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dieses an der normännischen Küste strandet. Bei seiner Rückkehr nach Hause findet er die Mutter und Diélette in Trauer: ein Onkel, der als General in Diensten eines indischen Fürsten stand, ist gestorben und hat seinen Erben ein grofses Vermögen hinterlassen. So hat alle Not ein Ende, und, um die Freude vollzumachen, ist auch der totgeglaubte Bihorel wieder da. Er ist auf jenem Ausfluge mit seinem Boote gekentert, aber glücklich von einem Schiff aufgefischt worden. Leider war das Schiff nach San Francisco bestimmt gewesen, und so hatte der Armste die ganze Fahrt bis dorthin mitmachen müssen. Natürlich wird später aus Diélette und Romain ein glückliches Paar. Referent hält die Wahl dieser Erzählung nicht für eine glückliche. Dergleichen abenteuerliche Geschichten ohne gediegenen bildenden Wert lesen die zwölf- bis dreizehnjährigen Mädchen, für die Romain Kalbris bestimmt ist, mehr als genug in deutscher Sprache zu Hause, es erscheint daher mindestens überflüssig, solche Unterhaltungslektüre, die nur die Phantasie erhitzt, auch noch in der Schule zu betreiben.

Berlin.

E. Pariselle.

Bibliothèque française 56. Trente ans de Paris à travers ma vie et mes livres par Alphonse Daudet. In Auszügen mit Anmerkungen zum Schulgebrauch herausgegeben von Professor Dr. C. Th. Lion. Dresden, Gerh. Kühtmann, 1894. IV, 88 S. kl. 8. M. 0,80.

Die Grundsätze, die den Herausgeber dieser für reifere Schüler bestimmten Auswahl geleitet haben, sind nur zu billigen. Von einem Spezialwörterbuche ist abgesehen worden, und nur hin und wieder findet sich eine worterklärende Anmerkung 'teils da, wo befürchtet werden mufste, dass das Wörterbuch nicht die gehörige Auskunft geben würde, teils wenn bei mehrdeutigen Worten die eigentliche und die besondere Bedeutung festgestellt werden sollte'. Zu S. 13, Z. 4 und 5 sei bemerkt, dafs voix éraillée eine Stimme bezeichnet, die die straffe Intonation verloren hat, gleichsam 'locker' geworden ist. Deutsch könnte man es etwa mit 'klanglos' übersetzen. S. 34, Z. 27 f. spricht Daudet von l'égouttement de la pluie sur les houles vertes des charmilles, wozu der Herausgeber anmerkt: houle hier in der von den Wörterbüchern nicht angegebenen Bedeutung Zweig.' Man kommt aber mit der von den Wörterbüchern angegebenen Bedeutung von houle sehr gut aus, übersetze: 'das Herabrieseln des Regens auf das wogende Grün der Hagebuchenhecken.' Bei pannerée (S. 33, Z. 4) hätte bemerkt werden können, dafs die gewöhnliche Schreibweise panerée ist. Der idiomatische Gebrauch von là in Elle avait tout oublié! mais là, tout de ce qui a tenu tant de place dans ma vie (S. 28, Z. 15 f.) hätte auch wohl eine Notiz verdient, um so mehr, als ihn kein Wörterbuch verzeichnet. Die Anmerkungen sachlicher Art sind allzu sparsam bemessen. Von Sarcey heifst es (S. 28): 'Francisque Sarcey, Verfasser von Le Siège de Paris (Schmagersche Textausgaben, 16. Band,

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Dresden, G. Kühtmann).' Wer und was saint Vincent de Paul (S. 14, Z. 14), Michel Lévy, Hachette (S. 9, Z. 21), Puvis de Chavannes (S. 37, Z. 11), l'algérien Doineau und l'algérien Bazaine (S. 51, Z. 2) sind, erfährt der Schüler mit keinem Wort. Wenige Primaner werden ohne Erklärung die Stelle verstehen, wo Gambetta genannt wird: ce loquace Romain, greffe sur une souche gauloise (S. 7, Z. 15). Die Skizze, die Daudet von dem Charakter Villemessants giebt nebenbei gesagt, welches Interesse kann für deutsche Schüler dieser Typus eines 'faiseur' haben? schliefst mit den Worten (S. 18, Z. 9 ff.): Tel est cet homme compliqué, très réfléchi, très malin au fond sous une apparence de bonhomie et de primesaut, à faire croire que Toulouse est proche voisine de Blois et que les tourelles de Chambord se mirent dans un des bras de la Garonne. Dazu wird angemerkt: Toulouse an der Garonne im Südwesten Frankreichs; Schlofs Chambord, unweit Blois, etwa drei Breitengrade nördlich von Toulouse, gelegen', aber die Hauptsache, die in jenen Worten Daudets liegende Anspielung auf den sprichwörtlichen Charakter der Gascogner, der sich bei Villemessant wiederfindet, obwohl dieser aus Blois stammte, wird mit Stillschweigen übergangen. Recht enttäuscht war ich, bei der Stelle (S. 14, Z. 16 f.) Est-il [s. Villemessant] bon? est-il méchant? On est embarrassé pour répondre, et la comédie de Diderot semble écrite à son intention keinen Aufschlufs zu erhalten, welches Stück von Diderot Daudet im Sinne haben mag. Vor langer Zeit einmal habe ich Le Père de famille und Le Fils naturel gelesen, kann mich aber leider nicht mehr so recht auf ihren Inhalt besinnen und wäre dem Herausgeber dankbar gewesen, wenn er meinem Gedächtnis zu Hilfe gekommen wäre, statt mich zu zwingen, selbst bei Diderot nachzusehen. Ein Anachronismus ist es, wenn der Herausgeber den jungen Daudet bei seiner Ankunft in Paris von der gare de Lyon nach der rue Corneille über den Boulevard St. Germain gehen läfst, da dieser Boulevard damals noch nicht existierte. Die Anmerkung zu S. 67, Z. 26 und 27 ist nicht recht klar. Gemeint sind mit poignées de bois pendues à la tête du lit über den Krankenbetten der Hospitäler schwebende Griffe, die die Kranken mit den Händen erfassen, um sich im Bette aufzurichten.

Berlin.

E. Pariselle.

Pariser Skizzen und Erzählungen aus Les Vrais Riches, Contes en Prose und Vingt Contes Nouveaux par François Coppée. In Auszügen mit Anmerkungen zum Schulgebrauch herausgegeben von Dr. Arnold Krause (Prosateurs Français. 99. Lief.). Bielefeld u. Leipzig, Velhagen & Klasing, 1894. IX, 100 S. Es ist gewifs ein verdienstliches Unternehmen, auch die Prosa François Coppées mehr und mehr für die Schule fruchtbar zu machen. Wenn die Auswahl so geschickt getroffen wird, wie in der vorliegenden Sammlung, so hat man Grund genug, doppelt zufrieden zu sein. Bedauerlicherweise hat der Herausgeber aber mit seiner Biographie und

Einleitung und ebenso mit seinen Anmerkungen denselben gelehrten Apparat in Bewegung gesetzt, wie das leider die meisten Herausgeber zu thun pflegen. Was soll denn der Schüler mit dieser Fülle litterarhistorischer und ästhetischer Reflexionen thun? Sie sind für ihn doch nicht viel mehr als Phrasen. Und die Aufzählung der einzelnen Dichterwerke, die er weder jetzt noch später alle kennen lernen wird, hat noch viel weniger Wert. Wie oft ist das schon gesagt worden, und mit wie geringem Erfolg! Aber um der Jugend willen, die unter diesem gelehrten Wuste leidet, mufs es immer und immer wieder gesagt werden. Die Anmerkungen sind sachlich und sprachlich durchaus richtig. Aber auch ihre Zahl ist übertrieben grofs. Sachlich zwar erscheint mir eine Beschränkung nicht notwendig, wohl aber sprachlich, und zwar in doppelter Beziehung. Die grammatischen Erläuterungen sollten ganz fallen oder aber zu blofsen Verweisen auf irgend eine landläufige Grammatik einschrumpfen; und die blofsen Worterklärungen müfsten den Reifegrad des Schülers besser berücksichtigen. Man wird das Bändchen doch nicht mit Quartanern lesen. Vorgerückte Schüler aber, die ein Wörterbuch zu benutzen verstehen, brauchen nicht durch ihre Schulausgaben zu erfahren, was être à sec heifst und ne pas tarder à faire q.ch. und de quoi payer und gar griser, brasserie, bière de Lowenbrau, maussard, racler, disgracieux, assouplir, bougeoir, grelotter u. s. w.

Anerkennenswert ist es, dafs in dieser Lieferung die Zeilenzählung durchgeführt wurde. Sonst ist die Anlage und Ausstattung die bekannte. Berlin-Zehlendorf. Fr. Speyer.

Journal d'un officier d'ordonnance par le Cte d'Hérisson. Auswahl. Mit einer Karte der Umgegend von Paris und einem Plane von Paris. Für den Schulgebrauch bearbeitet von Ulrich Cosack. Leipzig, Rengersche Buchhandlung, 1894 (O. Dickmann, Franz. und engl. Schulbibliothek. A. LXXXI). VIII, 138 S. 8.

Die beifällige Aufnahme seiner nach kurzer Frist in zweiter Auflage erschienenen Schulausgabe des Siège de Paris von Francisque Sarcey hat den Bearbeiter ermutigt, auch d'Hérissons Journal d'un officier d'ordonnance auszugsweise herauszugeben. Er hebt mit Recht hervor, dafs die Darstellung der Belagerung von Paris bei beiden Autoren von so grundverschiedenen Gesichtspunkten ausgeht, dafs das eine Werk auch neben dem anderen mit Nutzen gelesen werden kann. Sarcey entwirft ein Gesamtbild des Lebens und Treibens in dem belagerten Paris, während d'Hérisson ausschliesslich berichtet, was er in seiner bevorzugten Stellung als Ordonnanzoffizier des Gouverneurs von Paris persönlich erlebte und zu beobachten Gelegenheit hatte. Referent zweifelt nicht, dafs reifere Schüler das Buch mit lebhaftem Interesse lesen werden. S. 114, 16 lies: 1867 hatte Napoleon Verhandlungen mit dem Könige von Holland, der zugleich Grofsherzog von Luxemburg war (statt ist), angeknüpft.' —

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S. 114, 32 müfste es heifsen: 'Die 1868 eingerichtete Mobilgarde bestand (statt besteht)' ... Zu S. 119, 30: 'Palais Bourbon, jetzt Palais législatif' sei bemerkt, dafs das Gebäude unter dem zweiten Kaiserreich Palais du Corps législatif genannt wurde, während man es jetzt nur als Palais Bourbon oder üblicher noch als Chambre des députés bezeichnen hört. S. 4, 23 ff. spricht d'Hérisson von der attitude sournoisement hostile que l'Angleterre conserva envers la France pendant toute la durée de la guerre. Dann heifst es weiter: A la fin du siège elle [l'Angleterre] nous envoya des fromages, c'est incontestable. La leçon les valait. Der Herr Herausgeber ist in seiner Erklärung der letzten vier Worte nicht ganz sicher. Referent versteht die Stelle dahin, dass d'Hérisson mit grimmiger Bitterkeit sagen will: 'Die gute Lehre (die wir Franzosen aus dem Verhalten Englands zu ziehen haben, dass wir nämlich von diesem egoistischen, auf uns eifersüchtigen Volke nie ernste Unterstützung erwarten dürfen) war (mindestens) ebensoviel wert wie jene Käse.' Mifsverstanden ist die Stelle S. 68, 20-21. D'Hérisson erzählt, dafs es den Tieren des Jardin des Plantes nicht an Futter gefehlt habe, und fährt dann fort: Mais, s'ils avaient de quoi vivre, ils n'avaient pas de quoi recevoir. Cosack erklärt: 'Sie fanden keine Wohnstätte (recevoir hat hier passiven [?] Sinn).' Die Stelle bedeutet aber: 'Die Tiere hatten zwar zu leben, doch konnten sie keine Gäste empfangen, und nun kamen doch welche', wie gleich darauf erzählt wird, nämlich die vor den preufsischen Granaten aus dem Jardin d'acclimatation flüchtenden Tiere. Berlin. E. Pariselle.

Bibliothèque française 60. Chez nous. Nouvelles jurassiennes par T. Combe. Für den Schulgebrauch herausgegeben von Dr. Hans Nehry. Mit Wörterbuch. Dresden, Gerh. Kühtmann, 1894. 136 und 44 (Wörterbuch) S. kl. 8. M. 1,20. Was diese Ausgabe der von behaglichem Humor erwärmten Idyllen von T. Combe anlangt, so kann Referent nur das oben über Vernes Cinq semaines en Ballon ausgesprochene Urteil wiederholen, ebenso die Bemerkung, dafs für Obersekundaner ein Spezialwörterbuch überflüssig ist. E. Pariselle.

Berlin.

Leitfaden der italienischen Sprache für den Schul- und Privatgebrauch bearbeitet von H. Langhard, Sekundarlehrer in Küsnach bei Zürich, und J. Müller +, Sekundarlehrer in Hedingen. Zürich, Friedrich Schulthefs, 1894. 2 Bl., 104 S. 8. M. 1,20.

Dieser Leitfaden gehört zu dem jahraus jahrein auf dem Büchermarkt erscheinenden Mittelgut, an dem weder viel zu loben noch viel zu tadeln ist. In althergebrachter Weise ist der grammatische Stoff in kleine Portionen zerlegt, um an den bekannten, in neuerer Zeit so heftig an

gegriffenen inhaltlosen Einzelsätzen durch Übersetzen eingeübt zu werden. Zum Schlufs kommen allerdings eine Anzahl zusammenhängende Lesestücke.

Berlin.

E. Pariselle.

Kleines Lehrbuch der italienischen Sprache von Sophie Heim, Lehrerin des Italienischen an der höheren Töchterschule in Zürich. Zürich, F. Schulthefs, 1894. 2 Bl., 140 S. 8. M. 1,40. Nachdem die Verfasserin erst im vorigen Jahre ihr 'Elementarbuch der italienischen Sprache' (Zürich, F. Schulthefs, 1893) in 5. Auflage hat erscheinen lassen, ist sie mittlerweile zur Reform bekehrt worden und macht nun in dem vorliegenden Buche einen um es gleich zu sagen recht geschickten Versuch, die italienische Sprache nach der analytischdirekten Methode zu lehren. Ihre Vorbilder sind dabei namentlich die Lehrbücher von Bierbaum und Baumgartner gewesen, doch hat sie sich keineswegs auf blinde Nachahmung beschränkt. Man sieht dem Buche überall die erfahrene und besonnene Lehrerin an, die sich bemüht hat, von der neuen Methode das aufzunehmen, was sie für die Belebung des Unterrichts bietet, ohne die Vorzüge der alten zu opfern. Dankbare Anerkennung verdient es, dafs Frl. Heim sich der Mühe unterzogen hat, offenes e und o, geschlossenes e und o, tönendes und tonloses s mit diakritischen Zeichen zu versehen. Referent würde in einem Elementarbuche nicht eglino und elleno statt der jetzt viel üblicheren essi und esse in das Paradigma setzen (S. 8). Nicht ganz präcis heifst es S. 2: 'Die Doppelkonsonanten unterscheiden sich von den einfachen durch die Dauer.' Das ist richtig für die Reibelaute, nicht aber für die Explosivlaute, bei denen nur die Dauer des der Explosion vorangehenden Verschlusses verlängert wird.

Berlin.

E. Pariselle.

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