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JAHRES-BERICHT

des

Präsidenten der k. k. Geographischen Gesellschaft

für das Jahr 1882.

Erstattet vom Vice-Präsidenten Freiherrn Dr. J. A. Helfert.

Hochgeehrte Versammlung!

Ich habe die Ehre die 26. Jahres-Versammlung seit Gründung unserer Gesellschaft zu eröffnen. Der Zeitraum, für welchen nach unseren Statuten die gegenwärtige Geschäftsleitung ihres Amtes zu walten hat, geht mit der heutigen Versammlung zu Ende, und Sie werden die Wahl des Präsidenten, der drei Vice-Präsidenten, von 21 Ausschuss-Mitgliedern und 7 Ersatzmännern für den Ausschuss vorzunehmen haben.

Unter den geographischen Ereignissen des verflossenen Jabres sind es namentlich fünf, an deren Verlaufe die Gesellschaft direct durch einzelne ihrer Mitglieder betheiligt war. Unser geehrtes Ausschuss-Mitglied Dr. J. E. Polak unternahm im Laufe des Jahres in Begleitung des Dr. Franz Wähner als Geologen und Herrn Pichler als Pflanzensammler eine Forschungsreise nach Persien, speciell nach dem Karagan- und Elwend-Gebirge. Ueber die Resultate dieser Expedition werden die >> Mittheilungen« unserer Gesellschaft im nächsten Jahre einen Bericht des Expeditions-Leiters Dr. J. E. Polak veröffentlichen.

Der Gedanke Carl Weyprecht's, des uns allzufrüh durch den Tod entrissenen Ehrenmitgliedes, des ruhmvollen Führers der österreichisch-ungarischen Polar-Expedition, ist im Laufe des Jahres zur That gereift. Nahezu sämmtliche europäische Staaten, sowie die Vereinigten Staaten Nordamerikas haben in Ausführung der Ideen Weyprecht's im arktischen Circumpolargebiete eine oder zwei Beobachtungsstationen errichtet und bezogen. Dank der hochherzigen Förderung des Unternehmens von Seite Sr. Excellenz des Grafen Hans Wilczek und der Unterstützung seitens der

Mitth. d. k. k. Geogr. Ges. 1883. 1.

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k. k. Kriegsmarine, hat auch Oesterreich-Ungarn einen und zwar wichtigen Beobachtungsposten, auf der Felseninsel Jan Mayen im* grönländischen Eismeere bezogen, um für die Dauer eines Jahres (vom 15. August 1882 bis 31. Juli 1883) die nach einem internationalen Programm vereinbarten Beobachtungen anzustellen.

Ein Bericht des Leiters der Station über deren glückliche Installation werden Sie in den Mittheilungen der Gesellschaft veröffentlicht finden.

Der Orient war auch im verflossenen Jahre das Reiseziel einiger Mitglieder unserer Gesellschaft. In der vom Verein zur archäologischen Erforschung Klein-Asiens entsendeten Expedition. nach Lykien nahm unser geehrtes Ausschuss-Mitglied Dr. Emil Tietze als Geologe und Dr. Felix v. Luschan Theil. Professor J. Wünsch unternahm im Frühjahre eine Forschungsreise nach dem nur wenig bekannten, unabhängigen Kurdistan, und spricht in seinem letzten, in den Mittheilungen dieses Jahrganges veröffentlichten Briefen die Absicht aus, seine topographische Aufnahmen, naturhistorischen Sammlungen und archäologischen Untersuchungen auch auf das kommende Jahr auszudehnen.

Einem unserer Landsleute endlich brachte der Forschungseifer den Tod durch Mördershand. Siegfried Langer, welcher nach einer grösseren Excursion im Transjordan-Lande und einer Reise von Hodeida über Dhorân und Dhaff nach Sana im südöstlichen Arabien den Versuch unternahm von Aden aus in das obere Yafi'a-Land zur Mosche Nûr zu reisen, wurde im Wadi Bana Mitte Juni 1882 von seinen Führern ermordet.

Die Mittheilungen unserer Gesellschaft enthalten einen authentischen Bericht über den Verlauf dieses unglücklichen Unternehmens unseres beklagenswerthen jugendlichen Landsmanns.

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Unsere monatlichen Versammlungen im abgelaufenen Jahre lieferten durch die in ihnen gehaltenen Vorträge einen weiteren Beweis über die erfreuliche Betheiligung der Mitglieder unserer Gesellschaft an der Förderung geographischer Forschungen und Arbeiten; ich möchte Ihnen in dieser Hinsicht unter Anderem den Vortrag von Dr. Emil Tietze »über Eigenthümlichkeiten in der Lössverbreitung«; von Dr. Oskar Lenz »über politische und sociale Zustände und Verhältnisse in Marokko«; von Dr. J. R.

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Lorenz v. Liburnau über die natürlichen Verhältnisse von 3019119273 Abbazia; von Prof. Dr. Friedrich Simony »über die Aenderungen

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in der Bewegung des Karlseisfeldes << ; von Major Ottomar Volkmer über die Herstellung und Erzeugung von MilitärKarten und von Prof. Dr. Ph. Paulitschke »über den zweiten deutschen Geographentag zu Halle a. d. Saale« ins Gedächtniss zurückrufen.

Aus dem Berichte des Herrn Secretärs, sowie aus den Mittheilungen des Herrn Rechnungsführers werden Sie entnehmen, dass unsere Gesellschaft im abgelaufenen Jahre bemüht war, mit den mässigen, ihr zu Gebote stehenden Mitteln ihrer Aufgabe in der Förderung wissenschaftlicher Zwecke nach besten Kräften nachzukommen, und ich glaube die Hoffnung aussprechen zu dürfen, dass die Geographische Gesellschaft auch im neuen Jahre einer gedeihlichen Entwicklung entgegen gehen wird.

Bericht über die inneren Angelegenheiten

der

k. k. Geographischen Gesellschaft im Jahre 1882.

Vom General-Secretär der Gesellschaft Dr. Emil Jettel.

Die Zahl der ordentlichen Mitglieder der k. k. Geographischen Gesellschaft betrug zu Ende des Gesellschaftsjahres 1881: 645, die der correspondirenden Mitglieder 140, die der Ehren-Mitglieder 99.

Im Laufe des Jahres 1882 traten der Gesellschaft 22 ordentliche Mitglieder bei und wurden 2 Ehrenmitglieder ernannt, und zwar die Herren Alexander Baron Kaulbars, kais. russ. Generalmajor und Commandant der I. Brigade der 14. Cavallerie-Division in St. Petersburg, und Dr. J. M. Ziegler in Basel.

Dagegen hat die Gesellschaft im Laufe des Jahres 1882 das Hinscheiden der Ehrenmitglieder: Adan, königl. belg. Generalstabs-Oberst, Director des königl. belg. militär. kartographischen Instituts und Präsidenten der Geographischen Gesellschaft in Brüssel, K. v. Kaufmann, kais. russ. General, General-Adjutant Sr. Maj. des Kaisers von Russland und Gouverneur von Turkestan, in Taschkend, Graf Fedor P. Lütke, k. russischer Admiral in St. Petersburg, sowie der correspondirenden Mitglieder Hermann

Schlagint weit von Sakünlünski in München und Dr. Otto Delitsch, Professer in Leipzig, zu beklagen.

Die Gesellschaft hat ferner 8 ordentliche Mitglieder durch den Tod verloren, deren Namen ich Ihnen nach der chronologischen Folge ihres Dahinscheidens in's Gedächtniss rufe: Adam Freiherr von Burg, k.k. Hofrath in Wien, Friedrich Köcke, Besitzer einer lithogr. artist. Anstalt in Wien, Dr. Alois Adalbert Šembera, k. k. Regierungsrath und Universitäts Professor, Constantin Universitäts-Professor, Andrée, Gastwirth in Wien, Josef Kleindl, k. k. Hofrath in Wien, Johann Edler von Nahlik, k. k. Ober-Landesgerichtsrath i. P. in Wien, Heinrich Wolf, k. k. Bergrath in Wien und Dr. Friedrich Boschan, Sanitätsrath in Wien.

Ich fordere Sie auf, das Andenken unserer dahingeschiedenen Freunde durch Erheben von den Sitzen zu ehren.

Ausserdem haben 23 Mitglieder ihren Austritt aus der Gesellschaft angemeldet.

Wird nun der Verlust an Mitgliedern während des abgelaufenen Jahres von deren Gesammtsumme in Abzug gebracht, so ergibt sich der Stand der Mitglieder mit Schluss des Gesellschaftsjahres 1882 wie folgt:

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Es hat sich somit im abgelaufenen Jahre die Zahl der ordentlichen Mitglieder um 9 vermindert.

Unsere Bücher- und Kartensammlung hat neuerdings eine wesentliche Bereicherung erfahren. Es gelangten an dieselbe im Laufe dieses Jahres 75 neue Bücherwerke, an Fortsetzungen ungefähr 900 Lieferungen, endlich circa 50 Kartenwerke in 70 Blättern. An der laufenden Bibliotheks-Ordnung haben sich die Herren Nicolaus Wa ng und Oscar Baumann mit dankenswerthem Eifer betheiligt.

Seit Ablauf des vorigen Jahres sind wir mit der Zeitschrift » Ausland«<, ferner mit den neu gegründeten geographischen Gesellschaften in Bern, San Francisco, Greifswalde, Lille, Lübeck, Quebec und Toulouse in Schriftentausch getreten, so dass wir gegenwärtig mit 319 Gesellschaften, Vereinen und Redactionen im TauschVerkehre stehen.

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