassnahmen zur Erforschung der kaukasischen Sprachen vor und entwirft zugleich in raschen Zügen ein Bild von dem, was bisher von Forschern wie Sjögren, Baron Uslar, Akademiker Schiefner, Professor Zagareli u. A. geleistet worden ist. Er bestätigt das durch Baron Uslar gezogene und auch in ,,Petermann's Mittheilungen" berücksichtigte Facit dieser Forschungen, durch welches die alte Anschauung von der zahllosen Menge selbständiger kaukasischer Sprachen beseitigt und nachgewiesen wird, dass die ausschliesslich in den Kaukasus-Ländern gesprochenen, mit keiner der bekannteren Sprachenfamilien zusammenhängenden Sprachen eben nur in drei Hauptgruppen zerfallen, ihre Unterabtheilungen aber mehr oder weniger unter einander verwandt sind. Man bezeichnet diese drei Gruppen als die kartwelische, westkaukasische und ostkaukasische. Es bleibt jedoch im Kaukasus in jeder Hinsicht noch so viel zu thun, dass man es Herrn Sagurski nur danken kann, wenn er das Interesse für das Studium der erwähnten Sprachen auch durch den Hinweis auf den Gewinn zu beleben sucht, der aus demselben auch für die Geschichte zu ziehen wäre. In Betreff derjenigen Sprachen der kaukasischen Länder, die mit bekannten Sprachenfamilien und zwar der indo-europäischen und uralisch-altaischen zusammenhängen, wäre nur hervorzuheben, dass Herr Sagurski das Armenische, das bisher und auch noch von Friedr. Müller als zur iranischen Gruppe gehörig betrachtet wurde, auf Grund neuerer Forschungen, namentlich der des Prof. Patkanow, als eine selbständige indo-europäische Sprache hinstellt, wie diess auch N. v. Seidlitz in seiner Arbeit über die Ethnographie des Kaukasus (Peterm. Mitth. 1880, Heft IX) gethan hat.

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,,Ein Cyclus fundamentaler barometrischer Höhenbestimmungen auf dem Armenischen Hochlande, von H. Abich, Ehrenmitglied der K. Akademie der Wissenschaften" (Mémoires de l'Académie impér. des sciences de St.-Pétersbourg, XXVII, No. 12), enthält die ausführliche Darlegung der seit 1844 von dem Verfasser unternommenen barometrischen Höhenmessungen am Ararat und auf dem umgebenden Hochland. Die Übersichtstabelle der Resultate umfasst 112 gemessene Punkte.

Die Iswestija der kaukasischen Abtheilung der Kais. Russ. Geogr. Gesellschaft enthalten in Nr. 2 des Jahrgangs 1880 verschiedene Aufsätze über das neu erworbene Gebiet von Batum-Kars.

Michaelis' Expedition hat 1880 die im J. 1879 begonnene Aufnahme und Untersuchung des Saissan-Sees und des Schwarzen Irtysch bis zu dessen Quelle mit gutem Erfolg fortgesetzt. Das Cap Pestschany am Saissan-See soll einen vortrefflichen Hafen bilden, das Kohlenlager bei Tschekelmez daselbst liefert aber ein geringes Product.

Über die Einwanderung der Koreaner in das Süd-Ussuriland giebt M. Stepanow in seiner Beschreibung des letzteren ausführliche Nachrichten (Röttger's Russische Revue 1880, Heft X). Sie begann im J. 1867, im folgenden Jahre zählte man bereits 1415, im J. 1879 5895 Koreaner in 11 Dörfern. Sie sind fleissige Ackerbauer, aber ihre Mittellosigkeit macht der russischen Regierung viel Sorge; auch haben sie gleich den russischen Ansiedelungen von den Chunchusen oder chinesischen Räubern zu leiden, welche bei den angesiedelten Chinesen oder Mansen Unterstützung und Begünstigung finden. Denn diese Mansen, obwohl kaum einige tausend Seelen stark, hegen die feindseligste Stimmung gegen die Russen, auch stehen die russischen Behörden ihnen fast machtlos gegenüber. Alle Bemühungen der Verwaltung, geordnete Verhältnisse herzustellen, scheitern daran, dass sie wegen Mangels an Hülfsmitteln ihre Verordnungen nicht durchzusetzen vermag, die Mansen schalten und walten ganz eigenmächtig und repräsentiren eine zum Aufstand stets bereite, nicht ungefährliche Macht. Auch beuten sie das Land aus, ohne ihm etwas zurückzugeben, weil der ganze Gewinn nach China geht.

Von dem Reisewerke der Széchenyi'schen Expedition, welches von dem wissenschaftlichen Begleiter derselben, Oberlieutenant G. Kreitner, unter dem Titel,,Im fernen Osten" herausgegeben wird '), liegen uns die ersten, die Reise nach Bombay und den Aufenthalt in Indien schildernden Lieferungen mit zahlreichen Bildern vor. In populärer Darstellung geschrieben bietet das Werk eine unterhaltende Lectüre; über den geographischen Werth behalten wir uns unser Urtheil bis zur Veröffentlichung der wichtigeren Theile und der Karten vor. Im Laufe der letzten 3 Jahre haben wir bereits wiederholt kurz über den Verlauf der Expedition berichtet, welche manche unbekannte und wenig erforschte Gebiete Central-Asiens durchwandern konnte. Wenn es dem Grafen Bela Széchenyí auch nicht gelang, sein eigentliches Reiseziel, Tibet und dessen Nordabhang zu erforschen, so haben wir doch manche Bereicherung unserer Kenntnisse über die Topographie des inneren China

1) Wien, bei A. Hölder, in ca 30 Lieferungen mit mehreren Karten à M. 0,50.

und der chinesisch-tibetanischen Grenzgebiete zu erwarten, um so mehr, als Oberlieutenant Kreitner mit den vorzüglichsten Instrumenten ausgerüstet war.

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Japan steht schon seit einer Reihe von Jahren bei Reisenden und Schriftstellern in hoher Gunst, doch ist die gegenwärtige Fülle der neuen literarischen Erscheinungen über das Inselreich etwas ausserordentliches. Sir E. J. Reed's ,,Japan, its history, traditions and religions with the narrative of a visit to Japan in 1879" (2 Bde., London 1880, 28 sh.) und Miss Isabella Bird's Unbeaten Tracks in Japan" (2 Bde., London 1880, 24 sh.), die nur als die hervorragendsten unter vielen anderen Publicationen namhaft gemacht werden sollen, folgte unmittelbar der erste, für uns hauptsächlichste Band von Prof. J. J. Rein's Japan nach Reisen und Studien dargestellt" (Leipzig, bei W. Engelmann, 20 M.). Während in Reed's Werk das Persönliche ganz zurücktritt, die Beschreibung des selbst gesehenen auf die besuchtesten. Städte und Sehenswürdigkeiten sich beschränkt, dafür aber der Geschichte des Landes und der Darstellung seiner Religionen ein ganzer Band gewidmet ist, wirken Miss Bird's fesselnde Schilderungen durch die Unmittelbarkeit und Eigenart der Auffassung, das unabhängige, weit verbreiteten Ansichten bisweilen direct entgegentretende Urtheil und daneben durch die verhältnissmässige Neuheit der beschriebenen Objecte, da die beliebte Reiseschriftstellerin in der That unbetretene Wege in Japan aufsuchte und viel Neues zu erzählen hat. Am interessantesten möchten vielleicht die Genrebilder aus den Behausungen der Ainos sein, welche Miss Bird eine Reihe von Tagen als Logirgast theilte. Beide, von J. Murray verlegte Bücher sind mit landschaftlichen und ethnographischen Bildern, sowie mit Facsimiles japanischer Zeichnungen geschmückt. Prof. Rein stellte sich seine Aufgabe umfassender, schwieriger und vor Allem wissenschaftlicher. Er hatte 1874 und 1875 die japanischen Inseln kreuz und quer durchreist (s. die Übersichtskarte seiner Reisen in Peterm. Mittheil. 1879, Seite 293), hauptsächlich um die dortigen Industrien und den Handel zu studiren, denn zu diesem Zweck war er vom preussischen Handelsministerium ausgeschickt worden. Rechenschaft über diese Studien wird der zweite Band ablegen, der vorliegende erste aber, eine Darstellung von der Natur des Landes, sowie der geschichtlichen und socialen Entwickelung seiner Bewohner, giebt dazu die gründlichste Vorbereitung und Einleitung, ist aber gleichzeitig ein in sich abgeschlossenes Compendium der Geographie Japans. Hatte doch der Verfasser schon auf früheren Reisen eine so lebhafte Neigung zur Geographie gewonnen, dass er bald nach seiner Rückkehr aus Japan sich ganz dieser Wissenschaft widmete und bekanntlich den damals neu geschaffenen geographischen Lehrstuhl an der Universität Marburg einnahm. Wer seine tief-ernste Begeisterung für seine Sache, die unermüdliche Hingabe an seine wissenschaftlichen Zwecke kennt, wer auch nur seinen reizenden, die Vielseitigkeit seiner Bildung und die Kunst seiner Darstellung so charakteristisch vorführenden Aufsatz über den Fuji-no-yama (Peterm. Mitth. 1879, S. 365) gelesen hat, wird überzeugt sein, dass er in dem Buche die Früchte gewissenhaftester Studien und umfassender Kenntnisse, belebt und controlirt durch die unersetzliche eigene Anschauung, zu erwarten hat. In die drei Abschnitte:

physische Geographie (Lage, Gestalt, Geologie, Orographie, Hydrographie, Klima, Flora, Fauna), Geschichte und Ethnographie, endlich Topographie getheilt, mit einer oro-hydrographischen und einer topographisch-statistischen Karte in 1:2930 000 versehen, bildet dieser Band ein Handbuch der Geographie Japans, wie bisher noch keins existirte.

In Bezug auf die topographische Vollständigkeit kann sich die Karte des Rein'schen Werkes selbstverständlich nicht mit der viel grösseren Knipping'schen Karte von Japan messen. Eine Schilderung der Poststrasse Mikuni-Kaido zwischen Niigata und Tokio z. B., welche wir in der „,Japan Gazette" vom 4. Sept. 1880 finden, lässt sich auf Knipping's Karte von Station zu Station verfolgen, auch stimmen die mittelst Aneroïds gewonnenen Höhenzahlen ziemlich gut, doch giebt die Beschreibung mehr Höhenzahlen als die Karte.

Afrika.

Rob. Flegel hat die hoffentlich recht lange und bedeutsame Reihe seiner Forschungsreisen im Niger-Gebiet, wie erwähnt, mit einem Ausflug von Egga oder Egan am Niger nach dem Lager des Königs Umoru von Nupe in den Bergen der Oka sehr glücklich begonnen. Die ganze Route, deren Karte und Beschreibung an die Afrikanische Gesellschaft eingeschickt worden sind, durchschneidet vorher unberührtes und unbekanntes Gebiet, so dass sie die Karte der Landschaften auf dem rechten Niger-Ufer beträchtlich vervollständigt. Nimmt man die Karte zu G. Rohlfs' Reise, Ergänzungsheft 34, Tafel 2 der ,,Mittheilungen", zur Hand, so findet man unter 8° N. Br. und 5° 40' Östl. L. v. Gr. einen Berg O-Kako oder Rokako angedeutet, den J. May 1858 von Weitem visirte. Diess ist die Berglandschaft der Oka, eines Stammes der Akoko, und dort hatte König Umoru im September 1880 sein Feldlager aufgeschlagen. Sie kommt nach Flegel's Routenkarte etwas südwestlicher zu liegen, in 7° 46' N. Br. und 5° 28' Östl. L. Brieflich macht der Reisende darauf aufmerksam, dass ein wichtiger Ort auf den vorhandenen Karten fehlt: Schonga an einem Arm am rechten Ufer des Niger, ca eine starke Tagereise zu Land von Rabba und drei Tagereisen von Ilorin. Es ist eine Tapa-Ortschaft mit Fulbe-Regierung, und zwar eine kleine Freistadt, da sie nur direct vom Sultan von Gandu abhängt. Schonga treibt lebhaften Handel mit Ilorin, besonders seit dem Krieg dieser Stadt gegen Ibadan als Bundesgenosse der Egbas (Abeokuta) und Jabus seit 1877. Ausser Schonga stehen in demselben freien Verhältniss die Städte Agaie, 24 Tagereise nordöstlich von Kippo gelegen und durch Baumwollenbau bemerkenswerth, Lafiagie am Kogi-n-Lambasse und Lafai.

Baron J. v. Müller und v. Lücken sind von ihrer ostafr kanischen Reise zurückgekehrt, ohne namhafte Erfolge erzielt zu haben, doch beabsichtigt v. Müller, im September 1881 einen zweiten Versuch von Massaua aus zu unternehmen. Er schrieb an B. Hassenstein 1): „Mein Begleiter hatte gleich im Anfang der Reise das Unglück, einen Habab zu erschiessen. Die Folge davon war, dass die Eingeborenen trotz eines hohen Sühngeldes äusserst aufgebracht gegen uns, und Diener und Kameele schwer und nur für hohe 1) Zur Orientirung s. Ergänzungsheft der Mittheilungen 13, Tafel 1 und 3.

Preise zu erhalten waren; überall trat man uns, wenn nicht gerade feindlich, so doch durchaus hemmend in den Weg. Mein erster Ausflug führte mich von Massaua über Arkiko und an der Ostseite des Gebel Gadam entlang nach Afteh oder Atfeh zu den Ruinen von Adulis und Zula. Die Breite des letzteren Ortes berechnete ich nach correspondirenden Sonnenhöhen zu 15° 13' 45". Nach M'Kullu zurückgekehrt, wurde ein Ausflug in das Motad-Thal und an die Thermen von Ailet unternommen. Ein vierwöchentlicher Aufenthalt in diesen herrlichen, an Pflanzen und Thieren überreichen, aber ungesunden Thälern brachte mir die ersten heftigen Fieberanfälle. Über Ain, dem Lebka folgend, erreichte ich nach siebentägigem Ritt Keren oder, wie es jetzt gewöhnlich genannt wird, Senhit, besuchte von hier den Zad-amba und die Berge von Halhal und ging mit anbrechender Regenzeit nach Geleb in Mensa. Trotz der hohen Lage von Geleb verliess mich das Fieber nicht, nur kurze Ausflüge in den wenigen fieberfreien Tagen konnten gemacht, in geographischer Hinsicht aber Nichts geleistet werden. Zu Anfang des Juli brach ich unter strömendem Regen nach Algadén (in Taka) auf, welchen Ort ich von Geleb in 15 kurzen Tagemärschen erreichte. Ich hoffte von hier in die Dembelas vordringen zu können, aber die in der letzten Zeit zwischen den Bewohnern der Dembelas und des Barka-Tieflandes ausgebrochenen Feindseligkeiten liessen jeden Versuch, das Ziel auf friedlichem Wege zu erreichen, scheitern. Geschenke wurden zwar angenommen, aber eine Erlaubniss zum Weitergehen nicht gegeben. Woche um Woche verging, ohne dass eine Änderung in diesen Verhältnissen eintrat, zum Unglück machte sich auch Nahrungsmangel täglich fühlbarer, nur zu ungeheueren Preisen war Durra zu erschwingen, und es fehlte an jagdbaren Thieren, es desertirte daher eine beträchtliche Anzahl meiner Leute, und da sich ausserdem neue Fieberanfälle und ein Leberleiden einstellten, sah ich mich genöthigt, dem Beispiel meines schon längst zurückgereisten Begleiters zu folgen. Ich kam im September über Suez nach Europa zurück".

Ein Veteran der Nilerforscher, den wir längst zu seinen Vätern versammelt glaubten, D'Arnaud, unter dessen Leitung die zweite und dritte der von Mehemed Ali den Weissen Nil hinaufgeschickten Entdeckungsexpeditionen stand, der vor 40 Jahren diesen Fluss zuerst bis in die Gegend von Gondokoro befuhr, begleitet von Sabatier, Thibaut, Ferd. Werne &c., überreichte der Pariser Geogr. Gesellschaft in deren Sitzung am 3. December seine grosse Karte des Weissen Nil. Zwar ist von dieser Karte in früheren Jahren öfter die Rede gewesen und wiederholt ergingen Aufforderungen, sie zu publiciren, aber wie D'Arnaud bemerkt, standen dieser Publication Hindernisse entgegen, die von seinem Willen unabhängig waren, und so ist ausser der kleinen flüchtigen Skizze im Bulletin de la Soc. de géogr. vom Februar 1843 nie etwas von D'Arnaud's Nilkarte zum Vorschein gekommen.

Thomson's Karte seiner ostafrikanischen Reise, mit seinem in der Londoner Geogr. Gesellschaft gehaltenen Vortrag im Decemberheft der ,,Proceedings" veröffentlicht, gehört zu den wichtigsten Bereicherungen der Karte von Afrika, welche das Jahr 1880 gebracht hat. Die ganze Schaar von Reisenden, die in den letzten Jahren von Zanzibar nach

Unjanjembe und dem Tanganjika gegangen sind, haben zusammen bei weitem nicht so viel neuen Boden betreten und zur Vervollständigung und Berichtigung unserer Kenntniss von Ostafrika beigetragen, als der junge Schotte, der nach Johnston's Tod allein und ohne jede vorausgegangene Erfahrung die Aufträge der Geogr. Gesellschaft ausführte und noch darüber hinaus den Lukuga so weit wie möglich stromabwärts verfolgte, in Urua eindrang und auf dem Rückweg den bisher nur aus Erkundigungen bekannten Hikwa-See zuerst besuchte. Dieser See kommt ziemlich an dieselbe Stelle zu liegen, welche ihm auf der Karte zu Livingstone's ,,Last Journals" angewiesen war, auch die Umrisse des Tanganjika in seinem südlichsten Theil nähern sich auf Thomson's Karte wieder mehr der Darstellung bei Livingstone und Stanley im Gegensatz zu Cameron, ganz abgesehen von der Position, denn Cameron verschob das Südende des Sees um 1 Grad und mehr nach Osten, auch bei Livingstone und Stanley liegt er etwas zu östlich; im Übrigen stimmt aber die Configuration der Ufer, wie sie Cameron zeichnete, im Allgemeinen ungleich besser mit Thomson's neuer Karte, als die Darstellungen von Livingstone und Stanley. Höhenzahlen sind auf der Karte nicht eingetragen, auch ist das Terrain nur flüchtig angedeutet; vermuthlich wird der Reisende später ausführlichere Karten herausgeben. Geolog von Fach giebt er in ,,Nature" (2. December 1880) ein Résumé seiner geologischen Beobachtungen während der Reise mit einigen Profilen. Thomson hat das Glück gehabt, von seinen 150 schwarzen Begleitern keinen durch Desertion oder Tod zu verlieren, auch fand er sich hindurch ohne jede Gewaltthätigkeit gegen die oft sehr feindselig auftretenden Eingeborenen, ein glänzendes Zeugniss für seinen Charakter, seine Umsicht und sein Talent. Der Vorstand der Londoner Geogr. Gesellschaft beschloss, den African Exploration Fund, aus dessen Mitteln die Reise bestritten wurde, zu schliessen, nachdem Thomson den Rest der Casse als Ehrengeschenk erhalten und für die Anführer seiner Karawane, Tschuma (Livingstone's ehemaligen Diener) und Makatubo, Ehrensäbel und silberne Medaillen, für sämmtliche Träger eine Bronzemedaille hergestellt worden.

Der,,Missionary Herald" vom December 1880 enthält eine vom Missionar T. J. Comber entworfene Karte der Landschaften um San Salvador, so weit er und sein College Hartland dieselben bereisten. Die Reiserouten erstrecken sich östlich bis zu einem grossartigen Wasserfall des Breezeoder Ambriz-Flusses bei Mbangu, der von einem Plateau 150 Fuss senkrecht und dann noch 300 Fuss fast senkrecht in die Ebene fällt; nördlich aber bis Makuta und Kinsuka, deren Entfernung von San Salvador auf Lieut. Grandy's Karte stark übertrieben ist. Überhaupt haben sich Grandy's Ortslagen auf den nordöstlich von Salvador gelegenen Routen als unzuverlässig erwiesen. Ein Itinerar von Makuta nach dem Stanley Pool des Congo ist auf der Karte eingetragen, selbst dahin zu gelangen, ist aber den Missionaren trotz wiederholter Versuche nicht geglückt.

Das 5. Heft des Boletin da Sociedada de geographia de Lisboa, als erstes der 2. Serie bezeichnet, bringt als hauptsächlichsten Aufsatz den officiellen Bericht des Lieut. A. de Almeida Lima über seine Untersuchung der Cunene-Mündung im December 1878.

Als Dr. Holub 1875 von Schoschong nach dem Zambesi hin das Bamangwato-Land durchwanderte, berührte er drei der grossen Salzpfannen, welche mit zahllosen kleineren das Hauptobject in der Landschaft zwischen 20 und 21° S. Br. bilden. Dabei glaubte er die Entdeckung gemacht zu haben, dass jene flachen Becken mit Salzboden zeitweise nicht nur vom Suga, dem Ausfluss des Ngami-Sees, Wasser empfangen, sondern auch bei hohem Wasserstand solches an den Limpopo abgeben, vermittelst des Flussbettes Tschaneng, das ostwärts nach dem Schascha und durch diesen in den Limpopo seinen Abfluss haben sollte. Diese Entdeckung, zuerst in seinem Brief vom 11. Juli 1875 an die ,,Diamond News", dann ausführlicher in einem Bericht an Dr. Petermann verkündet (siehe Peterm. Mittheilungen, 1876, S. 173 und 175), erweiterte das Fluss-Gebiet des Indischen Oceans um die bedeutenden Binnenlandstrecken, welche mit dem Ngami-See in Verbindung stehen. Das Reisewerk Dr. Holub's,,,Sieben Jahre in Süd-Afrika", enthält keine nähere Begründung der Annahme von einem Zusammenhang zwischen Ngami-See und Limpopo, es geht in Bezug darauf nicht einmal so in Details ein, wie der erwähnte Bericht an Dr. Petermann, weicht aber von diesem insofern ab, als es den Tschaneng nicht mit dem Schascha direct, sondern mit dem Matloutse (Matliutse der Holub'schen Karte), einem Nebenfluss des Schascha, in Verbindung bringt (2. Bd., S. 64 und 65). Dr. Holub sah die Salzpfannen und Flussbetten jener Gegend wasserleer, er konnte sich über das Gefälle oder die Stromrichtung auch nicht durch Höhenmessungen unterrichten, er musste sich vielmehr mit dem begnügen, was die Eingeborenen aussagten und was der Augenschein zu lehren schien. Kein Wunder, wenn er sich getäuscht haben sollte, und diess scheint allerdings der Fall gewesen zu sein. In einem Briefe des Major Serpa Pinto an M. Gauthiot, Generalsecretär der Soc. de géogr. commerciale de Paris (s. deren Bulletin, 1879-80, No. 6, p. 553), heisst es nämlich: „Dr. Holub hat geglaubt, dass die Salzseen Central-Afrika's mit den Flüssen des Indischen Oceans in Verbindung stehen. Ich habe das ganze Land im Osten der Seen durchreist, ein Land, das höher liegt als die Gegend, wo sich die letzteren befinden; nach welchem physikalischen Gesetz könnte also das Wasser der Seen die Höhen im Osten übersteigen? Ich werde über diese Sache einige Worte in Ihrem Bulletin veröffentlichen und mit dem Hypsometer in der Hand und gestützt auf meine geographischen Beobachtungen den Beweis liefern, dass sich Dr. Holub hierbei in einem Irrthum befindet; er hatte nur einen geringen Compass zur Verfügung".

Australien und Inseln des Grossen Oceans.

Der geniale Schöpfer des australischen Überlandtelegraphen, Generalpostmeister Ch. Todd in Adelaide, stellt in einer Zuschrift an die südaustralische Regierung 1) eine Reihe von Erkundigungen zusammen, welche weitere Aufklärung über das Schicksal der Leichhardt'schen Expedition gewähren. Stationsvorstehern am Mount Margaret und am Peake, also westlich vom Eyre-See im Norden von SüdAustralien, ist von Eingeborenen wiederholt erzählt worden, dass vor vielen Jahren eine Gesellschaft weisser Männer

1) South Australian Register, 19. October 1880.

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