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Die amerikanischen Polar-Expeditionen von 1881.

Unter den mancherlei Beweggründen zur Erforschung unbekannter Gebiete unserer Erde erweist sich einer der edelsten zugleich auch als einer der erfolgreichsten. Das Bestreben, unsere Mitmenschen aus Noth und Gefahr zu befreien, hat im Laufe der letzten Decennien mindestens ebensoviel zur Erweiterung unserer geographischen Kenntnisse beigetragen, als die Versuche zur Ausbreitung des Handels, die Lust an kühnen Unternehmungen oder der Ehrgeiz Einzelner. Vor zwanzig Jahren, als im Vergleich zur Gegenwart nur selten einmal ein Reisender in das Innere Afrika's einzudringen versuchte, gab die Sorge um den verschollenen Eduard Vogel den Anstoss zu jener Reihe von Expeditionen, die von A. Petermann in's Leben gerufen, sowohl unmittelbar zu dankenswerthen wissenschaftlichen Erfolgen in der Sahara, dem östlichen und mittleren Sudan führten, als namentlich auch das Interesse von solchen Unternehmungen in weite Kreise trugen und somit wesentlich mit die grosse Periode der afrikanischen Entdeckungen, in der wir leben, anzubahnen halfen. Und in dieser Periode selbst ging einer der glänzendsten Erfolge, Stanley's Durchquerung des Continents, aus seiner früheren Aufsuchung Livingstone's hervor. In Australien veranlasste das Verschwinden Leichhardt's und das Bedürfniss, Aufklärung über sein Schicksal zu erhalten, mehrere Reisen, die der Kenntniss des Landes zu Gute gekommen sind. Das auffälligste Beispiel aber bieten die Polar-Regionen, wo die Versuche zur Aufsuchung Franklin's und seiner Unglücksgenossen in so grossartigem Maasse an dem Ausbau der Erdkunde mitgeholfen haben. Die im Jahre 1848 begonnenen Nachforschungen nach Franklin's Schiffen haben sich durch eine lange Reihe bis in's Jahr 1880 fortgesetzt, wo Lieut. Schwatka mit der Bestätigung und Vervollständigung der McClintock'schen Aufschlüsse zurückkam, und es unterliegt keinem Zweifel, dass diesen Unternehmungen an sich und durch die Anregung, die sie gaben, durch die Ausbildung zahlreicher Polarreisender, durch die Förderung der Kunst der Eisschifffahrt und der Schlittenreisen der wesentlichste Antheil an den Resultaten gebührt, welche die Geographie der Polar-Regionen aufzuweisen hat.

Eine ähnliche Veranlassung führt zu Anfang des Sommers 1881 eine Anzahl Schiffe nach den unwirthlichen Gewässern der nördlichen Polarzone, die Pflicht, dem Dampfer ,,Jeannette" zu Hülfe zu kommen, der im J. 1879 von James Gordon Bennett zur Erforschung des Wrangel-Landes ausgeschickt wurde.

In einem Brief vom 17. August 1879 sprach Capt. De Long, der Führer der ,,Jeannette", die Absicht aus, an der Ostküste des Wrangel-Landes gegen Norden vorzudringen, auf der Herald-Insel einen Cairn zu bauen und darin Nachrichten zu hinterlassen, alsdann auf Wrangel-Land zu landen und längs dessen Ostküste Cairns von 25 zu 25 Seemeilen mit Nachrichten vom Fortgang seiner Reise herzustellen. Er war offenbar in Ausführung dieses Planes begriffen, als die „Jeannette" am 2. September 1879, 50 Seemeilen südlich von der Herald-Insel, auf diese zusteuernd gesehen wurde, und zwar von Capt. Barnes, dem Führer des Walfischfängers „Sea Breeze". Seitdem hat man Nichts von dem Schiffe gesehen oder gehört; der Kutter „Cor

win", der 1870 unter Capt. Hooper die Gewässer und Küsten nördlich der Bering-Strasse bis gegen die HeraldInsel hin zu dem ausdrücklichen Zwecke besuchte, Nachrichten über die ,,Jeannette" zu erhalten, kam ohne Resultat zurück (s. Peterm. Mittheil. 1880, S. 239, 362; 1881, S. 40). Ebenso wenig ist je wieder eine Kunde von dem Schicksal der beiden Walfischfänger,,Vigilant" und,,Mount Wollaston" nach Amerika gedrungen, welche zuletzt am 10. October 1879 ca 80 Seemeilen nordöstlich von der Stelle gesehen worden sind, wo die,,Jeannette" am 2. September auf die Herald-Insel zu dampfte. Nach den Wahrnehmungen einiger in der Nähe befindlicher Schiffe sind sie wahrscheinlich rasch von Eis eingeschlossen worden, und man hat im Allgemeinen wenig Hoffnung, dass es ihrer aus je 30 Mann bestehenden Besatzung gelungen sei, sich an Land zu retten und vielleicht mit der „Jeannette" zu vereinigen. Letztere war auf mehrere Jahre verproviantirt; nach den beiden Wintern aber, die sie nunmehr im Polarmeer zugebracht, steht der Untergang der Expeditionsmitglieder in ziemlich sicherer Aussicht, wenn die Rückkehr in diesem Jahre nicht erfolgen sollte.

Es war somit die Pflicht der Vereinigten Staaten, die ernstesten Anstrengungen zur Auffindung und Rettung der Vermissten zu machen, und sie haben zur Erfüllung dieser Aufgabe Alles gethan, was nach der freilich unklaren Sachlage sich thun lässt. Nicht weniger als vier Schiffe sind binnen einigen Wochen aus atlantischen und pacifischen Häfen der Vereinigten Staaten ausgefahren, um sich an dem Rettungswerk zu betheiligen.

Expedition des ,,Rodgers", Lieut. Berry. Nachdem der Congress 175 000 Dollars zum Zweck einer Hülfsexpedition bewilligt hatte, setzte das Marine - Ministerium eine Commission unter Vorsitz des bekannten Admiral Rodgers ein, um über die Art der Ausführung zu berathen und zu beschliessen. Ihre erste und Hauptfrage war der Ankauf und die Ausrüstung eines Schiffes. Die Wahl fiel nicht schwer, der für Zwecke des Walfischfangs gebaute Dampfer,,Mary and Helen" war das einzige geeignete Schiff, das käuflich war; nach Aussage vieler Sachverständigen soll es aber glücklicherweise seinen Zweck vollkommen entsprechen. Es hat 420 Tons Tragkraft und ist ausserordentlich stark in allen seinen Theilen, so dass kein anderes Schiff der pacifischen Häfen Nord-Amerika's den Eispressungen so viel Widerstand leisten könnte wie dieses. Bei 155 Fuss Länge misst es 30 F. in der Breite und 161⁄2 F. Tiefe. Die Verhältnisse der „Jeannette" sind: 142 F. Länge, 25 F. Breite und 12 F. Tiefe, und zur Vergleichung sei daran erinnert, dass die,,Polaris" der Hall'schen Expedition 387 Tons, der,,Tegetthof" der Payer-Weyprecht'schen Expedition 220, Nordenskiöld's,,Vega" 357, der Kutter ,,Corwin" 227 Tons Tragkraft haben, resp. hatten. Mit einer Maschine von 90 Pferdekräften ausgerüstet, legt die ,,Mary and Helen" 71⁄2 Seemeilen in der Stunde zurück und verbraucht dabei durchschnittlich 5 Tons Kohlen in 24 Stunden. Das Schiff wurde den vorigen Eigenthümern mit 100 000 Dollars bezahlt und erhielt den Namen des Vorsitzenden der Commission,,Rodgers".

Die Ausrüstung fand in San Francisco Statt. Zum Be

fehlshaber und Chef der Expedition ernannte das Marineministerium den Lieut. Robert M. Berry, dem als Officiere Master H. S. Waring, Master W. F. Halsey, die Fähnriche H. J. Hunt und G. M. Stoney, Ingenieur A. V. Zane, Zahlmeister W. H. Gilder und ein Arzt zur Seite stehen. Die 26 Leute, welche die Mannschaft bilden (ein Zimmermann, ein Steward, zwei Köche, ein Schmidt, drei Heizer, drei Maschinisten, 15 Matrosen) sind unter denen, die sich freiwillig erboten haben, sorgfältig ausgesucht worden. Einer davon, Namens Melms, war ebenso wie Mr. Gilder Mitglied der Schwatka'schen Expedition nach King William-Land, und Beide haben grosse Erfahrung in Reisen mit Hundeschlitten.

Den Plan zur Aufsuchung der ,,Jeannette" legt die Commission in ihrem Bericht an den Marineminister vom 29. März d. J. 1) in kurzen Worten dar. Es scheint ihr nicht wahrscheinlich, dass auf der Herald-Insel Cairns gefunden werden, wohl kaum auch auf Wrangel-Land, doch empfiehlt sie, darnach zu suchen. In einem Brief vom 17. Juli 1879 hatte Capt. De Long geäussert: „Wenn dem Schiff ein Unglück zustösst, so werden wir uns nach den sibirischen Ansiedelungen zurückziehen, oder nach denen der Eingeborenen in der Nähe des Ostcap und auf eine Gelegenheit warten, nach unserem Dépôt zu St. Michaels zu gelangen. Wenn ein Schiff heraufkommt, nur um Nachrichten von uns zu erhalten, so soll es an der Ostküste des Kellett (Wrangel - Landes) und auf der Herald - Insel nach uns sehen. Wenn ich finde, dass wir trotz unserer Anstrengungen nordwärts vorzudringen, gegen Osten versetzt werden, so würde ich versuchen, nach dem Atlantischen Meere durchzukommen, und zwar, falls wir nördlich genug sind, zur Ostküste von Grönland, wenn wir uns weit südlich befinden, durch den Lancaster-Sund und die Melville-Bai".

Dem entsprechend soll das Expeditionsschiff zuerst Petropaulowsk besuchen, um arktische Kleidung, Hunde, Schlitten und getrockneten Lachs als Hundefutter an Bord zu nehmen; von da nach St. Michaels, der Lawrence-Bai, dem Ostcap, Cap Serdze und Koliutschin-Bai sich begeben, um sich nach der ,,Jeannette" zu erkundigen. Bleiben diese Nachfragen fruchtlos, soll es auf der Herald-Insel und der Südostküste des Wrangel-Landes nach Cairns und anderen Anzeigen suchen. Hat diess nicht zum Ziel geführt, so wird ihm empfohlen, an der Süd- oder Südwestküste des Wrangel-Landes oder an der sibirischen Küste bei einem Tschuktschen-Dorf einen Hafen zur eigenen Überwinterung ausfindig zu machen. In dem Falle, dass die Leute der ,,Jeannette" und der beiden vermissten Walfischfänger ihre Schiffe hätten verlassen müssen, scheint es der Commission am wahrscheinlichsten, dass sie am Süd- oder Südostende des Wrangel-Landes zu finden sein möchten, und wenn es dem Expeditionsschiff nicht gelänge, dort an's Land zu

1) New York Herald, 30. März 1881. Diese Zeitung, das Eigenthum von James Gordon Bennett, ist die reichhaltigste und verlässlichste literarische Quelle für Alles, was auf diese neuesten arktischen Unternehmungen Nord-Amerika's Bezug hat. Sie sammelte die Ansichten vieler arktischer Autoritäten, giebt Vorschläge und Discussionen in aller Ausführlichkeit wieder und bringt fast täglich Details über jede der einzelnen Expeditionen.

gehen, sollen von dem Überwinterungsplatz an der sibirischen Küste Schlitten über die Long-Strasse nach dem Wrangel-Land geschickt werden. ,,Die Schlittenreisen scheinen nach dem, was wir von dem Eis um Wrangel-Land in Erfahrung bringen können, das geeignetste Mittel, die Zwecke der Expedition auszuführen, nämlich den Leuten der ,,Jeannette" und der Walfischfänger zu Hülfe zu kommen, ohne das zu ihrer Hülfe ausgesendete Schiff einer ungewöhnlichen Gefahr auszusetzen". Die Expedition soll nur dann überwintern, wenn es zur Durchführung der Aufgabe nothwendig erscheint und auch dann in einem sicheren Hafen. Mehr als einen Winter soll sie keinenfalls ausbleiben.

Lieut. Berry hoffte am 10. Juni von San Francisco in See gehen zu können.

Die Fahrt des,, Corwin", Capt. Hooper. Um den ,,Rodgers" bei seinen Nachforschungen zu unterstützen, ist der Kutter,,Corwin" zu Anfang Mai wiederum von San Francisco nach der Bering-Strasse abgegangen. Wie im vorigen Sommer wird er die Küsten und Häfen namentlich auch auf der amerikanischen Seite anlaufen, und Capt. Hooper hofft diessmal bestimmt, die „Jeannette" oder doch ihre Mannschaft aufzufinden.

Expedition der,,Alliance", Commander R. H. Wadleigh. - Da aber De Long in seinem oben angeführten Briefe ausdrücklich die Möglichkeit erwähnt, dass er ostwärts nach dem Atlantischen Meere verschlagen werden könnte, beschränkte man sich in Amerika nicht auf die Aussendung der beiden Schiffe nach der Bering-Strasse, sondern traf auch Maassregeln, um der „Jeannette" von der atlantischen Seite aus entgegen zu kommen. Besonders sprach sich der bekannte Captain Silas Bent dahin aus, dass Wind und Strömung die,,Jeannette" aus der Nähe des Wrangel-Landes nach Osten getrieben haben möchten, die Eistrift gehe wahrscheinlich gegen die Parry-Inseln hin, man sollte aber nicht dem vermissten Schiff dahin zu folgen, sondern ihm zu begegnen suchen. Zu diesem Zweck gab das Marinedepartement am 30. Mai Befehl, den Dampfer,,Alliance" im Hafen von Norfolk, Virginia, binnen zehn Tagen segelfertig zu stellen. Er wurde sofort in das Trockendock gebracht, mit Eichenholz- und Eisenbelegen versehen und so für die Eisschifffahrt widerstandsfähiger gemacht. Er steht unter dem Befehl des Commander Wadleigh und sein Ziel ist das Grönländische Meer sowie die Nordküste von Spitzbergen, WO er nach der „,Jeannette" suchen soll, für die er reichlichen Extra - Proviant an Bord hat. Selbst für den Fall, dass die „Jeannette" vom Wrangel-Land aus westwärts durch das sibirische Eismeer ihren Weg genommen habe oder in diesem Sommer nähme, würde eine Begegnung mit der „Alliance" nicht unmöglich sein.

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station in der Lady Franklin-Bay zu errichten und mehrere Jahre hindurch zu erhalten. Die Lady Franklin-Bay ist ein langgestreckter Meeresarm, der sich von dem Robeson Channel etwa unter 81° 40' N. Br. südwestwärts in das Grant- und Grinnell-Land hineinzieht.

Lieut. Greeley, der zwölf Jahre in der Signal Office thätig war und mit den betreffenden Beobachtungen vertraut ist, leitet das Unternehmen unter Assistenz von Lieut. F. F. Kislingburg und Lieut. Lockwood. Ausserdem begleiten ihn einige Naturforscher und Ärzte, darunter Dr. Pavy, der seit etwa einem Jahre zu Disco in Grönland verweilt, ein Photograph und 21 Sergeanten, Corporäle und gemeine Soldaten, die zum Theil als Beobachter in der Signal Office beschäftigt waren. Der Dampfer ,,Proteus", der am 4. Juli von St. Johns in Neu-Fundland auslaufen soll, wird die Expedition, nachdem er in Disco angelegt und, wenn möglich, ein hundert Hunde an Bord genommen hat, nach der Lady Franklin-Bay bringen, sie dort Ende August mit Häusern und Proviant auf drei Jahre zurücklassen und seinen Weg sofort nach den Vereinigten Staaten zurücknehmen. Alljährlich jedoch wird die

Regierung ein Schiff mit frischen Vorräthen nach der „,Colonie" entsenden.

Der Spätsommer und Herbst wird auf die Einrichtung der Station verwendet werden müssen, sobald aber der erste lange Winter überstanden ist, will man ein oder zwei Grad weiter nordwärts eine andere Station anzulegen suchen, wo der zweite und dritte Winter zugebracht werden soll, den Sommer 1883 aber hofft man u. A. zu einer möglichst weit ausgedehnten Excursion gegen Norden benutzen zu können. Für diese Land- und Eisreise hat Dr. Pavy in Grönland die Vorbereitungen getroffen, sie hat den Zweck, neue Entdeckungen über die Arbeiten der Nares'schen Expedition hinaus zu ermöglichen, die Wasserverbindung gegen die Bering-Strasse hin zu verfolgen, das Nordende von Grönland zu ermitteln oder auch dem Nordpol möglichst nahe zu kommen, so dass den astronomischen, meteorologischen und physikalischen Aufgaben auch topographische zur Seite stehen.

Am Ende des dritten Jahres, im Sommer 1884, hoffen die Mitglieder der Colonie von einem Regierungsschiff glücklich wieder nach der Heimath zurückgebracht zu werden.

Europa.

Geographischer Monatsbericht.

Bei Longmans in London ist ein historisch-geographischer Atlas von Europa nebst einem Bande Text erschienen 1). Von Dr. Edw. A. Freeman bearbeitet, trägt das Werk ein entschieden praktisches Gepräge. Der Text ist eine lesbar geschriebene, kurze Geschichte der territorialen Veränderungen, ohne Citate, durchsichtig gegliedert, mit Inhaltsangabe jedes kleinen Abschnittes am Rande, mit ausführlichem Inhaltsverzeichniss und alphabetischem Sachregister; der Atlas, ebenfalls in Octav-Format, enthält 64 gut arrangirte Kärtchen, welche sehr einfach gehalten, ohne Terrain und ohne jeden Luxus der Ausführung, durch kräftiges Colorit ein deutliches Bild erzielen, das dem kleinen Maassstab entsprechend nur eine Übersicht giebt, ohne sich auf Details einzulassen. Am richtigsten bezeichnet man das Werk wohl als historischen Elementar- Atlas. Ganz unverhältnissmässig hoch erscheint der Preis von 311⁄2 sh.

Zu seiner,, Übersicht der wichtigsten topographischen und kartographischen Arbeiten in Europa mit besonderer Berücksichtigung der nordischen Reiche", 1879 herausgegeben in der,,Norsk militaert tidsskrift", hat Premierlieut. P. Nissen vom Kgl. norweg. Generalstab im 4. Heft des Jahrg. 1881 derselben Zeitschrift ein Supplement 2) nachfolgen lassen, welches die neuesten kartographischen Productionen der einzelnen europäischen Länder bespricht und die Fortschritte der Vermessungsarbeiten in Norwegen, Schweden und Dänemark kurz aufführt. Wie der Abhandlung von 1879, so

") The Historical Geography of Europe, by Edward A. Freeman, D. C. L., L. L. D. London, Longmans, 1881.

2) De sidste års vigtigste topografiske og kartografiske arbejder i Europa, saerligt de nordiske rigers. Af Per Nissen. Kristiania 1881. Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1881, Heft VII.

sind auch dem Supplement Indexkarten über die Aufnahmen in Norwegen, Schweden und Dänemark beigegeben.

Die vom schwedischen Generalstab herausgegebene Übersichtskarte von Schweden in 3 grossen Blättern, wovon zwei, nördlich bis 65° N. Br. reichend, bis jetzt erschienen sind, ist von Stabscapitän N. Selander zu einem „Atlas öfver Sverige" (Stockholm, Looström & Co. 3 Hefte à 1,75 Kr.) umgeformt worden, indem auf photolithographischem Wege der Inhalt der beiden grossen Blätter auf 13 kleinen wiedergegeben wurde. Der Atlas hat den Vorzug der Handlichkeit und Billigkeit, auch ist ein alphabetisches Namenregister beigegeben. Nach Erscheinen des dritten Blattes der Übersichtskarte, welches Westerbotten und Norrbotten umfassen wird, soll dem Atlas ein Supplementheft nachgeliefert werden.

Den Hauptinhalt des die Jahre 1878-80 umfassenden Berichtes der physik. - ökonom. Gesellschaft zu Königsberg über die geologische Durchforschung des norddeutschen Flachlandes, insbesondere Ost- und Westpreussens, bildet Dr. A. Jentzsch's Geologische Skizze des Weichseldelta's, welche einen neuen Beweis für die Credner'schen Ansichten über die Entstehungsweise der Deltas liefert. An der Hand eines reichhaltigen Materiales, welches zum grossen Theile durch Bohrungen gewonnen wurde, berechnet der Verfasser das Alter der 1561 qkm grossen Niederung auf 4900 Jahre. Eine Karte in 1:466 000 zeigt durch Schraffirungen die geologische Zusammensetzung des Delta's an.

Von dem von Professor Dr. Jordan in Karlsruhe und Bezirksgeometer Steppes in Pfaffenhofen herausgegebenen Werke: Das deutsche Vermessungswesen &c. 1), ist jetzt die zweite Lieferung, 10 Bogen stark, erschienen. Sie bringt

1) Peterm. Mittheilungen 1880, S. 396.

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zuerst als Fortsetzung den Schluss über die Arbeiten im Preuss. Staate, dann in derselben Ausführlichkeit längere Aufsätze über die bayerische Landesvermessung und den topographischen Atlas von Bayern, über die württembergische und die badische Landesvermessung und über die Messungen in Hessen-Darmstadt. Ferner folgen kürzere Aufsätze über das Vermessungswesen im Herzogthum Nassau, in den Hohenzollern'schen Landen, der ehemaligen freien Reichsstadt Frankfurt a. M. Den Schluss in dieser Lieferung bildet ein längerer Aufsatz über das Vermessungswesen der Grundsteuerverwaltung.

Der Kaiserl. russische Flügeladjutant und GeneralstabsOberst Baron N. v. Kaulbars hat in seiner Stellung als Mitglied der verschiedenen Demarcations- und DelimitationsCommissionen, welche auf der Balkan-Halbinsel seit 1878 thätig waren, eine vortreffliche Gelegenheit gehabt, unter Anderem auch Land und Leute in Montenegro kennen zu lernen. Auf den 154 Octav-Seiten eines unter dem Titel ,,Mittheilungen über Montenegro" 1881 zu St. Petersburg in russischer Sprache erschienenen Buches giebt er eine genaue Beschreibung der Bodenbeschaffenheit des Landes, schildert Klima, Producte, den Charakter, die Sitten und Wohnorte der Menschen, geht auch auf die administrative und militärische Eintheilung, die Staats-Institutionen, die Organisation und Stärke der Streitkräfte, ja sogar auf die industriellen, commerciellen und finanziellen Verhältnisse des Landes ein und schliesst mit einer strategischen Skizze, der sich mit Recht eine Aufzählung der allerdings erst in neuester Zeit zu gebührender Beachtung gelangten Verkehrsmittel anreiht. Die dem Buche beigegebene Karte im Maassstabe von 1:420 000 bringt nicht nur die augenblicklich gültige, durch die Convention von 1880 festgestellte Grenzlinie, sondern auch die früheren, durch den Frieden von San Stefano und den Berliner Congress angeordneten Grenzen, die bestehenden, im Bau befindlichen und projectirten Chausséen, die anderen Strassen und Pfade, sowie die Telegraphenlinien zur Anschauung.

Asien.

Von der westsibirischen Handelsgesellschaft in Kopenhagen wurden, um ein Urtheil zu gewinnen, ob ein erfolgreicher Handel mit Sibirien möglich wäre, im Sommer 1880 Lieut. C. Hage und Kammerjunker H. Tegner dorthin entsandt, mit dem Auftrage, die einschlägigen Verhältnisse an Ort und Stelle zu prüfen. Von Juni bis October durchstreiften sie über Tjumen, Omsk, Tomsk, Barnaul, Semipalatinsk, Tobolsk und Obdorsk das Gouvernement WestSibirien und erstatteten nach ihrer Rückkehr über die Resultate ihrer Studienreise summarischen Bericht, welcher jetzt in deutscher Übersetzung von Dr. R. Lehmann vorliegt: Über die Bedingungen eines Handelsverkehrs mit dem westlichen Sibirien (Halle, Buchh. des Waisenhauses). Nur wenig umfangreich, verdient diese kleine Schrift nicht allein die Aufmerksamkeit der Geschäftsleute, sondern auch der Freunde der Erdkunde; völlig objectiv schildern die Verfasser die Productionsverhältnisse West-Sibiriens, die Handelsartikel, welche zur Ein- und Ausfuhr sich eignen, sowie die Handelswege, wobei die Verhältnisse des Karischen Meeres und des Ob-Busens als wesentlicher Factoren die gebührende Berücksichtigung finden.

Gleichzeitig mit den dänischen Reisenden befand sich S. Sommier 1880 am unteren Ob. Er reiste hin und zurück zu Lande und kam unterhalb Obdorsk bis zu einem Punkte Jun Salé, der in der Nähe der Jady-Mündung am linken Ufer des Obischen Busens (ca 67° N. Br.) liegt. In seinem Bericht (,, Cenni intorno a un viaggio alle foci dell' Ob", Bollettino della Soc. geogr. ital., Mai 1881) schlägt er vor, zur grösseren Sicherheit der Schifffahrt im Karischen Meere Beobachtungsstationen in den Eingangsstrassen &c. zu errichten, welche telegraphisch über den Zustand des Eises Nachricht geben.

Das von dem Obischen Busen und dem bogenförmigen Lauf des unteren Ob umschlossene unbekannte Gebiet WestSibiriens wurde im Sommer 1880 von dem Topographen Khandaschewski bereist. Derselbe fuhr von Omsk aus den Irtysch und Ob hinab bis Obdorsk, ging von da im Thal des Polui aufwärts, besuchte das Nadym-Thal, wo er bedeutende Waldbestände vorfand, und das bisher unbekannte Thal des Anukdalu und kehrte südwärts nach Surgut am Ob zurück 1).

Die Mitglieder der unter Oberst Moisseiew's Leitung gestellten Expedition zur Aufnahme des unteren Ob (s. Peterm. Mittheil. 1880, S. 362) sind am 27. Mai d. J. von St. Petersburg abgereist: Corvetten-Capitän Abramow, Marinelieut. Micheiew, Lieut. Philippow vom Pilotencorps, Staatsrath Fuchs als Astronom, Geometer Bogoliubow und zwei Studenten der Medicin 2).

Die „Sapiski" der Kaiserl. russischen Geographischen Gesellschaft, Bd. IX, St. Petersburg 1881 (630 Seiten in russ. Sprache), enthalten eine sehr ausführliche, wissenschaftliche Beschreibung des Gebietes am unteren Amu-Darja vom Generalstabs-Obersten Baron A. W. v. Kaulbars auf Grundlage seiner eigenen Forschungen vom Jahre 1873. Nach Beendigung des Krieges mit Chiwa und der Sicherstellung des neu gewonnenen Gebietes auf dem linken Ufer des Amu-Darja vor den Turkmenen kam es den Russen vorzüglich darauf an, sich eine klare Anschauung von der Beschaffenheit der Wasserstrassen im Mündungsgebiete des genannten Stromes und des alten, zum Caspischen Meere führenden Armes desselben, des sogenannten Usboi, zu verschaffen. Bei den meisten zu diesem Zwecke unternommenen Expeditionen war der Verfasser betheiligt; er hat sich vollständig mit den hydrographischen Verhältnissen des von ihm erforschten Gebietes bekannt gemacht, und die eingehende vortreffliche Schilderung derselben umfasst in dem Buche nicht weniger als 484 Seiten. Sehr interessant sind auch die Angaben über die Bevölkerungsverhältnisse im Amu-Darja - Delta. Da der ganze Raum zwar reich bewässert ist, aber doch nur 300 Dessjatinen anbaufähigen Landes besitzt, während alles Übrige von Wasser, Mooren, Röhricht und Gestrüpp eingenommen wird, waren alle hier ursprünglich wohnhaften oder später eingewanderten Menschen mit alleiniger Ausnahme der 200-300 Köpfe zählenden Sarten, die stets in festen Ansiedelungen gelebt, Nomaden. Die hier vorhandenen Kirgisen (Kasaken) sind

') Briefliche Nachricht Prof. Ujfalvy's in Bulletin de la Soc. de géogr. de Paris, Februar 1881. Vergl. die Karte 59 in Stieler's HandAtlas.

2) Journal de St.-Pétersbourg, 19./31. Mai 1881.

es noch in der vollsten Bedeutung des Wortes; sie zählen in 8600-9000 Kibitken 43 000-45 000 Köpfe. Die Karakalpaken, der zahlreichste hier wohnhafte Volksstamm, befinden sich bereits auf dem Übergange vom Nomadenthum zum sesshaften Leben; man veranschlagt ihre Stärke in den 28 Geschlechtern der beiden Zweige On-Tört-Rru und Kungard mit dem zu keinem dieser Zweige gehörigen Geschlechte der Ssend-Chodsha auf 46 000-52 000 Köpfe in 9200-10400 Kibitken. Die Usbek-Aral, die früher auch Nomaden waren, sich jetzt aber fast gänzlich angesiedelt haben, sind 5000 Köpfe stark. Im Ganzen giebt diess eine Bevölkerung von 94 200-102 300 Individuen. Die beigegebene, im Kais. Kriegskarten-Dépôt zu St. Petersburg ausgeführte Karte des Chanats Chiwa und des Amu-DarjaDelta's im Maassstabe von 1:550 000, schon seit einigen Jahren bekannt, bezeichnet in anschaulichster Weise Wasser, Weiden, Acker- und Gartenland, Sand- und Thonwüsten, Salz- und Wassermoore und die mit Röhricht und Gestrüpp bewachsenen Theile. Zu den Textbeilagen gehört eine Aufzählung der Brunnen, eine Tabelle mit den Resultaten der meteorologischen Beobachtungen und das Verzeichniss der Längen von neun während des Marsches der Turkestan'schen Truppenabtheilung nach Chiwa bestimmten Punkte. Diese Punkte sind:

Nördl. Breite.
Fort Chala-Ata, 1873 von den Russen erbaut 40°53′ 24,7"
Ausfluss des Canals Scheich-Aryk aus dem
Amu

Stadt Chiwa, erster innerer Hof des Palais Linkes Ufer des Amu an der Fähre der Stadt Chanki.

Östl. L. v. Gr. 63°12' 19,5"

41 17 25,7

Stadt Chasarasp

41 18 33,2

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41 22 42,7

61 16 52,5 61 21 13,5 60 23 58,5 60 22 9,0

41 29 18,5 41 28 19,5

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60 49 27,0 60 47 51,0 60 38 43,5

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43 18 41,8

Stadt Chanki, am Thore der Stadtmauer Stadt Urgentsch, am Thore auf der Strasse nach Chanki

Stand der Aral-Flottille im Ulkun-Darja bei der Einmündung des Abflusses aus dem See Kara-kul.

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59

3 51,0 Unter dem Titel: Viaje al interior de Persia (3 Bde, mit Karte. Madrid 1880) publicirt A. Rivadeneyra, früherer spanischer Viceconsul in Persien, die Eindrücke einer Rundreise, welche er 1874 und 1875 zu seiner Information unternommen hatte. Seine Route führte ihn von Teheran über Hamadan, Kirmanschah, Chorremabad, Schuster nach Mohamera am Euphrat, von WO er sich zu Schiff nach Buschir begab. Von Buschir ging es weiter über Schiras nach Kirman, dann über Jesd nach Schiras zurück, und von hier aus erfolgte über Ispahan die Heimkehr nach Teheran. Konnte der Reisende auf diesen viel begangenen Routen auch gerade nicht viel Neues für die Erdkunde liefern, so gebührt ihm doch das Verdienst, ein in der spanischen Literatur gänzlich unberücksichtigt gebliebenes Land seinen Landsleuten näher gebracht zu haben; die lebendig geschriebenen persönlichen Erlebnisse erhalten Werth durch Schilderungen von Land und Leuten, Mittheilungen über die Vergangenheit des Landes und die gegenwärtigen commerciellen Verhältnisse. Die Karte beschränkt sich auf eine oberflächliche Wiedergabe des Itinerars.

Dr. E. Tietze, welchem wir schon verschiedene Monographien über geologische Verhältnisse Persiens verdanken, ergänzt seine früheren Mittheilungen durch eine neue Ar

beit: Über einige Bildungen der jüngeren Epochen in NordPersien, welche in Heft 1 des Jahrbuches der k. k. geol. Reichsanstalt, 1881, veröffentlicht ist.

Den ersten Theil von H. v. Schlagintweit-Sakünlünski's Abhandlung über die Regenverhältnisse in Indien (s. Seite 228 des vorigen Heftes) ist rasch eine Fortsetzung gefolgt, die Reihe A des zweiten Theiles ). Die Reichhaltigkeit des Materiales in Verbindung mit der Verschiedenheit des klimatischen Charakters veranlasste nämlich, im 2. Theil die Reihen A und B zu unterscheiden. Während letztere Ceylon und den Indischen Archipel behandeln wird, findet man in ersterer die Beobachtungsreihen aus Bhandelkand, Malva, Berar und Orissa, aus Dekhan und Maissur, sowie aus den Nilgiris und den Küstenländern auf beiden Seiten der Halbinsel. Die Zahl der Stationen, für welche die Daten zusammengestellt sind, beträgt 97. Wie zu erwarten, bestätigt sich der durch den regenreichen Südwest-Monsun bedingte reichlichere Niederschlag in den westlichen Theilen der Halbinsel gegenüber der Ostküste. Längs der Westküste zwischen 13° und 91° N. Br. beträgt die Regenmenge des Jahres 113 bis 127 engl. Zoll, längs der Ostküste dagegen erreichen die zwischen 111⁄2 und 11° N. Br. liegenden Maxima nur 53 Zoll. Gegen das Innere der Halbinsel nimmt die Regenmenge, besonders von Osten her, sehr rasch ab und übertrifft in vielen Lagen nur wenig die Werthe im mittleren Europa, indem sie gegen 25 bis 30 Zoll beträgt. Die Vermehrung des Niederschlags in solchen Lagen, wo die Bewegung des regenbringenden Windes Widerstand an der Erhebung von Kämmen findet und nun eine etwas nach aufwärts steigende wird, lässt sich auch hier in den Ghats und in den Nilgiris deutlich erkennen, doch bleibt die Menge des Niederschlags viel kleiner als jene von 533 Zoll im Khassia-Gebirge. Als Maxima sind hier zu nennen die Regenmenge von 254 Zoll zu Mahabaleshvar in den westlichen Ghats (4300 engl. Fuss hoch), sowie in den Nilgiris die Station Atare Malle (4500 F. hoch) mit 263 Zoll und jene auf dem Dodabetta Gipfel (8640 F. hoch) mit 101 Zoll Regenmenge.

Während die Reise von China nach Birma von einer ganzen Anzahl Europäern glücklich ausgeführt worden ist, gelang es bisher Keinem, von Birma nach China einzudringen; wie Capt. Sladen 1868, so scheiterte Oberst Browne 1875 mit seinem Project, des letzteren Begleiter, Margary, büsste den Versuch sogar mit seinem Leben. Als etwas Ausserordentliches ist es daher zu begrüssen, dass die Missionare Soltau und Stevenson von der China Inland Mission, welche im November 1880 von Bhamo in Birma abreisten, am 14. März 1881 glücklich nach Itschang am Yang-tsekiang gelangt sind.

Vom Dépôt des cartes et plans de la marine ist ein bedeutendes Kartenwerk über den östlichen Theil der hinterindischen Halbinsel ausgegeben worden, die,, Carte de l'IndoChine orientale" in 4 Bl., 1: 900 000, und einem Übersichtsblatt, 1:1800 000. J. L. Dutreuil de Rhins, von dessen Reisen und Aufnahmen in Annam und Tongkin das Bulletin der Pariser Geogr. Gesellschaft öfters berichtet hat, verarbeitet in dieser, mit bekannter französischer Eleganz aus

1) Abhandlungen der k. bayer. Akademie der Wissensch. II. Classe, XIV. Bd., I. Abth.

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