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aber die alte Sitteneinfachheit allmälig erlosch und namentlich die Jünglinge nach erlangter Mündigkeit vielfacher Verführung und der Gefahr ihr Vermögen einzubüssen ausgesetzt waren, wurde lex Plaetoria gegeben, 1 s. p. 150 f. Diese führte den Unterschied zwischen maiores und minores XXV annis ein (Cod. Th. VIII, 12, 1. 2. annos Laetoriae legis egressus), und schützte die letzteren, welche zwar mündig, aber noch nicht 25 Jahre alt waren, vor Uebervortheilungen. Cic. de off. III, 15. circumscriptio adolescentium lege Plaetoria sc.: erat vindicata. So bedrohte sie diejenigen, welche einen minor XXV annis betrögen, mit Geld- und Ehrenstrafe (Cic. de nat. deor. III, 30. inde iudicium publicum rei privatae lege Plaetoria; tab. Heracl. 1. 111. 112.) und schützte die Minderjährigen gegen die Klagen, welche aus einem Vertrag mit ihnen entsprängen, durch eine exceptio legis Plaetoriae. Gai. Dig. XLIV, 1, 1. 7. §. 1. idem dicitur d. h. eine Exceptio finde statt etsi pro filiofamilias contra Scons. quis fideiusserit, aut pro minore XXV annis circumscripto. Endlich führte lex Plaetoria Curatoren für die minores ein, über welche nur eine Andeutung existirt, Cap. M. Aur. 10. de curatoribus vero, quum ante nonnisi ex lege Plaetoria (den Minderjährigen), vel propter lasciviam (Verschwendung) vel propter dementiam (Wahnsinn) darentur, ita statuit, ut omnes adulti (von 12 oder 14 bis 25 Jahren) curatores acciperent non redditis causis (d. h. ohne Weiteres auf gemachten Antrag). Wahrscheinlich musste sich der minor XXV annis von dem Prätor einen curator erbitten (ungewiss ob für jeden Fall einen neuen, oder einen fortdauernden), weil nur der im Beiseyn des curator geschlossene Vertrag vollgültig war und zu

ad Jul. Cap. 10. 11. Lugd. B. 1776. L. J. F. Hoepfner, de lege Laet. Giss. 1778. S. E. Nykerk, de praecipuis modis prospiciendi minoribus apud Rom. Amstel. 1823. C. H. S. v. Boelens, de leg. Laet. Groning. 1828. Schilling, Bemerk. p. 108-112. Rudorff, I, p. 90-107. II, p. 283-292. v. Savigny, von dem Schutz der Minderjährigen im Röm. Recht u. insbesondere von der lex Plaetoria. Berlin 1833. und in Zeitschr. f. gesch. Rechtswiss. 1840. X, p. 240-258. und in verm. Schriften II, p. 321-395. F. H. Mentz, duae de minor. cura quaest. Berol. 1854.

1 Nicht Laetoria, sondern Plaetoria, wie tab. Heracl. v. 111. 112. (37. 38.) hat, denn die Mss. bei Cic. de nat. deor. III, 30. de off. III, 15. Cap. Ant. Phil. 10. Prisc. VIII, 4. XVIII, 19. Cod. Th. VIII, 12, 2. variiren. Dirksen, obss. p. 90. und Marezoll, p. 139. zu dieser lex. Baiter, index legum.

keiner exceptio Veranlassung geben mochte. Diese Curatoren erwähnt Paul. Diac. p. 48. M. curatores dicuntur, qui pupillis loco tutorum dantur (d. h. den Mündig gewordenen). 1

Da diese lex aber nicht genug Schutz zu gewähren schien, glaubte der Prätor durch in integrum restitutio (s. Buch 6.), welche die nachtheiligen Handlungen der minores als nicht geschehen ansah, ein durchgreifendes Schutzmittel geben zu müssen. Hierdurch sowohl, als durch die allgemein gestattete doli exceptio kam die lex Plaetoria allmälig in Vergessenheit, obgleich hin und wieder curatores gewählt wurden (s. Dio Cass. LII, 20), bis das Institut durch den Kaiser Marcus Aurelius eine neue Gestalt erhielt. 2 (S. oben Cap. M. Aur. 10. Gai. I, 197. 198. ist sehr dürftig). Er verordnete nemlich, dass die Minderjährigen manche Geschäfte ohne Curator nicht verrichten könnten, z. B. Prozesse führen (Inst. I, 23, 2.), Schuldzahlungen annehmen (Dig. IV, 4, 1. 1. §. 2.) und Vermögensstücke verkaufen (Cod. II, 22, 1. 3.). Daher erhielt der Minor, wenn er sich nicht schon vorher bei erreichter Pubertät einen Curator freiwillig erbeten hatte (wozu er von dem abtretenden Tutor ermahnt wurde, Dig. XXVI, 7, 1. 5. §. 5., ja der Tutor durfte selbst den Prätor um einen Curator bitten, um diesem Rechenschaft abzulegen und das Vermögen auszuhändigen, Cod. V, 31, 1. 7.), bei den erwähnten Geschäften von dem Prätor einen Curator auch ohne seinen Willen. Ein solcher hiess ad species datus, Dig. XLVI, 6, 1. 8. oder ad certam causam, Inst. I, 23, 2. Um dieses zu vermeiden, mögen sich die meisten Minores von freien Stücken einen allgemeinen bleibenden Curator (generalis, Dig. XXIII, 3, 1. 61. in omnem rem, Dig. XXVI, 5, 1. 15.) erbeten haben, obgleich manche Andere es

Die anderen vermeintlichen Bestimmungen dieser lex, z. B. dass alle Stipulationen und Gelddarlehn der minores ungültig seyen, hat v. Savigny scharfsinnig beseitigt, p. 14-17. (verm. Schr. p. 345–351.), indem Suet. bei Prisc. XVIII, 19. und VIII, 4. Plaetoria quae vetat minorem annis XXV stipulari. nicht als ein mit Ungültigkeit, sondern als ein mit einem anderen Nachtheil drohendes Verbot zu nehmen und aus Plaut. Pseud. I, 3, 69. metuunt credere omnes metuo credere. nichts zu beweisen ist, als dass man Minderjährigen ohne curator wegen der Bestimmungen der lex Plaetoria nicht gern borgen wollte.

2 v. Savigny, vermischte Schriften II, p. 355-389. Rudorff, I, p. 102-107.

nicht thaten, z. B. wenn sie wegen unbedeutenden Vermögens einen solchen nicht bedurften u. s. w.

III. Cura aus anderen Ursachen. 2

Auch bei anderen Veranlassungen ertheilte der Prätor Curatoren, deren Zahl sich nach und nach mehrte. Nach Analogie der cura über Wahnsinnige konnten auch Andere qui rebus suis superesse non possunt (Dig. XXVII, 10, 1. 2.), wie Taube und Stumme wenn sie sich nicht selbst einen Procurator bestellten

aber niemals Blinde einen Curator erhalten. S. oben p. 157. und Paull. IV, 12, 9. caeco curator dari non potest, quia ipse sibi procuratorem instituere potest. Dagegen qui morbo perpetuo laborant erhalten Curatoren, s. p. 157. und Dig. XLII, 5, l. 19. §. 1. Die welche lange Zeit abwesend sind, z. B. der in feindlicher Gefangenschaft Befindliche, erhielten wegen ihres zurückgebliebenen Vermögens Curatoren (curator substantiae genannt von Ulp. Dig. XXVI, 1, 1. 6. §. 4.), Ulp. Dig. XLII, 5, 1. 22. §. 1. si bonis curator datus sit vel absentis vel ab hostibus capti. Ulp. Dig. IV, 6, 1. 15. pr. Dig. XLII, 4, 1. 6. §. 2. Cod. VIII, 51, 1. 3. In dieselbe Kategorie als cura über die ohne Administratoren befindlichen Güter (rei servandae causa, Dig. XLII, 4, 1.8.) fällt die cura bonorum im Concurs (s. Buch 6.) und die cura hereditatis iacentis, Ulp. Dig. XXVII, 10, l. 3. dum deliberant heredes instituti adire, bonis a praetore curator datur. Auch bestimmte das prätorische Edikt die cura ventris, d. h. wenn ein Mann starb und eine schwangere Frau hinterliess, bekam ein Curator die Verwaltung des Vermögens, welches dem ungeborenen Kinde zufallen würde

So erklärt sich auch der scheinbare Widerspruch, wenn manche Stellen von der Curatel als einem ganz allgemeinen Institut sprechen, Ulp. Dig. IV, 4, l. 1. §. 3. et ideo hodie in hanc usque aetatem adolescenles curatorum auxilio reguntur, nec ante rei suae administratio eis committi debebit, quamvis bene rem suam gerentibus. Ulp. XII, 4. praeterea dat curatorem ei etiam, qui nuper pubes factus (also z. B. wer nach erlangter Pubertät seinen Vater durch den Tod verliert) idonee negotia sua lueri non potest. Inst. I, 23, pr., während andere Stellen sagen, dass ein Curator nur auf den Wunsch des Minor gegeben wird. Papin. Dig. XXVI, 5, l. 13. §. 1. quoniam tamen minoribus annis desiderantibus curatores dari solent. Inst. I, 23, 2. inviti adolescentes curatores non accipiunt, praeterquam in litem.

1 Zimmern, R. G. I, p. 894 f. Rudorff, I, p. 75 ff. 145–163.

und die Sorge für die Mutter (rücksichtlich der habitatio, alimenta u. s. w.), Dig. XXXVII, 9. de ventre in possessionem mittendo et curatore eius.

Schliesslich ist zu gedenken der Curatoren der Pupillen, welche namentlich zu vorübergehenden Geschäften ernannt wurden, oder wenn der Tutor an der Verwaltung gehindert war.

Zweites Capitel.

Rechte und Erlöschen der Cura.

A. Rechte.

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Der Curator hatte in allen Fällen eine vollständige Vermögensverwaltung, wie der Vormund und natürlich ganz dieselbe Verantwortlichkeit, s. p. 529. Auch bezog sich auf den Curator wie auf den Tutor das Veräusserungsverbot unter Severus, s. p. 527. Andere Curatoren hatten nur die custodia des Vermögens, z. B. curator bonorum und hereditatis iacentis. Was die persönlichen Rechte betrifft, so hatte der Curator in manchen Fällen auch die Sorge für das leibliche Wohl des unter seiner Cura stehenden, wie curator furiosi, curator ventris. Der Minderjährige war aber durch die Cura in seiner Handlungsfähigkeit nicht beschränkt, abgesehen davon, dass er sein Vermögen nicht verwalten und nichts veräussern durfte. Ulp. Dig. IV, 4, 1. 3 pr. ipsi autem (Severus et Imperator noster) perraro minoribus rerum suarum administrationem extra ordinem indulserunt. Dig.

1 Inst. I, 23, 5. interdum autem et pupilli curatores accipiunt, ut puta si legitimus tutor non sit idoneus, quia habenti tutorem tutor dari non potest. Item si tutor idoneus non sit ad administrationem, nec tamen fraudulenter negotia administret, solet ei curator adiungi; item in locum tutorum, qui non in perpetuum, sed ad tempus a tutela excusantur, solent curatores dari. Ebenso in später Zeit bei Prozessen zwischen Tutor und Pupill, wo früher ein tutor praetorius ernannt wurde, Inst. I, 21, 3. s. p. 530. Es scheint jedoch, als ob die Magistraten in der späteren Zeit Curatoren geradezu statt der Tutoren ernannten, je nachdem auctoritas nöthig werden würde oder nicht, denn in der Vermögensverwaltung standen sich Tutoren und Curatoren ganz gleich, Dig. XXVI, 7, 1. 9. §. 9. qui datus est simpliciter tutor pupillo vel curator. 1. 32 pr. u. s. w. Diese Ansicht begründet Rudorff, I, p. 80-90. nach dem Vorgange von v. Löhr, im Magazin f. civil. Praxis III, 4, p. 433-454.

XLV, 1, 1. 6. Cod. II, 22, 1. 3. So hatte er Stipulationsfähigkeit, auch indem er sich verpflichtete, Modestin. Dig. XLV, 1, 1, 101. puberes sine curatoribus suis possunt ex stipulatu obligari. 1

Rücksichtlich der Satisdationen u. a. Verpflichtungen, galten die Bestimmungen der Tutel, Gai. I, 199. 200. Inst. I, 24. Auch gab es die suspecti tutoris accusatio, Ulp. Dig. XXVI, 10, 1. 3. §. 2. non tantum autem adolescentis curator, sed etiam furiosi vel prodigi ut suspectus removeri potest. Die anderen Curatoren brauchten diese Anklage nicht zu fürchten, §. 3. ebdas. Statt der tutelae actio wurde der Curator mit actio negotiorum gestorum belangt. Paull. Dig. XXVII, 3, 1. 4. §. 3. cum furiosi curatore non tutelae sed negotiorum gestorum actio est. Ulp. das. l. 13. 14. Cod. V, 51, 1. 7. hiess es utile iudicium, ebenso Cod. V, 54, 1. 2. Aber die contraria tutelae actio steht den Curatoren zu. Ulp. Dig. XXVII, 4, 1. 1. §. 2. sed et si curator sit vel pupilli, vel adolescentis, vel furiosi, vel prodigi, dicendum est, etiam his contrarium dandum iudicium. §. 3. Bei dolus konnte der Curator auf das Doppelte verklagt werden, Paull. II, 30.

B. Erlöschen der Cura.

Die Cura endigt in der Person des Curators ebenso wie die Vormundschaft. In der Person des Curanden erlischt sie, sobald die Ursachen der Gründung erlöschen, cura furiosi mit wiedererlangter Gesundheit, cura prodigi mit eingetretener Besserung (Dig. XXVII, 10, 1. 1 pr.), cura minorum mit dem vollendeten 25. Jahre, wenn nicht schon vorher der Kaiser und nur dieser die venia aetatis verliehen hatte, Ulp. Dig. IV, 4, 1. 3 pr., s. oben p. 550. Constantin bestimmte, dass das Recht der Volljährigkeit ausser von der kaiserlichen Gnade, davon abhänge, dass Männer wenigstens 20, die Frauen wenigstens 18 Jahr alt seyen und sich moralisch betragen hätten, Cod. Th. II, 17, l. 1. Cod. II, 45, 1. 2.

Marezoll, in Zeitschr. f. Civilr. II, p. 374-447.

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