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den sie nach Canada geschickt, nach England zurück und will trotz alles Abmahnens seiner Söhne betrunken, wie er ist, seinen zukünftigen Schwiegersohn aufsuchen. Kurz, nachdem er sich auf den Weg gemacht, fällt er ins Wasser: sie hören seinen Hilferuf, lassen sich aber zu dem Versuche, ihn zu retten, Zeit, bis es zu spät ist. Sie behalten ihr Geheimnis für sich, und Rosa ist schon verheiratet, als man die Leiche findet, die aufser den beiden Brüdern niemand erkennt. Rosas Glück ist gesichert, aber das der beiden Brüder ist für immer dahin. On the Western Circuit tritt ein junger Advokat in Beziehungen zu einem Dienstmädchen Namens Anna, die nicht ohne Folgen bleiben: die geistreichen Briefe, die er vo von Anna bekommt, bestimmen ihn, sie zu heiraten. Grofs ist aber sein Schrecken, da er erfährt, dafs diese Briefe alle von der Herrin Annas herrühren, Anna selbst aber über die ersten Anfänge der Schreibkunst noch nicht hinausgelangt ist. To please his Wife, das gern reich sein möchte, geht ein Schiffskapitän mit seinen beiden Söhnen auf eine Fahrt, von der sie nicht zurückkommen. The Melancholy Hussar of the German Legion desertiert, kommt aber statt nach Frankreich, nach Jersey, wird hier gefangen genommen und in England erschossen. The Fiddler of the Reels macht Karoline Aspent ihrem Bräutigam Ned Hipcroft untreu und hat mit ihr ein Kind. Ned heiratet sie trotzdem einige Jahre später, und er liebt seine Stieftochter, wie ein eigenes Kind, und ist höchst unglücklich, da sie ihm von ihrem Vater weggenommen wird. A Tradition of Eighteen Hundred and Four weils davon zu erzählen, wie Napoleon I. selbst den Boden Englands betreten habe, um zu sehen, wo er seine Truppen landen könnte.

A Few Crusted Characters sind neun ganz kurze Geschichten, die durch eine Rahmenerzählung zusammengehalten werden. Sie werden einem nach langer Abwesenheit seinen Geburtsort besuchenden Sohne Longpuddles von Leuten mitgeteilt, die mit ihm aus einer benachbarten Stadt im Stellwagen nach Longpuddle fahren. Von diesen sind einige sehr komisch: so Andrey Satchel and the Parson and Clerk. Andrey ist betrunken zu seiner Trauung in die Kirche gekommen, und der Geistliche weigert sich, ihn in diesem Zustande zu kopulieren. Seine Braut aber, die einer baldigen Entbindung entgegensieht, hat Angst, dafs, wenn Andrey überhaupt aus der Kirche komme, aus der ganzen Heirat nichts werden werde. Sie lässt sich daher mit ihm in dem Kirchturm einsperren: in zwei Stunden wollen Pfarrer und Küster wiederkommen, vergessen dies aber, da gerade eine Hetzjagd stattfindet und sie beide leidenschaftliche Jäger sind. Erst am nächsten Morgen fallen dem Küster die Eingesperrten ein, die denn nun schleunigst getraut werden.

Dieser neue Band Hardys schliefst sich in jeder Hinsicht seinen früheren Werken würdig an. Er kann allen Erwachsenen bestens empfohlen werden für Kinder freilich hat der Verfasser Life's Little Ironies ebensowenig, wie A Group of Noble Dames oder Tess of the D'Urbervilles, geschrieben. J. Z.

The Anarchist. A Story of To-day. By Richard Henry Savage. Leipzig, Bernhard Tauchnitz, 1894 (Collection of British Authors, Vols. 2986 and 2987). 272 und 278 S. kl. 8. M. 3,20.

Die Hauptperson dieses vorzugsweise auf dem europäischen Kontinent spielenden Romans ist eigentlich nicht der deutsche Anarchist Karl Stein, sondern die schöne und reiche Amerikanerin Evelyn Hartley, die im Gegensatz zu den zunächst vorhergehenden Heldinnen des Verfassers, der Venus mit der Maske (Archiv XCI, 310) und der Delilah von Harlem (ebenda S. 442), ebenso edel und tugendhaft ist, wie schön. Stein hat ihr Unterricht gegeben bei Lebzeiten ihres Vaters. Da dieser stirbt und sein unermessliches Vermögen zwischen seine Witwe und sein einziges Kind gleich geteilt wird, sucht Stein die Verfügung darüber zur Förderung der Sache des Anarchismus in die Hände zu bekommen. Die Mutter wird die Frau eines Gesinnungsgenossen Steins, Dr. Rheingold, aber sie stirbt am Schlage, ehe sie Zeit hatte, ihr Testament zu ändern, so dafs ihr Bruder sie beerbt. Und auch die andere Hälfte des Geldes entgeht den Anarchisten, da Evelyns durch Stein herbeigeführte Verlobung mit dem polnischen Grafen Oborski, der trotz seiner hohen Stellung beim Militär und am Wiener Hofe aus Hafs gegen Rufsland Anarchist geworden ist, wieder zurückgeht, weil die Zigeunerin Etelka ältere Ansprüche an ihn hat, und der Versuch Oborskis, Evelyn zu entführen, mifslingt. Oborski wird hierbei von Evelyns Jugendfreund Philip Maitland erschossen, während Stein einige Zeit später der Rache des Zigeunerkönigs Melchior verfällt. Evelyn und Maitland, die vorher auf Bruder und Schwester gespielt, heiraten sich endlich. Der Roman ist wieder mit einer Hast erzählt, die den Leser gar nicht zur Besinnung kommen läfst. Auch fehlt es begreiflicherweise nicht an Unwahrscheinlichkeiten. I, 88 f. scheint mir Territet mit Glion verwechselt. I, 111 lesen wir He plunged into the shaded cañons of the Tyrol where Andreas Hofer died for liberty. II, 158 morturi te salutant ist hoffentlich nur ein Druckfehler. Maitlands ethnographische Kenntnisse von Europa sind trotz seines langen Aufenthalts in diesem Erdteil verworren, wenn er II, 253 sagt We have obtained secret handbills in German, Slavic, Russian and Polish und S. 254 Sixty per cent of our arrests or suspects are Germans, Slars and Poles. J. Z.

A Yellow Aster. By lota. Leipzig, Bernhard Tauchnitz, 1894 (Collection of British Authors, Vol. 2988). 288 S. kl. 8. M. 1,60.

Ein Cambridger Senior Wrangler, Mr. Waring, findet eine Frau durch das Einrücken mathematischer Aufgaben in eine Zeitschrift. Das Ehepaar, dem bald ein schöner Landsitz zufällt, lebt ganz der Wissenschaft

und kümmert sich gar nicht um die beiden Kinder, die es bekommt. Bei dem älteren, einem Sohne, hat dies wenig zu sagen, da er in der öffentlichen Schule, in die ihn trotz des Widerstrebens seiner Eltern seine von seiner Schwester Gwen angezettelten Streiche bringen, und dann beim Militär alles findet, was seine in geistiger Hinsicht anspruchslose Natur bedarf. Aber bei Gwen, die mit grofsem Verstande bezaubernde Schönheit verbindet, verkümmert das Gemüt vollständig: sie weifs gar nicht, was Liebe ist. Trotzdem wird sie die Frau des Sir Humphrey Strange. Dieser bemüht sich mit unendlicher Geduld, in ihr Liebe zu wecken, aber umsonst. Während er in Afrika einen verschollenen Missionär sucht und sonstigen Abenteuern nachgeht, hält sie sich bei ihren Eltern auf. Bei ihrer Mutter kommt jetzt auf dem Sterbebette ihr Gemüt zum Durchbruch: dies und die Geburt ihres Sohnes bringen dann endlich auch Gwens Herz zum Leben. Der Roman hat in England grofses Aufsehen erregt. In dem Athenæum vom 9. Juni (S. 753) hat sein englischer Verleger eine ganze Reihe von sehr günstigen Urteilen der Presse zusammengestellt. Ich teile aber die Ansicht G. Barnett Smiths (Academy vom 24. März, S. 246), dafs die Kritiker den Wert des Buches zum Teil sehr überschätzen. Ich läugne nicht, dafs die Verfasserin sehr gescheit ist und wirksam zu erzählen versteht. Ich freue mich auch der Grundgedanken, die sie durch ihren Roman zu erläutern versucht hat, nämlich einmal, dafs gelehrte Beschäftigung beider Gatten fast unausweichlich jedes Familienleben unmöglich macht, sodann, dafs Ehe ohne Liebe schlimmer ist, als Liebe ohne Ehe. Aber sämtliche Hauptfiguren kommen mir im Grunde unwahr vor. In dieser Beziehung mufs ich auf die Verfasserin anwenden, was sie Strange von seinem jungen Freunde, dem in Farben schwelgenden Maler Brydon, (S. 132) sagen läfst: As for drawing, you don't know the beginnings of it! Gwens Eltern sind geradezu eine Karikatur. Bei Gwen selbst aber kann ich mir unmöglich das Bedürfnis zu lieben und geliebt zu werden, das sie als kleines Kind schon zeigt, mit einer Unfähigkeit hierzu verbunden denken. Auch Stranges vollständiges Verschwinden von der Bildfläche zu einer Zeit, da er ahnt, dafs seine Frau einer Krisis entgegengeht, ist unbegreiflich. Den Titel erläutert die Verfasserin selbst: zunächst durch das Motto If... science ... so invades the realm of Nature that a blue chrysanthemum or a yellow aster can be produced at will, the question still remains, 'Has Nature been made more beautiful thereby?', ferner, wenn sie S. 158 Gwen von ihren früheren Courmachern sagen läfst They weren't lovers at all, they were explorers, experimental philosophers. They had the same strong yearning for me that a botanist has for a blue chrysanthemum, or a yellow aster. If a man could succeed in getting this thing he would go mad over it, and put it in the best house in his grounds for all his neighbours and friends to admire; but do you think he would love it, like an ordinary sweet red rose, that he can gather, and smell, and caress, and bury his nose in, and wear near his heart? Not he! Bald nach diesen Worten nennt Strange seine Frau My yellow aster (S. 160). J. Z.

Archiv f. n. Sprachen. XCIII.

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Katherine Lauderdale. By F. Marion Crawford. Leipzig, Bernhard Tauchnitz, 1894 (Collection of British Authors, Vols. 2989 and 2990). 287 und 285 S. kl. 8. M. 3,20.

Crawford hat Katherine Lauderdale, freilich nur ganz aufserlich, mit seinem vorhergehenden Roman Marion Darche (vgl. Archiv XCII, 119) in Verbindung gebracht, indem er Nebenfiguren aus diesem auch in seiner neuen Erzählung auftreten läfst (II, 256 ff.). Von gröfserer Bedeutung ist es aber, dafs der vorliegende Roman nicht abgeschlossen ist. Katherine Lauderdale bestimmt ihren Vetter Jack Ralston, von dem ihr Vater nichts wissen will, sie heimlich zu heiraten, und auch am Schlusse des zweiten Bandes wissen seine Mutter und ihre Eltern von der Ehe noch nichts, so dafs man das Buch unbefriedigt aus der Hand legt. Dafs der Verfasser nach II, 283 ff. die Geschichte von Jack und Katherine und ihrem Verwandtenkreise bald fortsetzen will, ändert daran nichts. Ich möchte meinen, Crawford hätte den Leser wenigstens über die weiteren Schicksale des heimlich verheirateten Paares nicht im Zweifel lassen und sich nicht auf die Erzählung davon beschränken sollen, wie Jack, der früher gelegentlich etwas zu viel getrunken hat, gerade, da er ganz enthaltsam lebt, an seinem Hochzeitstage den Schein auf sich lädt, sich sinnlos betrunken zu haben, und welche Mühe er hat, nicht blofs seine Mutter, sondern auch Katherine von seiner Unschuld zu überzeugen. J. Z.

A Beginner. By Rhoda Broughton. Leipzig, Bernhard Tauchnitz, 1894 (Collection of Brit. Authors, Vol. 2991). 279 S. kl. 8. M. 1,60.

Miss Emma Jocelyn hat den Roman 'Miching Mallecho', by a Beginner geschrieben. Sie hat gehofft, wie G. Eliot, eine Lehrerin ihres Volkes zu werden, muss es aber erleben, dass ihre besten Freunde über einige üppige Liebesscenen in ihrem Buche höchst erstaunt sind, und dafs eine Verwandte an ihnen solches Gefallen findet, dafs sie nahe daran ist, ihrem Manne untreu zu werden. In der Zeitschrift Porch erscheint eine vernichtende anonyme Kritik. Inzwischen hat Emma die Bekanntschaft des von ihr längst hochverehrten Verfassers von Warp and Woof, Edgar Hatcheson, gemacht. Sie möchte mit ihm gern in einem rein geistigen Verkehr stehen, aber sie merkt bald, dass er in sie verliebt ist. Als er eines Tages bei ihr erscheint, weifs sie, weshalb er kommt. Sie will ihn nicht zum Vorbringen seiner Werbung kommen lassen und stürzt sich auf das Buch, das er mitgebracht hat. Es ist dies der eben fertiggewordene zweite Band von Warp and Woof, der ihr gewidmet ist mit den Worten To her whose gracious influence has given them birth, these trifling essays are humbly offered by the author. Da sie darin blättert, stöfst sie auf die Kritik ihres Romans aus der Porch und teilt nun dem verblüfften Verfasser mit, dafs sie das so schlecht gemachte Buch geschrieben habe,

und dafs ihre Freundschaft nun zu Ende sei. Sie kauft alle Exemplare von Miching Mallecho auf bis auf die Freiexemplare, welche die fünf grofsen öffentlichen Bibliotheken behalten, und verbrennt sie mitsamt Warp and Woof. Darauf heiratet sie einen älteren Gutsbesitzer, den ihr die Gesellschaft ihrer Heimat längst zugedacht hat. Im Inhalt zeigt A Beginner einige Ähnlichkeit mit Hornungs kleiner Erzählung An Idle Singer (vgl. Archiv LXXXIX, 351), in der aber aus dem Recensenten und der Recensierten doch ein Paar wird. An Wert möchte ich A Beginner etwa Mrs. Bligh (Archiv XC, 201) gleichsetzen. Gut gelungen ist die Zeichnung von Emmas Tante, Mrs. Chantry. Leider herrscht auch in dem neuen Roman wieder das Præsens historicum. J. Z.

The Rubicon. By E. F. Benson. Leipzig, Bernhard Tauchnitz, 1894 (Collection of Brit. Authors, Vol. 2992). 287 S. kl. 8. M. 1,60.

Eva Grampound heiratet ohne Liebe den weit älteren Lord Hayes. Nachdem sie ihren Gatten zuerst auf Jim Armine eifersüchtig gemacht, der ihr ganz gleichgültig ist, verliebt sie sich in Reggie Davenport, wie dieser in sie, obgleich er schon seit längerer Zeit mit Gertrude Carston verlobt ist. Reggie, der ziemlich beschränkt ist, hält Eva für ein edles Wesen, bis sie ihm selbst, indem sie ihn nach entsprechender Vorbereitung in den Tannhäuser führt, (man versteht nicht recht, wie) die Augen öffnet: er verläfst das Theater nach der Ouverture mit den Worten You are a wicked woman, aber er sucht dann wieder mit ihr anzubandeln, allein Eva weist, zum Teil durch Reggies Mutter dazu bestimmt, ihn jetzt ab. Er reist seiner Verlobten nach Aix nach: seine Beziehungen zu Lady Hayes werden hier bekannt, und Gertrude giebt ihn aus eigenem Antrieb frei. Bald darauf erfährt Reggie von dem plötzlichen Tode Lord Hayes'. Eva könnte nun Reggie heiraten: allein sie glaubt, dafs dieser mit ihr nicht glücklich werden könne, wohl aber mit Gertrude, und, anstatt in London seine ihr vorher gemeldete Ankunft abzuwarten, begiebt sie sich aufs Land und vergiftet sich mit Blausäure. Die neue Heldin des Verfassers zeigt viel Ähnlichkeit mit seiner alten in Dodo (Archiv XCII, 439), nur kommt sie mir noch unwahrscheinlicher vor: die rührende Aufopferung ihrer Liebe und ihres Lebens pafst gar nicht zu ihrem Charakter. Auch die übrigen Hauptfiguren scheinen mir nicht lebenswahr zu sein. Der Titel ist wenig bezeichnend. Der ganze Roman ist keine sehr erfreuliche Leistung. J. Z.

The Man in Black. By Stanley J. Weyman. Leipzig, Bernhard Tauchnitz, 1894 (Collection of British Authors, Vol. 2993). 262 S. kl. 8. M. 1,60.

The Man in Black unterscheidet sich insofern von allen früher in der Tauchnitz Edition erschienenen Erzählungen des Verfassers (s. zuletzt

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