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schrockenste nicht daran denken, in gänzlich unbekanntes Gebiet vorzudringen; die Reise wurde nun von hier längs des Zambesi nach S fortgesetzt, und von der Mündung des Cuando aus durch die Kalahari erreichte die Expedition glücklich Transvaal.

Die Reise Serpa Pinto's zerfällt in drei Abschnitte von sehr verschiedenem Werthe. Der erste umfasst die Route von der Küste bis Bihe und behandelt bekanntes Gebiet. Für uns am wichtigsten ist der zweite Abschnitt, der Weg von Bihe bis zum Zambesi; auch dieses Gebiet war uns keine völlige terra incognita, denn es ist bereits 1852 und 53 von dem portugiesischen Händler Silva Porto durchzogen worden, seine Mittheilungen ) über diese Landschaften sind jedoch höchst dürftig, ungenau und der Wirklichkeit widersprechend, so dass sie für uns fast werthlos waren. Der dritte Theil der Reise endlich führte den portugiesischen Forscher längs des Mittellaufes des Zambesi, welchen Livingstone zwei Mal 1853 und 55 besuchte, und dann über die von unendlich vielen Reisenden, Missionaren, Händlern und Jägern durchzogene Kalahari, ein Gebiet, welches zu grossen geographischen Entdeckungen keine Gelegenheit mehr bot.

Nicht auf dem directen Wege zwischen der Küste und der Landschaft Bihe, welchem Cameron auf seinem Rückmarsche aus dem Innern 1875 gefolgt war, sondern auf einem weit nach S führenden Umwege legten die Reisenden die erste Strecke ihrer Expedition zurück. Sie führte durch das Gebiet, welches von Portugal als noch jetzt in dem Machtbereiche seiner Colonialverwaltung gelegen und für portugiesische Besitzung ausgegeben wird, doch ist diess factisch nicht mehr der Fall. Der letzte militärisch besetzte Posten befindet sich gegenwärtig in Caconda in der Landschaft Nano; die benachbarten Stämme der Huambos Sambos, Ganguëllas wie auch die Bihenos sind vollständig unabhängig. Die Letzteren treten allerdings vielfach mit den Portugiesen in Verbindung, da sie sich sehr häufig als Träger in den Dienst portugiesischer Händler begeben, ihre Fürsten (Sovas) kümmern sich aber in keiner Weise um die Behörden, und nur grosse und gut bewaffnete Karawanen können sich ihrer Erpressungen erwehren. Wenn indessen ein Theil von Serpa Pinto's Aufgabe darin bestand, die Verleumdungen der fremden Presse gegen die portugiesische Herrschaft in den Colonien zu entkräften, so hatte er in der Lösung derselben kein Glück; offen und ehrlich gesteht er die Miss wirthschaft zu, er schildert die Missstände, welche die Behandlung dieser Besitzungen als Sträflingscolonie im Gefolge hat, die Machtlosigkeit der Behörden, den trotz aller Befehle noch immer schwunghaft betriebenen Sclavenhandel. Obwohl er zu der Annahme sich neigt, dass fremde Forscher in zu grellen Farben gemalt haben mögen, bieten gerade seine Mittheilungen die beste Handhabe zu Anklagen gegen die portugiesische Colonialverwaltung; Serpa Pinto traf selbst mit Sclavenkarawanen zusammen, die von portugiesischen Unterthanen, Weissen und Mulatten, geführt wurden, und wahrscheinlich legte er durch sein Einschreiten gegen diese und die Befreiung der Sclaven den Grund zu einer ganzen Reihe von

1) Journal of the R. Geogr. Society 1860, XXX, p. 155. Mit Karte.

Intriguen und Machinationen der Händler, welche schliesslich zu der Desertion der Träger am Zambesi führten und fast das Scheitern der Expedition veranlasst hätten.

Das Terrain der Küstenregion besteht aus Kalkgesteinen, es ist wasserarm und daher gedeiht auf ihm keine üppige Vegetation. In nord-südlich verlaufenden Ketten erhebt sich das Gebirge in der Nähe der Küste zu ansehnlicher Höhe, welche nach dem Innern zu stetig zunimmt, bald tritt Granit zu Tage, welcher im centralen Theile das vorherrschende Gestein bleibt. Auch hier herrscht Wassermangel, denn die Gewässer, welche in Längsthälern nach N dem Coporolo zufliessen, versiegen in der trockenen Jahreszeit wie dieser selbst, aber die Vegetation entwickelt sich trotzdem zu grösserer Uppigkeit als in der Nähe der Küste und bringt alle tropischen Erzeugnisse hervor. Unmittelbar östlich von Quillengues erstieg die Expedition den Mte Quicecua, die Wasserscheide zwischen dem Coporolo und dem Cunene, und vor ihr breitete sich das ungeheuere Hochplateau aus, welches in der durchschnittlichen Höhe von 1500 m den grössten Theil des Innern von Süd-Afrika einnimmt; bis Bihe und in das Quellgebiet des Quanza steigt es allmählich bis zu 1700 m, um dann nach O hin in das Thal des Zambesi sich bis zu 1000 m Höhe abzuflachen. Es weist nur geringe Terrain unterschiede auf, nur vereinzelt erheben sich einige Höhenzüge, während die zahlreichen Wasserläufe in unbedeutenden Einschnitten dahinfliessen. Im NW wird dieses hohe Tafelland von der bis zu circa 2500 m ansteigenden Huambo-Kette, welche von Serpa Pinto, dem Anreger der Expedition zu Ehren, Serra Andrade Corvo genannt wurde, begrenzt; sie fällt nach O in einen sumpfigen wüsten District ab, Enhana de Ambamba genannt, welcher das Quellgebiet mehrerer Stromsysteme bildet. Nach N ergiessen sich der Quebe, in seinem Unterlaufe Cuvo genannt, und der Cutato das Mangoias, einer der mächtigsten Nebenflüsse des Quanza, nach S fliessen der Cunene, Cubango und dessen bedeutender Zufluss Cutato dos Ganguëllas.

Nachdem Serpa Pinto bereits von Caconda aus einen Abstecher zum Cunene gemacht und auf seinem Weitermarsche nach NO eine Reihe seiner auf der Huambo-Kette entspringenden Nebenflüsse, unter welchen der Caláe und Canhungámua die mächtigsten waren, passirt hatte, überschritt er den Hauptstrom nur wenig unterhalb seiner Quelle, WO er bereits 20 m breit und fast 2 m tief war. Noch mächtiger erwies sich der Lauf des Cubango, welcher dem Cunene eine kurze Strecke parallel laufend nach Aufnahme des Cutato dos Ganguëllas und des Cuchi sich nach SO wendet. Beim Betreten der Landschaft Bihe gelangte die Expedition in das Quellgebiet des Quanza, wo in Belmonte, dem Dorfe Silva Porto's am Cuito, ein 3monatlicher Aufent⚫ halt von Anfang März bis zum Juni genommen werden musste, um das Eintreffen des Gepäckes aus Benguëlla zu erwarten und die nöthigen Träger anzuwerben. Die Bihenos sind aus der Vermischung der umwohnenden Völkerschaften der Huambos, Quimbandes, Ganguëllas u. A. her vorgegangen. Sie zeichnen sich durch Unternehmungsgeist und Reiselust aus; in Begleitung portugiesischer Händler, aber auch selbständig unternehmen sie grosse Reisen, die sie bis an die Küsten des Indischen Oceanes ausdehnen. In klimatischer Beziehung würde sich die Landschaft Bihe, welche die höchste Erhebung des centralen Tafellandes bildet,

sehr für europäische Ansiedler eigene, denn in Folge ihrer hohen Lage wird die tropische Hitze bedeutend gemildert, das Thermometer sinkt sogar bis auf den Gefrierpunkt. Es fehlt ihr allerdings die Uppigkeit der Vegetation in den Tropengegenden, dafür aber gedeihen hier alle Erzeugnisse europäischen Feldbaues, und besonders zeichnet sie sich durch ihre vorzüglichen Weidegründe aus, welche eine ausgedehnte Viehzucht begünstigen könnten. Während die Küstenzone und die Bergregion reich an Erzen zu sein scheint, wird auf dem Hochplateau nur Eisen gefunden, welches die Bihenos sehr geschickt zu bearbeiten wissen.

In östlicher Richtung wurde der Marsch von Bibe aus fortgesetzt und nacheinander die Stromsysteme des Quanza, Cubango, Lungo-é-ungo, Cuando und Nhengo passirt. Serpa Pinto hielt sich etwas nördlich von der Route, welche Silva Porto 1853 eingeschlagen hatte, und da er sich überall der Wasserscheide der verschiedenen Systeme möglichst näherte, so war er im Stande, die Angaben dieses weitgereisten, aber wegen seiner geringen Bildung nicht immer zuverlässigen Händlers zu berichtigen. Das Quellgebiet des Quanza und seiner Nebenflüsse Cuqueima mit dem Cuito auf der linken, Cuime mit dem Varea und Onda auf der rechten Seite liegt in Form eines spitzen Winkels tief eingeschnitten zwischen dem Cubango und seinem grössten Nebenflusse Cuito; der Oberlauf des Quanza, sowie seine hier mündenden Nebenflüsse sind wegen zahlreicher Stromschnellen nicht schiffbar, während der Cubango wie der Cuito weithin befahren werden können. Nachdem dieselben eine grosse Zahl von Wasserläufen aufgenommen, vereinigen sie sich bei Darico, und von hier durchströmt der jetzt Tonke, später Tioge genannte Strom in südöstlicher Richtung die Kalahari, wo er mit dem Reste seiner Wassermassen, die ihm nach Passirung der Wüste noch verblieben sind, den Ngami-See füllt. Der östlichste Zufluss des Cuito war der Cuanavare, dessen Quellen in unmittelbarer Nähe mehrerer Bäche liegen, die nach N einem bedeutenden Nebenflusse des Zambesi, dem Lungo-é-ungo (Ladislaus Magyar's Lunge-bungo) zuströmen, dieser selbst entspringt in nordwestlicher Richtung unweit des dem Quanza zufliessenden Cuime.

So drängt sich hier auf einen sehr geringen Raume der Ursprung dreier Flusssysteme zusammen, welche sich 3 verschiedenen Abflussgebieten zuwenden; der Quanza ergiesst sich in den Atlantischen Ocean, der Lungo-é-ungo führt seine Gewässer durch den Zambesi dem Indischen Oceane zu, während die Wassermassen des Cuito sich in der Wüste verlieren. Nördlich von diesem Quellgebiet befindet sich dasjenige der grössten Zuflüsse des Congo, des Quango und Cassai.

Nicht weit entfernt von den Zuflüssen des Lungo-é-ungo entspringt der Cuando, welcher das für die zukünftige Entwickelung dieser Gegenden wichtigste Flussgebiet bildet. Während die Schifffahrt im Mittellaufe des Zambesi in Folge von Katarakten und Stromschnellen häufigen Unterbrechungen unterworfen ist, bietet der Cuando eine bis in sein Quellgebiet benutzbare Wasserstrasse, auch die Nebenflüsse seines Oberlaufes Queimo, Cubangui, Cuchibi, Chicului sind sämmtlich zu befahren; Silva Porto, wie auch andere Händler benutzten den Cuchibi und den Cuando selbst zur Fahrt stromabwärts bis Linyanti, der Hauptstadt des einstmaligen Makololo-Reiches. Hier in seinem Unterlaufe wurde der Cuando zuerst von Livingstone entdeckt und überschritten, Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1881, Heft VIII.

und seitdem führte er den Namen Tschobe, welcher jedoch nach den Angaben Serpa Pinto's auch hier den Eingeborenen unbekannt ist; vielleicht entstand der Irrthum aus der Verdrehung des Namens Cuchibi, des erwähnten Zuflusses. Der Name Tschobe hat sich aber seit 30 Jahren völlig eingebürgert und wird von den zahlreich hierher kommenden Händlern und Jägern stets gebraucht, so dass es sich nicht empfehlen wird, denselben zu unterdrücken und auch für den Unterlauf die Bezeichnung Cuando einzuführen. Er hat eine Länge von ca 600 miles, sein Fall beträgt auf dieser Strecke 422 m.

Nachdem die Expedition die Zuflüsse des Cuando verlassen, gelangte sie an den Ninda, welcher nicht dem Cuando, wie bisher angenommen wurde, sondern dem Nhengo, einem in östlicher Richtung dem Zambesi zuströmenden Gewässer, zufliesst. Am 24. August wurde endlich der Zambesi bei Lialui, der Hauptstadt des grossen Barotse-Reiches, welches sich an Stelle der Herrschaft der Makololo gebildet hat, erreicht.

Auf dem Terrain östlich von Bihe verschwindet der Granit allmählich und wird durch Thon- und Glimmerschiefer ersetzt, diesen Gebilden folgen vulcanische Gesteine, welche besonders das ganze mittlere Zambesi-Thal einnehmen. Die grossen Wasserfälle, die von Gonha oder Gonye, die Victoria-Fälle oder Mosi-oa-tunia stürzen über Basaltfelsen herab. Die stetig zum Zambesi hin abnehmende Höhe des Plateau's übt auch ihre Wirkung auf die Vegetation aus, welche nach und nach wieder einen rein tropischen Charakter annimmt. Während das Wild in der Landschaft Bihe selten ist, wird es weiter im O zahlreich, namentlich vom Cuando bis zum Zambesi. Hier glaubt Serpa Pinto eine neue Antilopenart entdeckt zu haben, welche hauptsächlich im Wasser lebt und sich nie weit von den Flussufern entfernt; die Thiere sollen sogar im Wasser schlafen, wobei sie nur ihre fast 2 Fuss langen spiralförmigen Hörner zur Hälfte hervorragen lassen (!). Von der Grösse eines einjährigen Stieres, haben sie dunkelgraues, glattes Haar; auf der Nase haben sie einen weissen Streifen. Die Bihenos bezeichnen diese Gattung mit Quichobos, die Ambuellas mit Buzi; sie soll nur im oberen Cuando und seinen Zuflüssen vorkommen, aber nicht mehr im unteren Cuando und Zambesi. Vielleicht haben wir es hier nur mit einer Species der Wasserböcke (Kobus ellipsiprymnus) zu thun, welche bereits von Oswell, dem Begleiter Livingstone's auf seinen ersten Reisen, in den Gewässern Süd-Afrika's entdeckt wurde.

Östlich von Bihe leben 6 verschiedene Volksstämme, welche häufig aber fälschlich mit dem Collectivnamen der Ganguellas bezeichnet werden, die sich im S und SO von Bihe ausbreiten. Im Quellgebiet des Quanza wohnen die Quimbandes, östlich zwischen Cuito und Cuando die Luchazes, an welche sich die Ambuellas zwischen den Zuflüssen des Letzteren anschliessen. Diese 4 Stämme scheinen einer grossen Völkergruppe anzugehören, da sie mit geringen Abweichungen dieselbe Sprache, die der Ganguellas, sprechen. In dieses Gebiet findet von N her eine starke Einwanderung der Quiocos oder Quibocos Statt, welche in der Gegend der Quango-Quellen hausen; sie schlagen jetzt ihre Wohnplätze am oberen Cuito und am Südufer des Lungo-é-ungo auf, dort drängen sie die Luchazes, hier den Stamm der

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Lobares zurück. Die Quiocos und Lobares reden einen von der Ganguella-Sprache verschiedenen Dialekt. Völlig verschieden von dieser ist die Sprache der Mucassequeres, des bereits von Livingstone unter dem Namen Kasekere oder Buschmänner erwähnten, von Magyar als Kasekel oder Mukankala bezeichneten Nomaden volkes, welches sich südlich von den Luchazes zwischen Cuito und Cuando ausbreitet. Es ist ein auf der niedrigsten Culturstufe stehender Stamm; sie bauen sich keine Hütten, wohnen auch nicht in Höhlen, sondern hausen dort, wo sie das Schicksal hinverschlägt. Ihre Nahrung besteht aus Honig, Wurzeln und dem Ertrage der Jagd, welche sie nur mit Pfeilen ausüben, andere Waffen kennen sie nicht. Sie haben eine schmutzig gelbe Hautfarbe und scheinen den Hottentotten anzugehören.

Nach dem Eintreffen am Zambesi hat Serpa Pinto uns keine wichtigen geographischen Aufschlüsse mehr geben können, doch hat er durch Erkundigungen die lange Zeit seines Aufenthaltes in Lialui und dem benachbarten Catongo nutzbar zu machen gesucht. Besonders erregte die Gegend zwischen dem Zambesi und den Zuflüssen seines Unterlaufes seine Aufmerksamkeit, da er ja hierhin seinen Marsch fortsetzen wollte. Die Bihenos umgehen auf ihren Handelsreisen das Barotse-Reich im Norden und benutzen dann die schiffbare Wasserstrasse des Loëngue, in seinem Unterlaufe Cafuë oder Cafucúë genannt, um zum unteren Zambesi, oder stromaufwärts, um in die Nähe des Bangweolo-Sees zu gelangen. Über den tragischen Untergang der Makololo, jenes unternehmenden Basuto-Stammes, welcher im Anfange dieses Jahrhunderts unter Führung von Sebituane über den Zambesi auswanderte und hier einen mächtigen, nach dem Tode seines Gründers aber allmählich verfallenden Staat schuf, bestätigt der portugiesische Reisende die Mittheilungen, welche wir dem englischen Missionar Mackenzie verdanken. Seit jener Zeit haben sich in diesen Gegenden noch nicht wieder geordnete Zustände entwickelt, die Herrschaft schwankt zwischen einzelnen Stämmen der Barotse, welche das mittlere Zambesi-Thal bewohnen.

Die Weiterreise nach Transvaal wurde bis Embarira (Impalera) an der Mündung des Cuando zum grossen Theil zu Boot auf dem Zambesi ausgeführt und bot, abgesehen von unverschämten Forderungen und der drohenden Haltung der Eingeborenen gegenüber seiner geringen Begleitung keine besonderen Schwierigkeiten. Seiner Habe fast gänzlich beraubt, fand der Reisende Schutz und Unterstützung bei 2 englischen Naturforschern, Dr. Bradshaw und Walsh, welche sich zoologischer Studien wegen am Südufer des Tschobe aufhielten, besonders aber bei der Familie des Missionars Coillard, welcher vergebens versucht hatte, Erlaubniss zum Eintritt in das Reich der Barotse zu erhalten und jetzt mit Serpa Pinto die Rückreise in civilisirte Gegenden antrat. Am 12. Februar 1879 traf die Expedition in Pretoria ein.

Besonders werth voll für die Kenntniss Afrika's ist eine grosse Serie von Positionsbestimmungen, welche wir unten folgen lassen, und die Routenaufnahme, welche in einer grossen 2-blätterigen Karte und 8 Specialkarten für die Strecke zwischen der Küste und dem Cuando niedergelegt ist. Livingstone's Aufnahme des Zambesi findet durch diese

Beobachtungen im Allgemeinen Bestätigung, der Flusslauf erleidet nur eine sehr unbedeutende Verschiebung nach W. Auffällig und von der bisherigen Annahme bedeutend abweichend ist die Position von Schoschong, der Hauptstadt des Bamangwato-Reiches westlich vom Limpopo, welche durch Serpa Pinto um mehr als 1° nach Osten verschoben wird. Eine Positionsbestimmung dieses wichtigen Platzes lag unseres Wissens bisher nicht vor, denn E. Mohr hat nicht, wie Serpa Pinto annimmt, die Lage von Schoschong selbst bestimmt 1), sondern im SW den Punkt am LimpopoFluss, wo der Weg nach Schoschong abbiegt, aber auch dieser Punkt wird durch Serpa Pinto's Berechnung um ebensoviel nach O verschoben. Da Mohr's Aufnahmen sich bisher stets bewährt haben, so können wir uns nicht veranlasst sehen, für diesen Punkt plötzlich die seinige zu *verwerfen, und halten wir es deshalb für dringend wünschenswerth, dass durch eine grössere Reihe von Beobachtungen die Lage von Schoschong, wo schon seit langen Jahren Missionare der London Missionary Society, welche sich um die Erforschung Afrika's schon so sehr verdient gemacht hat, thätig sind, genau festzustellen. Bestätigt sich Serpa Pinto's Berechnung, so würde der Lauf des Limpopo und dadurch auch die Grenze von Transvaal bedeutend verschoben werden; für die Kartographie von Südost-Afrika ist die Bestimmung von Schoschong demnach von grosser Bedeutung.

Die Erfolge Serpa Pinto's haben auch ausserhalb seines Vaterlandes Anerkennung und Beifall gefunden und wurden namentlich durch die Verleihung der goldenen Medaille von Seiten der Londoner Geogr. Gesellschaft ausgezeichnet. Möge diese Anerkennung für die portugiesische Regierung zugleich ein Sporn sein, auf dem einmal betretenen Wege fortzufahren und dem glücklichen Unternehmen noch recht viele andere folgen zu lassen.

Positionsbestimmungen und Höhenmessungen.

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Europa.

Geographischer Monatsbericht.

Eine von dem Lehrer an der höheren Bürgerschule in Sonneberg, Clemens Major, gezeichnete und in der Geogr. Anstalt von Wagner & Debes in Leipzig vervielfältigte Karte,,des Herzogl. S. Meiningen'schen Kreises Sonneberg und seiner Nachbargebiete" verdient es, ihrer exacten Bearbeitung und geschmackvollen Ausführung wegen, in nachdrücklicherer Weise, als diess durch eine einfache literarische Anzeige möglich ist, der Aufmerksamkeit von Touristen und Lehrern empfohlen zu werden. In handlichem Format und im Maassstab von 1:100 000 giebt die Karte bei entsprechender Vollständigkeit in drei Farbentönen: Flussnetz blau, Ortschaften, Wege und Grenzen schwarz und Berge rothbraun, ein ebenso übersichtliches und klares, wie im Detail genaues Bild der Topographie dieses schönen und neuerdings mehrbesuchten Theiles vom Thüringer Waldgebirge, und es ist nicht zu bezweifeln, dass die Karte um dieser Eigenschaften willen und vermöge

ihrer grossen Deutlichkeit, die sich bis auf die Schrift und die in Metern eingeschriebenen Höhenzahlen documentirt, sich zahlreiche Freunde erwerben wird. Wäre das Terrain, statt in Schummerung in der prägnanteren Stichmanier ausgeführt, die weniger Zweifel aufkommen lässt, so würde das dem Zweck der Karte noch mehr entsprochen haben. Dieselbe ist bei Th. Brand in Sonneberg mit einem Begleitworte erschienen, welches über den Zweck und die Benutzung der Karte, sowie über die Quellen, auf welchen sie beruht, jede wünschenswerthe Auskunft giebt. (C. Vogel.)

Als ein Gegenstück zu der bekannten Generalkarte von Europa von H. Kiepert hat D. Reimer in Berlin eine Generalkarte von Deutschland und den Nachbarländern in 1:1000 000 herausgegeben (9 Blatt. Preis 12 Mark). Von W. Hammer und C. Ohmann gezeichnet, von R. Kiepert revidirt, umfasst sie nicht nur das Deutsche Reich, sondern fast den ganzen österreichischen Staatencomplex, die Schweiz, OberItalien, einen bedeutenden Theil von Frankreich, Belgien,

Niederlande, Theile von Dänemark, Polen &c. und führt die Zeichnung überall bis zum Rande durch. Situation und Nomenclatur sind reichhaltig, das Terrain zwar ziemlich detaillirt, aber zurücktretend gegen die politische Eintheilung, Wegenetz und Ortsnamen.

Am 1. Juli ist eine,,Österreichische Touristen-Zeitung" in's Leben getreten, die monatlich in zwei Nummern von 1/2 bis 1 Bogen Text mit Illustrationen, Panoramen &c. ausgegeben werden soll. Als Organ des Österr. Touristenclubs erscheint sie in dessen Kanzlei zu Wien und wird von Edm. Graf und A. Silberhuber redigirt (Preis jährlich 4 fl.). Obwohl Vereinsorgan, soll sie doch die gesammten alpinen Interessen vertreten und die alpine Touristik in jeder Weise fördern helfen.

Das zweisprachige Jahrbuch des Ungarischen KarpathenVereins bringt in seinem 8. Jahrgang (1881) ausser mehreren naturhistorischen Abhandlungen und auf den Verein bezüglichen Nachrichten wiederum eine Reihe von Beiträgen zur topographischen Landeskunde. Besonders reichhaltig und vielseitig sind K. Siegmeth's Reiseskizzen aus der Marmaros, vervollständigt durch S. Gesells' Aufsatz über die Geologie derselben. Daneben findet man Monographien über drei einzelne Berge, den Grossen Ratzenberg der Hohen Tatra von S. Weber, den Königsberg der Niederen Tatra von A. Podhradszky, und den Retyezat im südwestlichen Siebenbürgen von G. Primics. Daran reihen sich die Schilderung eines Ausfluges auf die Königsnase in der Hohen Tatra von Dr. V. Emericzy, Bilder aus den Beregher Alpen von T. Lehoczky, Schmeckser Federzeichnungen von Z. Hanvay und ein Aufsatz über einige Höhlen Oberungarns von Dr. S. Roth.

Von der Geologischen Karte von Finland in 1:200 000, deren erstes Blatt im J. 1879 erschien (siehe Peterm. Mitth. 1879, S. 306), sind vor Kurzem Blatt 3 und 4 ausgegeben worden, die Section Helsingfors und die östlich anstossende Küstensection umfassend, so dass nunmehr vier, die südlichste Küstenstrecke Finlands darstellende Blätter vorliegen. Jedes Blatt ist von einem ausführlichen Text in schwedischer Sprache begleitet, welcher von der Tüchtigkeit der Arbeit das beste Zeugniss ablegt. Die Sauberkeit und Schönheit des Stiches und Farbendruckes lässt Nichts zu wünschen übrig. Die in der Mitte der 60er Jahre begonnene geologische Aufnahme Finlands steht gegenwärtig unter der Leitung von K. Ad. Moberg.

H. Kiepert's neue Specialkarte von Mittel-Italien, welche unter dem Titel „, Carta corografica ed archeologica dell'Italia centrale" bei D. Reimer in Berlin erschienen ist (4 Bl. in 1:250 000. Preis 10 M.), umfasst das beträchtliche Gebiet von Toscana bis zum Golf von Salerno und zeichnet sich, auf die besten und neuesten Materialien gestützt, einmal durch die zusammenhängende Darstellung in so ansehnlichem Maassstab und dann auch durch die Verbindung der alten mit der modernen Topographie aus. Die alten Namen und Strassen sind roth angedeutet. Ein grosser Carton enthält einen Plan von Rom und seiner weiteren Umgebung in 1:50000, ein anderer die gegenwärtige Provincial-. eintheilung zugleich mit den alten Landschaftsnamen. Die in Kreidemanier und braunem Druck ausgeführte Terrainzeichnung wird durch viele Höhenzahlen unterstützt.

Zu H. Kiepert's Generalkarte der Südost-europäischen Halb

insel in 1:1 500 000 (siehe Peterm. Mittheil. 1881, S. 33) sind die versprochenen Ergänzungen, zwei an den unteren. Rand anschliessende Blätter, auf deren einem noch ein Specialcarton des Hellespont angebracht ist, nunmehr bei D. Reimer erschienen.

Als 1878 der Atlas von Athen von Curtius und Kaupert erschien, verlautete schon, dass dieses herrliche Werk erweitert werden solle durch Herausgabe der Aufnahmen, die, in weiterer Umgebung von Athen, durch die Herren Landesvermessungsrath Kaupert, Premierlieut. v. Alten, Geh. Rath Curtius, Geb. Rath Adler und Baumeister Peltz geleitet, während der 70er Jahre vorgenommen wurden (siehe Peterm. Mittheil. 1879, S. 30). Diese Verheissung ist nunmehr in Erfüllung gegangen, D. Reimer in Berlin versendete vor Kurzem die erste Lieferung der „,Karten von Attika von E. Curtius und J. A. Kaupert". Hier finden wir neben den berichtigten und vervollständigten beiden Plänen von Athen des Atlas zwei in demselben Maassstab von 1:12500 gezeichnete Specialkarten der Halbinsel Peiraieus mit einem Textheft von Dr. A. Milchhöfer und Premier-Lieut. v. Alten.

Asien.

Indien in seiner Abgeschlossenheit zwischen dem Meere und der massigsten Bodenerhebung der Erde, fast so gross als Europa ausser Russland und mit ebensoviel Bewohnern, bildet eine Welt für sich, eins der grossen Menschen- und Culturcentren der Erde. Es ist ein kühner Gedanke, auf einem so gewaltigen, die grösste Mannigfaltigkeit der Culturzustände und der politischen Verhältnisse bietenden Ländercomplex einheitliche statistische Erhebungen durchzuführen, und nothwendig müssen die ersten Versuche auch noch mangelhaft ausfallen; aber Dr. W. W. Hunter's ,,Imperial Gazetteer of India" ) beweist, dass mit Energie und Talent auch eine Aufgabe von solcher Grösse und Schwierigkeit durchführbar ist. Auf Anregung von Dr. Hunter

und unter dessen Direction wurden seit 1869 in allen 240 Districten amtliche Erhebungen angestellt über Topographie, Bewohner, Ackerbau, Industrie, Verwaltung und Gesundheitspflege und die gewonnenen Daten in ca 100 Districts- und Provincial-Beschreibungen zusammengestellt, von denen 90 mit zusammen 32 000 Seiten bereits gedruckt sind. Über Bengalen z. B. gab Dr. Hunter selbst 20 solche Bände heraus, über den Punjab E. J. Cunningham 32, Bombay und Sind haben J. M. Campbell und A. W. Hughes in 24 Bänden behandelt, die Central-Provinzen C. Grant in 19 Bänden &c. Der Inhalt dieser Bände lieferte die Basis und den hauptsächlichsten Stoff für das geographisch-statistische Lexikon, das wir der bewunderungswürdigen Arbeitskraft Dr. Hunter's verdanken, und dessen sechs bis jetzt ausgegebene starke Bände bis zum Ende des Buchstabens M reichen. Es umfasst etwa 8000 Artikel über einzelne topographische Objecte, Bezirke, Districte, Provinzen, endlich über Indien im Ganzen, dessen Darstellung 516 Seiten füllt und für sich allein eine reiche Quelle der Information abgiebt. Von den Behörden wurde der Arbeit aller mögliche Vorschub geleistet, die indische Landesvermessung lieferte z. B. Angaben über die

1) Vol. I-VI. London, Trübner & Co., 1881. 2 L. 2 6.

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