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B. Aus besondern pfandrechtlichen Gründen.

§. 391.

1) Tilgung der Pfandforderung.

Das Pfandrecht muß seiner Natur nach erlöschen, wenn der Zweck, dem es dienen soll, weggefallen ist, d. h. wenn die Forderung, zu deren Sicherung es gegeben ist, ihrem ganzen Inhalte nach völlig getilgt ist, auch wenn diese Wirkung nur per exceptionem stattfindet. Wenn aber troßdem, daß die Forderungsklage ipso iure oder per exceptionem aufgehoben worden, noch ein Rechtsanspruch des Gläubigers bestehen bleibt, so bleibt auch das Pfandrecht noch bis zu dessen Befriedigung bestehen d

Anm. L. 2. Cod. de luitione pignoris. 8. 30 (31). Intelligere debes, vincula pignoris durare, personali actione submota. L. 14. §. 1. D. 20. 1. Ex quibus causis (Flor. casibus) naturalis obligatio consistit, pignus perseverare constitit. Einen besondern Fall dieser Art enthält L. 61. (59.) pr. D. 36. 1. (Paul. lib. 4. quaest.) Debitor sub pignore creditorem heredem instituit eumque rogavit restituere hereditatem filiae suae (id est, testatoris); cum nollet adire ut suspectam, coactus iussu praetoris adiit et restituit; cum emtorem pignoris non inveniret, desiderabat permitti sibi iure dominii id possidere. Respondi: Aditione quidem hereditatis confusa obligatio est: videamus autem, ne et pignus liberatum sit sublata naturali obligatione. Atquin sive possidet creditor actor idemque heres rem, sive non possidet, videamus de effectu rei. Et si possidet, nulla actione a fideicommissario conveniri potest, neque pignoratitia, quoniam hereditaria est actio, neque fideicommissum, quasi minus restituerit, recte petetur, quod eveniret, si nullum pignus intercessisset; possidet enim eam rem quasi creditor. Sed et si fideicommissarius rem teneat, et hic Serviana actio tenebit; verum est enim, non esse solutam pecuniam, quemadmodum dicimus, cum amissa est actio propter exceptionem. Igitur non tantum retentio, sed etiam petitio pignoris nomine competit et solutum non repetetur. Remanet ergo propter pignus naturalis obligatio. Vgl. darüber France Abh. S. 86 fg. Büchel Erörter. I. 1. S. 40 fg. [2. S. 89 fg.] Die römischen Juristen argumentirten aus den Worten der Formula der Pfandklage: extra quam si ea pecunia soluta cove nomine satisfactum est, sive per A. A. stat, quominus solvatur (satisve fiat) (vgl. §. 378. A. 1.), indem sie unter die Worte satisfactum esse die verschiedenartigsten Tilgungsgründe der Forderung und des Pfandrechts subjumirten (not. b..d.). Wo nun ein Rechtsanspruch des Gläubigers noch anerkannt werden mußte, da erklärten sie quia neque solutum neque satisfactum est, die hypothecaria actio noch ohneweiteres für anL. 19. D. de pignor. 20. 1. L. 2. Cod. deb. vend. pign. 8. 28 (29). L. 1. Cod. de luitione pignoris. 8. 30 (31). cf. §. 369. b L. 6. pr. D. h. t. 20. 6. L. 11. §. 1. 5. D. de pign. act. 13. 7. L. 3. Cod. h. t. 8. 30 (31). L. 43. D. de solut. 46. 3. cf. §. 357. A. 3. L. 5. pr. L. 13. D. h. t. 20. 6. cf. L. 5. §. 3. eod. L. 2. Cod. b. t. 8. 30 (31). L. 14. §. 1. D. de pignor. 20. 1. cf. L. 61. (59). pr. D. ad Sc. Trebell. 36. 1. L. 38. §. 5. D. de solut. 46. 3. (cf. §. 357. A. 1.) L. 13. §. 4. L. 27. D. de pignor. 20. 1. (cf. L 29. D. de novat. 46. 2.)

wendbar, wenngleich die Forderungsklage nicht mehr oder, wie im Falle der L. 61. (59.) cit., nur mittels einer Restitution noch stattfand. Dies war die formelle Weise, dem materiell anzuerkennenden Rechte Geltung zu verschaffen. Es ist ungegründet, wenn man daraus das Princip ableitet, daß die Pfandklage überall da noch fort= dauere,,,wo ohne Befriedigung des Gläubigers die Erlöschung der Forderung durch einen außer dem Willen des Gläubigers, also in rechtlicher Nothwendigkeit liegenden Umstand herbeigeführt wurde“. Büchel Erörter. I. 1. S. 50. Darnach würde z. B. auch in den Fällen der §. 274. 277. not. a..c. die Fortdauer des Pfandrechts zu behaupten sein; vgl. §. 357. A. 3. a. E. Vgl. übrigens noch Schwanert Naturalobl. S. 395 fg. Windscheid §. 225. Nr. 2. §. 249. A. 2..8. Schmid Cession I. S. 111 fg. Dernburg II. §. 172. 173. Schott in d. dogmat. Jahrb. XV. S. 32 fg., wieder anders Voß ebd. S. 337 fg.]

§. 392.

2) Verkauf des Pfandes.

Das Pfandrecht hört endlich auf, wenn das Pfand seinen Zweck erfüllt hat. Durch den rechtmäßig abgeschlossenen und vollzogenen Verkauf des Pfandes wird nicht nur das Pfandrecht des verkaufenden Pfandgläubigers selbst beendigt, sondern auch das aller nachstehenden Pfandgläubiger an dem verkauften Gegenstande gegenüber dem neuen Erwerber beseitigt", während der Verkauf durch den Eigenthümer diese Wirkung nicht hat, wenn er auch an den ersten Pfandgläubiger selbst verkauft 2.

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Anm. 1 Vgl. Platner im civ. Arch. XXXII. 4. Windscheid §. 249. Nr. 2. Schmid Tession I. S. 232 fg. Dernburg II. §. 115. L. 1. Cod. 8. 19 (20.) Si vendidit is (vendidisset), qui ante pignus accepit, persecutio tibi hypothecaria superesse non potest (posset). (S. 1.) Cum autem debitor ipsi priori creditori eadem pignora in solutum dederit vel vendiderit, non magis tibi persecutio ademta est, quam si aliis easdem res debitor venumdedisset (vendidisset). Sed ita persequens res obligatas audieris, si, quod eidem possessori propter praecedentis contractus auctoritatem debitum est, obtuleris.

2 Vermöge fingulärer Rechtsvorschrift hat auch der Verkauf des Pfandes durch einen Andern als den erstberechtigten Pfandgläubiger die Aufhebung der Pfandrechte zur Folge: a) nach §. 127. A. 3., wenn der Fiscus oder der Regent eine Sache als pfandfreie verkauft; b) nach L. 22. §. 6..8. Cod. de iure delib. 6. 30., wenn der Erbe, welcher mit dem beneficiúm inventarii angetreten hat, zur Befriedigung der Erbschaftsgläubiger und Vermächtnißnehmer Sachen der Erbschaft verkauft hat; die beeinträchtigten Pfandgläubiger haben sich hier an die dadurch befriedigten Gläubiger und Legatarien zu halten [s. unten §. 523.].

L. 6. Cod. qui pot. 8. 17 (18). L. 1. Cod. si antiquior. 8. 20. L. 6. 7. §. 1. (L. 7.) Cod. de O. et A. 4. 10. cf. §. 387. 388. b L. 10. Cod. de remiss. pign. 8. 25 (26). L. 1. Cod. cit.

Arndts'

Lehrbuch der Pandekten.

Dritte Abtheilung.

Viertes und fünftes Buch.

Von den Familienverhältnissen und der Erbschaft.

Biertes Buch.

Von den Familienverhältnissen.

[§. 393*.]

[Familie ist der Inbegriff der Verwandten'; an sich ohne Grenzen, erhält sie solche durch Beziehung auf einen gemeinsamen Parens (stipes communis). Rechtlich anerkannt ist die durch Männer (durch Zeugung) gesezte Verwandtschaft nur als eheliche, die durch Frauen (durch Geburt) gesezte auch als uneheliche2. In einem andern Sinne befaßt "Familie" die Ehegatten und deren Kinder. Doch hat dies Wort auch noch andere Bedeutungen, wenn auch nicht so viele, wie familia im römischen Sprachgebrauch 3.

Gegründet wird die Familie (in dem zweiten S.) durch die Ehe (f. 1. Capitel); daran schließt sich als zweites Familienverhältniß das unter Eltern und Kindern, wovon im 2. Cap. die Rede sein wird. Für Personen, welche des väterlichen Schußes entbehren, besteht die Vormundschaft, die aus diesem Gesichtspunkt den Familienverhältnissen zugezählt werden darf; die Lehre von ihr bildet das 3. Cap. Auch die Verwandtschaft ist (als Ehehinderniß, Delationsgrund für Erbschaft und Vormundschaft...) eine rechtlich wichtige Beziehung zwischen den Menschen; sie ist im allgem. Theil besprochen 3.

In jedem Rechte besteht, weil die Unehelichen nirgends den Ehelichen ganz gleichgestellt sind, ein Unterschied zwischen der natürlichen und der juristischen Familie. In besonderm Maße gilt lezteres vom (älteren) römischen Recht, wo nicht die durch Blutsgemeinschaft, son:

* L. 2. 4. 8. D. unde cognati. 38. 8. L. 195. D. de V. S. L. 32. §. 6. L. 69. §. 3. D. de leg. II. L. 1. §. 4. D. unde cogn. L. 40. §. 2. D. de V. S. Paul. III. 5. §. 1 sqq. L. 195. §. 3. D. de V. S. L. 25. § 2. D. de Aedil. ed. 21. 1. L. 12. §. 2. D. de public. 39. 4. L. 10. §. 4. D. de usu. 7. 8. L. 166. pr. D. de V. S. L. 1. pr. §. 16 sqq. D. de vi. 43. 16. Gai. II. 104. 109. 115. 116. 121. tit. Dig. 10. 2.

Paul. V. 1. §. 3.

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