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„Entdeckung eines neuen Handelsweges für Süd-Amerika durch Professor Carl Wiener".

sich jedoch hinter einem der unwirthlichsten Páramos des südamerikanischen Continents, hinter dem fast immer von Wolken belagerten Gebirge, welches in Quito die,,Cordillera oriental" genannt wird und eine Passhöhe von über 4200 m besitzt.

Wenn auch für Lastthiere zugänglich, so können doch nur Pferde und Maulthiere, die auf diesem Páramo selbst gezüchtet sind, dem Reisenden ein einigermaassen sicheres Geleit durch trügerische Sümpfe und an den steilen Felsabhängen entlang geben. Dichter Nebel, durchdringende Kälte, heftiger Wind, in Verbindung mit Hagel und Schnee, haben schon manchem Indianer des heissen Landes, der gezwungen wurde, mit schwerer Last den gefürchteten ,,Guamaní" zu überschreiten, das Leben gekostet.

Die von Papallacta aus nach Quito führenden, nichtsdestoweniger viel frequentirten Pfade, sowohl der, welcher bei Paluquillo mündet, als auch der, welcher durch die Encañada nach der Hacienda Itulgache geleitet und eine 48 m geringere Passhöhe (4173 m) besitzt als der erstere, ziehen sich in Hochthälern entlang, welche die Grenze zwischen dem mächtigen Gebirgsstock des Antisana und dem vielzackigen, vulcanischen Gebirge des Guamaní bilden. Ein anderer kürzerer, weniger beschwerlicherer Weg existirt nicht; ihn aufzufinden verbieten a priori die. topographischen Verhältnisse.

Nur ein höchst kostspieliger Strassenbau, nicht die Intelligenz des einzelnen Mannes, könnte hier Abhülfe bringen, wo das Zusammenwirken der mächtigsten Naturkräfte, erhöht durch die Ungunst der klimatischen Verhältnisse, sich über ungemessene Flächenräume erstreckt und die menschliche Energie auf eine zu harte Probe, in Bezug auf die zu erzielenden Vortheile, stellen würde.

Wie sehr muss unter solchen Umständen die Nachricht überraschen, dass es Mr. Charles Wiener gelungen sei, gleich bei seinem ersten Besuche dieser Cordillere, bei einem flüchtigen Passiren derselben welches doch nur mit Hülfe wegkundiger Führer und Thiere geschehen konnte einen Weg aufgefunden zu haben, wie man sich ihn für die Communication mit der „Provincia del Oriente" seit 300 Jahren vergeblich gewünscht hat, einen Weg, welcher nicht nur Ecuador aus seiner höchst ungünstigen commerciellen Lage zu befreien vermöchte, sondern der sogar für den europäischen Handel von Bedeutung zu werden verspräche.

So oft auch das Project eines Napo-Weges Gegenstand enthusiastischer Erörterungen in Quito gewesen ist, so hat man doch niemals ernstlich daran gedacht, selbst unter der Präsidentschaft des thatkräftigen Señor D. Gabriel Garcia Moreno nicht, es durch eine, wenigstens oberflächliche Vermessung des Terrains, der Realisirung näher zu führen.

Das von Revolutionen jetzt mehr denn je zerrüttete und Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1881, Heft VI.

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tief verschuldete Ecuador befindet sich wahrscheinlich gegenwärtig um so weniger in der Lage, Millionen aufzubringen, welche die Anlage eines transitablen Weges nach der so gut wie unbewohnten ,,Provincia del Oriente" verschlingen würde.

Und wenn der Weg existirte, was könnte Ecuador auf demselben exportiren? Nichts, was auch nur annähernd ein so kostspieliges Unternehmen zu rechtfertigen vermöchte. Erzreiche Minen besitzt weder das vulcanische Hochland, noch das in Vegetation begrabene Tiefland, und es ist vom geologischen Gesichtspunkte aus nicht wahrscheinlich, dass solche entdeckt werden, oder wenn sie entdeckt würden, bei mässiger Ausbeute mit Erfolg bearbeitet werden könnten, ehe nicht eine gänzliche Umgestaltung der social-politischen Zustände des Landes Statt gefunden habe. Andere Erzeugnisse des Bodens und der Industrie, welche aus dem Hochlande diesen Weg nehmen könnten, sind kaum vorhanden; die geringen Quantitäten Chinarinde, welche noch zu erlangen sind, würden dabei kaum in Betracht zu ziehen sein.

Für den Import aber dürfte die Tragkraft eines kleinen Dampfers und eine einzige Reise desselben genügen, um das Hochland von Ecuador für den Zeitraum eines Jahres mit den Producten europäischer Industrie auskömmlich zu versorgen.

Zur Einführung dieser Artikel aber steht der äusserst beschwerlichen 18tägigen Reise vom Ausschiffungspunkte in Santa Rosa nach Quito, ganz abgesehen von der vorhergegangenen circa 2500 englische Meilen langen Flussfahrt, der nur 6-8tägige Weg von dem Seehafen Guayaquil nach Quito, so schlecht er auch ist, doch vollkommen concurrenzfähig gegenüber.

Die ecuatorianische Regierung, deren einzige sichere Einnahmequelle das Zollhaus von Guayaquil bildet, befürchtete jedenfalls nicht, ihre Einkünfte zu beeinträchtigen, als sie allen Waaren, die via Napo eingeführt würden, volle Steuerfreiheit auf 20 Jahre zusicherte. Und in der That liess man, trotzdem der Zoll von Jahr zu Jahr an der Westküste gesteigert wurde, diesen Zeitraum, der jetzt fast abgelaufen ist, verstreichen, ohne den ernstlichen Versuch gemacht zu haben, von diesem für den Kaufmann angeblich so verlockenden Zugeständnisse zu profitiren.

Unter solchen Umständen ist es nicht leicht einzusehen, auf welche Voraussetzungen sich die Ansicht, im Rio Napo einen neuen Handelsweg entdeckt zu haben, basirt.

Jedenfalls ist es vom Standpunkte der geographischen Wissenschaft zu beklagen, dass Mr. Charles Wiener, nach Mr. Paul Pellegrin's Angaben, für den Bericht über die Resultate seiner Forschungsreise, welche er mit ausdrücklicher Autorisation der französischen Regierung unternommen, eine Darstellungsform gewählt hat, die zu einer irr

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thümlichen Auffassung thatsächlicher Verhältnisse führt und zwar solcher, welche durch ihre handelspolitische Bedeutung das allgemeine Interesse für sich in Anspruch zu nehmen wohl berechtigt sind.

Bis jetzt haben alle Expeditionen nach der ,,Provincia del Oriente" das eigenthümliche Geschick gehabt, dass die gerühmten Erfolge für Handel und Cultur fast so schnell vergessen wurden, wie ein in's Meer geworfener Stein, nachdem sich die Wasserfläche über ihm geglättet hat.

Für eine jede neue Expedition mag daher das NapoGebiet den Reiz einer Terra incognita bewahren, hinsichtlich der Reichthümer aber, welche bis jetzt und gewiss nicht ohne Ursache daselbst unberührt blieben, dürfte sie wohl richtiger als eine Terra nimis cognita bezeichnet werden.

Am Rio Napo, durch eine grössere Regsamkeit anderer Nationen in seinen handelspolitischen Interessen geschädigt oder überholt zu werden, braucht demnach Deutschland vorläufig wohl kaum zu befürchten, so sehr es auch zu wünschen wäre, dass die Wasserstrassen dieses mächtigen Flusssystemes dem Welthandel zunächst dienstbarer werden

Europa.

möchten, als es bisher, selbst in den unteren zugänglicheren Theilen, der Fall gewesen ist.

Das hier in Beziehung auf den Rio Napo Gesagte gilt, fast ohne Ausnahme, auch für die übrigen Zuflüsse des Rio Amazonas, gleichviel ob ihre Quellengebiete in Ecuador, in Colombien, in Perú oder in Bolivien gelegen sind, wie kostspielige Erfahrungen leider zur Genüge gelehrt haben.

Man darf nicht übersehen, dass in dem bei Weitem grössten Theile von Süd-Amerika gleichzeitig zwei mäch tige Factoren der commerciellen und industriellen Entwickelung hemmend entgegen wirken: theils sind es die Eigenthümlichkeiten des tropischen Klima's und der Bodenconfiguration, anderentheils, und zwar in höherem Grade, ist es der oft beklagte Mangel an geordneten politischen Zuständen, an Rechtlichkeit und Rechtsschutz, im Kleinen und Grossen, wodurch den Bestrebungen des ausländischen Capitales Hindernisse geboten sind, zu deren Beseitigung die erweiterte Kenntniss der topographischen Verhältnisse des Landes leider nur wenig beitragen kann. Dresden, 23. April 1881.

Geographischer Monatsbericht.

Von dem Topographischen Atlas der Schweiz im Maassstab der Originalaufnahme, 1:25 000, resp. 1:50 000, ist die 18. Lieferung erschienen, so dass nunmehr 216 von den 546 Blättern des ganzen Werkes vorliegen. Siehe darüber Peterm. Mitth. 1871, S. 307; 1878, S. 157.

Das Bulletin de la Société normande de géographie" enthält in den ersten Heften des Jahrgangs 1881 eine anziehende Studie von L. Delavaud über die Veränderungen der Nordküste der Normandie, insbesondere der Seine-Mündung, mit Plänen und Karten aus verschiedenen Jahrhunderten.

Gegen die S. 154 erwähnte Ansicht Baron v. Czoernig's vertheidigt der unter dem Namen Mupperg schreibende Frankfurter Gelehrte die longobardische Abstammung der Zahrner in Friaul in H. Toeppen's ,,Aus allen Welttheilen", April 1881, S. 211.

Aus A. Hartleben's Verlag in Wien, der jetzt zu den productivsten auf geographischem Gebiete gehört, ging uns ein „Illustrirter Führer durch die Karpathen und oberungarischen Badeorte, herausgegeben von Alex. v. Heksch", zu. Das kleine handliche Buch macht einen sehr guten Eindruck durch sein Äusseres wie durch seine innere praktische Einrichtung. Ein äusserst reiches Material der verschiedensten Information ist in übersichtlicher Weise auf 190 Seiten Text zusammengestellt, ein Höhen-Verzeichniss, ein Literatur - Verzeichniss, eine grosse Karte der Hohen Tatra, im Maassstab von 1:75 000, im k. k. Militärgeographischen Institut ausgearbeitet, eine Karte des Zipser Comitats in 1:500 000, mehrere kleinere Karten, ein Pano

Dr. Alph. Stübel.

rama der Hohen Tatra und eine ganze Anzahl ansprechen. der Bilder aus diesem Gebirge sowohl wie von den Badeorten und der Dobschauer Eishöhle: das Alles wird hier in anständigem Gewande für den mässigen Preis von 3,60 M. geboten.

Der unseren Lesern als Kenner Montenegro's und Albaniens wohlbekannte Spiridion Gopčević hat die Ergebnisse seiner Reisen und Studien in Oberalbanien, d. h. dem Berglande zwischen Montenegro und dem Schkumbi, in einem ziemlich starken Bande 1) zusammengestellt, der mit Berücksichtigung der Literatur, aber vorzugsweise nach eigenen Beobachtungen an Ort und Stelle ausgearbeitet, viel Neues und Beachtenswerthes enthält. Die erste Abtheilung, worin der Verfasser seine eigenen Reisen und Erlebnisse in Albanien schildert, gewinnen ein allgemeineres Interesse besonders durch die Beziehungen, in denen er zu der 1878 gebildeten Liga stand. Diese Liga, durch türkische Agitationen in's Leben gerufen, verfolgte den Zweck, die Auslieferung der im Berliner Frieden an Serbien und Montenegro überwiesenen albanischen Gebietstheile zu verhindern. Die zweite Abtheilung, Geographie, Statistik und Ethnographie Oberalbaniens in systematischer Weise behandelnd, ist selbstverständlich die für uns wichtigste, aber abgesehen von den geographischen Bedürfnissen darf sie auch weitesten Leserkreisen wegen der Charakteristik der Sitten und Gebräuche, der Sammlung von Volkssagen und Volksliedern empfohlen werden. Ihr schliesst sich als dritte

1) Oberalbanien und seine Liga. Ethnographisch-politisch-historisch geschildert von Spiridion Gopčević. Leipzig, Duncker & Humblot, 1881.

und letzte Abtheilung die Geschichte des Landes und Specialgeschichte einzelner Stämme an.

Karl Pettersen in Tromsö hat im ,,Archiv for Mathematik og Naturvidenskab udgivet af S. Lie, W. Müller og G. O. Savs" eine geologische Karte der Lofoten und Vesteraalen in 1:400 000 veröffentlicht, mit Profilen und ausführlichem Text (97 Seiten).

V. Willaume - Jantzen giebt in,,Geografisk Tidskrift" (Heft I—II für 1881) eine Übersicht über die Wärmeund Regenverhältnisse Dänemarks. Trotz der geringen Ausdehnung des Landes weisen diese Verhältnisse relativ grosse Unterschiede auf. Die Mittelwärme des Landes liegt zwischen 6 und 81° C.; die Küsten sind etwas wärmer als das Innere der Halbinsel Jütland und der grösseren Inseln. Im December 1878 hatte das Innere von Jütland durchschnittlich eine Temperatur von -5°, die Westküste -11° und das Feuerschiff, 6 geogr. Meilen vom Lande an der Südwestspitze Jütlands, +21°. Am 12. December desselben Jahres beobachtete man -22°. im Innern Jütlands und nur -7° an der Küste, -2° auf dem Feuerschiffe. Das Innere der Halbinsel und der grösseren Inseln haben durchschnittlich 125 Frosttage im Jahre, die Küsten nur 90. Die jährliche Regenmenge des Landes beträgt in den verschiedenen Theilen zwischen 45 und 75 cm. Die grösste Regenmenge fällt im westlichen Jütland, die geringste im westlichen und nordwestlichen Seeland. Die jährliche Regenmenge wechselt aber sehr, Kopenhagen hat in einem Jahre 75 und in einem anderen Jahre 35 cm gehabt. Die grösste Regenmenge, die, so weit man weiss, auf ein Mal gefallen ist, betrug 10 cm und wurde im August 1879 beobachtet, aber das ist eine Ausnahme. Acht Karten beglei ten die Abhandlung des Hrn. Willaume-Jantzen und zeigen die Wärme- und Regenverhältnisse der verschiedenen Jahreszeiten.

Als Supplementband zu seinem Repertorium für Meteorologie hat H. Wild, Director des physikalischen Central-Observatoriums in St. Petersburg, ein Werk über die Temperatur- Verhältnisse des Russischen Reiches" herausgegeben. Es besteht aus einem Band Text und Tabellen in gr.-40 von mehr als tausend Seiten und einem Atlas in gr.-Folio von 22 Karten und einigen Diagramm - Tafeln. Diese Karten, in der Iljin'schen Anstalt geschmackvoll ausgeführt und, was bei Isothermen-Karten öfters unterbleibt, auch mit Gebirgszeichnung versehen, umfassen das europäische und asiatische Russland nebst Dsungarei, Mongolei, Mandschurei, Korea, Japan und dem nordöstlichen China. Stets auf derselben Grundlage bringen sie die Vertheilung der 479 Beobachtungsstationen, die Isothermen des Jahres und der zwölf einzelnen Monate, die Isanomalen des Jahres und der Monate Januar, März, Mai, Juli, September, November, endlich die Isamplituden oder Linien gleicher Differenz der Januar- und Juli-Temperatur zur Anschauung. Der Druckband, in zwei Hälften ausgegeben, besteht aus drei Partien: 1) dem eigentlichen Text, der wiederum in vier Theile zerfällt, von welchem der erste die tägliche Periode der Temperatur als solche behandelt, der zweite als Nutzanwendung von der Feststellung derselben die Berechnung der Correctionen zur Zurückführung vereinzelter TemperaturBeobachtungen auf wahre Tagesmittel enthält, der dritte den jährlichen Gang der Temperatur nach Monatsmitteln

giebt und der letzte sich mit der Darstellung der geogra phischen Vertheilung der Temperatur im Russischen Reiche durch Monats-Isothermen befasst; 2) den Zahlen-Tabellen; 3) einem Anhang. Dieser letztere enthält neben Verzeichnissen von, bei dieser Arbeit aufgefundenen Fehlern in den Annalen des Physikal. Central-Observatoriums besonders den sehr umfangreichen Quellennachweis für die in Text und Tabellen mitgetheilten Monatsmittel. Das Ganze ist ein Werk, wie es eben nur grosse Staatsanstalten mit seit lange organisirtem, ausgedehnten Beobachtungsnetz, und auch diese nur mit Hülfe reichlicher Staatsunterstützung auszuführen im Stande sind. Die ungeheuere Ausdehnung des russischen Reiches erhöht selbstverständlich den Werth ausserordentlich.

,,Eine botanische Excursion im Norden des Kaukasus” beschreibt P. Muromtzoff in den ,,Mittheilungen der k. k. Geogr. Ges. in Wien", 1881, Nr. 3, unter Beigabe eines Kärtchens der Umgegend von Pjatigorsk incl. des Beschtau.

Asien.

Dr. J. Chavanne hat seine grosse,,Physikalische Wandkarte von Asien" in 1:8000000 bei Ed. Hölzel in Wien in zweiter Auflage herausgegeben, ein schönes, in jeder Beziehung gut gelungenes Werk. Der Bearbeiter beherrscht seinen Stoff und trägt auch den neuesten Forschungen Rechnung, auch ist es ihm geglückt, durch Verbindung von Farbenstufen und Schraffirung das grossartige Terrainbild dieses Welttheiles vortrefflich zur Anschauung zu bringen. Dasselbe Terrainbild, aber mit generalisirter, für Schulzwecke eingerichteter Situation, verstärkten Flüssen, sehr vereinfachtem Küstenumriss und Flussnetz, grosser Schrift &c., zeigt V. v. Haardt's,,Schulwandkarte von Asien", die in demselben Verlage gleichzeitig erschienen ist. In den beigegebenen Erläuterungen weist Dr. Chavanne ein reiches Quellenmaterial nach und giebt drei kleine Übersichtskarten über die Hauptstromgebiete und die Wärmevertheilung in Asien, über die Vertheilung von Wald, Steppe und Wüste daselbst, endlich eine Übersicht der neuesten und wichtigsten Forschungsreisen.

Das östliche Klein-Asien und Armenien durchstreiften in 21 Monaten des Sommers 1879 Rev. H. F. Tozer und T. M. Crowder, und der Erstere, der auf seinen vielfachen Reisen in Griechenland und der Europäischen Türkei bereits Schätzenswerthes zur Kenntniss des Orients beigetragen hatte, beschreibt diese Tour in einem bei Longmans in London erschienenen Buche,,Turkish Armenia and Eastern Asia Minor". Von Samsun aus über Amasia uach den Skulpturen von Üyük und Boghaskoï, ferner über Yüsgat gelangten die Reisenden nach Kaisarieh, unternahmen die von Tozer schon früher in den ,,Times" und dem ,,Alpine Journal" erzählte Besteigung des Argaeus (s. 1879, S. 360, und 1880, S. 234 der Peterm. Mitth.), besuchten die Felswohnungen von Ürgyb (s. Barth's Reise in KleinAsien, Erg.-Heft der Peterm. Mitth. Nr. 3) und gelangten, nachdem sie den Argaeus rings umgangen, längs des Halys nach Sivas und somit an die Grenze Armeniens. Für dieses Land benutzten sie als Reisehandbuch Bd. IX und X von Ritter's Erdkunde und fanden sie ausserordentlich brauchbar, zumal sie die unhandlich dicken Bände zuvor in eine Anzahl dünnere hatten theilen und binden lassen.

Der

Auch v. Moltke's ,,Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835-39" kennt Tozer und bewundert nicht nur das kühne Wagstück Moltke's, auf einem Flosse die kataraktenreiche Strecke des Euphrat durch den armenischen Taurus hinabzufahren, sondern es frappirte ihn gleich anderen Lesern der Moltke'schen Reisebriefe vor Allem das schlagend zutreffende, unabhängige Urtheil und das Originelle der Vergleiche. Nachdem von Sivas aus das Hochland des Antitaurus passirt war, kamen die Reisenden bei Keban-Maden an den Euphrat (2425 engl. F.), gingen im Thal des Murad nach Kharput (4470 F.), Palu. Tschevli, Musch und mit einem Abstecher nach Bitlis (4700 F.) an den Van-See (5200 F.). Den Pass zwischen dem Murad und dem See fanden sie 5650 F. hoch. gewaltige See machte einen grossartigen Eindruck, fast noch mehr der an seinem nördlichen Ufer gelegene Vulcan Sipan, den sie bestiegen und wohl etwas zu hoch, auf 12 600 F., bestimmten (die Höhe beträgt wahrscheinlich nicht über 12000 F.), bevor sie von seinem Fusse aus über den See nach Van fuhren. Die Rückreise über Pergri, Diyadin, Erzerum, Baiburt und das. Felsenkloster Sumelas nach Trapezunt bot sowohl landschaftlich viel Schönes, da sie so nahe am Ararat vorbeiführte, als besonders viel Interessantes durch die noch ganz frischen Erinnerungen aus dem türkisch-russischen Kriege. Merkwürdigerweise wurde den Reisenden überall und oft von Türken und Armeniern gesagt, dass ihnen eine russische Herrschaft sehr willkommen sein würde im Gegensatz zu den jetzigen unerträglichen Zuständen. Das mit schönen Holzschnitten und einer kleinen Übersichtskarte ausgestattete Buch gewährt eine angenehme Lectüre und ist vielseitig in den berührten Gegenständen; obwohl mit Kenntniss der einschlagenden Literatur ist es doch nicht eigentlich gelehrt geschrieben und schweift nicht in längere Einzeluntersuchungen ab.

Trotz der unmittelbaren Nachbarschaft der britischen Besitzungen waren die Thäler des oberen Indus und seiner Nebenflüsse kaum durch einige Erkundigungen und einzelne Routen indischer Geometer dürftig bekannt, theils weil sie durch ihre Unwegsamkeit schwer zugänglich sind, theils weil die fanatische mohamedanische Bevölkerung jedem Europäer den Eintritt verwehrte. Über einen grossen Theil dieser bisher verschlossenen Landschaften giebt uns ein Werk von Major J. Biddulph:,,Tribes of the Hindoo Koosh" (Calcutta 1880) erwünschten Aufschluss, denn der Verfasser, welcher nach seiner Rückkehr von der Forsyth'schen Gesandtschaftsreise nach Kaschgar zunächst eine Excursion in's obere Indus-Thal gemacht hatte und dann politischer Resident in Gilgit gewesen war, benutzte die gegebene Gelegenheit, sowohl sorgfältige Erkundigungen über die wider Erwarten dicht bevölkerten Thäler von Dardistan und Kafiristan einzuziehen, als auch selbst Excursionen über Gilgit hinaus bis nach Yassin und Tschitral zu machen, an deren Fortsetzung er durch den Ausbruch des afghanischen Krieges gehindert wurde. In seinem Werke legt er nun die Resultate seiner Forschungen vor, indem er mit der, besonders den Ethnographen interessirenden Schilderung der einzelnen Stämme, ihrer Sitten, religiösen Gebräuche und Vergangenheit eine eingehende Darstellung der physikalischgeographischen Verhältnisse verbindet und dadurch einen Einblick in den orographischen Aufbau dieses Gebietes ge

währt. Für den Sprachforscher liefert er eine werthvolle Ausbeute in der Formenlehre und den Vocabularen von 10 verschiedenen Stämmen. Die von Col. Tanner nach den Angaben von Major Biddulph im Maassstabe 1:1013760 gezeichnete Karte umfasst das Gebiet von Kabul im W bis Kaschmir im O, von Dschelalabad im S bis zum Oxus und Pamir-Plateau im N, und enthält viel Neues, namentlich für das Swat-Thal, Hunza &c.

Colonel Tanner, der 1879 von Dschelalabad aus den unteren Theil des Kunar- Thales, das nördlich anstossende Dar Nur und das Gebirgsvolk der Tschugani am Südabhang des Kund-Gebirges besuchte, giebt davon Beschreibung und Karte in den „Proceedings of the R. Geogr. Soc.", Mai 1881, zugleich mit einigen Erkundigungen über Kafiristan, welche zu lehrreichen, mit abgedruckten Erläuterungen von Seite Oberst Yule's, Tr. Saunders' und Sir Henry Rawlin son's Veranlassung geben.

Das grosse indische Kaiserreich bietet unerschöpflichen Stoff für immer neue Darstellungen. Ein zusammenfassendes Werk, das ganz besonderes Vertrauen einflösst, ist Sir Richard Temple's ,,India in 1880" (London, bei J. Murray. 1880), da sein Verfasser allgemein bekannt und durch seine dreissigjährige Thätigkeit in den verschiedensten Regie. rungszweigen Indiens, als Gouverneur von Bombay und Bengal, Finanzminister für Indien &c., mit den Verhältnissen des Landes in seltener Weise vertraut ist. Sein Buch ist weder eine Geographie, noch eine Reisebeschreibung, noch beschäftigt es sich speciell mit irgend einem Zweig der Naturgeschichte oder Ethnographie, sondern es ist eine Staatenkunde, die nach einigen einleitenden Capiteln über Scenerie, Architectur und allgemeine Charakteristik des Landes die staatlichen Zustände und Einrichtungen schildert, die materiellen und moralischen Fortschritte der Eingeborenen, das Erziehungswesen, Missionen in Betracht zieht und in gut gegliedertem Programm das Canal- und Bewässerungssystem, Verkehrsmittel, Ackerbau und Industrie, Handel, Gesundheitspflege und Anderes bespricht. Die Menge der berührten Gegenstände ist so gross, dass keinem viel Raum gewidmet werden konnte, auch ist die Darstellung eine ganz populäre, zu specielleren Studien wird es daher als Quelle nicht viel bieten, aber um eine richtige Vorstellung von den indischen Zuständen nach allen Richtungen zu gewinnen, dürfte die Lectüre keines anderen Buches sich in gleicher Weise empfehlen.

Im Verlauf der Bearbeitung seiner reichen, aus Indien zurückgebrachten Materialien hat H. v. Schlagintweit-Sakünlünski jüngst,,die Regenverhältnisse in Indien, nebst dem indischen Archipel und in Hochasien" darzustellen begonnen, indem er als ersten Theil die Beobachtungen im nördlichen Indien mit den erforderlichen Erläuterungen herausgab1). Der Regen ist in Indien für den Ackerbau und die Gesundheit von so ausserordentlicher Bedeutung, dass man ihm von jeher die grösste Aufmerksamkeit geschenkt hat und Beobachtungen von zahlreicheren Stationen vorliegen als solche über die Temperatur. Das hier in dem ersten Theil betrachtete Gebiet des meist im Subtropen - Gürtel gelegenen nördlichen Indien, umfassend Assam und das

1) Abhandlungen der k. bayer. Akademie der Wissensch. II. Cl., XIV. Bd., I. Abth.

Khassia-Gebirge, Bengalen mit Behar und dem Delta des Ganges und Brahmaputra, Hindostan, Panjab, endlich Rajvara mit Sindh, Kach und Gajrat, bietet zudem die grösste Mannigfaltigkeit bezüglich der Regenverhältnisse, denn es umschliesst einerseits fast regenlose Strecken, wo sich z. B. für den District Dera Ghazi Khan eine mittlere Regenmenge des Jahres von 1,27 engl. Zoll ergab, und andererseits, bei Cherrapunji am Südabhang der Khassia-Berge die regenreichste Gegend, die man auf der Erde kennt, WO sich ein Jahresmittel von 533 engl. Zoll herausstellte. Für 135 Stationen dieses Gebietes werden die Niederschlagsmengen der einzelnen Monate und des Jahres je für eine Reihe von Jahren aufgeführt, und diesen Zahlenangaben voraus geht bei jeder der oben angeführten fünf Landschaften eine beschreibende und erklärende Einleitung. Ein zweiter Theil soll Central - Indien, die Gebirgsländer des südlichen Indiens, die Küstenländer desselben, die Insel Ceylon, die indo-chinesische Halbinsel und den indischen Archipel, der dritte Theil endlich Hochasien in ähnlicher Weise behandeln.

Die Frage nach dem besten Handelsweg zwischen Europa und dem westlichen China, namentlich den Provinzen Yünnan und Szetschuen, die so viele Forschungsreisen veranlasst und so manche werthvolle Publication in's Leben gerufen hat, wird neuerdings wieder von J. Dutreuil de Rhins einer Untersuchung unterworfen: „Routes entre la Chine et l'Inde" im,,Bulletin de la Soc. de géogr. de Paris", Januar 1881. Ohne auf die Details der erforschten oder vorgeschlagenen Wege einzugehen, giebt er eine nützliche Übersicht der Ausdehnung derselben und der Schwierigkeiten, die sie bieten, so dass sich aus dieser vergleichenden Zusammenstellung die Schlüsse hinsichtlich des relativen Werthes der einzelnen Linien leicht ziehen lassen.

Auf zwei von Dr. R. Kiepert gezeichneten Karten hat Dr. O. F. v. Möllendorff seine zahlreichen Routenaufnahmen in der Umgebung von Peking und dem nördlichen Theil der Provinz Dshy-li (wie er schreibt) verwendet. Sie umfassen ausser dem Bergland im Westen der Hauptstadt und der Ebene rings um dieselbe namentlich zwei ausgedehntere Routen nordwestlich nach Kalgan und nordöstlich in die Gegend von Jehol. Sowohl über die Grundlagen der Karten als über diese grösseren Routen giebt der Text ausführliche Nachweise.

Briefen des Herrn E. Knipping in Tokio entnehmen wir einige auf Japan bezügliche Notizen.

Die,,Transactions of the As. Soc. of Japan", Vol. IX, Part I, enthalten: Evidences of the glacial period in Japan. By J. Milne (p. 53—85). Zum Verständniss der Überschrift schicken wir folgendes Resumé des Verfassers voran: ,,Unter Eiszeit in Japan ist nicht dasselbe zu verstehen, wie unter einer Eiszeit im nördlichen Europa. Wir dürfen z. B. nicht annehmen, dass irgend ein Theil des Landes vollständig von Eis bedeckt war, oder selbst, dass die Kälte intensiv genug gewesen wäre, die Tsugaru-Strasse zu überbrücken. Wir können uns aber, ohne mit Vernunftschlüssen in Collision zu gerathen, sehr wohl denken, dass Japan wahrscheinlich während der europäischen Eiszeit ein dem nördlichen Spanien ähnliches Klima besass. Die Winter waren länger als sie gegenwärtig sind, und auch strenger. Auf manchen Bergen, die früher schneefrei waren,

häuften sich Schneemassen an. Wo vorher Gletscher existirt hatten, breiteten sich dieselben aus und rückten weiter an dem Abhange der Berge vor. Im Allgemeinen war das Klima kälter als es gegenwärtig ist, aber das Land war durchaus nicht unbewohnbar".

Die Arbeit zerfällt in 12 Abschnitte, von denen einer die Überschrift trägt: „Der gegenwärtige Zustand der Schneefelder und Gletscher (?) 1) in Japan". Nur zwei Gewährsmänner des Verf. gebrauchen den Ausdruck,,Gletscher", beide für dieselbe Localität (Tateyama). Herr E. Kinch bemerkt darüber: „An der Ostseite (des Tateyma, auf dem Wege zum Harinoki-Toge) passirten wir drei oder vier Schneefelder und Miniatur-Gletscher", und Dr. E. Divers über die Schneefelder derselben Gegend: „Einige derselben tragen ganz den Charakter von Gletschern; es waren Seitenmoränen auf der Oberfläche und Stirnmoränen am Ende, während aus einer höhlenähnlichen Öffnung am unteren Ende ein Bach hervorrieselte". Die einzig bekannte Örtlichkeit in Japan, in welcher gegenwärtig Gletscher vorkommen, ist also, wie es scheint, der Tateyama, und auch hier sind es allem Anschein nach nur Hochgletscher, von denen die Rede ist. Ein anderer Abschnitt: „,Directes Zeugniss von Eiswirkungen" (Direct evidence of glaciation) handelt von den Rundhöckern,,,allem Anschein nach roches moutonnés" des Gassan. Am Ende schliesst sich aber der Autor dem Urtheil von Herrn Gowland: „In keiner einzigen der Berggegenden, die ich hier bereist, habe ich jemals sichere Anzeichen einer Eiswirkung bemerkt", vollständig an, empfiehlt indess eine genaue Untersuchung der Rundhöcker des Gassan. Die übrigen Abschnitte handeln von Terrassen-Bildungen, Vertheilung von Fauna und Flora, Bildung der Tsugaru-Strasse &c. &c. Von Bergen werden erwähnt:

M.

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9930 (3027) G. 8500 (2591) M. Gowland,

Gassan

.

Miokozan Yakeyama Jiidake Yarigatake Ontake Asama

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=

Nach Herrn Gowland's Messungen (G. Milne, S. = Satow) würden also der Höhe nach auf den Fujiyama folgen: Yarigatake, Ontake, Norikura, aber mit Differenzen von nur 400, resp. 100 engl. Fuss (122, resp. 31 m); beim Chokaizan steigt aber die Differenz bei zwei Beobachtern auf 800 F. (244 m). Für den Norikura beträgt die Differenz zwischen Gowland und Wagener (s. Peterm. Mitth. 1880, S. 468) nur 7 m; nach den vorliegenden Messungen muss also bis auf Weiteres der Yari

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