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AUS

RÖMISCHEN DICHTERN

MIT AUSSCHLUSS VON VERGIL UND HORAZ.

ZUM GEBRAUCH IM GYMNASIAL-UNTERRICHT

AUSGEWÄHLT UND BEARBEITET

VON

DR. HERMANN BENDER,

REKTOR AM K. GYMNASIUM IN ULM.

ZWEITE VERBESSERTE AUFLAGE.

TÜBINGEN 1894.

VERLAG DER H. LAUPP'SCHEN BUCHHANDLUNG.

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VORWORT ZUR ERSTEN AUFLAGE.

Das Erscheinen mehrerer Anthologieen aus den römischen Elegikern und die Einführung derselben in zahlreichen Lehranstalten hat gezeigt, dass viele Lehrer es für zweckmäßig halten, wenn die Schüler der Gymnasien auch noch mit andern Dichtern als Ovid, Vergil, Horaz und etwa Phädrus bekannt gemacht werden. Mit Recht hat man geltend gemacht, dass derjenige nur ein unvollständiges und nicht immer sehr vorteilhaftes Bild von der römischen Dichtkunst bekomme, welcher die Elegiker nicht kennen gelernt habe, da gerade auf diesem Gebiet die Römer Eigenartiges und Vorzügliches geleistet haben. Ich stimme diesem Urteil vollständig bei, bin aber der Ansicht, daß man über den Kreis der Elegiker noch hinausgehen sollte. Der Schüler hört ja doch nicht bloß von Catull, Tibull, Properz, er hört auch von Ennius, er hört bei der Lektüre des Horaz von Lucilius, die Namen eines Lucrez, Lucan, Martial, Juvenal u. A. bleiben ihm nicht unbekannt, aber es sind dies für ihn eben nur leere Namen, wenn er nicht etwas von ihnen zu lesen bekommt. Wir finden aber gerade bei diesen Dichtern nicht nur vieles Eigentümliche, Charakteristische, sondern auch vielfach mehr allgemein Menschliches, selbst modern Anmutendes und wieder Individuelles, als bei den kanonischen Dichtern, zumal Horaz doch in manchen seiner gelungensten Produkte mehr voraussetzt, als der Schüler beizubringen vermag. Zudem scheint es mir, daß von den Schülern zu viel verlangt wird, wenn man ihr Interesse und ihre Thätigkeit drei bis vier Semester für Vergil in Anspruch

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VORWORT ZUR ERSTEN AUFLAGE.

nimmt, und auch die meist vier Semester dauernde Lektüre des Horaz dürfte wohl eine Unterbrechung und Abwechslung zulassen. Welch reichen Stoff ferner für die Kenntnis der Kulturzustände in mannigfacher Beziehung die späteren Dichter bieten, braucht nicht gesagt zu werden, und wenn die Schüler durch eine solche Lektüre einen weiteren Überblick über den Gang der römischen Litteratur bekommen, so halte ich auch das nicht für einen Fehler.

Ich habe daher den Versuch gemacht, eine Anthologie zusammenzustellen, welche Stücke aus den bedeutendsten Dichtern von Ennius bis auf Rutilius Namatianus in historischer Folge enthält, mit Beifügung der für den Schüler nötigen Einleitungen und Erklärungen. Von Ovids Metamorphosen und Fasten, von Vergil und Horaz habe ich abgesehen, da diese doch ihre feste Stelle haben. Die Auswahl der einzelnen Stücke ist natürlich bis zu einem gewissen Grad Sache des individuellen Geschmacks, in dieser Beziehung ist auf allgemeine Zustimmung nicht zu rechnen. Da ich aber

nicht aus allen Dichtern etwas genommen, daß ich z. B. Persius, Claudian u. a. bei Seite gelassen habe, wird wohl kaum Widerspruch finden. Was sodann die Anmerkungen betrifft, so glaubte ich nur so viel beifügen zu sollen, als ein mittlerer Schüler der Obersekunda oder Unterprima zum sprachlichen und sachlichen Verständnis des Textes braucht; ich habe mich daher auf die notwendigsten Erklärungen beschränkt, Citate fast ganz vermieden, von ästhetischen Bemerkungen abgesehen, überhaupt alles weggelassen, was ich bei einem solchen Schüler auf Grund des bisherigen Unterrichts voraussetzen zu dürfen glaubte der Kommentar ist also wesentlich für den Schüler bestimmt, dem Lehrer sollte noch ein weiter Spielraum gelassen sein. Daß freilich auch in diesem Punkt die Ansichten auseinandergehen werden, ist mir keineswegs verborgen.

Mein Vorschlag wäre, daß die Lektüre der Sammlung hauptsächlich in das zweite Semester der Obersekunda oder

auch in das erste der Unterprima verlegt würde. Dabei meine ich aber nicht, daß alles uno tenore zu lesen wäre; manche Stücke, wie namentlich die aus Juvenal, dürften sich mehr dazu eignen, in Oberprima zwischen die Lektüre des Horaz eingeschoben zu werden. Auch für die Privatlektüre dürfte die Sammlung sich wohl verwenden lassen.

Wenn ich, besonders bei Juvenal, manches weggelassen habe, so wird dies aus naheliegenden Gründen gerechtfertigt sein. Im Text habe ich mich an die üblichsten, meist Teubnerschen Ausgaben gehalten und nur wenige Änderungen angebracht; einigemal ist in den Anmerkungen eine andere Lesart vorgeschlagen.

Und so empfehle ich diese Sammlung, welche freilich von einer eingewurzelten Tradition abweicht, nach der prinzipiellen Seite wie nach der Ausführung im einzelnen einer geneigten Aufnahme.

Ulm, im August 1884.

H. Bender.

VORWORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE.

Die zweite Auflage hat hinsichtlich der Auswahl der Lesestücke nur die Änderung erfahren, daß Stat. Silv. IV, 9, ein Gedicht, welches in der Schule kaum gelesen worden sein wird, weggelassen und Tibull. I, 1 eingesetzt worden ist; dagegen sind die Anmerkungen etwas vermehrt und ist der Text an manchen Stellen berichtigt worden. So wird Auflage I neben II ohne Schwierigkeit gebraucht werden können. In der prinzipiellen Anlage des Ganzen, auf welcher die Eigentümlichkeit der Sammlung beruht, glaubte ich trotz mannigfaltiger Einwendungen, die dagegen erhoben worden sind, nichts ändern zu sollen.

Ulm, im April 1894.

H. Bender.

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