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I've seen it (the human soul) rushing forth in blood,
I've seen it on the breaking ocean

Strive with a swoln convulsive motion etc.

Was hat Bandow dazu zu bemerken? to strive sich losringen (vom Leibe); swoln = swollen zürnend; to swell with anger, rage vor Zorn bersten.' Erstens heifst strive nicht 'sich losreifsen', sondern die menschliche Seele kämpft auf dem schäumenden Meere mit krampfhafter Bewegung gegen das Ertrinken; und zweitens heifst swollen allein nie zürnend; gegen wen sollte die Seele aufserdem hier zürnen? Der ganze Ausdruck ist dem Dichter hier, wie an manchen anderen Stellen unseres Gedichtes, verunglückt. Byron hat offenbar zwei Vorstellungen vermischt: die ringende Seele und den ringenden Schwimmer, der von der krampfhaften Anstrengung anschwillt. Oder hat er sogar an die vom Wasser geschwellte Leiche des Ertrunkenen nebenbei gedacht? Wem solche Verwirrung bei Byron ungeheuerlich erscheinen sollte, den verweise ich z. B. auf eine Stelle im selben Prisoner of Chillon (S. 15, V. 13 ff.):

I saw the glimmer of the sun

Creeping as it before had done,

But through the crevice where it came
That bird was perch'd, as fond and tame,
And tamer than upon the tree.

Natürlich safs das Vöglein nicht durch die Spalte, sondern er sieht es durch die Spalte, durch welche der Lichtstrahl eindrang, draufsen sitzen; die zweimalige Vorstellung des 'durch' im Geiste Byrons hat wohl den Ausdruck verschuldet. Allmählich wird die Haft des Gefangenen milder, man lässt ihn im Kerker auf- und abgehen (S. 17, V. 7 ff.):

Dazu Bandow: 'it

Freiheit für mich,

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And it was liberty to stride

Along my cell from side to side etc.

was liberty = I was at liberty', statt 'es war schon wandeln zu dürfen'. Auch die Stelle am Schlufs,

wo der Gefangene sagt, er sei mit Wehmut von seinem Kerker geschieden:

With spiders I had friendship made,
And watched them in their sullen trade,
Had seen the mice by moonlight play,

And why should I feel less than they?

scheint mir nicht richtig aufgefafst zu sein, wenn Bandow anmerkt: 'To feel, Vorliebe für etwas haben (für den Ort).' Ich meine, das Gefühl geht auf ihre gegenseitige Zuneigung. Indessen ist der Ausdruck etwas unklar.

Aufserdem ist noch Folgendes zu berichtigen. S. 20, V. 31 lies as is statt as if; Bonivard ist mit einem n zu schreiben; die bei weitem üblichste Schreibung ist Percy Bysshe (nicht Bisshe) Shelley. Manches ist vom Herausgeber unerklärt geblieben, was der Aufklärung bedurfte. Von dem im selben Bändchen enthaltenen Mazeppa gilt das Gleiche. Zu The Cossack Prince rubb'd down his horse, And made for him a leafy bed

(S. 26) wird gesagt: to rub down abreiben (mit Stroh, Heu oder Gras); aber to rub down ist der allgemein übliche Ausdruck für 'putzen' = to groom a horse.

S. 32, V. 1-6:

I was a goodly stripling then;

At seventy years I so may say

That there were few, or boys or men,
Who

Could vie in vanities with me.

ranities sind nicht leichtsinnige, unbesonnene Streiche', wie Bandow will, sondern nichtige, eitle Gaben, vain adornments and acquirements wie hübsches Gesicht, Geschick im Tanzen u. dergl. portcullis soll eigent

lich port-cluse sein, das Fallgatter, das, was das Burgthor schliefst; natürlich stammt es aber aus afrz. porte coleïce 'Gleitethor'. to treasure up a wrong (S. 38, Anm. 48) ist nicht ein jemand zugefügtes Unrecht wie einen Schatz aufsammeln, sondern eines, das man selbst erlitten hat. S. 42, V. 24-27:

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Anm. 26: scarred with vernarbt vor. Das ist sprachlich ebenso unrichtig wie physiologisch. Denn durch Kälte können Wunden nicht vernarben, und scarred heifst auch hier nur 'mit Schorf bedeckt'; the scar der Wundschorf. Darauf folgt die Erklärung: meine Bande verboten mir mein Gefängnis zu lösen (!). Mazeppa will aber selbstredend sagen, dafs er so fest an das Pferd gebunden war, wobei jedenfalls die Arme fest niedergedrückt waren oder den Hals des Tieres umschlungen hielten, dafs er sie sich nicht auch nur ein wenig frei machen konnte. Was meint Bandow mit Note 21, S. 45: to err gewöhnlich: umherirren; hier to be mistaken, sintemal doch die eine wie die andere Bedeutung gleich gewöhnlich ist? S. 46, V. 47. 48:

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wird übersetzt: ich habe meine Stirn ganz im Gesicht des Todes entblöfst, d. h. ich habe dem Tode bereits mein Kompliment gemacht. Aber Mazeppa hat nur seine Stirn ohne Scheu vor ihm entblöfst, seinen Streichen offen. Berlin. G. Krueger.

Argyle's and Monmouth's Attempts on Scotland and England in 1685. By Th. B. Macaulay. In gekürzter Fassung herausgegeben von Prof. O. Schmager. Dresden, Kühtmann. IX, 93 S. Mit einer Orientierungskarte und Wörterbuch. Der unglückliche Versuch des Herzogs von Monmouth, sich an Jakobs Stelle auf den englischen Thron zu schwingen, bildet den Gegenstand eines fesselnden und anschaulich geschriebenen Kapitels bei Macaulay. Gegen die Wahl dieses Abschnittes als Klassenlektüre könnte man nicht ohne Berechtigung einwenden, dafs der Held der Erzählung kein rühmlicher Charakter und die Episode an sich von geringer geschichtlicher Bedeutung sei. In der That giebt es viele Stoffe, die mit gröfserem Rechte bevorzugt werden könnten; dennoch wird niemand behaupten

wollen, dafs nicht auch dieser Erzählung durch die Darstellungskunst Macaulays ein allgemeineres Interesse verliehen worden ist. Mit Recht führt der Herausgeber auch das als einen für die Schule hoch anzuschlagenden Vorzug an, dafs die Schilderung dieses Aufstandes ein in sich völlig abgerundetes Ganzes sei.

Was das Lesen Macaulays selbst in den obersten Klassen beeinträchtigt, ist die Häufung von Reflexionen, die den Gang der Erzählung unterbrechen. Der Herausgeber hat es mit grofsem Geschick verstanden, durch angemessene Kürzungen einen Text herzustellen, der jene Eigenheit des Macaulayschen Stiles zum Teil mildert, ohne in der Darstellung Lücken und Sprünge hervortreten zu lassen, und der dabei von einem Umfange ist, dafs er in einem Semester durchgelesen werden kann.

Für obere Klassen bestimmt, erscheint das Werkchen ohne Anmerkungen; sprachliche Schwierigkeiten sollten auf dieser Stufe kaum mehr zu beheben sein. Gegebenen Falls tritt der Lehrer helfend ein. Einige historische und geographische Aufklärungen schienen dennoch unvermeidlich; diese hat der Herausgeber in dem beigegebenen Wörterbuche hinzufügen zu sollen geglaubt. Es will mir scheinen, als hätte auch hierin etwas sparsamer verfahren und dem Lehrer getrost etwas mehr überlassen werden können. Doch darüber werden die Ansichten wohl auseinandergehen.

Das Wörterbuch ist sorgfältig gearbeitet; mit Rücksicht auf die höhere Stufe sind die gewöhnlichsten Worte nicht alle aufgenommen. Bei vielen finden wir Aussprachebezeichnungen oder auch Angaben des Accents, wo zu vermuten ist, dafs der Schüler unsicher ist. Von Ungenauigkeiten notierte ich mir die Aussprachebezeichnung zu burial place, zu Dunbar, zu Peninsula; ungewöhnlich ist es jetzt, bei disband, disdain, disguise, dislike, disloyal s stimmhaft zu sprechen. Auch der einzige Druckfehler, den ich gefunden, sei angeführt: S. 82 fort statt forth. Der Druck ist sorgfältig und klar, die Ausstattung läfst nichts zu wünschen übrig. Nach meiner Meinung sind die Schmagerschen Textausgaben um ein höchst brauchbares Werkchen vermehrt worden, welches ich zur Benutzung nur empfehlen kann.

Berlin.

G. Opitz.

Miss Ormerod's Protégé. By F. C. Philips. Leipzig, Bernhard Tauchnitz, 1894 (Collection of British Authors, Vol. 2970). 261 S. kl. 8. M. 1,60.

Es fehlt wieder, wie man das ja bei Philips schon gewöhnt ist (vgl. Archiv XCII, 117), das etc. auf dem Titel. Weit auffallender aber ist es, dafs von den zehn Nummern dieses neuen Sammelbandes gerade die Hälfte (A Man shouldn't marry a Murderess; Jessamy's Gal; The Tale of a Kite; A Practical Wife; The Light that smouldered) auch schon in der als Vol. 2949 der Tauchnitz Edition erschienenen Sammlung Of Course zu finden ist. Miss Ormerod's Protégé ist Frank Atherley, der einzige Sohn

des Dean von Dulwich. Er geht, nachdem er seine Universitätsstudien beendet, nicht, wie sein Vater es wünscht, zum Militär, sondern zum Theater, obwohl er sich durch diesen Schritt der Aussicht auf eine spätere jährliche Einnahme von 2000-3000 Pfund beraubt. Nach anfänglichem Mifserfolg in seinem Beruf macht er die Bekanntschaft der gefeierten Schauspielerin Mifs Ormerod, deren geschickter Anleitung er es verdankt, dafs er beim Theater rasch vorwärts kommt. Natürlich heiraten sich diese beiden jungen Leute, und der Dean, der inzwischen all sein Vermögen verspekuliert hat, lebt von dem, was sie ihm geben. - Die zweite Erzählung, Helen, erinnert entfernt an Of Course. Arnold Seymour heiratet Lilian Townsend, nicht deren tiefer angelegte ältere Schwester Helen, die aus Liebe zu ihm seinem Freunde, dem Erzähler der Geschichte, einen Korb giebt. Da Lilian bald stirbt, erzieht Helen ihre zwei Kinder. Ihr Schwager verheiratet sich wieder, aber auch diesmal trifft seine Wahl nicht Helen. Es schliefst sich an A Sequel to a Christmas Story. Ein Schurke verkauft denselben Entwurf zu einer Weihnachtsgeschichte sowohl an Marmaduke Greenbanks als auch an Netta Gray, und die Arbeit des Mannes erscheint so früh, dafs die des Fräuleins unverwendbar wird, so dafs ihr Bruder Charlie, den sie mit dem Ertrage ihrer Feder auf der Schule erhält, in den Weihnachtsferien wenig Vergnügen hätte, wenn nicht Marmaduke, den Netta in dem ersten Schmerz über ihre Enttäuschung aufgesucht, eingetreten wäre. Da Charlie in die Schule zurückkehrt, nimmt er die Hälfte eines Hochzeitkuchens mit. Dem nun folgenden in Verbindung mit Walter Parke in dramatischer Form geschriebenen Breaking it off vermag ich keinen Geschmack abzugewinnen : es ist selbst für eine Farce zu unwahrscheinlich. Eine (man mufs wohl annehmen, geistesgestörte) Tante hat der Mifs Lynette Starchey 20000 Pfund hinterlassen unter der Bedingung, dafs sie heirate, ehe sie mündig sei. Nachdem Lynette mehrere Bewerber abgewiesen, wird es die höchste Zeit, dafs sie endlich jemanden erhört, falls ihr die Erbschaft nicht entgehen soll. Ihres Vaters Wahl trifft seinen Sachwalter, Wilfrid Bending, der aber, ehe er Lynette heiraten kann, erst einer älteren Verpflichtung gegenüber einer Sängerin niederer Art, Miss Daisy Boomer, ledig werden mufs, was schliesslich ohne eine Klage als Nachspiel nur durch den Edelsinn Daisys möglich wird, der denn auch alsbald durch den Heiratsantrag eines durch eine Erbschaft reich gewordenen Farmers belohnt wird. Es bleibt nun nur noch die letzte Erzählung zu besprechen, A Blind Woman, die das Thema von der Frau behandelt, die nicht ahnt, an einen wie unwürdigen Gatten sie gekettet ist. J. Z.

Penshurst Castle in the Time of Sir Philip Sidney. By Emma Marshall. Leipzig, Bernhard Tauchnitz, 1894 (Coll. of British Authors, Vol. 2971). 304 S. kl. 8. M. 1,60.

Ein Buch in der üblichen Art der Verfasserin (vgl. Archiv XCII, 116), von dem ich leider nicht sagen kann, dafs es mich mehr angesprochen

hätte, als seine älteren Brüder. Die edle Gestalt Sir Philip Sidneys spielt nur eine Nebenrolle: die Erzählung dreht sich hauptsächlich um die Liebe zweier Brüder, Humphrey und George Ratcliffe, zu zwei Schwestern, die sie erst nach jahrelangem Warten erhören, Mary Gifford aus dem Grunde, weil, nachdem sie ihren Mann tot geglaubt, dieser wieder auftaucht, ihre Schwester, Lucy Forrester, aber, weil sie Sidney liebt. Ausgedehnt wird die Geschichte noch dadurch, dafs Marys Sohn Ambrose von seinem katholischen Vater entführt wird. In die Citate der Verfasserin haben sich öfter Irrtümer eingeschlichen. In dem Motto aus der Feenkönigin I, 10, 1 S. 9 ist der sechste Vers geradezu verballhornt, indem er lautet No, let the man ascribe it to his skill statt Ne let u. s. w., und ebendaselbst wird der letzte Vers durch die Weglassung von eke vor will um eine Hebung gekürzt. Wenn die Verfasserin S. 109 Fulke Greville sagen läfst Methinks the hypercritic might say there should not be two words of the same spelling and sound and meaning, to make the rhyme, as in the lines ending with 'meet', so übersieht sie, dafs in den Versen (F. Q. II, 12, 71) Th' angelicall soft trembling voyces made To th' instruments divine respondence meet; The silver sounding instruments did meet With the base murmure of the waters fall

die Bedeutung der beiden meet durchaus nicht dieselbe ist, da es das erste Mal Adjektiv, das zweite aber Verbum ist. J. Z.

The Memoirs of Sherlock Holmes. By A. Conan Doyle. Leipzig, Bernhard Tauchnitz, 1894 (Coll. of Brit. Authors, Vols. 2972 and 2973). 280 und 253 S. kl. 8. M. 3,20.

Wir erhalten hier eine Fortsetzung der Adventures of Sherlock Holmes (vgl. Archiv XC, 436 ff.), ebenfalls angeblich aus der Feder seines Freundes Watson. Von den sechs Erzählungen des ersten Bandes sind die drei ersten vorher im Tauchnitz Magazine erschienen und daher schon im Archiv besprochen worden, nämlich Silver Blaze (XC, 319), The Yellow Face (XCI, 95) und The Stockbroker's Clerk (XCI, 318). Ihnen folgt zunächst The "Gloria Scott". Der Friedensrichter Trevor wird vom Schlage getroffen, da er von einem Freunde die, wie sich später zeigt, unrichtige Mitteilung erhält, dafs sein Vorleben, namentlich seine Beteiligung an einer erfolgreichen Meuterei in dem Deportiertenschiff Gloria Scott, verraten sei. In The Musgrave Ritual wird erzählt, wie der geheimnisvoll verschwundene Kellermeister des Hauptes der Familie Musgrave tot in einem Kellerloche gefunden wird, in dem ihn weibliche Rachsucht festgehalten, nachdem er die dort versteckte Krone Karls II. daraus gestohlen. Die Aufzeichnung, die als Musgrave Ritual galt, gab über das Versteck Auskunft. The Reigate Squires, Vater und Sohn, werden zu Mördern an ihrem Kutscher William, der darum wufste, dafs sie einem Nachbarn, mit dem sie einen Rechtsstreit hatten, eine für sie ungünstige Urkunde zu entwenden versucht.

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