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Ich machte noch einen Abstecher nach einer südlicher liegenden Station und passirte bei dieser Gelegenheit den früheren Sitz Munsa's, in dessen Nähe sich das Grab Miani's befindet, nicht, wie die italienische Karte angiebt, im Lande Ndoruma's.

Mit den sogenannten Regierungsbeamten in diesem Theile von Mangbáttu traten unliebsame Erörterungen ein, und sah ich bald, dass ich später bei der beabsichtigten Rückkehr in das Land meine Reisethätigkeit nicht nach Wunsch würde entfalten können. Mein Vorsatz, die entfernten Länder, in denen sich arabische Beamte befinden, für die Folge zu meiden, wurde durch meinen Aufenthalt in Mangbáttu nur bestärkt. Obgleich der Wunsch, mich zurückkehren zu sehen, allgemein geäussert wurde die Lumpen wussten, dass ich viele Sachen mit mir führen würde, die sie mir erpressen könnten so werde ich von hier aus doch einen anderen Weg einschlagen und den Aufenthalt für die nächste Regenzeit vielleicht bei Bakongói südlich vom Uëlle, dem südwestlichsten Punkte, welchen Miani erreichte, nehmen, wo keine Araber stationirt sind. Bakangói liefert sein Elfenbein der Regierung und sein Land wird vielfach gelobt.

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Auf meiner Rückreise aus Mangbáttu passirte ich das Land Uándo's, wo der Sohn gegen Vater und Bruder im Felde stand und das Gebiet bereits vielfach verwüstet war. Uándo hatte bis dahin von der Regierung Nichts wissen wollen, doch bereits vor Monaten zu mir in das Land Ndoruma's geschickt, um mich zu sich einzuladen, da meine Anwesenheit überall als Garantie für Ruhe im Lande und Schutz gegen Räuberei angesehen wird. Diese Bemerkung mag als Überhebung meiner nichtigen Person erscheinen, doch entspricht sie genau den Verhältnissen. Bei richtigem Benehmen und Vorgehen vermögen wir Europäer enorm viel über den Neger. Bei meiner Annäherung zum Lande Uándo's hörten alle Feindseligkeiten auf; durch Überredung vermochte ich den abtrünnigen Sohn, der es mit den Regierungssoldaten hielt, dem Vater und Bruder zuzuführen, letzteren aber zu veranlassen, dass sie sich fügten, und schliesslich brachte ich es so weit, dass die Parteien einwilligten, eine Station in ihrem Lande zu dulden. So trat ich auch hier als Friedensstifter auf und bestimmte die Grenzen zwischen den Gebieten der Söhne Uándo's.

Während meines Aufenthaltes im Gebiete des Fürsten Ngérria konnte ich Bohndorf von meiner baldigen Rückkehr in Kenntniss setzen. Noch hatte ich das Gebiet des Fürsten Bínsa zu passiren, der während meiner Abwesenheit von Ndoruma fünf dort stationirte Regierungssoldaten vertrieben und ihnen die Gewehre abgenommen hatte. Die lächerlichsten Gerüchte und Lügen verbreiteten sich jetzt im Lande Ndoruma's über Bínsa, der auch gegen mich feindliche Absichten hätte, und daraufhin veranlasste Bohndorf

Ndoruma, mir mit Heeresmacht zu Hülfe zu eilen. Wäh rend mich Bínsa in aller Freundschaft, doch seiner Schuld bewusst, kleinmüthig von Ngérria's Grenze in sein Land geleitete, stand Ndoruma mit seinen Leuten an Bínsa's Grenze, bereit, jeden Augenblick loszuschlagen. Meine Boten verhinderten noch rechtzeitig ein Vorgehen seinerseits. Viele seiner Leute schickte er darauf zurück, kam jedoch selbst mit einer Anzahl der Mannschaft und sämmt. lichen Gewehren zu den Behausungen Bínsa's, um mich abzuholen. Bei dem frohen Wiedersehen gab ich die ein zige Flasche Cognac, welche ich mitgeführt und bis dahin intact erhalten hatte, zum Besten.

Wie weit die Lügereien und Übertreibungen hier zu Lande gehen, ist unglaublich. So hiess es, die Mambangá hätten mich verhindert, über den Fluss zu setzen, indem sie alle Boote entfernt hätten; darauf hätte ich eine Brücke aus Kupfer, dem Inbegriff alles Reichthums, hergestellt. Eine andere Lesart lautete, ich sei von den Mambangá vollständig ausgeplündert. Wieder andere Nachrichten erzählten von meinem Tode &c. &c. Dass ich manche mühevolle, schwere Stunde verlebt, dass ich Sorgen und Ärger gehabt, dass erregende Momente nicht ausblieben, ist auf solchen Reisen selbstverständlich. Meine Kost bestand während der ganzen Zeit hauptsächlich aus süssen Bataten, Yams, hin und wieder einem Huhn und Perlhühnern. Abgesehen von einigen leichten Fieberanfällen, blieb ich bei guter Gesundheit.

Auf meiner Station fand ich Alles in bester Ordnung, nur hatte ich den Tod meines chartumer Esels zu beklagen. Grosse Freude gewährte mir mein Garten. Wenn auch jetzt Alles im herbstlichen Kleide steht, so müssen wir mit dem Resultate des Wachsthumes und des Ertrages wohl zufrieden sein. Wochen lang hat Bohndorf frische Erbsen und Bohnen &c. essen können. Was bis jetzt stehen bleiben konnte, hat er für mich aufbewahrt. Seit einer Woche esse ich täglich von verschiedenen Sorten hochaufgeschos senen Kohles, Kohlrabi, überlebte grosse Rettige, Salate, und noch heute präparirte ich einen vorzüglichen Salat aus rothen Rüben, an welchem selbst der Kümmel nicht fehlte. Ich schreibe diese Zeilen in Eile, da gerade ein Bote in das Bahr-el-Ghazal-Gebiet gehen soll.

Station Lacrima, 31. Dec. 1880 und 6. Jan. 1881. Im Südwesten von hier, im Gebiete des Uëlle-Flusses, vielleicht bei dem Niamniam-Fürsten Bakangói suche ich einen günstigen Platz für Anlage der nächsten Station. Von den Verhältnissen hier können Sie sich schwerlich einen richtigen Begriff machen. Glauben Sie ja nicht, dass ich hier stets mit Feindseligkeiten der Eingeborenen zu kämpfen habe. Wenn diese auch Regierungssoldaten und durchziehende Expeditionen mit zahlreichen hungrigen Bäu

chen und dem immer vorhandenen Gelüste, Weiber und Sclaven zu rauben, ungern erscheinen sehen, ja den Expeditionen selbst den Durchzug oder das Betreten ihres Landes verweigern, so gestalten sich die Verhältnisse mir gegenüber wesentlich anders. Mein Kommen und Verbleiben im Lande scheint den meisten Fürsten sehr erwünscht und sehen sie in meinem Aufenthalte eine Garantie für die Ruhe ihres Gebietes und einen Schutz nach Aussen.

Als ich von meiner Reise vor einem Monate zurückkehrte, wartete bereits ein Fürst Kipa (Kifa) aus dem westlichen Niamniam-Gebiete auf mich, um mich zu veranlassen, sein Land zu besuchen. Ich schickte Bohndorf an meiner Stelle. Da das Gebiet sich weiter entfernt befindet, als wir vermuthet, so habe ich seitdem Bohndorf beauftragt, nicht zu mir zurückzukehren, und ging selbst sofort an das Verpacken meiner Sachen, welche ich vor einigen Tagen mit Faradj Allah an die Westgrenze des Ndoruma'schen Gebietes sandte, von wo aus Bohndorf alsdann das Gepäck mit Kipa's Trägern weiter befördern soll. Ich selbst gehe mor

gen auf einem etwas nördlicheren, mir neuen Wege gleichfalls in das Gebiet Kipa's, von wo aus wir dann leichtere Verbindungen mit Bakangói jenseits des Uëlle einleiten können. Aus diesem westlichen Niamniam-Gebiete erhalten Sie meine nächsten Nachrichten auf anderem Wege zum Bahrel-Ghazal-Gebiete, und zwar durch die Länder der mir sehr gewogenen Fürsten Ssassa und Sémio. Bei ersterem, der in diesem Augenblicke bei mir weilt, lasse ich vielleicht einen Theil meines Gepäckes während unserer Reise und des Aufenthaltes jenseits des Uelle in der nächsten Regenzeit. Ndoruma sieht mich sehr ungern abziehen und hätte mich gern noch länger bei sich behalten. Gegen 40 seiner Häuptlinge haben Beinkleider von mir erhalten, er selbst ausserdem die verschiedensten Zeuge und andere Gegenstände. Der unerwartete schnelle Aufbruch von hier, das Durchsuchen des Gepäckes und abermaliges Verpacken desselben, zwingt mich leider, ausführlichere Berichte für Petermann's Mittheilungen auf später zu verschieben.

Ost-Griqua-Land und Pondo-Land.

(Mit Karte, s. Tafel 10.)

Man mag über den „Krieg als Culturelement" denken wie man will, Eines ist unzweifelhaft, dass der Krieg von jeher die Länder- und Völkerkunde mächtig gefördert hat. Wir erinnern nur an die Erweiterung des geographischen Gesichtskreises durch die Feldzüge Alexander's des Grossen, an die Ausbreitung der Römerherrschaft und die dadurch gewonnene Kenntniss von Gallien, Germanien, Nord-Afrika, an Napoleon's Zug nach Ägypten; ja die sogenannten Generalstabskarten, d. h. die grossen Landesaufnahmen gingen aus dem Bedürfniss nach topographischer Orientirung für Angriff und Vertheidigung hervor. Und so macht sich noch heute, wo irgend Nationen sich feindlich gegenüber treten, die genaue Kenntniss des Kriegsschauplatzes als Nothwendigkeit geltend und findet meist auch ihre Förderung. Die kriegerische Periode, in der wir leben, hat oft genug Gelegenheit gegeben, diess zu beweisen, viele Karten der ,,Petermann'schen Mittheilungen" verdanken ihre Entstehung den kriegerischen Unternehmungen. So haben denn auch in allerneuester Zeit die verschiedenen Kämpfe, in welche England mit den Völkerstämmen an den Grenzen seiner Colonien verwickelt wurde, in Afghanistan und Süd-Afrika, werthvolle topographische und kartographische Arbeiten in's Leben gerufen, und besonders seien die Karten erwähnt, die vom Intelligence Branch des englischen Kriegsministeriums bearbeitet, eine Menge bis dahin weiteren Kreisen

unzugängliches topographisches Material an's Licht zogen oder ganz neue, erst im Verlauf der kriegerischen Action bewirkte Aufnahmen zur Darstellung brachten. Wie seiner Zeit über das Zulu-Land und später über Transvaal, so gab die genannte Abtheilung des Kriegsministeriums im November 1880 eine grosse Karte über das Basuto-Land heraus 1), wo im vorigen Jahre der Kampf der Eingeborenen gegen die Engländer von Neuem entflammte. Diese Karte greift weit über die Grenzen des Basuto -Landes hinaus, besonders auch nach Osten über die Drakens-Berge, und umfasst hier Ost-Griqua-Land nebst einem grossen Theil von PondoLand, welche erst 1874, resp. 1878 den britischen Besitzungen einverleibt, bisher in genauerer und ausführlicher Weise überhaupt noch nicht auf Karten dargestellt waren.

Fast gleichzeitig mit dieser englischen Karte erhielten. wir aus Kokstad, dem Hauptort des Ost-Griqua-Landes, eine noch speciellere, mit Terrainzeichnung versehene und augenscheinlich vertrauenswerthe Karte von Ost-Griquaund Pondo-Land, die zwar noch nicht das Resultat der unter C. Watermeyer begonnenen und jetzt durch den Krieg unterbrochenen Landesaufnahme ist, aber 1879 von C. Hen

1) Map of Basuto - Land and adjacent territories, compiled at the Intelligence Department, Horse Guards, Nov. 1880, from the latest information obtained from the Surveyor General Cape Colony, the Resident Magistrates, and other available sources. 1: 633 600.

kel im Bureau der Landesvermessung nach den besten vorhandenen Materialien zusammengestellt wurde 1). Diese grosse, in Europa noch unbekannte Karte ist die erste wirkliche Specialkarte von einem grossen Theile des ehemals unabhängigen Kaffraria. Von ihr ist unsere Tafel 10 im Wesentlichen eine Verkleinerung, nur mussten dem Maassstab entsprechend viele Details weggelassen und einige Veränderungen angebracht werden, welche jedoch nicht das Bild des Binnenlandes betreffen, sondern die Küste und die astronomische Lage. Die Küstenlinie ist auf ihr nicht nach der englischen Seekarte 2) eingezeichnet und daher von dieser abweichend, ausserdem entbehrt sie aber des Grad

netzes.

Um dieses einzutragen, hielten wir uns einerseits an die Seekarte, andererseits an die Grenzlinie gegen Natal, wie sie auf der officiellen 4-Blatt-Karte von Natal von 1875) eingezeichnet ist. Zu Controle und Vergleich wurde auch die erwähnte englische Karte von Basuto-Land herangezogen und zur Vervollständigung des Bildes an den Rändern, namentlich im SW und NO, das immer noch werthvolle Kärtchen von Kaffraria vom Missionar Reichel 1) und eine Specialkarte des Transkei-Territoriums von 18775) benutzt.

Zur Erläuterung der Karte schickte uns Herr C. Henkel einige handschriftliche Notizen, die wir hier folgen lassen. Ost-Griqua-Land, am Fusse der Drakens-Berge zwischen den Flüssen Umzimkulu und Umtata gelegen, gehörte dem Pondo-Häuptling Faku. Durch stete Einfälle der im Osten der Umzimkulu wohnenden Zulu bedrängt, rief dieser Häuptling die Hülfe der englischen Regierung an, die ihm auch durch Zurücktreiben Fetcani's und seines Nachfolgers Dingaan Ruhe verschaffte und ihn 1844 gegen die EmigrantenFarmers, denen nach dem Lande der Pondos gelüstete, vertheidigte. Faku schloss einen Vertrag mit Sir Peregrine Maitland, dem damaligen Gouverneur der Cap-Colonie, und trat viele kleine Stämme, die wohl seine Oberhoheit anerkannten, aber in Wirklichkeit thaten, was sie wollten, im Jahre 1861 an England ab. So kam das als Noman's Land bezeichnete Gebiet unter die Botmässigkeit Englands. Im folgenden Jahre wurde es jedoch dem Capitän Adam Kok, Häuptling der Griquas, übergeben und nun Ost-Griqua

1) Sketch Map of the Territories of East Griqualand and Pondoland. Compiled and drawn from the best available sources of information. Kokstad, East Griqualand, April 1879. C. Henkel, Surv. Genls. Dpt. 1: 300 000.

2) Bashee River to Umtamvuna River, surveyed by Navig. Lt. W. E. Archdeacon, R. N., assisted by Mr. F. Purdy, Civilian, 1872. Published at the Admiralty 23 June 1873. 1: 250 000. No. 2087.

3) Map of the Colony of Natal, by Alexander Mair, Land Surveyor, Natal, compiled from the diagrams and general plans in the Surveyor General's Office, and from data furnished him by P. C. Sutherland Esq., Surv. Gen., 1875. 1: 260 000.

4) Kaffraria. Gezeichnet von L. T. Reichel 1877. 1:2150000. Missions-Blatt aus der Brüdergemeine, April 1878.

") Outline Map of the Transkeian Territory copied from original map compiled by Major Colley and Inspector Grant. Supplement to the "Cape Argus", 30th Oct., 1877, Cape Town.

Land genannt, im Gegensatz zu West-Griqua-Land, welches die Diamanten-Felder enthält und wo ein Theil des Stam. mes noch jetzt unter Capitän Waterboer existirt. Am 16. October 1874 vereinigte Sir H. Barklay Adam Kok's Gebiet oder Ost-Griqua-Land mit den britischen Besitzungen.

Die Griquas, Nachkommen der Boers und deren Hottentotten-Sclaven, reden das Cap-Holländische, haben jedoch auch noch Reste der Hottentottensprache mit den charakteristischen Clicks oder Schnalzlauten beibehalten, wenn auch nur bei den älteren Gliedern des Stammes, die mit Adam Kok über die Drakens-Berge in's Land kamen. Die Religion ist die christliche, gepflegt von den Missionaren der Londoner Missionsgesellschaft. Man nimmt an, dass in Ost-Griqua-Land etwa 2280 Griquas wohnen, neben 66 800 Kaffern, worunter ca 12000 Basutos; 6500 Fingos sind in kleinen Stämmen unter den Kaffern zerstreut 1). Die Hauptstadt Kokstad zählt etwa 2000 Einwohner. An Pferden besitzen diese Kaffern und Griquas 7790, Rinder 78 993, Schafe 99 800 Stück.

Das Land ist wasserreich, für Viehzucht und Ackerbau eines der besten der Erde, das Klima dem italienischen ähnlich, ausnehmend gesund für Schwindsüchtige, die hier Heilung finden. An nutzbaren Producten bietet es namentlich Holz und Kupfer.

Das Quathlamba-Gebirge oder die Drakens-Berge, deren höchste in Ost-Griqua-Land gelegene Spitzen die Namen Mount Mangalore, The Twins, Gatberg tragen, haben ein alpenähnliches Aussehen; Haartebeests, Elands, Klipspringer und anderes Wild beleben sie, und in ihren zahlreichen Felsenhöhlen hausen Buschmänner und Schakals. Mit diesem Gebirge verbunden sind der Zumberg, Ingeli, Nolangeni und Insiswa.

Hauptflüsse sind die Umzimkulu mit der Indowana, Gwangwana, Gongululu und Ibisi als Nebenflüssen, der St. Johns Fluss oder Umzimvubu (Fluss der Seekühe, d. h. Hippopotami) mit den Zuflüssen Umzimhlava, Vinyani Kenegha, Tina und Tsitsa, und die Umtata. Alle nehmen ihren Ursprung in den Drakens-Bergen und deren Ausläufern. Permanente Landseen giebt es nicht.

Was die Regierung anbetrifft, so gelten zwar die vom Parlament gegebenen Gesetze, aber jeder Magistrat thut, was er will, und der Hauptmagistrat, an den appellirt werden kann, gerirt sich wie ein orientalischer Autokrat. Viele der Beamten haben wenig Bildung genossen, die Knute (cat of nine tails genannt) wird frei gehandhabt und oft auf die grausamste Weise.

Im Jahre 1880 wurde von dem Cap- Parlament be

') Ermittelungen aus den Jahren 1874 und 1875 ergaben nur ca 54 000 Bewohner (E. Fairfield's Colonial Office List for 1877), dagegen wird für 1878 in Fr. Jeppe's Transvaal Book Almanac for 1881 die Bevölkerung auf 78 352 angegeben. E. B.

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schlossen, alle Schwarzen ohne Ausnahme zu entwaffn gleichviel ob loyal oder nicht, ob Basuto, Fingo, Tambuki oder Pondomise, Alle sollten ihre Gewehre, Patronen, Assegais und anderen Waffen ihren respectiven Magistraten übergeben. Viele warnende Stimmen erhoben sich gegen diese Politik und prophezeiten Mord und Todtschlag, Elend und Jammer, aber ohne Erfolg. Endlich brach dann das schon lange glimmende Feuer aus, mit der Wuth der Tiger durchziehen Wilde das ganze Land, plündernd, mordend und verwüstend.

In Kokstad und dem Matatiela-District allein wurden 22 Kaufläden geplündert, und viele tausend Rinder, Pferde, Schafe &c. fielen in die Hände der Basutos. Auch die Pondomise unter Umhlonhlo brachen los und ermordeten ihren Magistrat Hamilton Hope nebst einigen anderen Europäern. Die Kaffern sagen,,die Welt ist todt", d. h. es ist Krieg, die Weiber scheeren sich zum Zeichen der Trauer die Haare ab. Dass die Regierung durchaus nicht auf einen so grossen Krieg vorbereitet war, stellte sich sehr bald heraus. Es waren nur ungefähr 800 Mann der Cape Mounted Rifles disponibel, und auch diese meist noch Rekruten, zum Theil unberitten. Zudem wurde der linke Flügel dieses Regiments von Kokstad aus nach Basuto-Land beordert, so dass Ost-Griqua - Land fast blossgestellt war. Glücklicherweise hielten die Stämme der Amahlangweni unter dem Häuptling Sidoi, welche der Zulu - Nation angehören, und die Amabaca unter Singapanzi und Makaula Stand und zogen für die Regierung gegen die Insurgenten zu Felde; auch die Griquas zeigten sich, trotz ihrer schlechten Behandlung von Seite der Regierung, willig Dienste zu thun und eine alte Scharte an den Basutos auszuwetzen. Alle diese Stämme unter dem Commando des früheren Magistrats Donald Strachan griffen die Basutos bei Cedarville an und warfen sie auf Matatiela zurück, nahmen auch kurz darauf den letzteren Platz und trieben die Rebellen aus ihren Bergvesten in den Drakens-Bergen bis über den Orange-Fluss zurück, jedoch unter schweren Verlusten an Menschen und Pferden. Während diess geschah, wurden zwei Freicorps unter den Oberstlieuts. Baker und Willoughby in Natal für die

Dauer von 6 Monaten angeworben und sind in's Feld gerückt. Baker steht bei Mount Frere gegen die Pondomise und Willoughby bei Mount Ayliff den Pondos gegenüber. Die Rebellenchefs Umhlonhlo und Umditschwa der Pondomise, Ersterer von den Kaffern als ihr bester Feldherr angesehen, sind jetzt (Januar 1881) von vier Seiten durch die Corps des Brigade - Generals Clarke von der Umtata aus, des Commandanten Frost vom Gatberg aus, im Nordost durch das Usher'sche Corps (Amatembu-Contingent genannt) und im Südost durch Oberstlieut. Baker und die Amabacas unter dem Häuptling Makaula, eingeschlossen und man erwartete täglich ein entscheidendes Gefecht. Eine grosse Zahl Rinder, Schafe und Pferde ist bereits von den Unsrigen erbeutet worden, Umhlonhlo's Kraal fiel und etwa 400 Pondomise wanderten nach dem Lande der Schatten. Nichts kann die Bravour der Amabacas übertreffen, mit der grössten Todesverachtung stürzen sie sich, die Assagai in der Hand, ähnlich den Zulus, in reissende Bergströme oder in Wälder, die von Feinden wimmeln, und greifen diese mit Alles überwindendem Ungestüm an. Als Schützen stehen sie jedoch den Basutos und Pondomise nach. Ähnlich den Amabacas sind die Amaxesibe, ein kleiner Stamm, aus ungefähr 2000 Kriegern bestehend. Sie haben seit Jahrzehnten den Angriffen der Pondos, die ca 35000 Krieger zählen, erfolgreich Widerstand geleistet. Jetzt Unterthanen der Cap-Colonie, werden sie durch das Corps Willoughby unterstützt in ihrem Bestreben, die Pondos aus dem Landstrich am Fuss des Ingeli und Nolangeni bis zum Insiswa-Berg zu vertreiben.

Die Nation der Pondos besteht aus vielen kleinen Stämmen, unter welchen die Amakwela unter N'cuka, die Amanyati unter Dabankulu, die Amanzi unter Diko, die Amahlana, Amancutyana &c. die stärksten sind. Sie stehen an Civilisation allen anderen Kaffern nach und sind wahrhaft Wilde. Die Mündung des St. John - Flusses ist von den Engländern in Besitz genommen worden, eine prachtvolle, holzreiche Gegend. Der Fluss ist ca 20 miles weit schiffbar. Zwei Missionsstationen der Methodisten arbeiten unter den Pondos: Emfundisweni und Palmerston.

Neuere Reisen in Arabien.

(Mit Karte, s. Tafel 11.)

Während alljährlich auf den meisten Theilen unserer Erdoberfläche, welche noch weiterer Erforschung bedürfen, in Afrika, Australien, Central-Asien, Nord- und Süd-Amerika, ja selbst in den eisstarrenden Ländern des Nordpoles, Dank der Energie und der Unerschrockenheit kühner Reisender, mehr oder minder bedeutende Fortschritte in un

serer Kenntniss zu verzeichnen sind, war auf einem Gebiete, dessen Kartenbild ebenfalls noch empfindliche Lücken zeigt, in Arabien, seit einiger Zeit ein Stillstand in der Forschungsthätigkeit eingetreten. Seitdem Palgrave und Pelly 1862 und 1864 das Wahabiten-Reich und Guarmani 1864 Haïl im Djebel - Schammar besucht hatten, schien

Central-Arabien seine Anziehungskraft für Reisende verloren zu haben, trotzdem sowohl die physikalischen Verhältnisse der die nördlichen Gebiete vom Thale des Euphrat trennenden Sandwüste Nefud, Thier- und Pflanzenleben, als auch die ethnographischen Verschiedenheiten der einzelnen Stämme, ihre Lebensweise und Regierungsform, ja selbst die politischen Verhältnisse der häufigen Umwälzungen unterworfenen Reiche Interesse genug bieten konnten, um einen Reisenden zu veranlassen, dieses nur oberflächlich bekannte Stück Erde zu seinem Forschungsgebiete auszuwählen. Nur im südlichen Theile, in Jemen und Hadramaut, waren Munzinger, Maltzan, Miles, Halévy, Manzoni u. A. bestrebt, weiter in's Innere vorzudringen. Erst in neuester Zeit ist auch im N wieder von dem englischen Ehepaare, Wilfrid Scawen und Anne Blunt, ein glücklicher Versuch gemacht worden, dieses durch den Fanatismus seiner Bewohner bisher so hartnäckig verschlossene Land näher kennen zu lernen, während bereits einige Jahre zuvor der berühmte Erforscher Central-Afrika's, Rich. Burton, 1877 und 1878 sich neue Lorbeeren in der Erschliessung des von Ägypten beanspruchten alten Midianiter-Landes im nordwestlichen Arabien erworben und Ch. McDoughty 1876 -78 im westlichen Theile der Halbinsel eine erfolgreiche Studienreise in's Innere gemacht hatte.

1. W. S. und A. Blunt's Reise nach Nedjd '). Von Reiselust und dem Wunsche, neue, wenig bereiste Gegenden zu sehen und kennen zu lernen, hatte dieses in pecuniärer Beziehung glücklich situirte Ehepaar bereits im Winter 1877-78 eine längere Studienreise durch die syrische Wüste und das Thal des Euphrat 2) unternommen und war hier, da Verbindungen mit einflussreichen Beduinenscheiks Aussicht auf Erfolg gewährten, von dem Verlangen erfasst worden, auch das Leben und Treiben unter den reinen, noch nicht durch Vermischung der Stämme entarteten Beduinen im Innern Arabiens zu studiren. In der That sollte diese Reise von dem besten Erfolge gekrönt werden. Im Laufe des Winters 1878-79 konnte das Ehepaar Blunt als erste Europäer, welche sich nicht einer muselmanischen Verkleidung wie die früheren Besucher bedienen mussten und daher ungehindert ihren Beobachtungen und Studien obliegen konnten, die Sandwüste Nefud passiren und bis zum Djebel - Schammar gelangen, wobei ihnen namentlich der Umstand zu Statten

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kam, dass sie von einem jungen Araberscheik aus Palmyra (Tudmur), dessen Vorfahren in Folge der Wirren bei Gründung des Wahabiten - Reiches in der Mitte des vorigen Jahrhunderts aus El-Arid im centralen Theile nach N ausgewandert waren, geleitet wurden. Dieser junge Scheik Mohammed - Ibn-Aruk, mit welchem W. Blunt schon im vorhergehenden Winter Blutsbrüderschaft geschlossen hatte, nahm an der Reise um so lieber Theil, weil er dadurch leichte Gelegenheit hatte, in seine eigentliche Heimath zu gelangen, wo er hoffte, seinen Stammbaum durch eine Heirath mit einem Mädchen aus reinem arabischen Blute wieder auffrischen zu können.

Nachdem in Damascus die nöthigen Vorbereitungen getroffen worden waren, brachen die Reisenden mit ihrer kleinen, aus acht Personen, der zum Transport von Gepäck und Provisionen nöthigen Anzahl Kameele, sowie einigen edlen Reitpferden bestehenden Karawane, zu der sich unterwegs noch einige muntere Windspiele gesellten, am 13. December 1878 zu ihrer mehrmonatlichen Wüstenreise auf und gelangten durch bekanntes Gebiet über Mezarib, Bosra, durch die letzten südlichen Ausläufer des Djebel Hauran in das Territorium der unabhängigen, seitdem aber von den Türken wieder unterjochten Drusen, deren Hauptort Melakh, sobald die letzten Dispositionen erledigt waren, am 22. December verlassen wurde. Schon wenige Tage darauf konnten die hier gemietheten Führer durch einen des Weges kundigeren Beduinen ersetzt werden, welcher dem gerade im Wadi-er-Radjel lagernden Stamme der Kreschih angehörte, und unter seiner Leitung erreichte die Karawane am 27. December glücklich die im Wadi-Sirhan gelegene kleine, aus nur 16 Hütten bestehende Oase Kaf, deren ganzer Reichthum in ihren 70-80 Dattelpalmen, einigen Tamarisken, Ithel genannt, Feigen und Weinstöcken besteht. Diese wie die benachbarte, trotz ihrer 400 Palmen noch weniger bewohnte Oase Itheri werden aber alljährlich von Karawanen aus N und S besucht, welche aus einem in der Mitte zwischen beiden liegenden trockenen Salzsee Salz als Handelsartikel fortführen. Nach 2tägiger Rast ging es durch das Wadi-Sirhan weiter und am 5. Januar wurde den Reisenden in Djof von den dort aufgefundenen Verwandten Mohammed's ein freundlicher Empfang zu Theil.

Vom Gebiete der Drusen aus führte die Route zum grössten Theile durch Gegenden, die von Europäern noch nicht betreten waren, denn die früheren Besucher von Djof, Wallin 1848, Palgrave 1862 und Guarmani 1864, hatten, von Palästina ausgehend, das Wadi-Sirhan erst viel weiter im S erreicht. Das Wadi-er-Radjel, ein von N nach S sich erstreckendes Flussbett, welches die Niederschläge von den Ostabhängen des Hauran-Gebirges auf

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