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len wir deshalb nur einzelnes Wichtigere oder besonders Interessante hervorheben.

Die Dauer der Reise betrug fast genau ein Jahr, eine merkwürdig kurze Zeit für die Länge des Weges und die schwierigen völkerschaftlichen Verhältnisse. Von Marseille kommend berührte Lenz zuerst am 9. November 1879 in Oran den afrikanischen Boden, verliess aber das Schiff erst in Tanger am 13. November und am 20. November 1880 erreichte die Landreise in St.-Louis-de-Sénégal ihren Endpunkt. Dabei vergingen noch fast sechs Wochen mit den Vorbereitungen in Tanger und dem Ausflug von dort nach Tetuan und bis in die Nähe von Ceuta, denn erst am 22. December 1879 begann die Reise nach Süden. Über Fes, Mekines und Rabat gelangte die kleine Reisegesellschaft, in welcher neben Lenz der Scherif Sidi Hadj Ali, ein Verwandter des berühmten Abd el Kader die Hauptperson war, am 14. Februar 1880 nach der Hauptstadt Marokko, wo sie sich bis zum 6. März aufhielt. Von da an nahm Dr. Lenz der Sicherheit wegen die Maske eines türkischen Arztes an und nannte sich Hakim Omar ben Ali. Auf dem Pass Bibaun unfern des Djebel Tissi überschritt er den westlichen Theil des Atlas und lernte zu Tarudant im Wad Sus die Gefahren kennen, die ihm von Seiten des fanatisch - mohammedanischen, in Christenhass aufgewachsenen Volkes drohten, zugleich aber auch den Schutz, den ihm die Gegenwart des Scherif Sidi Hadj Ali gewährte, denn Abgesandte der räuberischen Howara-Araber, welche bis an die Thore von Tarudant Schrecken verbreiten, brachten dem Abkömmlinge Mohammed's ihre Huldigung dar. Jenseits Tarudant wurde in Sidi Hescham ein mehrtägiger Aufenthalt genommen, dann südlich über den AntiAtlas, eine aus paläozoischen Schichten bestehende, nicht über 5000 Fuss hohe Gebirgskette, Tissgi erreicht, ein reizender kleiner Ort mit Quellen und Dattelpalmen, südlich von Sidi Hescham und westlicher als auf den Karten gelegen. Auf einem Hügel in seiner Nähe befinden sich Ruinen, die römischen Ursprungs sein sollen. Bei Fum-elHossan, welches südwestlich von Akka am Wad Temenet oberhalb dessen Mündung in den Wad Draa liegt, wurde letzterer passirt und nun die eigentliche Wüstenreise begonnen.

Durch den Rabbi Mardochai sowohl wie durch mehrere zum Druck gelangte Erkundigungen (s. Peterm. Mittheil. 1880, S. 274) wuste man, dass in dem Handelsverkehr mit Timbuktu, der gerade von diesen südwestlichen Grenzgebieten Marokko's aus ein sehr lebhafter ist, der Ort Tenduf eine wichtige Rolle spielt. Dahin lenkte denn auch die kleine Karawane des Dr. Lenz zuerst ihre Schritte und erreichte den hübsch gelegenen, noch jungen, aufblühenden Handelsort am 5. Mai, kaufte dort Kameele, engagirte einen Führer und traf die letzten Vorbereitungen für den langen Marsch durch die Sahara. Tenduf liegt ca 400 m hoch auf der Hammada, aber vier Tagereisen südlicher beginnt die niedrigere Sandwüste (el Erg). Auch hier entbehrt die Wüste nicht ganz des vegetabilischen und animalischen Lebens, hie und da fand sich Kameelfutter, Gazellen und Antilopen liessen sich blicken, am 18. Mai wurde sogar Regen mit einem Regenbogen beobachtet. Die Temperatur war trotz der vorgeschrittenen Jahreszeit nicht allzu hoch, durchschnittlich 34 bis 36° C., und da bis Taodenni kühle

Nordwestwinde herrschten und man zumeist des Nachts marschirte, litten die Reisenden nicht von der Hitze, erfreuten sich vielmehr der gesunden und angenehmen Luft. Nordostwind kam niemals zur Beobachtung, die Hypothese von der Bildung der Sahara durch den trockenen Nordostpassat findet mithin für diesen westlichen Theil keinen thatsächlichen Halt. Auch überzeugte sich Dr. Lenz, dass die Sahara in neuerer geologischer Zeit nicht Meeresboden gewesen ist, die Sandbildung rührt lediglich von der Zersetzung des Sandsteingebirges her. Das Phänomen des tönenden Sandes, das an so verschiedenen Orten der Erde beobachtet worden ist und auch hier vorkommt, erklärt Dr. Lenz durch die Friction der erhitzten Quarzkörner.

Während die westliche Sahara auf der von Dr. Lenz bereisten Linie durchschnittlich 250 bis 300 m über dem Meeresspiegel sich erhebt, fand er im Wadi Telli bei Taodenni am 19. Mai eine wesentlich tiefere Stelle, die Messung ergab hier nur 148 m, so dass allerdings die Gegend von Taodenni, wie man nach Erkundigungen annahm, eine Einsenkung bildet, jedoch ist diese noch weit entfernt von der Depression unter dem Meeresspiegel, auf welche Skertchly sein abenteuerliches Project einer Unterwassersetzung der Sahara basirte. Taodenni selbst mit seinen Salzminen schien ein zu gefährlicher Ort, die Reisenden umgingen ihn östlich, wie es auch Caillié gethan, lernten dafür aber das Wadi Telli kennen, das auch, abgesehen von der tiefen Lage, ungewöhnliches Interesse bietet. Es befinden sich dort Reste einer uralten Stadt, Mauern aus Steinsalz und Lehm und alte Steinwerkzeuge aus Diorit in solcher Menge, dass sie bis weithin verbreitet wurden und die Frauen in Timbuktu sie zu Küchenzwecken benutzen.

Südlich von Taodenni wechseln Sand und Hammada, bis man bei Arauan (9. Juni) wieder auf eine grosse Sanddünenregion stösst. Hier werden heisse Südwinde vorherrschend. Arauan ist noch jetzt der Central- und Knotenpunkt der Karawanen zwischen Timbuktu und dem Norden, und der daselbst ansässige Chef der Berabisch erhebt von den Karawanen einen Zoll. Wie Dr. Lenz hörte, sollen in Arauan noch die Effecten des Major Laing aufbewahrt sein, aber man zeigte sie ihm nicht. Das Wichtigste, des Majors Papiere, sind jedoch von ihm selbst vor seinem Tode abgeschickt worden und 1828 wirklich in Ghadames angekommen, wie denn auch Dr. H. Barth (s. dessen Reisen, deutsche Ausgabe in 5 Bänden, IV, S. 465) erfuhr, dass in Arauan nichts mehr von dessen Papieren vorhanden sei. Die Ermordung Laing's soll erfolgt sein, als er im Begriff war, ein Kameel zu besteigen, und ihr Grund wird verschieden angegeben, u. A. erzählt man, Eifersucht sei im Spiel gewesen, oder eine unglückliche medicinische Kur an einem Grossen. Auch Dr. Lenz musste wegen der ihm abgenöthigten ärztlichen Hülfe sehr vorsichtig sein und beschränkte sich auf die unschuldigsten Medicamente.

Eine Tagereise südlich von Arauan beginnt Mimosenwald, der sich bis westlich von Timbuktu erstreckt. In Timbuktu selbst fand Dr. Lenz eine sehr gute Aufnahme; während Dr. Barth unter steter Bedrohung seines Lebens beinahe 7 Monate dort festgehalten wurde, konnte er es am 17. Juli schon wieder verlassen, nachdem er am 1. Juli angekommen war; er genoss die Gastfreundschaft des Oberhauptes der Stadt, und bei der Abreise gaben ihm Tausende

das Geleit. Wie zu Barth's Zeit herrschte auch jetzt noch Eifersucht und Kriegszustand zwischen den Fullani und den Tuareg, doch hatte sich die Situation insofern geändert, als Abadin, der hoffnungsvolle Sohn des Scheich elBakay, des edlen Arabers, unter dessen Schutz Dr. Barth stand, Führer der Fullani ist, während sich el-Bakay bekanntlich auf die Tuareg stützte. Wie sein Vorgänger

wurde auch Dr. Lenz von den Edeln der Stadt in endlose Gespräche über den Koran gezogen, materiell lebte er aber ganz angenehm, da gutes Weizen brod, Fleischspeisen, Butter, Honig in Fülle vorhanden war. Wenn Dr. Lenz sagt, Timbuktu sei heute nur noch ein Schatten von dem, was es früher gewesen sein soll, so spielt er auf die sehr übertriebene Vorstellung an, die man sich vormals in Europa von jener Stadt gemacht hat, wir möchten bezweifeln, dass sie wesentlich bedeutender gewesen ist als gegenwärtig, wenn auch der Handel zeitweise lebhafter gewesen sein mag. In neuerer Zeit hat die Stadt jedenfalls nicht abgenommen, denn Caillié schätzte ihre Einwohnerzahl nur auf 10-12 000, Barth auf 13 000, wogegen ihr Dr. Lenz 20 000 giebt, auch bestehen jetzt wie vormals Schulen und Bibliotheken.

Von Timbuktu aus ging die Reise nicht den Niger hinauf, sondern westlicher nach Basikunnu (4. August), bei welchem ein räuberischer Überfall durch die Gegenwart des Scherif noch glücklich ohne Blutvergiessen ablief. Hier in Basikunnu vertauschte man die Kameele mit Ochsen und auf diesen ging es zunächst südlich nach Sokolo oder Kala im Lande der Bambara, einer Stadt von 10000 Einwohnern, die dem Sultan Ahmadu von Segu gehört, ferner nordwestlich nach der grossen Doppelstadt Gumbu (6. September), welche 30000 meist arabische Bewohner zählt, und westlich nach Nioro, wo den Reisenden die letzten Habseligkeiten abgenommen wurden. Über Kuniakary erreichte man endlich am 2. November den Senegal bei dem französischen Posten Medine. Das Land, das auf diesem Wege zwischen Timbuktu und dem Senegal durchzogen wurde, bildet eine Hochebene von durchschnittlich 320 m Meereshöhe. Das Klima des Sudan machte sich hier im Gegensatz zu der gesunden Wüste sehr unangenehm fühlhar, die arabischen Mitglieder der Reisegesellschaft erkrankten, ein Diener starb am Typhus und Dr. Lenz, der glücklicherweise gesund blieb, hatte daher mit schwierigen Verhältnissen zu kämpfen und begrüsste freudig das Thal des Senegal, in welches die Hochebene rasch abfällt.

So war die grosse Aufgabe, nach deren Lösung seit langen Jahren vergeblich gestrebt worden, glücklich zu Ende geführt, nicht durch Machtentfaltung, wie Dr. Nachtigal in seiner Begrüssung des heimkehrenden Reisenden mit Recht hervorhob, sondern durch kluges, bescheidenes Auftreten, festes und doch mässiges Handeln. Binnen Kurzem wird man den ausführlicheren Bericht in dem Organ der Afrikanischen Gesellschaft lesen, auch die grosse Routenkarte wird wohl nicht lange auf Veröffentlichung warten, wogegen das in Aussicht genommene erschöpfende, vermuthlich zweibändige Buch noch seiner Ausarbeitung harrt.

Eine reichhaltige Specialkarte des oberen Wad Draa, von den Quellen bis zu dem See Ed Debiaiat, von welchem sich das Thal nach Westen wendet, hat Lieut. H. de Castries nach Erkundigungen zusammengestellt und mit textlichen

Erläuterungen im ,,Bulletin de la Soc. de géographie de Paris", December 1880, veröffentlicht.

Dr. Bayol, der 1880 die Gallieni'sche Expedition nach dem Niger begleitete, sich aber nach dem Überfall bei Bamaku von ihr trennte und nach dem Senegal zurückkam (s. Jahrg. 1880, S. 360), schiffte sich am 5. April in Bor deaux wiederum nach dem Senegal ein, um eine Rundreise durch Bambuk, das Mandingo-Gebiet, Bureh und FutaDjalon zu unternehmen, dabei ganz besonders auch die Stadt Timbo und Umgegend, einen wichtigen Handels- und Karawanenplatz, genau kennen zu lernen. Er reist im Auftrag der Regierung und wird von Licentiat Billet und einem Photographen begleitet.

Dr. G. Beck giebt im 3. Jahresbericht der Geogr. Gesellschaft in Bern ausführliche Nachrichten über die Reisen der Baseler Missionare Ashante und Buss 1877 und 1878 von der Station Abetifi, nordöstlich von Kumasse gelegen, nach der grossen Handelsstadt Salaga am Volta, die bekanntlich zuerst von Bonnat besucht wurde. Aus den Aufzeichnungen dieser Missionare erhellt, dass Europäer in Salaga mit Freuden aufgenommen werden und dass bei der jetzigen politischen Lage einer Reise über Salaga nach Mossi und dem Niger wahrscheinlich keine besonderen Schwierigkeiten entgegenstehen. Der Verfasser betitelt deshalb seinen Aufsatz: Eine neue Route nach dem Oberen Niger und dem Sudan.

Mantegazza's Archivio per l'Antropologia enthält einen Aufsatz von Prof. Giglioli über die in Europa lebenden Akkas. Die „Academy" entnimmt daraus Folgendes:,,Man wird sich erinnern, dass drei Akkas oder sogenannte afrikanische Pygmäen gegenwärtig in Italien leben, zwei von Miani mitgebrachte Knaben unter dem Schutz des Grafen Miniscalchi zu Verona, und ein weniger günstig in Triest situirtes Mädchen. Thibaut, einer von Miani's Knaben, ist jetzt 1,42 m hoch und man glaubt, dass er das Maximum seines Wuchses erreicht hat; er ist wahrscheinlich ca 19 Jahre alt. Chairallah wächst dagegen noch und misst jetzt 1,41 m; man vermuthet, dass er ca 15 Jahre zählt. Die Form des Schädels scheint, nach dem äusseren Ansehen zu urtheilen, an Dolichocephalismus zugenommen zu haben, seitdem die Knaben zuletzt untersucht wurden. Die charakteristische dreilappige Form der Nase hat sich erhalten. Der Prognathismus ist sehr ausgeprägt, der Mund gross mit dicken Lippen, starken, gut von einander abstehenden und ausserordentlich weissen Zähnen. Kleine Büschel schwarzen wolligen Haares sind auf Wangen, Kinn und Oberlippe Thibaut's zum Vorschein gekommen, wogegen Chairallah noch keine Spur von Bart zeigt, sein Gesicht ist jedoch mit den Jahren viel länger geworden. Beide sprechen, lesen und schreiben Italienisch, während sie ihre einheimische AkkaSprache und das in der Jugend gelernte Arabisch vergessen haben. Das Mädchen in Triest, Hausdienerin bei Signora Gessi, geniesst nicht die Vortheile solcher Bildung, sie kann weder lesen noch schreiben, aber sie spricht Italienisch und ein wenig Deutsch, Sprachen, die sie täglich im Hause hört. Man schätzt sie auf etwa 15 Jahre, ihre gegenwärtige Grösse beträgt 1,34 m. Alle drei Akkas erfreuen sich einer guten Gesundheit und betragen sich im Allgemeinen gut, sind jedoch in ihren Neigungen ausserordentlich kindisch".

Die Gadibursi-Somali südlich von Zeyla schildert Oberstlieut. M. Moktar-Bey, der 1877 auf seiner Reise nach Harrar ihr Land durchzog, im Bulletin de la Soc. Khédiviale de géographie, No. 7, Févr. 1880. Nach seinen Erkundigungen schätzt er die Stärke des Stammes auf 87 000 Seelen.

Den

Von E. Ravenstein's grosser Karte von Ost- Afrika in 20 Blatt, deren Bearbeitung im Auftrag der englischen geographischen Gesellschaft wir S. 473 des vorigen Jahrganges erwähnten, liegt uns ein erstes Blatt (Nr. 19) vor. Bangweolo-See mit den westlich und südlich anstossenden Gebieten bis 25° Östl. L. und 15° S. Br., also grösstentheils ganz unbekanntes Land umfassend, ist es wohl eines der leersten Blätter, aber es giebt uns doch eine Probe von der Ausführung der Karte und von der Art, wie Herr Ravenstein seine Aufgabe behandelt. Die Beherrschung des Materials, die kritische Zusammenfassung alles, was an Informationen über das Gebiet vorhanden ist, muss bei derartigen kartographischen Arbeiten die Hauptsache bilden, und dass gerade darin Herr Ravenstein Meister ist, hat er schon so oft bewiesen, dass uns die Vollständigkeit der auf Blatt 19 enthaltenen Reiserouten &c. nicht überraschen kann. Ausser Livingstone's Routen kamen die der Pombeiros von 1806 und von Silva Porto von 1852 hauptsächlich in Betracht, doch finden wir daneben auch J. Wainwright's Itinerar von Kabinda, dem Sterbeorte Livingstone's, um das Westende des Bangweolo herum nach Norden hin sorgfältig construirt und im Süden bereits einen der neuesten Beiträge benutzt, die Route von Mr. Selous und Owen im Januar 1878 von der Confluenz des Kafue mit dem Zambesi nordwestlich über das wellige, 3500 engl. F. hohe Plateau von Manica nach Sitanda, publicirt in dem Märzheft 1881 der Proceedings R. Geogr. Soc. Die Karte zeigt uns, dass Selous' Annahme, er sei in Sitanda nur noch 120 miles vom Bangweolo entfernt gewesen, doch nicht ganz zutrifft, die Entfernung betrug immer noch reichlich 200 miles. Wir wünschen der Ravenstein'schen Arbeit den besten Fortgang und freuen uns auf die interessanten nördlich anstossenden Blätter.

Im Le Tour du Monde" vom 26. März 1881 und den folgenden Nummern findet man einen reich illustrirten Bericht des Major Serpa Pinto über seine Reise durch SüdAfrika 1877-78, mit specielleren Karten der Route. Diese Karten sowie ein Theil der Illustrationen sind dem Werk Serpa Pinto's,,Wanderung quer durch Afrika" entnommen, welches Werk demnächst in deutscher und englischer Ausgabe erscheinen wird. Die deutsche geht aus der Verlagshandlung von Ferdinand Hirt in Leipzig und Breslau hervor und entspricht den früheren ausgezeichneten Publicationen dieses Hauses, sie ist bei besserer Ausstattung mehr als ein Drittel billiger (27 M, geb. 31 M) als die englische Ausgabe. Die Karten stellen den Weg von Benguella bis Zambesi in sechs Sectionen verschiedenen Maassstabes dar, wobei namentlich auch die Erkundigungen über das zu beiden Seiten des Weges liegende Gebiet, der Lauf der Flüsse &c. berücksichtigt sind. Das grosse Übersichtsblatt enthält dann auch die südöstliche Fortsetzung der Reise, und einige interessante Localitäten, wie die Wasserscheide zwischen Zambesi, Cuanza und Cubango unter 121 S. Br.; der Quellsumpf des Cuando, die Gonha

Katarakten des oberen Zambesi und die berühmten VictoriaFälle desselben kommen auf Specialplänen zur Anschauung.

Dr. Buchner ist auf der Rückreise begriffen, nachdem seine Versuche, nordwärts gegen den Congo hin vorzudringen, an der Verzagtheit seiner Träger, die massenhaft dessertirten, dreimal gescheitert waren. So war er denn etwas niedergeschlagen nach Malange in Angola zurückgekommen. Leider ist auch der Dampfer, welcher einen Theil seiner Sammlungen von S. Paul de Loanda nach Europa bringen sollte, an der englischen Küste zu Grunde gegangen. Dr. Pogge und Lieut. Wissmann trafen Anfangs Januar in Loanda ein und wollten nach kurzer Rast die Reise zum Matiamvo beginnen.

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Von A. Merensky's,,Original Map of the Transvaal or South African Republic including the gold and diamond fields", welche 1875 in der Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin publicirt wurde, ist eine neue, durch das Berliner Missionshaus zu beziehende Ausgabe erschienen, auf welcher nur die Jahreszahl 1875 in 1881 umgeändert ist, ohne dass man sonstige, mit der Zeit sehr nothwendig gewordene Berichtigungen vorgenommen hätte. Da Superintendent Merensky ein vorzüglicher Kenner des Transvaal-Landes ist, so sei ausdrücklich davor gewarnt, diese veraltete Karte als den Ausdruck seines jetzigen topographischen Wissens zu betrachten.

Amerika.

Die Geogr. Gesellschaft in Quebec hat die erste Nummer ihrer,,Transactions" herausgegeben, mit Abhandlungen von Sulte über die neueren Forschungen zwischen Neu-Fundland und den Rocky Mountains, und von Dr. R. Bell über die jüngsten Explorationen an den Küsten der Hudsons-Bai, mit Karte. (The Academy.)

In der Sitzung der Pariser Geogr. Gesellschaft vom 18. März sprach Marine-Pharmaceut Lejanne über die jüngste Reise Dr. Crevaux', den er begleitet hat. Sie waren am 6. August 1880 von Sainte-Nazaire abgereist, den Magdalena-Strom mit dem Dampfer bis Neyva hinaufgefahren, wo sie am 3. October ankamen, hatten die Andes nach Osten zu überschritten und am 20. October den Guyabero (Guaviari), einen Zufluss des Orinoko, erreicht. In fünf Tagen zimmerten sie hier die nöthigen Flosse und fuhren auf ihnen den Guyabero bis zur Mündung bei San Fernandode Atabapo hinab. Der ganze Flusslauf, etwa 425 Lieues, wovon 125 durch unbewohntes Gebiet, wurde genau aufgenommen. In San Fernando engagirte man eine indianische Mannschaft, welche die Expedition den Orinoko hinab nach Ciudad Bolivar brachte. Von hier per Dampfer nach Trinidad gelangt, kehrte Lejanne nach Frankreich zurück, während Dr. Crevaux sich nochmals nach dem Orinoko-Delta begab und dort eine reichhaltige Sammlung von Photographien und ethnographischen Gegenständen zusammenbrachte, bevor er ebenfalls die Heimreise antrat.

Die Darstellung einer Meerenge zwischen Süd-Amerika und einem südlicheren Lande auf J. Schöner's Nürnberger Globus von 1520, also zu einer Zeit, WO von der Entdeckung Magalhâes' in Europa Nichts bekannt sein konnte, hat schon viele Untersuchungen und verchiedenartige Erklärungen veranlasst, ohne dass wirklich befriedigende Aufschlüsse gefunden worden wären. Diess scheint nun dem

Professor Dr. Fr. Wieser in Innsbruck gelungen zu sein. In einer gelehrten Schrift über „, Magalhães - Strasse und Austral-Continent auf den Globen des Johannes Schöner" (mit 5 Karten. Wagner'sche Universitäts-Buchhandlung in Innsbruck) liefert er den Beweis, dass der durch Jomard bekannt gewordene Globus zu Frankfurt a. M. aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts und der damit identische alte Globus in der Militär-Bibliothek zu Weimar ebenfalls Arbeiten von Joh. Schöner sind, aber schon aus dem Jahre 1515. Diese Globen enthalten die erste kartographische Darstellung einer südwestlichen Durchfahrt, und die erste Erwähnung derselben geschieht in Schöner's Schrift,,Luculentissima quaedam terrae totius descriptio" &c., Nürnberg 1513. Dieser Nachweis einer noch älteren Kunde von der südwestlichen Durchfahrt macht die Sache scheinbar noch räthselhafter, zugleich giebt uns Prof. Wieser aber die Lösung. Schöner hat die Notiz einem Zeitungsblatt entnommen, der,,Copia der Neuen Zeytung auss Presillg Landt" (siehe darüber Prof. S. Ruge im IV. und V. Jahresbericht des Vereins für Erdkunde in Dresden), die von einer portugiesischen Fahrt in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts berichtet. Wieser ist aber nicht der Ansicht, dass diese frühere Expedition wirklich die später sogenannte Magalhães-Strasse entdeckt habe, schon die Breite von 40° widerspricht dem, sondern er glaubt, dass sich die Seefahrer durch eine Meeresbucht täuschen liessen, und zwar durch den Golf von St. Mathias. Auch in Bezug auf die Geschichte der kartographischen Darstellung des grossen Südlandes, das bekanntlich noch Cook aufsuchen wollte, bietet das Buch eingehende Studien, wie es überhaupt einen sehr dankenswerthen Beitrag zur Aufklärung der grossen Entdeckungsperiode im Anfang des 16. Jahrhunderts liefert. U. A. wird hervorgehoben, dass der Schöner'sche Globus von 1515 auch das älteste gedruckte Kartenwerk ist, auf dem der westliche Continent den Namen America trägt.

Polar-Regionen.

Der Congress der Vereinigten Staaten bewilligte am Schluss seiner vorigen Session 25 000 Dollars zu einer arktischen Expedition, welche von dem Signal-Bureau des Kriegsministeriums ausgeschickt wird, um in der Lady Franklin Bay oder an einem anderen, in möglichst hoher Breite gelegenen Punkte des Smith-Sundes Winter und Sommer hindurch meteorologische und sonstige wissenschaftliche Beobachtungen anzustellen. Die Vorbereitungen sind nunmehr so weit beendet, dass die Expedition zu Anfang des Sommers an ihren Bestimmungsort abgehen wird. Der Dampfer, eines der für den Seehundsfang gebauten Schiffe von St. Johns, wird von Master Lucien Young commandirt, während die Expeditionsmitglieder, Officiere und Soldaten, unter Lieut. Greeley's Befehl stehen, der in letzterer Zeit auf dem Signal - Bureau beschäftigt war. Auch Pavé und Clay, welche voriges Jahres die wegen der schlechten Beschaffenheit des Schiffes abgebrochene Fahrt des „,Gulnare" mitmachten und zu Rittenbank in Grönland den Winter über geblieben sind, werden von dort aus an der Expedition Theil nehmen. So hat das schon von Dr. Hayes bald nach seiner Rückkehr aus dem Smith - Sund vorgeschlagene, in neuester Zeit von Howgate so eifrig betriebene Unternehmen endlich Aussicht zur Verwirklichung.

Die Expedition zur Aufsuchung der „Jeannette", zu welcher der Congress 175 000 Dollars bewilligte, wird jetzt ebenfalls mit allem Eifer vorbereitet. Der Walfisch-Dampfer „Helen and Mary" wurde für 100 000 Dollars angekauft und wird in San Francisco ausgerüstet. Das Commando der Expedition ist Lieut. Berry übertragen worden.

Einen wichtigen Theil der während der „Vega"-Expedition vorgenommenen wissenschaftlichen Arbeiten hat Dr. A. Sturberg in der ,,K. Svenska Vet. Akad. Handlingar", Band 5, No. 22, Stockholm 1880, publicirt: Evertebratfaunan i Sibiriens ishaf. Es sind Studien über die niederen Seethiere, welche von Dr. Stuxberg 1875, 1876 und 1878-79 mittelst des Schleppnetzes an 102 Punkten des Karischen Meeres und längs der nordsibirischen Küste bis zur Bering-Strasse gesammelt wurden. Der Tabelle über die Beobachtungspunkte, Wassertemperatur, specifisches Gewicht, Tiefe, Bodenbeschaffenheit, schliesst sich die Aufzählung der zoologischen Funde an mit Beschreibung der neuen Formen und die Darstellung ihrer geogr. Verbreitung in Text und Tabelle. Die ganze arktische Region ist zum Vergleich angezogen. Auf einer Übersichtskarte sind die Beobachtungsstationen eingetragen.

Oceane.

Vom November 1878 bis Juni 1879 hat die Göteborgs och Bohusläns Hushållnings - Sällskap in der Einfahrt zum Kattegat zwischen Skagen und der Westküste von Schweden, sowie längs derselben von 57° 27' bis 59° 3′ N. Br. eine Serie hydrographischer Untersuchungen anstellen lassen, deren Resultate G. Ekman unter dem Titel: Hydrografiska Undersökningar vid Bohuskusten als Extraheft zur Quartalsschrift der Gesellschaft veröffentlicht. Die Untersuchungen, erstreckten sich auf Tiefseemessungen, Temperaturmessungen von Luft und Wasser, Prüfung des Wassers auf Salz- und Chlorgehalt in den verschiedenen Monaten, Stromrichtungen und Stromstärke, Wind- und Wetterbeobachtungen, sowie auf die gegenseitig ausgeübte Beeinflussung. Das gewonnene reiche Material, welches in zahlreichen Tabellen mitgetheilt wird, ist auf 8 Tafeln in Querschnitten und Profilen verarbeitet; auf der beigefügten Karte, dem Abdrucke einer schwedischen Seekarte in 1:250000, sind ausser den Tiefen auch die Stationen und die Linien der Querschnitte eingetragen. Die ganze Publication bildet wiederum einen höchst willkommenen Beitrag zu der wissenschaftlichen Meereskunde, die in neuester Zeit von verschiedenen Nationen so eifrig betrieben wird.

Über die Meeresströmungen an der Westküste von Grönland findet man im ,,American Journal of Science" (Februar 1881) eine Notiz von O. T. Sherman. Darin heisst es: „Die folgenden Beobachtungen wurden auf dem arktischen Dampfer ,,Gulnare" im Sommer 1880 angestellt, mit einem MillerCassella'schen Thermometer, dessen sorgfältig ermittelter Fehler jedesmal in Rechnung gezogen wurde. Der Dampfer lag während der Beobachtungen still bei mangelndem Wind. Auf einigen älteren Karten sieht man das warme Wasser, welches die Westküste von Grönland bewohnbar macht, in Zusammenhang gebracht mit dem arktischen Strom, der an der Ostküste alles Leben verdrängt; auf anderen ist der warme Strom ohne Weiteres als Arm des Golfstromes dargestellt. Auf den neueren deutschen Karten dage

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,,Das plötzliche Steigen der Temperatur in der grössten Tiefe erweckte natürlich bei dem Beobachter einigen Verdacht und die Messungen wurden daher dreimal wiederholt. Diese Beobachtungen mögen auch zum Theil die Biegung in der Curve der Eisgrenze erklären".

W. H. Dall hat uns einen hydrothermischen Durchschnitt der Bering-Strasse, nach seinen Temperaturmessungen von 1880 construirt, im Manuscript geschickt und wird derselbe in einem unserer nächsten Hefte zur Veröffentlichung kommen.

In seiner so besonders anschaulichen und fesselnden Weise schildert Prof. Dr. Th. Studer im „Berner Taschenbuch 1881" einen Ausflug auf der Insel Kerguelen, den er als Mitglied der deutschen astronomischen Expedition 1874 ausführte, und zwar von der Station an der Betsy Cove nach dem ca 3500 F. hohen Mount Crozier.

Allgemeines.

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Ed. de Luze hat in einer Brochure,,La terminologie géographique dans les différents pays du globe" (Paris, E. Léroux, 1880) eine Art Wörterbuch der geographischen Bezeichnungen in den europäischen und einem Theil der asiatischen Sprachen zusammengestellt, ähnlich der vergleichenden Tabelle geographischer Wörter, welche Dr. Berghaus früher dem Stieler'schen Hand-Atlas beigab. Mit dem Deutschen beginnend, heisst es da: Arm bras (d'un fleuve), Bau (im) en construction, Befestigung place forte, Betrieb (im) en exploitation &c. in alphabetischer Folge. Bei den europäischen Sprachen sind auch solche wie das Gälische, Irische, Serbische, Rumänische berücksichtigt; von den asiatischen sind vertreten das Arabische, Türkische, Persische, Armenische, Chinesische, Japanische, Annamitische, Javanische, Malaiische. Die deutschen Ausdrücke sind richtig übersetzt, mit Ausnahme von ,,Länge", die aus Versehen durch latitude wiedergegeben ist, während ,,Breite" fehlt.

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Über,,Magnetismus und Deviation der Compasse in eisernen Schiffen" hat Navigationslehrer II. A. Jungclaus im Verlag von Chr. G. Tienken in Bremerhaven ein kleines Buch herausgegeben, das aus dem Englischen des Dr. Merrifield übersetzt und theilweise neu bearbeitet, einen elementar gehaltenen Leitfaden für den Schul- und Selbstunterricht abgiebt. Er behandelt in drei Theilen den Compass, den Magnetismus und die Deviation des Compasses und zeichnet Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1881, Heft V.

sich sowohl durch die praktische Richtung wie durch die schulgerechte Bearbeitung aus.

Die,,Studien über die Gestaltung der Sandkästen und die Anlage von Seehäfen im Sandgebiet" von Regierungsbaumeister H. Keller (Zeitschrift für Bauwesen, Jahrg. XXXI. Berlin 1881) verdienen, abgesehen von ihrem praktischen Interesse, auch in physisch-geographischer Hinsicht Beachtung. Die Bildung der Sandküsten und ihre Veränderung durch natürliche und künstliche Agentien, Wellen, Strömungen, Fluthen, Sinkstoffe, Wind, geologische Vorgänge, künstliche Einbaue, die Bildung der Barren &c. werden darin auf das Eingehendste erörtert, unter Beigabe von Plänen verschiedener Küstenstriche Europa's, wo der Verfasser die Verhältnisse aus eigener Anschauung kennen lernte.

Einen anderen Beitrag zur allgemeinen Erdkunde giebt Dr. R. Lüddecke in seiner Abhandlung über Moränenseen" (Halle, bei M. Niemeyer, 1881). Unter specieller Berück sichtigung der Moränenlandschaften Europa's und Nord-Amerika's und fleissiger Benutzung der einschlagenden Literatur zeigt er, wie die Moränen ein wesentliches Moment zur Seebildung abgeben, unter welchen Umständen so gebildete Seen bestehen bleiben oder wieder verschwinden, und dass massenhafte Seenhäufung sowie häufiges Erweitern der Flussläufe zu Seen in Gebieten, welche ehemals vergletschert waren, ebenso charakteristische Merkmale und Spuren für die ehemalige Vergletscherung bilden, wie die Schrammen, Schliffe an den Felsen, Moränen, Riesentöpfe, erratischen Blöcke und Stauchungen des Untergrundes.

Der Verbreitung des Renthieres in der Gegenwart und in älterer historischer Zeit, sowie der Verbreitung der fossilen Reste des Renthieres mit besonderer Rücksicht auf die Funde in Deutschland widmet C. Struckmann eine Abhandlung im Jahrg. 1880, S. 728-773, der Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft.

,,Six lectures on physical geography, by the Rev. Samuel Haughton" (Dublin 1880), ein Buch, das einen beträchtlichen Theil der physischen Geographie, namentlich Bodengestalt, Gebirge und Vulcane, Meteorologie, Flüsse und Seen, geogr. Verbreitung der Thiere und Pflanzen, in dem Tone eines Lehrbuches behandelt, zeichnet sich durch vortrefflichen Druck, eine lange Reihe von Holzschnitten, zahlreiche Einzeldaten und hie und da originelle Darstellung aus, ist aber leider in seinen Detailangaben unzuverlässig und, was noch schlimmer, ohne Kenntniss der bezüglichen neuen Arbeiten Deutschlands geschrieben, so dass man stellenweise die Mühe bedauert, die sich der Verfasser um Fragen gegeben hat, die in der deutschen Literatur schon vollständiger und besser bearbeitet sind.

Ed. Whymper gab in einem Vortrag über Chimborazo und Cotopaxi (Nature, 17. März 1881, p. 459) interessante Nachrichten über die sogenannte Bergkrankheit, den Einfluss der verdünnten Luft auf das Befinden des Menschen, worüber er bei seinen zahlreichen Bergbesteigungen in den Andes reiche Erfahrungen an sich selbst und seinen Schweizer Begleitern gemacht hat. Er brachte 21 Nächte in mehr als 14 000 engl. Fuss Höhe zu, 8 Nächte in 15000, 13 andere in 16000, 6 in 17 000 und eine in 19450 Fuss Höhe. Der Hunger nach Luft, die Erschlaffung und heftiges Kopfweh sind die Hauptsymptome, Nasenbluten kommt nur bei solchen vor, die überhaupt dazu geneigt sind. Ein

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