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an Fleischnahrung gelitten, da überall viel Wild angetroffen wurde. Der Vorsicht halber liess Forrest trotzdem einen der abgetriebenen Gäule schlachten und sein Fleisch trocknen, denn der Mangel an Mehl, die schon eingetretene trockene Jahreszeit und der daher zu befürchtende Wassermangel zwangen gebieterisch zu einem eiligen Vormarsche, der keine Zeit zu Jagd und Fischfang übrig liess, während wiederum der Zustand der erkrankten Expeditionsmitglieder grössere Pausen und kurze Märsche verlangte.

Auf nordaustralischem Territorium ging es anfänglich über steiniges, aber grasreiches Terrain weiter, dann wurde durch den Sonder-Pass eine hohe Bergkette überstiegen und mit der Annäherung an einen mehr als 200 Fuss breiten Fluss, welcher den Namen Behm River erhielt, am 7. August wieder fruchtbareres Gebiet erreicht; auf beiden Ufern des Flusses dehnten sich Ebenen mit üppigem Grase aus, welches, um nutzbar zu werden, erst abgebrannt werden müsste. Zwei Tage später traf die Expedition am Stirling Creek ein; seinem Laufe stromabwärts zu folgen, war nicht möglich, weil das Überschreiten der in tief eingeschnittenen Betten ihm zufliessenden Bäche zu grosse Anstrengungen erforderte. Forrest zog es daher vor, direct nach O vorzudringen, und bald liess er das rauhe, unfruchtbare Terrain hinter sich; abwechselnd folgten jetzt kleine mit Spinifex und kümmerlichen Encalypten bestandene Strecken und grasige Ebenen, welche von zahlreichen Creeks durchzogen. waren; an ihren Ufern gediehen üppige Palmen und Cajaputs. Dann zogen die Reisenden 2 Tage über die bisweilen bis zu einer Höhe von 20 F. überschwemmten Ebenen am Südufer des Humbert River, der im Norden von der Rudolf Range begrenzt wurde, bis zu seiner Mündung in den Wickham, den man wegen seiner bedeutenden Tiefe nur unter grossen Schwierigkeiten passiren konnte. Auf dieser Strecke geriethen die Reisenden in grosse Gefahr, indem die Eingeborenen, welche sich in diesen Gegenden sehr zahlreich aufhalten, plötzlich das Gras anzündeten; glücklicherweise hatte man das Lager in einem trockenen Flussbette aufgeschlagen und kam dadurch ohne Schaden davon. Ob die Eingeborenen in feindlicher Absicht diesen Brand verursacht hatten, liess sich nicht entscheiden, da man keine von ihnen zu Gesicht bekam; im Allgemeinen gingen sie der Expedition scheu aus dem Wege und suchten jedes Zusammentreffen zu vermeiden.

Über weite Grasebenen gelangten die Forscher am 18. August zum Victoria River, dessen Passage ebenfalls nur mit Mühe bewerkstelligt werden konnte, weil der Fluss in vielen tiefen Armen über sumpfige Ebenen dahinströmte und die üppige Vegetation von Palmen, Cajaputs, Bambus und Schilf das Auffinden einer zugänglichen Furt erschwerte. Da die Gegenden des Victoria und Wickham schon 1856 von A. C.

Gregory's Expedition, an welcher auch der berühmte Botaniker Ferd. v. Mueller Theil nahm, untersucht worden waren, so verwendete Forrest keine weitere Zeit auf ihre Erforschung, sondern eilte der nach seiner Schätzung noch ca 100, in Wirklichkeit aber 150 miles entfernten Telegraphenlinie zu, denn es stellte sich schon empfindlicher Proviantmangel ein; die täglichen Rationen wurden auf 1/2 Pfund Mehl beschränkt, Zucker und Thee waren fast nicht mehr vorhanden, und man hatte, wenn auch mit Widerwillen, bereits Schlangen verspeist.

Wenige kurze Tagemärsche vom Victoria River entfernt, trat zum ersten Mal Wassermangel ein; da die Reisenden bisher stets Wasser in Überfluss gefunden hatten in den zahlreichen Flüssen, Bächen und Quellen, die sie entdeckten, so hatte man allmählich die Vorsicht ausser Acht gelassen, die Wassertrommeln stets frisch zu füllen und so wurde man, nachdem 2 Tage ohne Wasser verbracht worden waren, am 23. August gezwungen, nach dem 2 Tage zuvor verlassenen Lager zurückzukehren. Eine weite grasreiche, aber wasserlose Ebene dehnte sich vor den Forschern aus, welche jetzt nur sehr kleine Märsche zurücklegen konnten, da das Suchen nach Wasser, welches meistens durch Nachgraben in den trockenen Bachbetten gefunden wurde, viel Zeit in Anspruch nahm. Ausserdem waren die noch vorhandenen 7 Pferde so von Kräften gekommen, dass mit Ausnahme der Kranken alle zu Fusse gingen. Am 28. August war man endlich so glücklich, ein ergiebiges Wasserloch in einem trockenen Creek zu entdecken und wurde das Lager nun hierher vorgeschoben. Immer noch war man 100 miles von der Telegraphenlinie entfernt, und im Hinblick auf den geringen, bis auf 60 Pfund Mehl zusammengeschmolzenen Proviant und die entkräfteten Lastthiere erkannte jetzt Forrest die Unmöglichkeit, seine Begleiter ungefährdet bis zur nächsten Station zu bringen. Er entschloss sich deshalb, das Gros der Expedition in diesem Dépôt Camp unter dem Commando des Geologen Hill zurückzulassen und selbst in Begleitung von Hicks unter Mitnahme von drei Pferden und der Hälfte des Proviantes einen Vorstoss zur Telegraphenlinie zu machen und in der nächsten Station Hülfe zu holen. Hill erhielt den Auftrag, bei eintretendem Mangel noch ein weiteres Pferd zu schlachten, 10 Tage auf Forrest's Rückkehr zu warten und dann unter Anwendung aller Vorsichtsmaassregeln durch Voraussendung von Kundschaftern nach Wasser allmählich zum Überlandtelegraphen die Reise fortzusetzen.

In starken Eilmärschen, welche die grössten Anforde rungen an die Leistungsfähigkeit der fast nur noch aus Haut und Knochen bestehenden Pferde stellten, eilte For rest über weite Grasebenen, die stellenweise mit Eucalyp ten, Acacien und Scrub dicht bewachsen waren, vorwärts.

Wohl fand man zahlreiche trockene Pfannen und weitere Anzeichen, dass in der Regenzeit die ganze Gegend weithin überschwemmt sein muss, von Wasser selbst war keine Spur zu entdecken, doch gewährte der in der Nacht fallende starke Thau den Thieren wenigstens etwas Erquickung. Dass trotzdem Wasserstellen vorhanden sein mussten, bewiesen die zu beiden Seiten der Route sichtbaren zahlreichen Lagerfeuer der Eingeborenen. Endlich nach 3tägigen Märschen erblickten die beiden Wanderer in der Nacht vom 31. August zum 1. September den lang ersehnten Telegraphen und setzten von hier, nachdem sie nur kurze Zeit gerastet und ein inniges Dankgebet für ihre Rettung zum Himmel gesandt, ihre Reise in nördlicher Richtung auf dem ca 10 m zu jeder Seite des Telegraphen ausgerodeten Wege fort, in der Hoffnung, hier bald die Station am Katherine-Flusse zu erreichen. Hätte Forrest eine Karte bei sich gehabt, so würde er sich vermuthlich nach S zur Daly Waters-Station, welche bedeutend näher lag, gewendet haben. Die Besorgniss über das Schicksal ihrer Gefährten trieb die beiden Reisenden eilig vorwärts, sie achteten nicht der eigenen Ermattung, der Kraftlosigkeit ihrer Pferde und. ihres Hungers, sie verzehrten Schlangen und Eulen, und als sie aus Mangel an Zündhölzern kein Feuer anzünden konnten, rohes Kängurufleisch; zwei Pferde gingen ihnen verloren, zum Glück gelang es ihnen, ein herrenloses einzufangen; Vorräthe an Wasser fanden sie zur Genüge in einigen künstlich aufgestauten Lachen und in eisernen Wasserkisten, welche für Nothfälle an geschützten Plätzen aufgestellt sind. Nach 4tägigem Marsche stiessen sie endlich, nachdem sie bereits den Roper River überschritten hatten, auf eine Abtheilung Arbeiter, welche mit der Reparatur des Telegraphen beschäftigt war; der Führer derselben, Mr. Woods, emfing die Reisenden in freundlichster Weise und stellte ihnen Proviantvorräthe und frische Pferde zur Verfügung, ein Anerbieten, welches um so dankbarer angenommen wurde, als die Katherine-Station noch ca 50 miles entfernt war.

Nur einen Tag Rast gönnten sich Forrest und sein Begleiter zu der ihnen so nothwendigen Erholung, am 6. September brachen sie wieder längs der Telegraphenlinie nach S auf, die sie am 9. mehrere miles vor dem Punkte verliessen, an welchem sie dieselbe am 1. September erreicht hatten. Kurz zuvor trafen sie mit einer von Daly Waters kommenden Wagen colonne zusammen, welche einer die Stationen mit Proviant versorgenden Firma gehörten, und erstanden von ihr frische Vorräthe, die sie für den Nothfall am Telegraphen vergruben. In directer Linie steuerten sie jetzt auf Dépôt Camp los über dieselben grasreichen, aber wasserlosen Ebenen; ein einziges Wasserloch wurde am 11. September entdeckt, am nächsten Morgen erreichPetermann's Geogr. Mittheilungen. 1881, Heft IV.

ten sie ihre alte Route und stiessen kurz darauf unvermuthet auf die Expedition, die wenige Stunden vorher Dépôt Camp verlassen hatte. Die ihm gebotene Vorsicht hatte Hill ausser Acht gelassen, und leicht hätte er seinen Begleitern das Schicksal von Burke und Wills bereiten können, wenn Forrest sie nicht glücklich getroffen hätte; mit seinen entkräfteten Gäulen und der theilweise kranken Mannschaft wäre er nie im Stande gewesen, die wasserlose Ebene bis zur Telegraphenlinie zu durchschneiden. Mangel hatte man in der Zwischenzeit nicht gelitten; die Jagd auf Kakadus, Trappen und Tauben hatte gute Erträge ergeben, auch waren zahlreiche Fische gefangen worden. In 3 forcirten Tagemärschen passirte man nun die wasserlose Ebene und erreichte glücklich am 19. September die Katherine-Station, von wo aus man mit den vom Generaltelegraphen-Director von Süd-Australien, Todd, zur Verfügung gestellten Transportthieren am 26. September nach der Hafenstadt Palmerston am Port Darwin gelangte. Am 15. October wurde mit dem Postdampfer über Sydney die Rückreise nach Perth angetreten, wo der schwarze Diener Pierre kurz nach Ankunft seinen langen Leiden erlag.

Im Ganzen hatte die Expedition ca 40 Millionen Hektaren Weideland und Ackerboden, welche zum weitaus grössten Theile der Colonie West-Australien angehören, erforscht. Da dieser grosse Flächenraum von der Küste leicht zugänglich und nicht durch grosse unfruchtbare Strecken von derselben getrennt ist, so steht zu erwarten, dass ihre Besiedelung schnell erfolgen wird; wie die Brockman'sche Expedition), welche nach dem Eintreffen der ersten Telegramme von Forrest's Erfolg zur Beagle-Bai aufbrach, beweist, säumt der australische Squatter nicht, die sich ihm bietende Aussicht, seinen Bestand an Heerden zu vergrössern, nach Kräften auszunutzen. Bereits sind 2 Millionen ha in der Fitz Roy-Ebene an Schafzüchter vergeben worden, so dass die Regierung von West-Australien hier einen neuen District, den Kimberley-District, hat bilden müssen. Über die Errichtung einer regelmässigen Dampfschiffverbindung zwischen der Hauptstadt und den neuen Ansiedelungen schweben jetzt Unterhandlungen und, da auch der Perlfischerei ein neues Feld geöffnet worden ist, so steht mit Recht zu erwarten, dass in diesen so lange vernachlässigten Ebenen sich bald ein reges Leben entfalten wird. Selbst wenn die Erwartung des Geologen Hill von dem Vorhandensein von Gold im Quellgebiete des Fitz Roy sich nicht verwirklichen sollte, so werden die glänzenden Resultate der Expedition, welche Alex. Forrest mit so grosser Umsicht geleitet hatte, doch wesentlich zu einem Aufblühen der Colonie beitragen.

1) s. Petermann's Mitth. 1880, S. 455.

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Erkundigungen im äquatorialen Ost-Afrika.

II. 1)

Von Clemens Denhardt.

Erkundigungen über Wege und Zustände des von unserer Untersuchung nicht berührten, mich aber wegen künftiger Forschungen im Schneeberg- und See-Gebiet interessirenden Innern von Ost-Afrika zog ich ganz beiläufig ein, ausschliesslich zu meiner Information bei Berathung eventuell auszuführender Reisen. Ich war zu sehr an exacte geodätische Messungen und Kartirungen gewöhnt, als dass ich damals daran gedacht hätte, Erkundigungen für die Vervollständigung der Karten einzuholen, oder die gesammelten Wegenotizen in diesem Sinne zu verwenden. Auch heute noch änderte sich meine bezügliche Meinung gering, zumal ich aus eigener Erfahrung weiss, wie wenig zuverlässig meistens Wegeangaben der Eingeborenen sind, und wie schwierig es ist, ohne Hülfsmittel Richtungen und Längen zurückgelegter Wege mit Näherung an die Wahrheit zu geben. Den Händlern fehlen Compasse, Uhren und Schreibmaterialien, um Richtungen und Dauer der Märsche festzustellen und zu notiren. Sie sind einzig auf den Stand der Sonne für ihre Wegecontrole und auf ihr Gedächtniss angewiesen, und nach dem letzteren geben sie die bezüglichen Nachrichten. Hätte ich Erkundigungen für kartographische Zwecke eingezogen, so würde ich das systematisch gethan haben und wahrscheinlich heute im Besitze besseren Materials sein; denn gerade damals hielten sich einige der weitgereistesten Händler in Mombasa und Pangani auf, zwischen denen und mir ein recht freundschaftlicher Verkehr bestand.

Wenn ich, bei dem drückenden Bewusstsein der Unvollkommenheit meines Materials, nun doch zur Construction der Kartenskizze schritt, so geschah das auf Veranlassung des Herrn B. Hassenstein, des Redacteurs des kartographischen Theiles dieser Mittheilungen". Keineswegs verhehle ich mir die erheblichen Fehler, welche sich später in dieser Construction zeigen werden; aber ich erhoffe für diesen Fall gütige Nachsicht im Hinblick auf das Angedeutete.

Oberflächliche Vergleiche zeigen mehrfache Übereinstimmungen oder Namensgleichheiten meiner Karte mit den Karten von Wakefield und New. Wahrscheinlich ergiebt kritische Vergleichung und Bearbeitung dieser Karten und der dazu gehörenden Notizen, unter Hinzuziehung des höchst werthvollen, so wenig bekannten und beachteten Reisewerkes von Dr. L. Krapf unseres ersten deutschen Forschers im äquatorialen Ost-Afrika eine weitergehendere Annäherung und Verwendbarkeit meiner Erkundigungen. Aus diesem Grunde construirte ich ohne Rücksicht auf die von Anderen gelieferten Erkundigungskarten und auf die für einzelne Positionen demnächst zu erwartenden Daten: - ich gebe eine Manuscriptkarte, um späteren, kritischen Verarbeitungen des gesammten, aus diesem Forschungsgebiete vorliegenden Stoffes die ursprünglichen Factoren zu

1) Siehe den ersten Abschnitt in Heft I, S. 11, mit der Karte Tafel 1.

liefern und ein Urtheil über die Zuverlässigkeit geographischer Angaben der Afrikaner zu ermöglichen. Einer kritischen Sichtung, die erheblichen Zeitaufwand fordert, unterzog ich mich nicht wegen der drängenden, mir hoffentlich noch ermöglichten gründlichen Bearbeitung meiner Reise.

Meine Notizen erhielt ich von Leuten, welche, wie Kaptao aus Mombasa und Kamtima aus Tanga, selbst häufige Reisen als Besitzer von Handelszügen leiteten, oder, wie Mfaki und Ferhaji, sich als Führer und Träger dabei betheiligten. Kaptao ist derselbe Mann, welchen Dr. Kersten und New in ihren Werken erwähnen.

Meist empfing ich die Andeutung der Wegerichtungen einfach nach den Himmelsgegenden; zuweilen liess ich mir jedoch die Richtungen an einem Compass angeben, dessen Gradeintheilung von S durch W lief, am Südende des Magneten 0° (360°), bei W 90°, bei N 180°, bei O 270° zeigend.

Den Weg Kamtima's zum Baringo gebe ich zuerst, weil sich mehrere der anderen Wege von ihm abzweigen oder an ihn anschliessen. Wegerichtungen von Ort zu Ort erhielt ich von Kamtima nicht; er sagte nur, dass vom Jipe und von Leta Kotok aus der Naiwascha NNW und vom Naiwascha aus der Baringo NW liege, und dass nennenswerthe Abweichungen von diesen Richtungen bei den einzelnen Märschen nicht Statt fänden, ausgenommen bei dem Wege vom Jipe bis Leta Kotok. Diese Strecke skizzirte er mit einem Zweige im Staube und ich buchte sie. Einige Tage später bestätigte Kaptao die Angaben Kamtima's; Gründe zu deren Verwerfung liegen also nicht vor.

Die vom Pangani und Tanga ausgehenden Handelswege gebe ich von Kisuani (in den Pare-Bergen) ab, weil sie bis dorthin durch bekanntes Terrain führen. Als Grundlage der Kartenskizze dienten die Hassenstein'schen Karten im von der Decken'schen Reisewerke, welche sich als die Ergebnisse der Thornton'schen und Kersten'schen Messungen darstellen.

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Von Kisuani nach den Kisungu-Bergen 12h 150°, Südende des Jipe 6h 160°, Daveta 10h, Nikani, Kimangela, Rombo, Lager, Leta Kotok, Matumbatu 12h, Kaptei 12h, Mirdjon 10h, Lager 9h, Doinjo Maluga 10h, Ngongo 7h, Naiwascha 8h (von Leta Kotok bis Naiwascha NNW), Nakuro 7h, Luge enjoki 9h, Lager 8b, Lager 8h, Ndjams 9h, Lager 8h, Kamassia 6b, Suku 7h, Lager 6h, Nandi 6h, Baringo 5h (von Naiwascha bis Baringo NW).

Von Kisuani bis zum Nordende des Jipe - Sees fällt Kamtima's Weg mit dem von der Decken's zusammen. Zwischen Kisuani und den Kisungu-Bergen werden Bäche ge

kreuzt, die aus den letzteren kommen und, gegen S und O sich wendend, in den Kisuani-Fluss sich ergiessen. Leta Kotok wird oft auch ,,Masimani" kurzweg genannt, d. h.,,An der Quelle". Es befinden sich nämlich Quellen in der Nähe und unweit davon der See Dsawa, dessen Wasser zum Dsawo abfliesst. Bei den Quellen soll Rauch dem Bergfusse entsteigen. - Matumbatu scheint der Name für einen Landestheil zu sein, welcher sich vom Kilima - Ndscharo - Nordhange gegen NW erstreckt und an die Hochebene Kaptei grenzt, die sich nördlich vom genannten Berge bis nach Kikuju ausdehnt. Masai und Wakuafi weiden ihre Rinderheerden in diesen Ebenen und machen sich das Terrain streitig. Mirdjon, wo sich Masai und Wandorobo aufhalten, hat seinen Namen von einem strauch- oder baumartigen Gewächs, welches dort in grossen Mengen vorkommt. Es wächst auch in Ukambani und bildet einen geschätzten Handelsartikel für den Export nach den nördlich von Ukambani gelegenen Ländern. Mehrere ostafrikanische Völker bereiten aus dem Holze Pfeilgift. Das Holz wird zu diesem Zwecke so fein als möglich zerkleinert und dann gekocht. Der sich ergebende Saft wird zu einem braunen Brei am Feuer eingedickt und zum Bestreichen der Pfeilspitzen verwendet. Möglichenfalls ist der Strauch Carissa spec. Schimperi. Bei Doinjo Maluga ist das Land bergig, flacht sich dann aber nach dem Naiwascha ab. Dieser See erstreckt sich gegen SSW zwei kleine Tagereisen weit und ist etwa eine Tagereise breit. Sein Wasser soll salzig oder brackig sein; am Nordund Südende befindet sich jedoch gutes Trinkwasser (Zuflüsschen oder Quellen?). Heisse Quellen, in denen Fleisch gar kocht, sprudeln unweit des Sees, namentlich Morgens und Abends viel,,Rauch" (Wasserdämpfe?) ausstossend, welcher Schwindel verursacht. Diess Quellenwasser ist sehr bitter und setzt eine röthlichbraune erdige Masse ab,,Magad" oder „Magaddi" genannt, die von manchen Suaheli, von Wanika und Wakamba, unter den Schnupftabak gemischt wird. Sie soll sich auch in Dschagga und im nordöstlichen Ukambani finden. Zum Kochen von Speisen kann dieses Quellwasser nicht gebraucht werden. Schwarze, harte, scharfe Steine finden sich bei den Quellen in Menge und werden zuweilen als Ersatz der Flintensteine von den Suaheli verwendet. Am Südostende des Sees erheben sich hohe Berge. Davon kannte Kamtima den,,Sus" und den Vulcan,,Mburo". ,,Mburo". Am Tage soll nur Rauch am Berge zu sehen sein, des Nachts aber Feuer. (,,Bur" ist Kikuafi und bedeutet:,,heftig stossen",,,plötzlich rucken".)

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Von

Nakuro ist ein bergiges Ländchen mit viel Milch. einem See, den New in seiner Karte daselbst verzeichnet, wusste man Nichts. Viel Milch giebt es dort bei den Wakuafi. Die Händler sind neben dem Genuss von Rindfleisch dort fast nur auf Milch angewiesen. ,Siwa" bedeutet in Kisuaheli ,,See", ,Masiwa" dagegen,,Milch"; Kamtima nimmt an, dass Seitens New hier eine Verwechselung vorliege, sich herleitend aus der Ähnlichkeit beider Worte. Von Nakuro bis Ndjams ist das Land flach; bei Luge enjoki findet sich rother Sand, sonst aber gutes Weideland. Ndjams, Suku und Nandi sind bergig. Gegen O vom Südende des Baringo erhebt sich der Doinjo Buri (von den Suaheli auch „Kirima ja Djoki" genannt), wahrscheinlich ebenfalls ein Vulcan; denn es wird erzählt, er steige wie eine Kofia (Fess), isolirt

und rund aus der Umgebung, sein Gestein sei schwarz und hart, wie das des Doinjo Mburo am Naiwascha, heisses Wasser entströme ihm und dichte Rauchsäulen kämen aus vielen Öffnungen des Berges, bei Nacht glühend, wie Lagerfeuer. Die Quellen sind zahlreich und sprudeln; Bäche formen sie nicht, aber das Land am Bergfusse machen sie sumpfig. Das Wasser ist nicht so bitter wie in den Quellen am Naiwascha, jedoch ebenso heiss und kann zum Kochen von Speisen benutzt werden; auch ist es, wenn kalt, trinkbar. Die umwohnenden Völker trinken es heiss in Krankheitsfällen; es verursacht dann Diarrhöe und leichtes Erbrechen; auch waschen und baden sie sich in dem heissen Wasser, um Hautleiden zu heilen. Die Ostseite des Baringo ist hügelig und bergig, ebenso der nördlichere Theil der Westseite, der südlichere Theil ist flach und zuweilen ohne Gebüsch und Gras. Der Baringo erstreckt sich nördlich und nordnordwestlich gegen 10 Tagereisen und seine Breite mag sich auf 3-4 Tagereisen belaufen. Sein Wasser ist süss und birgt viele Fische, Crocodile und Hippopotami. Zuflüsse empfängt der See von allen Seiten. Der grösste derselben heisst,,Ndjarus", oder,,Mto ja Ndjems" (Mto Ndjams) = „Fluss von Ndjems" (oder Ndjams). Er kommt aus den Bergen von Ndjams, nahe Kikuju, und nimmt von dort her viele kleine Flüsse auf. Aus dem Baringo ergiesst sich am Nordende ein Strom gegen NW, den die dortigen Völker,,Ossui" nennen. Dieser soll sich weit vom Baringo mit einem grossen Flusse vereinen, welcher aus dem Nijansa kommt und in das Land,,Rum" (Türkei, Ägypten) geht. Jener grosse Fluss wird mit Schiffen von Männern befahren, die so hellfarbig und gekleidet seien, wie die Suaheli. Im Baringo liegen kleine Inseln, Toijo oder Siojo genannt. (In Kimasai bedeutet,,Siojo" schnell laufen, rennen, sich flüchten.) Den Wandjams (Wandjems) dienen sie als Zufluchtsstätten bei Überfällen der Wakuafi, sollen auch zum Theil ständig bewohnt und bebaut sein. 2. Kisuani-Jipe-Mandjara. Gewährsmann: Kamtima aus Tanga.

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Von Kisuani nach Jipe (wie in Itinerar 1), Same (Usanga) 8h 90°, Lager nahe am Rufu 9h 90°, Kahe 7h 90°, Mto Mikinduni 7h 115°, Makujuni 8h 125°, Sigirare 8h 70°, Guassanabori 6h 70°, Ngaruka 8h 60°, Mgogo 9h 60°, Mandjara 9h 55°.

Vom Jipe bis zum Mandjara, welcher etwa WzS von Ersterem liegt, ist das Land im Grossen und Ganzen sehr eben. Fast unvermittelt erheben sich daraus niedrige Berge: die von Usanga (Ugono), Aruscha und Ngaserai. Guassanabori und Mgogo sind einzelnstehende höhere Berge, welche durch Bergketten und Hügelzüge mit nördlicheren hohen Gebirgen in Verbindung zu stehen scheinen. Zwischen den beiden Letztgenannten dehnt sich das hügelige Land Ngaruka gegen Nord, dessen Boden sehr salzhaltig ist. Vom Guassanabori wendet sich ein Bach gegen NW. Der Name ist wahrscheinlich von den Suaheli verstümmelt; denn in Kimasai bedeutet,,Guaso" ein strömendes Wasser, einen Bach, ein Flüsschen, und,,Nabor" ist,,eins". Möglichenfalls gilt der Name also dem Bache,,Guasa nabor", d. h. „,der

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erste Bach". Der Fluss" (Bach) (,,Mto" in Kisuaheli) Mikinduni hat seinen Namen von den vielen Mkindu-Palmen, die seine Ufer einsäumen. Er soll von N kommen. Makujuni (auch Mikujuni genannt) heisst so nach zahlreich daselbst wachsenden Mkuju-Bäumen. Sigirare ist der Name für eine Landschaft, die sich gegen NO zwischen KilimaNdscharo und Meru ausdehnt. Die Masai weiden ihre Heerden in diesen Gegenden. Nach Einigen leitet sich der Landschaftsname her vom Masai-Worte,,Sigiria" (Caurimuschel, Cypraea moneta, von den Masai als Schmuck begehrt), nach Anderen von ,,si",,wiederum" und ,,girari",,schweigen". Es verknüpft sich eine Sage damit.

3. Mandjara-Meru.

Gewährsmann: Kamtima aus Tanga.

Fixpunkt: Meru, Mittel beider Gipfel, etwa 3° 14′ S. Br. u. 36° 53' Ö. L. v. Gr.

Von Mandjara nach Mgogo 9h 235°, Lager 10h 225°, Ngaruka 8h 230°, Meru 12h 230°.

Die Landschaft Ngaruka wird an ihrer nordöstlichen Grenze passirt. Von da ab ist das Land eben und bedeckt mit saftigem Grase bis zum Meru, der ebenso unvermittelt aus der Ebene steigt wie der Kilima-Ndscharo. Die Masai sollen den Meru,,Oldoinjo erobi" oder „Orldoinjo arobi" nennen:,,Berg der Kälte". (In Kimasai heisst,,orldoinjo" ,,Berg" und „,arobi",,kalt".) Der Meru hat in der Regenzeit Schnee.

4. Kisuani-Ngaserai-Mandjara-Ngorongoro. Gewährsmann: Ferhaji aus Pangani. Fixpunkte: Kisuani 4° 7' 29" S. Br. u. 38° 5' 45" Ö. L. v. Gr. Ngaserai-Berge etwa 4° 3' S. Br. u. 37° 15′ Ö. L. v. Gr. Von Kisuani nach Same 8h 95°, Lager am Rufu 11h 100°, Lager 6h 80°, Ngaserai 6h 90°, Lager 9h 90°, Maregeoni 7h 90°, Masafini Sh 90°, Okota 6h 100°, Mandjara 9h 95°, Lager 9h 105°, Sugumiri 10h 95°, Ngorongoro 8h 95°.

=

In Kisua

Von Kisuani bis Same (nicht Same in Usanga) absteigendes bergiges Land, welches nach dem Rufu hin eben und sumpfig wird. Aus der Ebene erheben sich die Hügel von Ngaserai. (,,Sera" in Kisuaheli Wall, Verschanzung; ,,Ngaserai" daher vielleicht „Am Walle".) Zwischen Masafini und dem Mandjara leichtwelliges Weideland. - In Ngaserai wohnen Wandorobo; Masai halten sich vorübergehend an den anderen Plätzen auf. Die bezüglichen Namen lassen sich mehr oder weniger ableiten. heli bedeutet: „Maregeo" Rückkehr; ,,Masafi" Armuth; ,,Okota" aufgreifen.,,Mandjara", oder auch „Orlmandjara”, ist in Kimasai das Wort für „,Land"; die Suaheli scheinen es auf den See übertragen zu haben. In der Regenzeit tritt der See weit über seine Ufer. Das in der heissen Zeit weggetrocknete Wasser hinterlässt eine Salzkruste, von welcher Masai und Wandorobo Gebrauch machen. Wild kommt dann zahlreich zur Salzlecke, und es wird bei solcher Gelegenheit viel Elfenbein von den Masai gewonnen. Vom Rufu dehnen sich die Masai nach W aus bis zum Lande Iramba, das von dem daselbst entspringenden Guaso Luwembe durchflossen wird, welcher gegen N zum Bahari dja Ukara geht. Vielleicht ist der Luwembe der Luwambe Stanley's. Unweit Ngorongoro liegt das Land Itandu, dessen Bewohner einen Masai-Dialekt sprechen und auch sonst den Masai ähneln. Sie besitzen wenig Rinder. Neben Feldbau

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treiben sie Jagd und bringen Elfenbein nach Ngorongoro und Sugumiri zum Umtausche gegen Eisen- und Messingdraht, Baumwollengewebe, rothe Glasperlen und Tabak. Von Itandu führen Handelsstrassen gegen SW nach Uramba, Ukimba und Uniamuësi. - NW von Ngorongoro gelangt man durch die Länder der Wagera, Miatu und Tusu, welche alle vom Guaso Luwembe durchflossen werden, zum Bahari dja Ukara. Diese drei Völker sind wenig verwandt mit den Masai, besitzen viele Rinder, Ziegen und Schafe und liegen deshalb in Streit mit den habgierigen Masai. Das Land ist eine gras- und wasserreiche Ebene bis zum Bahari dja Ukara. Vier Tagereisen SSW vom Mandjara befindet sich das Land Uniemi, zwei Tagereisen weiter zu S das Land Magassi, und in zwei weiteren Tagen folgt im S Ugogo, welches an Uniamuësi grenzt.

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Von Mombasa nach Giriama 11h 140°, Samburu 10h 75°, Taru 8h 90°, Kilibassi 6h 70°, Pikapika 6h 120°, Kisima 6h 120o, Kasigao 5h 120o, Lager 6 150°, Mbungo 6h 150°, Gomaina 7h 150°, Mikameni 7h 120o und 90°, Lager 7h 60°, Kisiwa - Djara 8h 90°, Landjoro 8h 105°, Daveta 8h 100°, Kilema, Moschi, Uru, Kawos, Madschame (nach Kamtima's und Kaptao's Skizzen), Schira 9h 45°, Makujuni 8h 600 und Meru 11h 1400.

Unter Hinzuziehung Kaptao's trug ich die Wege von Daveta bis Madschame in Hassenstein's Karte I, Band II des von der Decken'schen Reisewerkes, ein. Zeitdauer und Richtung der bezüglichen Märsche gab Kaptao nicht, weil die von ihm bezogenen Lager nicht stets bei denselben Ortschaften liegen. Die Strecke bis Madschame ist hinlänglich bekannt. Es sei daraus zwischen Giriama und Samburu" und zwischen Kilibassi nur der grosse Teich

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Bura und Daveta der kleine See „Kisiwa-Djara”, sowie das Quellflüsschen,,Landjoro" erwähnt. Kisiwa-Djara hat eigene Quellen und erhält in der Regenzeit Wasser von den BuraBergen. Landjoro ist ein waldiger Landstrich; daselbst sprudelt eine schwache Quelle, deren Wasser einen Bach bildet, welcher in der heissen Zeit im Sande verläuft, wie das Abflusswasser des Djara, in der Regenzeit aber sich in den Jipe ergiesst. Das Wasser von Landjoro ist brackig; Salzkrystalle finden sich an den von ihm bespülten Flächen; es ist deswegen eine vom Wilde häufig benutzte Tränke. Schira wird ein Theil der Ebene genannt zwischen KilimaNdscharo, Meru und Aruscha. An Schira grenzt Sigirare, worin Makujuni liegt.

6. Meru-Matoma-Endoinjo Sambu. Gewährsmann: Kaptao aus Mombasa. Fixpunkt: Meru, Mittel beider Gipfel, etwa 3o 14' S. Br. u. 36° 53′ Ö. L. v. Gr.

Von Meru nach Kosbäd 7h 45°, Mbatijani 4h 45o, Lager 7h 45o, Ngafdug 6h 90°, Matoma 8h 100° und Endoinjo Sambu Sh 90o.

Der Weg führt durch ebenes Weideland bis zum Lager, welches sich an der Nordostgrenze der salzführenden, kahlen Ebene Ngaruka befindet, die gegen S wellig ist. Dann

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