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und er läfst seinen Gefangenen frei. Da er dann zu Kardinal Richelieu kommt, um ihm zu erklären, dafs die ihm übertragene Aufgabe unter seiner Würde gewesen sei, droht diesem gerade Gefahr, gestürzt zu werden, und teils der Umstand, dafs Berault trotzdem sich ihm stellte, teils die Fürsprache von Cocheforêts Schwester erwirken ihm Verzeihung: aus ihm und seiner Fürsprecherin wird ein Paar. J. Z.

Börner, Dr. Otto, Oberstufe zum Lehrbuch der französischen Sprache. Leipzig, B. G. Teubner, 1894.

Derselbe, Syntaktischer Anhang zu den Hauptregeln der französischen Grammatik. Wiederholungen und Ergänzungen für den Unterricht in den oberen Klassen höherer Lehranstalten. Leipzig, Teubner, 1893.

Die französischen Lehrbücher, welche Börner vor ungefähr drei Jahren für die Unter- und Mittelklassen veröffentlicht hat, liefsen einen trefflichen Abschluss des ganzen Aufbaues auch für die Oberklassen erwarten. Diese Erwartung hat sich erfreulicherweise erfüllt. Eine so reiche Fundgrube des Lernenswerten wird auch dem Schüler unbedingt Achtung einflöfsen, während ein karg ausgestattetes Lehr- und Übungsbuch ihn nicht nur nicht fesselt, sondern abstöfst. Mit der Achtung vor dem Lehrbuche ist aber das Ansehen des Lehrfaches eng verknüpft; wenn das erstere den Schüler mit fortreifst, so wächst sein Respekt vor dem Fache unbedingt, und auch der Lehrer hat eine treffliche Stütze. Das, hoffe ich, wird bei Börners Lehrbuche für die Oberklassen der Fall sein.

Die Einrichtung des Buches entspricht derjenigen der Unterstufe, nur ist sie etwas erweitert. Jede Lektion zerfällt in sechs Abschnitte: 1) grammaire, 2) exercice (französisch), 3) thème (deutsch), 4) conversation, 5) composition, 6) lecture, die sich im Anhang Teil 2 befindet. Gerade in dieser Einteilung liegt die Stärke und der Vorzug des Börnerschen Buches. Es kann meines Erachtens kein Kapitel den Schüler im unklaren über die zu übenden Regeln lassen, nachdem alle diese Abschnitte besprochen und durchgenommen sind. Sollte aber gerade in betreff der einzelnen grammatischen Regeln in den zusammenhängenden Stücken der Lektion nicht genug Übungsstoff enthalten sein, so hat Börner im Anhange noch eine reiche Auswahl französischer und deutscher Einzelsätze gegeben, so dafs das Übungsmaterial sorgfältig ausgewählt und aufsergewöhnlich reich ist. Ganz besondere Hervorhebung verdient die Conversation, die in jedem Kapitel vertreten ist und stets einen neuen Gegenstand vorführt. Fast alles, was das tägliche Leben, der Aufenthalt im Auslande, der Verkehr mit Nationalen erheischt, ist hier berücksichtigt. Die Fragen sind vorzüglich gestellt, sie beleuchten den Gegenstand nach allen Seiten; die Vokabeln, die zum Gespräche nötig sind, finden sich in einem Vocabulaire des Conversations zusammengestellt und machen also die Anschaffung eines besonderen vocabulaire, wie etwa des vocabulaire systématique von Platz, überflüssig. Auch der Stoff zur Lektüre ist sehr geschickt und

nutzbringend ausgewählt. Er schildert uns Frankreich in seiner geogra phischen, geschichtlichen und kulturgeschichtlichen Entwickelung und wird den Schüler sicher fesseln, zumal das Ganze zur kursorischen Lektüre selbst ohne Präparation eingerichtet ist, so dafs auch ohne Vorbereitung einmal ein Kapitel, dessen Inhalt in der Stunde gestreift worden ist, gelesen werden kann.

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An Verbesserungsvorschlägen hätte ich folgende zu machen. Im exercice zu Lektion II (Kapitulation von Sedan) ist foudroyer qn. mit 'beschiefsen, niederdonnern' übersetzt, ich würde 'niederschmettern, niedermähen' sagen. S. 18, Z. 5 ist bei force eine 2 gedruckt statt 1 (Hinweis auf § 83). Bei den Briefen sollten der Anfang (Anrede) und die Schlufsformel nicht in eine Zeile mit dem übrigen Briefe gedruckt sein, das erweckt in dem Schüler ein falsches Bild. Es ist klar, dafs dies der Raumersparnis wegen geschehen ist, allein einen oder zwei Briefe sollte man mit getrennter Anrede und Schlufsformel drucken, so wie ein Brief geschrieben aussieht. S. 155 ist nach crier 'knarren' (von der Thür) huiler 'einölen' vergessen, das die Frage S. 16 voraussetzt. -S. 37 wünschte ich râteau des faneuses, sowie touffes übersetzt; diese Worte sind sicher ebenso unbekannt wie gluaux 'Leimruten', das Börner übersetzt hat. S. 31 unten mufs es für en espagnol wohl en français heifsen, doch ist dies nicht Börners, sondern Lamé-Fleurys Fehler. S. 32 ist Z. 3 bei 'begierig nach' auf 390 verwiesen, aber weder dort noch im Anhange findet sich eine Übersetzung oder Regel, desgleichen ist 'Schelle' 'Klingel' nicht übersetzt. S. 62 unter B, 2, 3, 4 etc. würde ich statt der neun Bruchstücke von Erzählungen lieber etwas Zusammenhängendes geben. S. 67 ist die Frage gestellt Quelles différentes dénominations a-t-on pour la pluie? Unter den Antworten S. 161 fehlt une averse ‘ein Platzregen’. — S. 234 ist coteau presque à pic nicht übersetzt, doch ist es schwerer als rocheux, roche, dessen Übersetzung gegeben ist. S. 236 ist torrentielles mit 'reifsend' zu übersetzen, 'Strom-Gewässer' ist dem Schüler unverständlich. S. 218 steht bei grandes eine 5, diese Zahl gehört nur zu crue. Ebenda débâcle deglace, es genügt die 6 nach glace (die Zahlen deuten die Übersetzung an). S. 220 ist zu moellon eine doppelte Übersetzung unter 23 gegeben, 'Bruchstein' und 'Thonerde'. Das letztere ist ein Versehen und muss wegfallen. S. 228 wünschte ich noch quinconces erklärt

zu sehen.

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Im syntaktischen Anhange giebt Börner ebenfalls eine Fülle grammatischen Stoffes, die feinen Regeln der Syntax, die in Realgymnasien und Oberrealschulen das grammatische Pensum der oberen Klassen bilden werden, an Gymnasien und Realschulen aber nur sehr verkürzt Verwendung finden können in anbetracht der geringen Stundenzahl des Französischen bezw. der geringeren Ansprüche, die an einen Realschulabiturienten gestellt werden. Auch hier möchte ich einige Änderungen vorschlagen. S. 7, § 17 sagt der Verfasser: 'Die in § 14-16 gegebenen Regeln haben auch für die indirekten Fragesätze mit substantivischem Subjekte Geltung.' Das stimmt aber für § 15 Qui cet homme a-t-il tué?

nicht.

§ 27 fehlt der Zusatz 'sobald sie unverbunden sind' (wenn meh

rere als Subjekt gebrauchte Substantiva ähnliche Bedeutung haben, steht das Verb im Singular).

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§ 45 b gehört nicht in diesen Abschnitt, denn

der handelt von Konditionalsätzen, quand aber leitet Temporalsätze ein. § 52b und c ist der Satz Les fruits que j'ai vu qu'on cueillait, ne sont pas encore mûrs unschön wegen des doppelten que.

In einigen Fällen wäre ferner die deutsche Übersetzung neben dem französischen Beispielsatze sehr angebracht, besonders wenn die deutsche Konstruktion wesentlich von der französischen abweicht, z. B. in der Wortstellung. Dem Schüler ist das von grofsem Werte, wenn charakteristischen Unterschiede in beiden Sprachen sieht.

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Selbstverständlich können diese kleinen Abänderungsvorschläge, die zum Teil vielleicht nur nach meiner und nicht nach anderer Beurteiler Ansicht nötig sind, dem Werte des Buches keinen Abbruch thun. Es sind vorzügliche Lehrmittel, nach denen jeder mit Freuden unterrichten wird, und so wünschen wir ihrem Verfasser von Herzen Glück zu ihrer Vollendung, den Büchern aber recht weite Verbreitung.

Dresden.

Oscar Thiergen.

Dialogische Besprechung Hölzelscher Wandbilder in französischer Sprache. Stadt. Mit einem Anschauungsbilde. Französische Sprechübungen für Klassen- und Selbstunterricht herausgegeben von Oberlehrer Dr. Kron. M.-Gladbach, Emil Schellmann, 1894. VIII, 51 S. M. 0,75.

Dafs der Verfasser ein brauchbares Mittel für den Selbstunterricht geliefert hat, wird niemand in Abrede stellen. Aber die Vorteile, die der Klassenunterricht daraus ziehen mag, scheinen mir doch recht gering. Es ist ein schwacher Ersatz, aber immerhin ein Ersatz für den persönlichen Lehrer, in dessen Munde allein die Sprache wirkliches Leben gewinnt; aber was kann der Lehrer aus diesem Büchelchen mehr gewinnen, als höchstens einige Anregung, solange er Anfänger ist? Für einige methodische Winke wird er ehrlich danken, aber im übrigen seine eigenen Wege gehen. Denn entweder ist er eine Persönlichkeit und erkennt auch seine Schüler als verschiedenartige Persönlichkeiten mit verschiedenartigen Anlagen und Interessen an, oder er ist überhaupt kein Lehrer. Meint denn der Verfasser, ein denkender Lehrer werde sich auch völlige Gleichheit des Schülermaterials vorausgesetzt — seine Fragen nach Inhalt und Form vorschreiben lassen? Und, wenn er ein unfähiger Lehrer ist, wie will er sich mit den Antworten seiner Schüler abfinden? So könnte für den Schulunterricht ein kleiner Nutzen nur darin gefunden werden, dafs sich die Schüler schon zu Hause auf eine bestimmte Sprechübung vorbereiten können. Sie werden aber dann ebensowenig wie ihr Lehrer lernen, sich über den Stoff zu stellen. Und nun diese Fragen an sich! Ich will über die Geschicklichkeit ihrer Entwickelung gewifs nichts sagen, und ihr Französisch ist

korrekt und oft sogar elegant, aber, wenn der Verfasser glaubt: Toutes les demandes sont faites de telle façon qu'elles n'exigent qu'une réponse déterminée et ne peuvent en avoir d'autres so irrt er sich gewaltig. Mufs z. B. die Frage 13: Savez-vous le nom de la rivière? notwendig beantwortet werden mit Ce peut être la Seine, la Tamise, ou le Danube? Oder die Aufforderung 21: Dites-moi ce que cet édifice représente de remarquable, en dehors des statues wird sie unbedingt die Antwort finden: En dehors y a un péristyle surmonté d'un grand balcon aux deux coins du quel s'élèvent deux élégants réverbères ?

des statues

il ...9

Ich kann mir nicht helfen, ich meine, der Verfasser hat sich mit der Zusammenstellung dieses Questionnaire eine recht wenig lohnende und daher eine ziemlich unnötige Arbeit gemacht.

Berlin-Zehlendorf.

Fr. Speyer.

Edmond Biré, Portraits historiques et littéraires. Lyon, librairie générale catholique et classique, 1892. 389 S. gr. 8.

Biré hat sich durch seine Arbeiten über Victor Hugo als gründlichen, aber einseitig verbissenen Kritiker royalistischer und ultramontaner Färbung bekannt gemacht. Diese Portraits sind lediglich Zeitungsaufsätze von ungleichem Wert. Wir heben die lehrreichen heraus.

Joseph de Maistre (S. 1-46) bringt eine ausführliche Besprechung der 1888 beim gleichen Verleger erschienenen sechsbändigen Correspondance complète des Philosophen, worin unter anderem die willkürliche Auswahl und Verstümmelung einzelner Depeschen durch A. Blanc (1858 und 1860) heftig getadelt wird. Die besprochene Ausgabe, die Vorläuferin einer vierzehnbändigen der Euvres complètes, vereinigt in chronologischer Ordnung die berichtigten Blancschen Briefe mit den im Jahre 1851 vom Sohne J. de Maistres herausgegebenen Lettres et opuscules inédits, im ganzen 586 Briefe aus den Jahren 1803-17, mit den vorher ungedruckten. Der Verfasser hat jeden Brief nach unmittelbarer Eingebung niedergeschrieben, ohne, wie P. L. Courier, jeden einzelnen sorgfältig durchzufeilen. Eben dies macht die leidenschaftlichen Ergüsse gegen Bonaparte, die vertraulichen Briefe an die Verwandten doppelt lesenswert. Aus der Corresp. ergiebt sich übrigens die Unwahrscheinlichkeit der Annahme Villemains, als sei die Einleitung zu den Soirées de St Pétersbourg von Xav. de Maistre, dem Bruder Josephs, geschrieben worden. Biré bedauert mit Recht die Dürftigkeit des die einzelnen Briefe begleitenden Kommentars und giebt allerlei Ergänzungen über die Adressaten, die Anspielungen etc.

Auf eine Besprechung von Edm. Rousses kurzem Lebensbild Mirabeaus in Hachettes Grands Écrivains, von A. Vandals meisterhaftem Buch über die Beziehungen zwischen Alexander und Napoleon etc. folgen zwei spannende Skizzen über Mme de Chateaubriand und Mme de Lamartine im Anschlufs an die Veröffentlichungen des Abbé G. Pailhès und von Ch. Alexandre (1887), dann nach kleineren Aufsätzen eine sehr ab

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fällige Besprechung von Victor Hugos Dieu. Er nennt diese Dichtungen gedankenleer und nebelhaft, tadelt die Anhäufungen von Bildern und schliefst mit dem keineswegs neuen Urteil: Le Trop, voilà le défaut capital des poésies de V. Hugo, surtout dans la seconde période de sa carrière, la plaie qui les ronge, la verrue qui les défigure.

Freiburg i. Br.

Joseph Sarrazin.

Auteurs français. Sammlung der besten Werke der französischen Unterhaltungslitteratur mit deutschen Anmerkungen herausgegeben von Dr. Richard Mollweide, Oberlehrer am Lyceum zu Strafsburg i. E. V. Bändchen: P. Corneille, Le Cid. Strafsburg i. E., Strassburger Druckerei und Verlagsanstalt, 1893. Dafs Corneilles Cid hier der Unterhaltungslitteratur zugerechnet wird, erscheint etwas auffällig, erklärt sich aber wohl daraus, dafs der Herausgeber sein Möglichstes gethan hat, ihn durch Beseitigung aller Schwierigkeiten demjenigen Kreise der Leser zugänglich zu machen, die nur um der Unterhaltung willen zu französischen Büchern greifen. Ein Freund der 'mechanischen und für die geistige Entwickelung mehr oder minder nutzlosen Arbeit' des Nachschlagens im Wörterbuche ist Mollweide nicht. Um seinen Standpunkt zu kennzeichnen, wird es genügen, die ersten Verse des Cid nebst ihrem Kommentar aus der vorliegenden Ausgabe hierherzusetzen:

CHIMÈNE. Elvire, m'as-tu fait un rapport1 bien sincère?2
Ne déguises 3-tu rien de ce qu'a dit mon père?4

ELVIRE.

Tous mes sens à moi-mêmes en sont encor1 charmés:
Il estime Rodrigue autant que vous l'aimez,

Et si je ne m'abuses à lire dans son âme,

Il vous commandera de répondre à sa flamme. 10

1 Bericht, Erzählung.

2 aufrichtig, wahr. 3 verkleiden, falsch darstellen. - Fakultative Inversion im indirekten Fragesatze (wegen des Reims). 5 Possessiver Dativ zur Verstärkung des Possessivpron.; oder à =dans (même ist in beiden Fällen pleonastisches Füllwort).

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6 Mit Bezug auf de ce qu'a dit, 2. 8 sich täuschen, irren. - en lisant (à mit Infin.

bei Corneille öfters = Gérondif). 10

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amour (Sprache der Galanterie).

Vorausgeschickt ist eine umfangreiche, gröfstenteils Marty - Laveaux entnommene Einleitung in französischer Sprache.

Berlin.

E. Pariselle.

Mignet, Histoire de la Terreur, für den Schulgebrauch erklärt von Adolf Ey. Zweite verbesserte Auflage, mit einem Plan von Paris (Band 35 der Rengerschen Schulbibliothek). Leipzig, Rengersche Buchhdlg., 1893. XII, 122 S. 8. Geb. M. 1,40. Mignet ist eine vortreffliche Primanerlektüre. Die Darstellung ist sprachlich nicht übermäfsig schwierig, stellt aber der Gedankenarbeit Archiv f. n. Sprachen. XCIII.

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