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Europa.

Geographischer Monatsbericht.

Den Besitzern von Spruner-Menke's Historischem Atlas wird es angenehm sein, zu erfahren, dass in demselben Verlag von J. Perthes in Gotha die Ausgabe eines,,historischgeographischen Wörterbuchs des deutschen Mittelalters" begonnen hat. Von dem Universitäts-Bibliothekar Dr. Herm. Oesterley ausgearbeitet, ist es eine, auf umfassendsten Quellenstudien beruhende lexikalische Zusammenstellung der deutschen Ortsnamen, die von den deutschen, zum Theil auch von den niederländischen, slavischen und anderen ausserdeutschen Geschichtsschreibern des Mittelalters erwähnt werden, unter Angabe ihrer verschiedenen Namensformen, der Zeit ihrer Erwähnung, der daran geknüpften bedeutenderen Ereignisse und der Quellen. Der Umfang des Werkes ist auf ca 60 Bogen berechnet, die Ausgabe erfolgt in Lieferungen von 5 Bogen à 2,40 Mark und die Vollendung des Ganzen wird im Laufe des Jahres 1882 erfolgen.

Die vom Kaiserl. Statist. Bureau in Strassburg herausgegebenen,,Statistischen Mittheilungen über Elsass-Lothringen" enthalten im 14. Heft gelegentlich einer Übersicht der Ernteerträge eine vergleichende Tabelle der Bodennutzung im Deutschen Reich und der grösseren Bundesstaaten:

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lich die eigenen Eindrücke und Anschauungen wiedergiebt, nebenbei naturhistorische Notizen enthält und wohl geeignet ist, den Leser mit dem Charakter der besuchten Landschaften und Städte, dem Reise- und Volksleben in Spanien, dem neuesten Standpunkte entsprechend, bekannt zu machen. Die Reise berührte Barcelona mit Montserrat, die ganze südöstliche Küste von Valencia bis Gibraltar, ferner Tanger (an der Marokkanischen Küste), Cadiz, Lissabon, Santander und auf zweimaligen Fahrten nach Madrid, von Valencia und von Santander aus, auch beträchtliche Strecken des Innern.

Asien.

An der Westküste der Insel Sachalin liegt unter 47° 3' N. Br. eine kleine Bucht, Namens Maucka Cove. Ihre grösste Ausdehnung, von Ost nach West, beträgt nicht mehr als 2 Kabellängen oder 240 Klafter und die Breite etwa 1 Kabellänge, aber sie bietet den sichersten Ankerplatz in der dortigen Gegend. Hier etablirte sich vor Kurzem eine Gesellschaft, welche von der russischen Regierung das Recht der Ausbeute an Seegras, Trepang, Fischen &c. auf zehn Jahre erworben hat. Die kleine Colonie besteht aus drei Europäern mit 7 russischen Soldaten und ca 700 Ainos, Koreanern und Chinesen als Arbeitern. Ausserdem liegen südwärts von der Maucka-Bucht der Küste entlang etwa ein Dutzend Ansiedelungen von Ainos und Koreanern, die ebenfalls für die europäischen Händler arbeiten, und eine Verbindung mit der Ostküste wird durch Hundeschlitten unterhalten, welche die Ainos gut zu führen verstehen. Der Fischfang liefert sehr reiche Erträge namentlich an Heringen, Kabeljau, Lachs, Forellen und Butten, aber auch das Land bietet manche Ausbeute, besonders an Bären, Hasen Birkhühnern, und im Winter an Zobeln und kostbaren Fuchspelzen.

In den Bergen des nördlichen Japan, welche die Flüsse Kitakami und Noshiro von einander scheiden, findet man auf Knipping's Karte einen Ort Osarasawa angegeben, an der Grenze der Provinzen Ugo und Rikuchiu, etwa 2 Tagereisen nordwestlich von der Stadt Morioka. Wie wir aus einer Zuschrift an den ,,Japan Herald" vom 27. November 1880 ersehen, befindet sich dort ein sehr bedeutendes Kupferbergwerk mit Rost- und Schmelzöfen &c. Von den 3000 Bewohnern des Ortes sind 2000 unmittelbar bei den Minen- und Hüttenarbeiten beschäftigt, es werden monatlich ca 320 Tons Roherz gefördert und daraus im Durchschnitt 30 Tons metallisches Kupfer gewonnen; aber die Ausbeute könnte eine ungleich grössere und gewinnbringendere sein, wenn europäische Maschinen und Methoden angewendet würden.

Der gegen Ende vorigen Jahres erschienene,,Report of the General Trigonometrical Survey of Japan. Astronomical Section. Part I, 1880. Bureau of Survey, Bureau of Survey, Geographical Department" (68 Seiten Quart mit Tafeln) enthält ausführliche Angaben über die Instrumente, Correctionen, die zu Zeit- und Breitenbestimmungen benutzten Sterne &c. Die Resultate sind:

Bureau der Landesvermessung in Tokio

Südende der Basislinie ') (0h 0m 57,30 östl. von Tokio)
Nordende der Basislinie

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Östl. L. von Gr.

919 0,67139°45′ 10,05"

Nördl. Breite

9 19 57,97139 59 29,55, 36°50′ 4,7° ±0,068° 36 55 14,6 0,075 9 19 34,93139 53 44,55, 36 34 8,62 0,042 ciale zu seiner Begrüssung abzuhalten. Sobald er sich in den Besitz seines Gepäckes gesetzt hatte, reiste er zu Lande über Spanien nach Tanger ab, um seine dort lagernden Sammlungen an sich zu nehmen und um seinen Begleiter, den arabischen Scherif Sidi Bu - Thaleb, Neffen Abd-elKader's, der mit ihm die Reise über Timbuktu nach dem Senegal gemacht, nach Hause zu geleiten.

Utsunomiya, Hachimanyama (0 0 34,30" östl. von Tokio, 186 m über dem Meere)
Die,,Japan - Gazette" vom 25. November 1880 ent-
nimmt dem,,Manila Comercio" eine Notiz über die ,,Be-
steigung des Apo- Vulcans" auf der Insel Mindanao. Der Weg
führte den Tagulaya-Fluss entlang. Die Höhe wurde zu
3030 m bestimmt, der Durchmesser des Kraters zu 500 m
geschätzt. In 2400 m Höhe traf man die ersten Schwefel-
quellen an.

Einem uns gütigst zur Verfügung gestellten Briefe des Residenten Riedel in Amboina vom 5. December 1880 an Herrn Director Dr. A. B. Meyer in Dresden entnehmen wir Folgendes: ,,Vorigen Monat habe ich eine sehr interessante Reise gemacht nach dem Watubela-, Kei-, Aru-, Tanahimbar und Timorlao-Archipel, dann nach den Inseln Babar, Sermata, Luwang, Leti, Kiser, Weeter, Roma, Dama u. a. Die Lage dieser Orte auf den Karten ist überall verkehrt und die Namen sehr entstellt geschrieben. Die holländischen und englischen Seekarten über Aru &c. sind sehr ungenau, die Skizze von Wallace in seinem ,,Malay Archipelago" hat ebenfalls keinen Werth. Die Aru-Gruppe ist sehr merkwürdig. Ich hoffe, später mehr darüber mittheilen zu können, denn auf geographischem und ethnographischem Gebiete habe ich viel Material gesammelt. Auf Aru giebt es 11 Dialekte. Walter Bagetot schreibt in seinen ,,Physics and Politics", dass die Mestizen in unserem Archipel nach der dritten Generation unfruchtbar sind wie auf Jamaica. Das ist nicht richtig, denn auf Kiser traf ich eine Mestizencolonie, welche von dem Ende des 17. Jahrhunderts her datirt; ihre Mitglieder heirathen unter einander und sind kräftig. Einige Männer und Frauen haben hellblondes Haar und sind so weiss wie Nordeuropäer. Sie sprechen wenig Malayisch, aber sehr gut Kiseranisch. Alle haben kleine Hände und Füsse. Den Namen nach zu urtheilen stammen sie von Holländern, Franzosen und Deutschen, ihre Vorväter waren Soldaten im Dienste der Ostindischen Compagnie, welche auf Kiser zwei Forts besass. Von Aru brachte ich ein lebendes Exemplar von Paradisea apoda mit, es ist sehr eitel und putzt sich den ganzen Tag".

Afrika.

Die Rückkehr des Dr. Lenz nach Deutschland ist nicht so bald erfolgt, als man gehofft hatte, nachdem einmal seine Ankunft in Bordeaux bekannt geworden war. Der ruhmgekrönte Reisende wurde in Saint-Louis de Sénégal durch das Gelbe Fieber aufgehalten, das in den dortigen Kasernen grassirte und die Verbindung mit Dakar abschnitt, fand dann aber Gelegenheit, mit dem Dampfer Richelieu" des Bordeauxer Hauses Maurel & Prom die Colonie zu verlassen und lief am 21. Januar in die Garonne ein. Nach zweitägiger Quarantaine zu Pauillac kam er am 23. Januar nach Bordeaux, hielt sich aber dort nur bis zum nächsten Tage auf, so dass es trotz der Bemü· hungen des deutschen Consuls H. Winter nicht möglich war, eine Versammlung der Société de géographie commer

1) bei Nasu no hara, nahe dem Dorfe Ishigami, etwas westlich von Otawara in der Provinz Shimotsuke.

Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1881, Heft III.

Um das Schicksal des Capitaine Gallieni und seiner Gefährten, die auf der Reise vom Senegal nach dem oberen Niger am 11. Mai 1880 von den Bambarras überfallen und ausgeplündert worden und nur mit grossem Verlust auf das rechte Ufer des Niger gelangt waren (siehe Jahrg. 1880, S. 360), hegte man ernstliche Besorgnisse, zumal unter den Eingeborenen das Gerücht ging, sie seien gleich nach ihrer Ankunft in Segu Sikoro sämmtlich ermordet worden. Der Gouverneur des Senegal schickte wiederholt Leute aus, um Erkundigungen einzuziehen, aber zuverlässige Nachrichten erhielt man nicht. Ganz kürzlich ist nun aber ein Brief Gallieni's vom 25. October 1880 in SaintLouis eingetroffen, wonach die Expeditionsmitglieder in Nango, eine Tagereise von Segu, als Gäste des Königs Ahmadu von Segu verweilten und im December ihre Rückreise antreten zu können hofften. Sie hatten am 15. Mai den Niger überschritten und am folgenden Tage am rechten Ufer des Flusses ihren Weg nach Segu fortgesetzt, waren von Ahmadu gut aufgenommen und in Nango einquartiert worden und befanden sich nach überstandenen heftigen Fieberanfällen in leidlicher Gesundheit. Der König wollte sie entlassen, sobald er einen ersten Erfolg gegen die aufrührerischen Bambarras errungen hätte.

Mit dieser, so unglücklich abgelaufenen Expedition Gallieni's wird in den Zeitungen neuerdings die grosse militärische Unternehmung unter Oberst Desbordes (s. Jahrg. 1880, S. 438) verwechselt. Die Nachrichten, dass diese starke Militär-Abtheilung überfallen und versprengt worden sei, beziehen sich auf das Unglück, welches die Gallieni'sche Expedition betroffen hatte. Desbordes ist erst seit Kurzem unterwegs und hatte neuesten Nachrichten zufolge Medine noch nicht überschritten. Unter den neuen Befestigungen, die er zwischen Senegal und Niger anlegen soll, scheint Kita von besonderer Bedeutung zu werden. Kita ist eigentlich der Name eines Complexes von 16 Dörfern mit dem Hauptort Maka'ndianbugu, die Franzosen bezeichnen aber diesen letzteren gewöhnlich mit dem Namen des ganzen Ländchens. Halbwegs zwischen Bafulabe und dem Niger gelegen, soll es Knotenpunkt der Befestigungslinie werden, man will dort ein befestigtes Lager errichten und es reichlich mit Munition und Besatzung versehen, so dass von ihm aus Colonnen durch die umliegenden Landschaften geschickt werden können. Sein grösster Vorzug ist die gesunde hohe Lage auf einem fruchtbaren, fast eine natürliche Festung bildenden Bergplateau. Schon Mage hatte auf seine zukünftige Wichtigkeit aufmerksam gemacht.

Von Hofrath G. Rohlfs und Dr. Stecker giebt ein in der Nordd. Allg. Zeitung veröffentlichter Privatbrief die

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Nachricht, dass er auf dem Hochplateau von Hamasen, der nördlichsten Provinz von Abessinien, angelangt sei. Von Ailet, dem bekannten Quellen- und Badeort westlich von Massaua, war er am 25. December mit einer vom Nail von Arkiko gestellten Karawane von Aschuma-Trägern, Maulthieren und Ochsen abmarschirt und hatte in südwestlicher Richtung, vermuthlich auf demselben Weg, den schon Katte im J. 1836 einschlug, durch die Berge der Aschuma den Steilabfall des abessinischen Plateau's und dieses selbst in der Nähe von Kasen ') am 29. December erreicht. Der abessinische General Ras Alula, der in dem Hauptort Tsasega von Hamasen residirt, hatte ihm der Sicherheit wegen diesen Weg vorgeschrieben, obwohl er zu den beschwerlichsten gehört und ungleich grössere Anforderungen an Menschen und Thiere stellt, als der Komeilo-Pass, den die englische Armee zu ihrem Aufstieg wählte. In der Nähe von Kasen überschreitet der Weg die bedeutende Höhe von 8530 engl. Fuss, während Kasen selbst nur noch etwa 2000 m hoch liegt. Der Plateau-Rand bleibt demnach auf eine weite Strecke ziemlich gleich hoch, denn südlich von Kasen liegt Zalot in 7890, Afalba in 7500, Dixa in 7420, Halay in 8600 Fuss. Im Gegensatz zu der Waldlosigkeit des Komeilo-Passes sind die Berge, durch welche der Weg nach Kasen führt, überall bis hoch oben mit Wald bekleidet, dessen Zusammensetzung natürlich mit der Höhe sich ändert. Unten die üppigste tropische Vegetation, riesige Sycomoren, wilde Citronenbäume, Mimosen &c., alle von Schlingpflanzen umsponnen, mit Pavian-Heerden und Elephanten, oben Rosen und Myrten, Ölbäume und Juniperus. Betrug im Küstenland die nächtliche Durchschnittstemperatur 24° C., so sank in Kasen das Thermometer auf 1°, so dass Wintermäntel und Pelzdecken in Gebrauch genommen werden mussten. Das Dorf Kasen that sein Bestes zum Empfang der Fremden, es schickte seine Musik, bestehend aus 2 Trompetern, und seinen ganzen Klerus, ca 30 Mann und 3 Nonnen, zur Begrüssung in das Lager, aber auch ein Officier Ras Alula's stellte sich ein mit der Nachricht, dass 50 Lastochsen für die Fremden unterwegs seien und täglich als Proviant 120 Brode und zwei Ochsen geliefert werden sollten. Schon am 31. December hoffte Rohlfs in Tsasega zu sein.

Bezüglich der Höhenzahlen von Mr. Felkin's Route auf Tafel 4 dieses Heftes erhalten wir von Herrn Prof. Dr. K. Zoppritz, welcher sie zu berechnen die Güte hatte, folgende Nachschrift:,,Nachdem sich einmonatliche, zu Ladó im August 1879 täglich drei Mal vorgenommene gleichzeitige Ablesungen von Dr. Felkin's und Dr. Emin - Bey's Aneroïden vorgefunden haben und auch des Letzteren regelmässige Beobachtungen zu Ladó während der ersten Zeit von Dr. Felkin's Reise (bis 15. October) benutzbar geworden sind, war es möglich, die Höhenbestimmungen dieses Reisenden, die auf der Karte, Tafel 4, nach vorläufiger Berechnung eingetragen sind, viel genauer zu berechnen, indem aus den gemeinsamen Beobachtungen der Stand von Felkin's Aneroïd sehr sicher ermittelt werden konnte, und seine unterwegs gemachten Ablesungen direct mit dem gleichzeitigen Druck in Ladó verglichen werden konnten. Folgendes sind die verbesserten Höhen der Orte bis Abu Gurun:

1) Siehe Peterm. Mitth. 1867, Tafel 14 und 15.

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542"

Tondj (Tang).

474.

Zanga Kederu I Kederu II. Madi Backina

Takka

580 " Dorf (14./15. Oct.) am Tondj 453

,,Aus Abu Gurun selbst, wo der Reisende einen vollen Monat verweilte, liegt leider nur eine Ablesung vom Tage der Abreise vor. Diese sowie alle ferneren Stationen, die sich immer weiter von Ladó entfernen, konnten nicht mehr auf gleichzeitige Beobachtungen in Ladó bezogen werden. Sie sind auf die betreffenden Monatsmittel von Chartum und Ladó gemeinsam begründet worden. Die in der Karte stehenden Zahlen von Abu Gurun bis Dara sind nur sämmt. lich um 11 m zu vermehren, in Folge der neu ermittelten Standcorrection des Instrumentes".

Otto Lindner, ehemals Mitglied der Loango-Expedition, berichtet von Zanzibar in einem Privatbrief, dass der eng lische Missionar Hore am 6. Januar daselbst eingetroffen sei, nachdem er die Reise von Udschidschi am Tanganjika bis Zanzibar in der auffallend kurzen Zeit von 62 Tagen zurückgelegt hatte. Mr. Hore beobachtete zu Udschidschi im October und November 1879 und neuerdings im September und October 1880 Erdstösse, die sämmtlich von NO nach SW gingen; bei den letzteren vom Jahre 1880 riss der i Erdboden an verschiedenen Stellen Meter lang so aus einander, dass man die Hand bequem in die Spalte stecken konnte.

Die Genfer Monatsschrift,,L'Afrique explorée et civili sée" enthält in der Februar - Nummer eine ausführliche Kartenskizze des Spelonken - Gebirges mit einem Theil des Zoutpansberg im Norden von Transvaal, in dem grossen Maassstab von 1:250 000 gezeichnet von Missionar Berthoud auf der Waadter Station Valdézia.

Australien und Inseln des Grossen Oceans.

Die Ostküste des Carpentaria-Golfes, die sich durch mehr als 6 Breitengrade von Süd nach Nord erstreckt, entbehrt noch jeder Ansiedelung und gehört zu den ödesten und unbekanntesten Küstenstrecken der Erde. Nicht einmal der Ufersaum selbst ist vollständig und genau auf Karten niedergelegt. Einen kleinen Beitrag zur Kenntniss dieses vernachlässigten Gebietes brachte im J. 1880 die Recognoscirungsfahrt des Schuners,,Pearl" unter Capt. Pennefather, der im Auftrag der Regierung von Queensland einige Flüsse besuchte, die sich an der dortigen Küste in's Meer er giessen).

Capt. Pennefather segelte am 18. Juni 1800 von Thursday Island in der Endeavour - Strasse ab und längs der öden und sandigen, obwohl landeinwärts dem Anschein nach dicht bewaldeten Küste südwärts steuernd, gelangte er

1) Der officielle Bericht Capt. Pennefather's mit einer Specialkarte des Batavia River ist in französischer Übersetzung dem „Bulletin de s Société de géogr. d'Anvers, V, 5" einverleibt. Einen erschöpfender Auszug aus dem englischen Original brachte die Wochenschrift,,The Colonies and India" vom 22. Januar 1881.

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am 20. an die Mündung des Coen (12° 13' S. Br.) '), die so eng und seicht war, dass nur Boote einlaufen konnten. Einige hundert Eingeborene zeigten sich bei der Mündung, die zwar augenscheinlich noch keine weissen Menschen gesehen hatten, aber die Fremden unbelästigt liessen, auch keine Furcht verriethen, sie waren im Gegentheil freundlich und nahmen Geschenke von Perlen, Fischangeln &c. Der vermeintliche Fluss wurde zu Boot 6 naut. Meilen weit explorirt, dann endete er in Schlammbänke und Mangrove-Sümpfe mit offenem Wald im Hintergrund; es ist offenbar nur ein Salzwasser-Inlet. Zahlreiche Alligatound Heerden von Enten verschiedener Art wurden

an.

ren

gesehen.

Bei der Fortsetzung der Fahrt nach Süden zeigte sich die Küste dicht bewohnt, meist niedrig, aber an zwei Punkten (Point Pera und Duyfhen) in rothen Felsen aufsteigend. Man begegnete 5 Seemeilen von der Küste vier sehr gebrechlichen Rindencanoes ohne Balancirbäume, bemannt mit starken, wohlgebauten Eingeborenen, die den Weissen frischgefangene Fische und Schildkröten überliessen. Am 23. Juni erreichte der Schuner die Mündung des Archer (13° 21' S. Br.). Dieser Fluss führt dem Meere eine grosse Wassermasse zu und macht es auf einige Entfernung hin schlammig. Etwa 3 bis 4 Seemeilen von der Mündung aufwärts erstreckt sich eine seichte Stelle, die keinem Fahrzeug von mehr als 8 bis 10 Fuss Tiefgang die Passage erlaubt. Die Mündung selbst ist nur 500 Yards breit, doch beträgt diese schmale Strecke nur 4 Seemeile, alsdann erweitert sich der Fluss auf 2 Seemeilen und behält diese Breite die ersten 6 Seemeilen aufwärts. Er durchfliesst hier eine offene Ebene mit gutem Graswuchs, die sich einige miles weit erstreckt und in einem offenen Waldlande endet. Wild aller Art gab es hier in Menge. Eine Insel theilt den Strom in zwei Arme, deren einer sich gegen Süden in mehrere Creeks spaltet. Der grössere östliche Arm, den eine bewaffnete Bootsmannschaft 4 miles weit aufwärts verfolgte, ist 400 bis 500 Yards breit und 5 Faden tief. Die Ufer waren entweder mit Mangroves bestanden oder bis an den Rand des Wassers kahl. Eingeborene wurden nicht gesehen, aber Rauchsäulen und Stimmen bemerkt; offenbar folgten sie dem Boote, auch versuchten sie des Nachts einen Angriff auf das mitten im Fahrwasser vor Anker liegende Boot, doch wurde er leicht abgeschlagen. Als man am Morgen den Fluss weiter hinauf ging, nahm das Land ein besseres Aussehen an, es wuchsen keine Mangroves mehr an den Ufern, sondern üppiges tropisches Gesträuch trat an ihre Stelle und den Wald im Hintergrund setzten Eucalypten (blood-wood, stringy-bark und box-tree) zusammen. So blieb der Fluss unverändert bis 15 miles von der Mündung, wo das Boot bei eintretender Ebbe umkehrte. Er war dort immer noch 400 Yards breit und von Ufer zu Ufer 7 Faden tief. Sehr klare Süsswasserlagunen fanden sich vor, das Land selbst war gras- und wildreich. Bald erreichte die Bootsmannschaft das Schiff in Sicherheit, aber künftige Besucher seien vor der Feindseligkeit der Schwarzen gewarnt.

') Etwas südlich vom Batavia River. Siehe zur Orientirung Petermann's Specialkarte von Australien in 8 Bl., Blatt 2. Ergänzungsheft Nr. 29.

um die

Der Schuner wurde nun nordwärts gewendet und erreichte am 27. Juni die Mündung des Batavia River (11° 51' S. Br., 141° 53' Östl. L. v. Gr.). Hier fand sich ein hinreichend gutes und breites Fahrwasser, ,,Pearl" 3 miles weit stromaufwärts zu bringen, wo sie dann in 5 Faden ankerte. Die Mündung hatte bei 10 Faden Tiefe eine Breite von 2 miles, der Ankerplatz eine solche von 5 miles. Am südlichen Ufer befanden sich viele Eingeborene, sie zeigten sich freundlich, freuten sich über kleine Geschenke und halfen der Mannschaft Brennholz in das Boot tragen, obwohl sie vorher keinen Verkehr mit Weissen gehabt hatten. Ihre Rindencanoes sind mit grossen Balancirbäumen versehen. Die Breite von 4 bis 5 miles, bei einer Tiefe von 5 Faden durchschnittlich, behielt der Fluss noch 6 miles weiter hinauf, rechts mit hohen Ufern und Süsswasserquellen, offenem, grasund baumreichem Gelände; dann theilt er sich in einen südlichen und einen südöstlichen Arm. Der letztere ist breit, aber seicht, der südliche und Hauptarm dagegen, Anfangs nur 4 bis 5 Faden tief bei 1/2 Seemeile Breite, vertiefte sich nach 11 miles auf 10 Faden. Auch an ihm war das Ufer hoch, offen, mit Gras und Bäumen bewachsen und der lehmige Boden augenscheinlich gut. wood und stringy-bark wuchsen ungemein hoch und gerade. Ein Haufe Eingeborener mit langen Speeren beschlich die Mannschaft in dem hohen Grase, sie zeigten einen verschiedenen Typus von dem der Eingeborenen an der Mündung, waren grosse, starke, vierschrötige Burschen von Kupferfarbe und sprachen eine andere Sprache. Ein misstrauischer Versuch zu einem Gespräch mit einigen dieser Leute war alles, was sich ereignete.

Während der Nacht, wo das Boot mitten in dem 500 Yards breiten Strom in 5 Faden Wasser vor Anker lag, kam keine Störung vor, früh am nächsten Morgen ging die Fahrt weiter durch offene, grasreiche Ebenen zu beiden Seiten, und man erreichte einen ca 36 miles von der Mündung entfernten Punkt, bevor die Rückkehr angetreten wurde. Eingeborene zeigten sich nicht wieder, wohl aber sah man einige Feuer. Die Ufer wurden höher, als man den Fluss so weit hinauf verfolgte, und bekleideten sich mit Sträuchern und vollkommen geraden und hohen Bäumen. Der fruchtbare Boden war durch kleine laufende Bäche gut bewässert. Hübsche Palmen wuchsen am Rande des Wassers, das hier vollkommen süss und frisch war, auch bildeten die Ausweitungen des Stromes zu breiten seichten Strecken mit Inseln in der Mitte anziehende Landschaften. Alligatoren schienen sehr zahlreich zu sein, doch vermieden sie den Süsswassertheil des Flusses; auch Enten gab es in Menge und einige enorme Fische von 30 Pf. Gewicht wurden gefangen.

Der Batavia River ist, so weit er in Augenschein genommen wurde, ein sehr schöner Fluss und seine Mündung würde, wenn das Land besiedelt werden sollte, nach Capt. Pennefather's Meinung einen prächtigen Hafen abgeben, wo die Schiffe in ruhigem Wasser liegen, während solche von geringem Tiefgang den Fluss 25 miles weit hinaufgehen können.

Nur wenige Berichte dieser Art kommen aus Australien. Die Tagebücher australischer Forschungsreisender enthalten gewöhnlich so viel peinliches Detail über unfrucht

bare Ebenen, Spinifex und Dürrung, dass Capt. Pennefather's Überfluss an Süsswasser, Fische, Palmen, wilde Enten, offener Wald und Grasflächen durch den Contrast an Reiz bedeutend gewinnen.

Eine Kartenskizze des nordöstlichen Theiles von Birara oder New Britain nach Aufnahmen von W. Powell aus dem Jahre 1878-79, nebst Küstenbeschreibung von demselben, bringt die Februar - Nummer der Proceedings of the R. Geogr. Soc.

Amerika.

Das Hydrographische Bureau des chilenischen MarineMinisteriums veröffentlichte im J. 1879 eine Brochure und Karte über die Departements Tacna, Moquegua und Arequipa von Peru zur Orientirung über den Kriegsschauplatz (s. 1879, S. 37). Als Fortsetzung sind im October 1880 ,,Noticias sobre las provincias litorales correspondientes a los departamentos de Arequipa, Ica, Huancavelica i Lima" erschienen, welche das Litoral von Islay nordwärts bis Chilca oder von 17° bis 131° S. Br. nebst dem angrenzenden Binnenland bis zum Rio Apurimac umfassen. Auch diessmal ist den beschreibenden und statistischen Notizen eine Karte beigegeben, die im Wesentlichen auf der von Paz Soldan basirt.

Da es uns viel Mühe gemacht hat, einen Plan von Lima und Umgegend mit dem gegenwärtigen Stand der Verkehrsmittel &c. ausfindig zu machen, sei hier erwähnt, dass ein solcher Plan im November 1880 von dem Hydrographischen Bureau in Santiago publicirt worden ist:,,Lima i sus alrededores". Er hat den Maassstab von 1:33 300 und umfasst im Süden Miraflores, im Westen Callao, im Norden den Rio Chillon &c.

Im J. 1879 hat der Regierungsgeometer W. L. Loth eine beträchtliche Strecke des Saramaca-Flusses in Niederländisch-Guyana aufgenommen; seine Karte in 1:400 000 mit Bericht findet man in der ,,Tijdschrift van het Aardrijkskundig Genootschap", Amsterdam 1881, I.

Polar - Regionen.

Wie Lieut. Bove, so ist auch der dänische Marinelieut. Andr. Hovgaard damit beschäftigt, ein Buch über die Expedition der „Vega", deren Mitglied er bekanntlich war, zu schreiben. Für einen grösseren Leserkreis bestimmt, wird dasselbe die eigentlich wissenschaftlichen Resultate nicht berühren, dagegen vor der Beschreibung der „,Vega"-Reise die früheren ähnlichen Bestrebungen ziemlich ausführlich erzählen. Als Vorbild dient dem Verfasser für seine Ausarbeitung das bekannte Payer'sche Buch über die Fahrt des,,Tegetthoff". Das Werk soll am 1. September zu erscheinen beginnen und in drei Monaten vollständig vorliegen, gleichzeitig in mehreren Sprachen erscheinen und 4- bis 500 Seiten umfassen, mit vielen Illustrationen, welche zum Theil nach den Skizzen des Verfassers, zum Theil nach Photographien aus Ost-Asien angefertigt werden, sowie mit drei Karten, die jedoch nur als Übersichtskarten zu betrachten sind.

Inzwischen wird Lieut. Hovgaard eine neue arktische Fahrt unternehmen, und zwar im Auftrag der neuerdings in Kopenhagen gestifteten Gesellschaft für den Handel mit

West - Sibirien, an deren Spitze Staatsrath Tietgen steht. Seine Aufgabe ist, ein Schiff nach dem Ob zu führen, im Ob-Busen einen guten Hafen ausfindig zu machen und Untersuchungen im Karischen Meere über Tiefe, Bewegungen des Eises &c. anzustellen, während sich gleichzeitig zu Land zwei Kaufleute nach dem Ob und Jenissei begeben zum Studium der dortigen Productions- und Handelsverhältnisse.

In einer Abhandlung „Über geographische Zahlen" (Geografisk Tidskrift, 1880, Heft 9 und 10) theilt Prof. Erslev einige Daten über die Längenbestimmung der Stadt Reykjavik mit. Nach den Beobachtungen von Major Scheel, welcher die Aufnahme Islands 1807-1815 leitete, hatte Prof. Schumacher die Länge von Reykjavik zu 21° 54′ 46′′ W. L. v. Gr. berechnet; seitdem jedoch die Isländische Literarische Gesellschaft 1844 die berühmte, von Major Olsen und Gunlaugsson bearbeitete Karte von Island herausgegeben hatte, wurde nach deren Beobachtungen die Länge von Reykjavik in Dänemark officiell zu 22° 0' 12" W. v. Gr. angenommen. Diese Position stimmte aber nicht mit den Chronometerangaben der dänischen Postschiffe, und so ist man jetzt wieder zu der älteren Scheel'schen Ortsbestimmung zurückgegangen. Die neueste Karte von Island, 1880 vom königl. dänischen Seekartenarchiv herausgegeben, giebt daher, unter Berücksichtigung der genaueren Berechnung des Längenunterschiedes zwischen Kopenhagen, Greenwich und Paris, die Lage von Reykjavik zu 21° 54′ 57′′ an. Da nun die Aufnahmen von Island auf der Länge von Reykjavik basiren, so ergiebt sich für die ganze Insel eine Verschiebung von 5′ 15′′ nach Osten.

Oceane.

Dr. A. v. Danckelman's Abhandlung über ,,Regen, Hagel und Gewitter im Indischen Ocean nach den meteorologischen Schiffsjournalen der Deutschen Seewarte nebst Bemerkungen über die geographische Verbreitung der Gewitter und des Hagels überhaupt" (Archiv der Deutschen Seewarte, III, 1880), von der ein Auszug auf S. 444 des vorigen Jahrgangs erwähnt wurde, betrachtet in eingehender Weise, nach Darlegung des Materials und der Methode, zunächst die Windverhältnisse des Indischen Oceans, geht dann zu den Regenverhältnissen über und schliesst daran einige Capitel über die Gewitter und den Hagel daselbst, sowie über deren geogr. Verbreitung. Das aus zahlreichen Schiffsjournalen und einer grossen Menge von Beobachtungsstationen entnommene Material ist nicht nur in tabellarische Übersichten gebracht, sondern die Resultate werden auch im Text dargelegt und auf 7 kleinen Übersichtskarten des Indischen Oceans zu klarem Verständniss gebracht. Es sei hierbei erwähnt, dass Frhr. v. Danckelman eifrig bemüht ist, zu meteorologischen und klimatologischen Beobachtungen anzuregen. So lässt er es sich angelegen sein, die Missionsgesellschaften für solche Arbeiten zu interessiren, auch hat er bereits mit Hülfe des Leipziger Vereins für Erdkunde eine Station am Gabun in West-Afrika eingerichtet, indem er dem Plantagenvorsteher Soyaux daselbst die erforderlichen Instrumente und Instructionen lieferte, und sehr verdienstlicher Weise steht er im Begriff, praktische Instructionen zu meteorologischen Beobachtungen für Laien, na mentlich auch für Reisende, zu schreiben.

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