Gezieret war die Stelle Mit Blumen mannigfalt. Hier bacht er sich zu legen Zu einem Mittagsschlaf, Da rauscht es in den Hägen, Und stand vor ihm der Graf. Da hub er an zu schelten: „Treff' ich den Nachbar hie? Zu Hause weilt er selten, Zu Hofe fömmt er nie: Man muß im Walde streifen, Wenn man ihn fahen will, Man muß ihn tapfer greifen, Sonst hält er nirgend still." Als brauf ohn' alle Fährbe Der Graf sich niederließ, Und neben in die Erde Die Jägerstange stieß, Da griff mit beiden Händen Der Saiser nach dem Schaft: ,,Den Spieß muß ich mir pfänden, Ich nehm' ihn mir zur Haft. Der Spieß ist mir verfangen, Deß ich so lang begehrt, Du sollst dafür empfangen Hier bies mein bestes Pferb. Nicht schweifen im Gewälde Darf mir ein solcher Mann, Der mir zu Hof und Felde Viel besser dienen kann.“
,,Herr Saiser, wollt vergeben! Ihr macht das Herz mir schwer. Laßt mir mein freies Leben, Und laßt mir meinen Speer ! Ein Pferb hab' ich schon eigen, Für eures sag' ich Dank ; Zu Roffe will ich steigen, Bin ich mal alt und frank."
„, Mit dir ist nicht zu streiten, Du bist mir allzu stolz ; Doch führst du an der Seiten Ein Trinkgefäß von Holz ; Nun macht die Jagd mich dürsten, Drum thu mir das, Gesell, Und gib mir eins zu bürstent Aus diesem Wasserquell." Der Graf hat sich erhoben, Er schwenkt den Becher flar, Er füllt ihn an bis oben, Hält ihn dem Naiser bar. Der schlürft mit vollen Zügen Den fühlen Trank hinein, Und zeigt ein solch Vergnügen, Als wär's der beste Wein. Dann faßt der schlaue Zecher Den Grafen bei der Hand: „Du schwenktest mir den Becher Und fülltest ihn zum Rand; Du hieltest mir zum Munde Das labende Getränk :
Du bist von dieser Stunde Des deutschen Reiches Schenk !"
Uhland.
König Enzio's Tod.
(1272) „O König, schöner König Mit deinem goldnen Haar, Mit deinen blauen Augen, Gefangner stolzer Aar! Wie Renos Welle challet Dein Lieb so lustig und frei; Im Sérker und in Banden Bricht nicht dein Herz entzwei ?" — ,,Im Sterfer und in Banden Blieb Lust und Hoffen mir treu, Und ob sie den Leib mir umwanden Mit Setten, die Seele blieb frei. Noch leuchtet am Himmel die Sonne, Die Sterne, fie glänzen noch hell, Noch trägt mein Vater die Strone, Der rettet, der rettet mich schnell." — „ D Nönig, schöner König, Wirf Luft und Hoffen ins Meer! Die Sonne leuchtet am Himmel, Die goldene Sonne nicht mehr! Laß alle Schleusen springen Des Schmerzes blutigroth ! Dein Vater ist gestorben, Der Saiser, der Saiser ist todt." —
,,Unb ist mein Vater gestorben, Der große Friedrich todt, So sei sie Gott geflaget, Des Reichs und meine Noth! Zehn Monde will ich klagen Ein großes, tiefes Leid, Zehn Monde will ich tragen Ein schwarzes Trauerkleid.
Die Vögel will ich lehren Meines Schmerzes Melodien, Die Wogen sollen klagend Nad meinen Weisen ziehn. Doch locket der Frühling wieder Die Slange der Lust herfür : Noch glänzen am Himmel die Sterne, Noch leben die Brüder mir." —
,, König, schöner König, Wirf Lust und Hoffen ins Meer! Die Sterne, bie glänzen am Himmel, Die hellen Sterne nicht mehr. Die Brüder sind gefallen In heißer, blutiger Schlacht; Du bist die leßte Trümmer Von deines Hauses Pracht."
Und sind gestürzt aus den Höhen Die Sterne so feurig und klar, So will ich mit Staub mich befäen, Mit Asche dies goldene Haar. Wie ein Sohn um seine Mutter,
Ums sind die Nachtigal, Wil in blutigen Thränen ich flagen Um meines Hauses Fau. Doch wird's auf den Auen lustig Und schallet der Vögel Gesang, So hall im Thurm auch wieder Aufs neue ber Freude Klang ! Mein Vater stieg in den Himmel, Die Brüder sanfen ins Grab; Doch Freund und Harf und Liebe, Das ist's, was ich noch hab'.
Zwei Sonnen, der Liebsten Augen, Sie schmücken das Serferhaus Mit himmlisch hellen Strahlen Zum Stönigssaal mir aus. Des Freundes Muth verschönet Den Bund beim rosigen Wein, Und lustiges Harfenspiel tönet Ins blühende Land hinein.“.
D König, schöner Sönig, Wirf Lust und Hoffen ins Meer! Ich sah sie gestern begraben, Dein Herzlieb ist nicht mehr. Im Unglück bein heitrer Geselle, Der treue Freund ist tobt; Heuť Nacht hat er verblutet Für dich auf dem Schaffot." und ist mein Herzlieb gestorben Unb hat verblutet die Freu',
« PreviousContinue » |